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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Was bleibt Begriffsklarung aufgefuhrt Was bleibt ist eine Erzahlung von Christa Wolf Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Entstehung 2 Inhalt 3 Folgen und Literaturstreit 1990 3 1 Einleitung des Streits 3 2 1 Phase des Literaturstreits 3 3 2 Phase des Literaturstreits 3 4 3 Phase Akteneinsicht 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte und Entstehung BearbeitenDie von Christa Wolf 1976 mitinitiierte Unterschriftensammlung gegen die Ausburgerung Wolf Biermanns aus der DDR endete fur die Schriftstellerin in der Umwandlung einer schon seit 1969 bestehenden verdeckten Uberwachung durch die Stasi in eine offene Von dieser Zeit handelt die Erzahlung Sie wurde nach Angabe der Autorin am Ende des Jahres 1979 verfasst und zehn Jahre spater nach dem Mauerfall uberarbeitet Erschienen ist Was bleibt aber erst im Sommer 1990 was zum Anlass einer medienwirksamen Auseinandersetzung um die politische Glaubwurdigkeit und den literarischen Rang Christa Wolfs wurde Inhalt BearbeitenErzahlt wird ein Tag im Leben einer Ostberliner Schriftstellerin deren Wohnung und berufliche Aktivitaten von der Stasi ganz offen observiert werden Die Erzahlung thematisiert die Folgen der Beobachtung insbesondere die dadurch ausgelosten Gefuhle Selbstbefragungen und Veranderungen im alltaglichen Leben der Frau Als Ich Erzahlerin befindet sie sich in einem standigen inneren Monolog in einer permanenten Selbstprufung in der sie sich teilweise in Du Ich und noch ein Drittes spaltet ein Verhalten das durch den dusteren Aussendruck verursacht wird Eines der Ichs reprasentiert die ursprunglich loyale Haltung zum Staat DDR ein anderes ringt verzweifelt um eine neue Sprache die authentisch und lebendig die Erfahrungen ausdrucken konnte Ein Alltag wird erzahlt der keiner mehr ist wenn die eigene Wohnung in Abwesenheit von Fremden betreten wurde und deutlich sichtbare Spuren davon als Hinweis hinterlassen wurden Gesprache konnen innerhalb der Wohnung nur noch gefuhrt werden wenn der Telefonstecker gezogen ist Telefonate werden zu einer Farce die sich nur noch in Codes und Belanglosigkeiten abspielt Symptome der Angst und Nervositat wie Unruhe Schlaflosigkeit Gewichtsverlust Haarausfall durchziehen die Erzahlung Die Erzahlung folgt dem Muster einer Novelle Der mittlerweile gewohnte Tagesablauf der Schriftstellerin wird durch ein unerhortes Ereignis unterbrochen Eine von der Stasi zur Halfte aufgekaufte Lesung bringt dennoch provozierende mutige Fragen nach einer lebbaren Zukunft hervor Die Schriftstellerin begegnet erstaunt aber auch angstlich taktierend der nachsten Generation von Schreibenden deren Wille und Mut etwas an stummer Unmundigkeit und Erstarrung zu verandern ungebrochen ist Folgen und Literaturstreit 1990 BearbeitenEinleitung des Streits Bearbeiten Schon am 12 November 1987 erschien in der FAZ ein Artikel von Marcel Reich Ranicki mit dem Titel Macht Verfolgung kreativ Anlass dafur war eine Rede die Christa Wolf fur Thomas Brasch gehalten hatte Zur Verleihung des Kleistpreises an den Schriftsteller der 1976 aus der DDR ausgewandert war stellte Christa Wolf die Behauptung auf die DDR mit ihren Widerspruchen habe Brasch erst kreativ gemacht M Reich Ranicki widersprach und attackierte die Autorin mit selten dagewesener Heftigkeit Er nannte ihre kunstlerischen und intellektuellen Moglichkeiten bescheiden sprach ihr Mut und Charakterfestigkeit ab und pragte fur Christa Wolf den Titel DDR Staatsdichterin 1 Phase des Literaturstreits Bearbeiten Noch bevor Christa Wolfs Erzahlung Was bleibt im Buchhandel erhaltlich war erschienen Rezensionen in der Zeit vom 1 Juni 1990 von Ulrich Greiner und in der FAZ vom 2 Juni 1990 von Frank Schirrmacher Beide Kritiker unterzogen in ihren Artikeln die politische Haltung der Autorin einer grundsatzlichen Kritik Ulrich Greiner zweifelte in seinem Artikel die Glaubwurdigkeit von Christa Wolfs Erzahlung an Frank Schirrmacher betonte dass Christa Wolf im aktuellen Zusammenhang nicht als kunstlerischer Fall interessiere Er machte der Autorin vielmehr den Vorwurf die Erzahlung zu spat veroffentlicht zu haben namlich zu einem Zeitpunkt in der sie ihre Brisanz verloren habe Schirrmacher vermutete sogar der Text hatte zehn Jahre zuvor auf Grund der Prominenz und Unangreifbarkeit Wolfs dem Uberwachungssystem der DDR geschadet und legte damit nahe Christa Wolf habe aus Angst um ihre Privilegien geschwiegen Den Angriffen Greiners und Schirrmachers folgte die feuilletonistische Literaturkritik in uberwiegender Zahl Doch losten sie auch eine Solidarisierungswelle mit der Autorin aus Schriftsteller wie Walter Jens Gunter Grass und Lew Kopelew stellten sich ebenso hinter die Autorin wie Politikerinnen als deren prominenteste Rita Sussmuth hervortrat Vorbereitet hatte diese Auseinandersetzung wiederum Marcel Reich Ranicki in seiner Sendung Das Literarische Quartett Am 30 November 1989 leitete er den Gesprachsabend mit den Worten ein In Deutschland hat eine Revolution stattgefunden Und wann immer auf dieser Erde eine Revolution stattfindet erzahlen die Schriftsteller gern sie die Schriftsteller hatten dazu wesentlich beigetragen Wie ist das haben eigentlich in der DDR die Schriftsteller gesiegt oder versagt Reich Ranickis Fragestellung betraf damit alle Schriftsteller die in der DDR geschrieben hatten und geblieben waren Im Laufe der Sendung wurde die These formuliert dass der Bonus des Schreibens unter schwierigen Bedingungen hinfallig ware und nun neue Wertungsmassstabe fur die DDR Literatur angesetzt werden mussten 2 Phase des Literaturstreits Bearbeiten In der zweiten Phase des Literaturstreits kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung um einen bestimmten Typus des politisch engagierten Schriftstellers Zahlreiche Intellektuelle begannen sich gegenseitig anzugreifen Greiner beschrieb die Wandlung des Streits in einem Artikel der ZEIT am 27 Juli 1990 mit den Worten Die wachsende Erbitterung im Streit um Christa Wolf ruhrt eben daher dass niemand Irrtumer gerne zugibt Spater arbeitete er den Kern des Streits genauer heraus Wer bestimmt was gewesen ist der bestimmt auch was sein wird Der Streit um die Vergangenheit ist ein Streit um die Zukunft In der Auseinandersetzung um die kulturelle Deutungsmacht in dem neu sich bildenden deutschen Staat trugen die Schriftsteller den Kampf exemplarisch auf ihrer Ebene aus Am Ende dieser Phase des Streits kam es wiederholt zu rein personlichen Abgesangen der heftigsten Kritiker Christa Wolfs wie etwa Chaim Noll Ich gestehe dass mich die Lekture ihrer Bucher immer gelangweilt wo nicht unfreiwillig belustigt hat 3 Phase Akteneinsicht Bearbeiten Christa Wolf gab in einem Artikel der Berliner Zeitung am 21 Januar 1993 Auskunft so auch der Titel des Artikels dass sie von 1959 bis 1962 als IM Margarete beim Ministerium fur Staatssicherheit der DDR gefuhrt worden war Neben 42 Aktenordnern uber ihre Uberwachung gab es auch ein 130 Seiten langes Faksimile uber ihre eigene Stasitatigkeit die sieben Treffen mit Stasimitarbeitern dokumentierten Sie hatte drei Berichte verfasst die allerdings ein ausschliesslich positives Bild der betroffenen Personen zeichneten Entsprechend beklagte die Stasi in internen Aufzeichnungen von 1962 Wolfs Zuruckhaltung in der Zusammenarbeit und begann nunmehr die Autorin selbst umfangreich zu uberwachen ein Zustand der bis zum Ende der DDR anhielt 1 Frank Schirrmacher griff in die folgenden Debatten jetzt als Verteidiger der Schriftsteller ein die unter ausserordentlichen politischen und kulturellen Bedingungen gelebt und gearbeitet hatten Er forderte Die vorschnelle Verurteilung von Schriftstellern jedenfalls sie ware das Fatalste was jetzt passieren kann Die Massenmedien griffen das Thema dennoch in der mittlerweile charakteristischen Weise auf Ein durchaus bedeutsamer Literaturstreit nahm die Form eines Wettlaufs grosser Blatter und Magazine nach der nachsten Enthullungsstory an Eine besonders spektakulare Reaktion auf den IM Vorgang Christa Wolfs war die Forderung der Munchner CSU der Stadtrat moge der Autorin den 1987 fur ihr Buch Storfall verliehenen Geschwister Scholl Preis wieder aberkennen 2 Dies wurde nicht zuletzt durch den engagierten Einsatz Inge Aicher Scholls der alteren Schwester von Hans und Sophie Scholl abgewehrt Wolf empfand die Kritik aufgrund ihrer Stasiverpflichtung die ihr ungeachtet des Kontextes zum Vorwurf gemacht wurde als Hexenjagd und als ungerechtfertigte Abrechnung mit ihrem Wunsch nach einem demokratischen Sozialismus und ihrer DDR Biographie Sie verglich ihre Situation mit ihrer Unterdruckung in der DDR In den Jahren 1992 93 ging Christa Wolf fur langere Zeit in die USA und zog sich aus der politischen Offentlichkeit zuruck Um die Vorwurfe der Medien zu widerlegen veroffentlichte sie 1993 ihre vollstandige IM Akte unter dem Titel Akteneinsicht Christa Wolf 3 4 Literatur BearbeitenEs geht nicht um Christa Wolf Der Literaturstreit im vereinten Deutschland Spangenberg Munchen 1991 Der deutsch deutsche Literaturstreit oder Freunde es spricht sich schlecht mit gebundener Zunge Analysen und Materialien Luchterhand Hamburg Zurich 1991 Lothar Bluhm Identitat und Zeitenbruch Probleme heterogener Sprachspiele im neudeutschen Literaturstreit 1990 91 In Spuren der Identitatssuche in zeitgenossischen Literaturen Hrsg von Jurgen Kamm u a WVT Trier 1994 S 17 38 Bernd Wittek Der Literaturstreit im sich vereinigenden Deutschland Tectum Marburg 1997 Lennart Koch Asthetik der Moral bei Christa Wolf und Monika Maron Der Literaturstreit von der Wende bis zum Ende der neunziger Jahre Lang Frankfurt a M 2001 Lothar Bluhm Standortbestimmungen Anmerkungen zu den Literaturstreits der 1990er Jahre in Deutschland Eine kulturwissenschaftliche Skizze In Deutschsprachige Gegenwartsliteratur seit 1989 Zwischenbilanzen Analysen Vermittlungsperspektiven Hrsg von Clemens Kammler und Torsten Pflugmacher Synchron Heidelberg 2004 S 61 73 Roswitha Skare Christa Wolfs Was bleibt Kontext Paratext Text Lit Munster 2008 Weblinks BearbeitenJens von Fintel Die Intellektuellen Zur Christa Wolf DebatteArtikel von 1990 aus dem Zeit Archiv Ulrich Greiner 1 Juni 1990 Volker Hage 1 Juni 1990 Ulrich Greiner 27 Juli 1990 Wolf Biermann 24 August 1990Einzelnachweise Bearbeiten Die angstliche Margarete in Der Spiegel 4 1993 vom 25 Januar 1993 Geschichte des Geschwister Scholl Preises auf geschwister scholl preis de Wolfgang Thierse Fremd zieh ich wieder aus 23 Juni 2010 Hermann Vinke Hrsg Akteneinsicht Christa Wolf Zerrspiegel und Dialog Eine Dokumentation Luchterhand Literaturverlag Hamburg 1993 ISBN 3 630 86814 2 Werke von Christa Wolf Der geteilte Himmel Nachdenken uber Christa T Kindheitsmuster Kein Ort Nirgends Kassandra Storfall Was bleibt Medea Stimmen Leibhaftig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Was bleibt amp oldid 237939370