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Maria vom Sieg ist eine denkmalgeschutzte Wallfahrtskirche in Gresshausen im bayerischen Landkreis Hassberge und ein Teil des Frankischen Marienweges Die Wallfahrt hat eine uber 400 jahrige Geschichte Der Kirchenbau ist klassizistisch Die Ausstattung ist nahezu vollstandig im neuromanischen Stil erhalten Wallfahrtskirche Maria vom Sieg Gresshausen und Teil der ehemaligen Schulscheune Inhaltsverzeichnis 1 Legende 2 Wallfahrt 3 Patrozinium Jakobus der Altere 25 Juli 4 Kirchenbau 5 Ausstattung 6 Literatur Auswahl 7 WeblinksLegende BearbeitenIn einer Sage wird berichtet Die Statte wo heute die Dorfkirche steht war von einer machtigen Linde beschattet unter deren Blatterdach sich die Einwohner zur Abhaltung gemeinsamer Andachten versammelten Eines Tages es war an einem Samstag horten die Andachtigen aus der Linde einen wundersamen himmlischen Gesang Als sich dieses Wunder wiederholte forschte man nach und entdeckte in der hohlen Linde ein Muttergottesbild Diese wundersame Begebenheit veranlasste die Einwohner zur Erbauung einer Kirche in der das Gnadenbild Aufstellung und Verehrung fand Bald nach der Errichtung der Muttergotteskirche wallfahrten die Andachtigen aus nah und fern nach Gresshausen Weiter wird berichtet Spater im Schwedenkriege hatten die Schweden das Bild des ofteren in die im untern Dorfe befindliche Weet geworfen aber jedesmal sei es am andern Morgen an seinen alten Platz in die Kirche zuruckgekehrt Diese beiden Legenden sind moglicherweise auf einen geschichtlichen Kern zuruckzufuhren denn im Jahre 1542 wurde eine Linde bei der Kirche erwahnt unter der der Marktsteinacher Zehntbuttel dreimal das Notgericht zu beschreien hatte Wallfahrt BearbeitenSchriftlich wurde die Wallfahrt zum ersten Mal in einer Urkunde von 1593 erwahnt Im 16 Jahrhundert kamen die Wallfahrten in Franken durch Kriege und die Reformation zum Erliegen In einer Eingabe baten die Pfarrer der Nachbarorte Schonungen und Forst den Wurzburger Furstbischof aber ist es doch noch etlichen alten Personen wissent dass vor etlichen Jaren do es noch katholisch Maynberg Schoning Forst Gettheim Ottendorf Unter Und Ober Euerheim Unter Und Obertheres seien gehn Grussingshausen kommen hatt auch besonderlich allda einen herrlichen altar B Mariae Virginis dahin zu gehn bewilligt konte desto ehe solche Wallfahrt wiederumb angebracht An den Abt von Theres erging am 21 Mai 1593 die Antwort des Bischofs dass die Wallfahrt feria 4ta der 3 Walltag als Sonntag nach Vocens Jocunditatis gang sein sollte welche wallfahrt aber durch eingerissene Kriegsemporung eingestellt und unterblieb wiederumb gestattet sei Die Bezeichnung Beata Maria Virgo also Selige Jungfrau Maria erschien 1509 zum ersten Mal fur die Wallfahrtskirche Wann eine Umbenennung der Kirche von Beata Maria Virgo zu dem seltenen Titel Maria Victoria Maria vom Sieg erfolgte ist unklar Der Titel Maria vom Sieg ist wahrscheinlich auf den Sieg der spanisch venezianisch papstlichen Flotte unter Juan de Austria bei Lepanto im Jahre 1571 zuruckzufuhren Die Marienverehrung erhielt dadurch im gesamten christlichen Abendland einen Aufschwung 1797 stiftete eine Frau aus Abersfeld Amt und Predigt an drei Marienfesten In einer Gotteshausrechnung von 1802 1803 wurden Ausgaben fur ein seitens Band an das Mutter Gottes altar die geopferten Mahlschatz daran zu hangen und fur den Wahlgang in der Creutzwochen hieher aufgefuhrt In der Rechnung der Kirchenstiftung Gresshausen 1841 42 wurde ein dem Gotteshaus Gresshausen gehoriger Marienschatz aufgelistet Votivtafeln Korperteile aus Wachs und weitere Opfergaben hingen neben dem Marienaltar an der Wand sowie unter der Treppe zur Empore Das Gnadenbild war in Gewander eingehullt und mit Talern Medaillons Ketten und Ringen geschmuckt 1843 wurde ein papstlicher Ablass mit dem Titel Stiftung eines Hochamtes nebst Predigt mit einem Ablass in die Filialkirche von Gresshausen Filial der Pfarrei Forst genehmigt Im Jahre 1993 wurde die 400 jahrige Wiedereroffnung der Wallfahrt nach Gresshausen mit einer Jubilaumswoche gefeiert Jedes Jahr kommen nach wie vor zahlreiche Wallfahrer zur Wallfahrtskirche Patrozinium Jakobus der Altere 25 Juli BearbeitenIn einer Auflistung des Einkommens des Pfarrers zu Forst im Jahre 1620 wurde zum ersten Mal St Jakobus der Altere Patrocinium in Festo S Jacobi als Kirchenpatron genannt wahrend 1613 die Kirche noch Beata Maria Virgo genannt wurde Vielleicht wurde Jakobus der Altere deshalb als Kirchenpatron gewahlt weil er ein Symbol der Wallfahrer ist Kirchenbau Bearbeiten nbsp Altare der Wallfahrtskirche Maria vom Sieg von Valentin OecklerDie alteste Erwahnung einer Kirche in Gresshausen war im Jahre 1459 Der Kirchturm ist ein sogenannter Julius Turm aus der Zeit um 1599 benannt nach dem Wurzburger Furstbischof Julius Echter von Mespelbrunn Typisch sind die auf seine Veranlassung hin errichteten Kirchturme mit spitzen Achteckshelmen nbsp Ausschnitt aus der neuromanischen Innenausstattung der Wallfahrtskirche Maria vom Sieg 1822 sollte die Wallfahrtskirche wegen Baufalligkeit geschlossen werden Da das Geld der Gemeinde fur einen Neubau nicht ausreichte und von den 27 Haushalten kaum jemand etwas aus seinem Privatvermogen beitragen konnte erfolgte 1822 auf Veranlassung des Landrichters von Hassfurt ein Hilfsaufruf an die Nachbarortschaften vermoge Hochsten Beschlusses koniglicher Regierung des Unter Mainkreises Kammer des Innern vom 27ten April l J soll die Wallfahrts Kirche dahier wegen zu grosser Baufalligkeit geschlossen werden zumal der Fond zur neuen Aufbauung nicht ganz hinreicht und die gering zahlige Gemeinde dahier nicht imstande ist die erforderlichen Hand und Anspannfrohne allein zu leisten Unser edle Herr Landrichter Haas zu Hassfurt will jedoch die Einleitung bei der konigl Regierung des Kreises treffen dass die genannte Wallfahrts Kirche wieder hergestellt werde wenn sich die Gemeinde dahier binnen 8 Tagen ausweise dass die ihr nahe gelegenen Ortschaften deren Einwohner diese Marien Kapelle seither so haufig besuchten hierin zu Hulfe kommen wollten Damit nun der Bau dieses Gnadenortes zu Stande gebracht werden konne ersuchen Endes unterzeichnete alle aussenbenannte Ortsvorstande bittlich ihren Gemeinden diese religiose Angelegenheit bekannt zu machen und vorzustellen dass sie die hiesige kleine Gemeinde die nur 27 Nachbarn erwachsene mannliche Familienvorstande mit Gemeinderecht zahlt und sehr geringen Viehbestand hat in diesem Falle gegen Erkenntlichkeit nach Kraften unterstutzen mochten sei es im Fuhren von Bau Materialien Bausteinen Sand Bauholz Kalk u dgl wie es ihnen am gelegensten ist oder in beliebigen Geldbeitragen Diejenigen welche zu diesem frommen Zwecke um Gottes Willen etwas beitragen wollen mussen sich nach der landgerichtlichen Weisung vom 8 Mai l J in ein Verzeichniss unterschreiben welches innerhalb 8 Tagen eingereicht werden muss Gresshausen den 8 Mai 1822 Es erklarten sich folgende 30 Ortschaften bereit mit Geld oder Baumaterialien zu helfen Abersfeld Ballingshausen Dampfach Donnersdorf Durrfeld Ebertshausen Falkenstein Forst Gadheim Grettstadt Hesselbach Hoppachshof Horhausen Kreuzthal Loffelsterz Marktsteinach Obereuerheim Oberschwappach Ottendorf Ottenhausen Pusselsheim Rednershof Reichmannshausen Schonungen Steinsfeld Untereuerheim Unterschwappach Waldsachsen Weyer und Wohnau Wahrend der Bauausfuhrung kamen noch weitere Orte hinzu Buch Wagenhausen Untertheres Augsfeld Prappach und Mechenried Die heutige Kirche wurde 1823 im Stil des Klassizismus erbaut Sie wurde nach der Angabe eines der beiden Bauinspektoren der Diozese Wurzburg Wolfram oder Morell erbaut Nahere Unterlagen fehlen zudem gab es einen Streit zwischen den beiden deswegen und wegen weiterer Kirchenbauten Die Ausfuhrung lag in der Verantwortung der Maurermeister Kehrlein aus Prappach und Kehl aus Hassfurt sowie des Zimmermeisters Ignaz Haus aus Zeil 1908 und 1976 wurde die Kirche innen und 2001 aussen renoviert und erhielt ein neues Kupferblechdach Ausstattung Bearbeiten nbsp Gotische Pieta eines unbekannten Malers in der Wallfahrtskirche Maria vom Sieg Das Gnadenbild im rechten Seitenaltar aus der Zeit um 1500 stellt die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm dar Die Bemalung der Madonna stammt vermutlich von der Renovierung 1908 Es wurde unter Fachleuten kontrovers diskutiert ob es sich um eine Madonna aus der Riemenschneiderschule handelt Die drei Altare sind im neuromanischen Stil gefertigt Der Hochaltar aus dem Jahr 1891 ist dem Herzen Jesu geweiht flankiert von den Figuren des Evangelisten Johannes und des Heiligen Jakobus der Altere mit dem Wanderstab und der Jakobsmuschel Die beiden Seitenaltare stammen aus dem Jahr 1892 Der Josefsaltar mit Josef als zentrale Figur zusammen mit dem Heiligen Wendelinus und der Heiligen Barbara befindet sich auf der linken Seite Das Gnadenbild im Marienaltar wird begleitet von den Statuen des Heiligen Joachim und der Heiligen Anna Die Altare wurden vom Kunstbildhauer und spateren Jugendstilkunstler Valentin Oeckler aus Nurnberg 1854 in Sylbach 1940 in Nurnberg gefertigt Es durfte sich um das umfassendste erhaltene Werk Oecklers handeln 2002 weihte der Wurzburger Weihbischof Helmut Bauer einen zusatzlichen Volksaltar Der Bildhauer Herbert Bollner aus Lauter fertigte den Altar und den Ambo nach dem Entwurf des Kunstreferenten der Diozese Wurzburg Jurgen Lenssen aus Schleeriether Sandstein Die 14 Kreuzwegstationen an den beiden Emporen malte Franz Krombach 1853 1908 im Zuge der Kirchenrenovierung 1908 Franz Krombach malte hauptsachlich Kreuzwege im historistischen Stil im gesamten suddeutschen Raum sowie in Elsass Lothringen Schweiz Osterreich Belgien und Danemark Der Gresshauser Kreuzweg durfte das letzte Werk Krombachs gewesen sein Das Abendmahl in der Mitte der Emporbrustung stammt von Eulogius Bohler 1861 1943 Wurzburg ebenfalls aus dem Jahr 1908 Die Altare Kanzel und Orgel fasste der Vergolder E Reuther aus Hassfurt neu Die Wand und Deckengemalde aus dem Jahre 1908 stammen von Eulogius Bohler Die Bilder sind in einer bestimmten chronologischen Reihenfolge angeordnet Weitere Wandgemalde sind Jakobus der Altere auf dem Weg zur Hinrichtung sowie Medaillons mit den Evangelisten und verschiedenen Symbolen Die Freiraume der reichen Wand und Deckenbemalung sind mit stilisierten Blumen und Pflanzenmotiven bemalt Die gotische Pieta wurde durch einen unbekannten Malers auf Holz gemalt und befand sich vermutlich in einem Seitenaltar Das Vorbild zur Komposition des Gemaldes stammt vom niederlandischen Maler Anthonis van Dyck 1591 1642 und befindet sich in der Alten Pinakothek in Munchen Das Gemalde Mariae Himmelfahrt ebenfalls von einem unbekannten Maler soll zum alten Hochaltar gehort haben und hangt nun an der Seitenwand Das Vorbild des Gemaldes stammt vom italienischen Renaissance Maler Guido Reni 1575 1642 und befindet sich ebenfalls in der Alten Pinakothek Das Besondere des Bildes in der Wallfahrtskirche ist das Knie Mariens in Anspielung auf den Titel Maria vom Sieg Beim Original wird das Knie vom blauen Gewand umwallt Im Gresshauser Bild ahnelt es dem Teil einer Rustung Der Taufstein aus grauem Sandstein tragt die Jahreszahl 1561 die Buchstaben C Y V V E V und ein Steinmetzzeichen Die Abkurzung wurde als Magister Yakobus Veigand Vikarier Ex Veissenfels gedeutet nach einem protestantischen Pfarrer in Gresshausen der 1561 in Weissenfels bei Leipzig Superintendent war Die Kanzel besteht aus einem achtseitigen Korpus mit geschnitztem Rahmen fur die einzelnen Fullungen und Kerbschnittmotiven In zwei Rahmenstucken ist die Jahreszahl 1615 eingeschnitzt Fuss Schalldeckel Aufgang und die Fassung sind jungeren Datums Die zweimanualige Orgel mit Pedal wurde von der Firma Schlimbach amp Sohn aus Wurzburg fur 1897 Mark gebaut und aufgestellt Sie besitzt 11 Register und ist ein ausgezeichnetes Instrument 1924 wurden die im Ersten Weltkrieg fur Kriegszwecke eingeschmolzenen Prospektpfeifen durch neue ersetzt Im Juni 1957 wurde ein elektrischer Orgelmotor fur den Blasbalg eingebaut Die neun Fenster wurden 1883 nach den Planen des Bezirkstechnikers Zwanziger in Arnstein von dem dortigen Glasermeister Johann Baptist Hergenroter eingesetzt Aus Dankbarkeit fur eine Spende der Freifrau von Dungern Dehren auf Baierhof hat man das Familienwappen der von Dungern im Chorfenster angebracht Literatur Auswahl BearbeitenK Albert Gresshausen Ein frankisches Dorf und seine Geschichte 1996 OCLC 164747416 enthalt auch alle Quellen K Krapf Beitrage zur Geschichte und Beschreibung des Dorfes Gresshausen Tagblattdruckerei Schweinfurt 1910 OCLC 163073818 C Kitt Die Gotischen Madonnenstatuen in Unterfranken Diss Univ Wurzburg Raisberger Mannheim 1919 DNB 570769981 Heimatbogen des Staatlichen Schulamtes Hassfurt 1 1962 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wallfahrtskirche Maria vom Sieg Gresshausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 50 035 10 3824 Koordinaten 50 2 6 N 10 22 56 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallfahrtskirche Maria vom Sieg Gresshausen amp oldid 231136622