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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Bitte Einzelbelege Till niermann Diskussion 20 56 18 Aug 2017 CEST Die Wahrnehmungsgeographie oder Perzeptionsgeographie ist eine Teildisziplin der Geographie Sie untersucht wie Menschen geographische Raume wahrnehmen Sie versteht sich als Teil der Humangeographie aber auch der Wahrnehmungspsychologie Die Wahrnehmungsgeographie geht davon aus dass Menschen Raume sehr subjektiv und individuell sehr unterschiedlich wahrnehmen Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Die funf Grundelemente 2 1 Wege 2 2 Grenzlinien 2 3 Bereiche 2 4 Brennpunkte 2 5 Merk oder Wahrzeichen 3 Beziehung der Grundelemente zueinander 4 Ubertragung des Perzeptionsansatzes auf geographische Fragestellungen 5 Einzelnachweise 6 LiteraturEinleitung BearbeitenAls Pionierin der Wahrnehmungsgeographie kann Martha Muchow betrachtet werden Kevin Lynch ein Architekt und Stadtplaner begann Mitte der 1950er Jahre am Massachusetts Institute of Technology MIT das Wahrnehmungsverhalten von Stadtbewohnern zu untersuchen weil er Zusammenhange zwischen der menschlichen Wahrnehmung und der Art und Qualitat von Architektur vermutete Er fand durch empirische Studien heraus dass Menschen von ihrer Umwelt eine Art geistiges Abbild anfertigen das auch als kognitive Karte bezeichnet wird Kognitive Karten zeichnen sich dadurch aus dass sie gegenuber dem Raum den sie abbilden verzerrt sind Vereinfachungen gegenuber der Wirklichkeit aufweisen gruppenspezifisch sind und aus einer kleinen Gruppe von Grundelementen zusammengesetzt sind die in verschiedenen Stadten unterschiedliche Bedeutung fur die Strukturierung der Stadtgestalt haben Diese kognitiven Karten haben vor allem Funktionen im Zusammenhang mit der raumlichen Orientierung und Ordnung Die Art der subjektiven Entstehung dieser mentalen Reprasentation des Raumes aus der Verarbeitung eigentlich einheitlicher objektiver Sinneseindrucke lassen sich nur indirekt erfassen Stegmann gibt an die Reizverarbeitung und somit Entstehung individueller Wahrnehmungen sei beeinflusst durch subjektives Vorwissen soziodemographische Determinanten sowie individualpsychologische Konstanten Als Untersuchungsmethode verwendete Lynch neben Gedachtnisprotokollen vor allem Kartenskizzen die von den Probanden aus der Erinnerung dargestellt wurden Da die kognitiven Karten einen ausgesprochenen Anwendungsbezug haben fanden sie rasch in anderen raumbezogenen Wissenschaftsdisziplinen weiteren Einsatz Die funf Grundelemente BearbeitenWege Bearbeiten Wege bilden fur die meisten Menschen die vorherrschenden Elemente im Raum beispielsweise in einer Stadt Durch Wege Strassen Gassen Gehwege Trassen offentlicher Verkehrsmittel bewegen sich die Bewohner regelmassig gelegentlich oder zufallig Sie nehmen Raume als eine Ansammlung von Gestaltelementen wahr die entlang dieser Wege angeordnet sind Fur die Wahrnehmung besonders bedeutsam ist insbesondere die Breite eines Weges aber auch die Funktion als Grenzlinie erhoht die Bedeutung Grenzlinien Bearbeiten Grenzlinien oder Rander sind linienhafte Stadtelemente die vom Beobachter nicht oder nicht nur als Wege benutzt oder bewertet werden Sie trennen unterschiedliche Bereiche sind Grenzen des Zusammenhangs Neben einem trennenden Aspekt wie beispielsweise der Grenze zwischen unterschiedlich dicht bebauten Bereichen haben diese Rander aber auch verbindende Funktionen die als Saume Nahte zwei Gebiete aneinanderfugen oder in Beziehung setzen Wenngleich Rander fur die Beobachter keine so bedeutende Rolle wie die Wege spielen sind sie vor allem dort ein wichtiges Gliederungselement wo Bereiche Regionen durch solche Grenzlinien zusammengefasst werden Die Wichtigkeit von Grenzlinien wird nach der Starke des Unterschieds zwischen den getrennten Bereichen und nach ihrer Kontinuitat bewertet Haufig fallen Grenzlinien mit Verkehrstrassen insbesondere Strassen und Eisenbahnlinien zusammen Bereiche Bearbeiten Bereiche sind mittelgrosse bis grosse in der Vorstellungswelt zweidimensional abgebildete flachenhafte Abschnitte einer Stadt Sie werden als Gebiete wahrgenommen in die man hineingeht oder die man verlasst Jedes dieser Gebiete hat in der Vorstellung einen individuellen Charakter der aus einem Merkmalskomplex heraus definiert wird Dabei sind in der Regel die Bereiche von innen immer zu identifizieren wahrend sie von aussen nur dann als Gestalt Orientierungselement eine Rolle spielen wenn sie uber charakteristische Elemente zu erkennen sind zum Beispiel Hochhausbebauung in einem Hochhauskomplex Der Merkmalskomplex der einen Bereich definiert ist durch thematische Kontinuitat gepragt Gestaltelemente konnen sein Gliederungen Formen Details Symbole Gebaudetypen Nutzungsarten Einwohnerschaft Verkehr Gebaudezustand Topographie u a Gerade die Einheitlichkeit von Fassaden im Hinblick auf Material Traufhohe Erhaltungszustand und das Bild der Bewohnerschaft soweit diese im Strassenbild erkennbar ist tragt massgeblich dazu bei Bereiche zu identifizieren Brennpunkte Bearbeiten Brennpunkte sind Zentralpunkte einer Stadt Haufig sind sie Ziel oder Ausgangspunkt einer Bewegung im Stadtraum Sie sind fur den Beobachter zuganglich und werden haufig durch das Zusammentreffen mehrerer Strassen Kreuzungen Kreisverkehre oder durch das konzentrierte Zusammentreffen einer Vielzahl von Merkmalen auf relativ kleinem Raum definiert Der Brennpunkt auch als Ort von Fahrt Bewegungsunterbrechungen wahrgenommen wird vom Beobachter als wichtig angesehen weil er an dieser Stelle Entscheidungen treffen muss Die Umgebung solcher bewussten Entscheidungspunkte wird dabei meist besonders deutlich wahrgenommen so dass Befragte das Erreichen eines Bereiches meist mit dem Passieren eines Brennpunktes gleichsetzen Typische Brennpunkte konnen daher beispielsweise bestimmte U Bahn Stationen sein Umsteigebahnhofe oder Stationen die mit besonders gestalteten Bereichen an der Oberflache korrespondieren Merk oder Wahrzeichen Bearbeiten Merk oder Wahrzeichen fungieren als optische Bezugspunkte Oft sind sie identisch mit besonders auffallenden Bauwerken beispielsweise Turmen oder Landschaftselementen Charakteristischerweise verwenden Beobachter die besser mit einer Stadt vertraut sind ein ganzes Netz von Bezugspunkten fur die Orientierung Die Merkzeichen haben dabei den Charakter von etwas einmaligem speziellem das die Kontinuitat der Umgebung durchbricht Wichtige Merkzeichen die von einem hohen Anteil von Befragten einer Stadt ubereinstimmend genannt werden haben meist eine einfache und klare Form zum Beispiel Eiffelturm Siegessaule Brandenburger Tor Fernsehturm sind auch aus der Distanz zu erkennen und weisen einen deutlichen Kontrast zur Umgebung auf Das raumliche Herausragen eines Merkzeichens kann einerseits durch Grossenunterschiede hervorgerufen werden was das Erkennen auch aus der Distanz und damit den Bekanntheitsgrad steuert andererseits auch durch andere deutliche Kontrastelemente beispielsweise ein herausgeputztes Gebaude in einer eher desolaten Umgebung oder das Gegenteil Beziehung der Grundelemente zueinander BearbeitenDie Gesamtheit der Grundelemente fungiert als Rohmaterial aus dem sich in der Vorstellungswelt des Beobachters das Image einer Stadt zusammensetzt Erst aus der Kombination der Merkmale und ihrer Beziehung untereinander ergibt sich eine raumliche Wirkung die sich in Form einer kognitiven Karte darstellen lasst Verschiedene Grundelemente konnen dabei sowohl synchron einen Gesamteindruck erzeugen als auch durch kontrastierende Wirkung Eindrucke der jeweiligen Einzelelemente unscharf machen Gleichzeitig weisen bestimmte Grundelemente erst in einer typischen Kombination raumpragende Eigenschaften auf so zum Beispiel die Kombination aus Wegen und Brennpunkten Die meisten Beobachter fassen anscheinend die erkannten Elemente in grosseren Anordnungen zusammen die als Vorstellungskomplexe bezeichnet werden Wichtige Eigenschaft von Vorstellungskomplexen und Images ist ihre Veranderbarkeit im Zeitverlauf Der Charakter eines Bereiches kann beispielsweise innerhalb eines Jahrzehnts starken Veranderungen unterworfen sein beispielsweise Gentrification eines Stadterneuerungsgebietes seine Abgrenzung kann sich verandern Zugleich kann auch die Hierarchie von Stadtbereichen Veranderungen unterworfen sein Andererseits konnen bestimmte Bezugspunkte ihren Charakter auch im Wandel beibehalten Auskunft uber die Beziehung der Grundelemente kann das Vorgehen beim Skizzieren einer mental map geben Haufig wird das Image entlang von bekannten Bewegungsrichtungen entwickelt Viele Beobachter beginnen eine Skizze mit Grenzlinien die Bereiche abgrenzen zum Beispiel der Uferlinie eines Gewassers Andere Beobachter beginnen mit dem Skizzieren der zugrundeliegenden Struktur beispielsweise eines rechtwinkligen Strassenrasters Typisch ist auch das Ausgehen von einem vertrauten Zentralpunkt von dem aus alle weiteren Bereiche und Beziehungen definiert werden Die Gesamtheit aller in einer mental map darstellbaren und dargestellten Grundelemente ist in den meisten Fallen verzerrt weist aber eine starke topologische Ubereinstimmung mit der Wirklichkeit auf Die Planskizzen konnen durchaus auch den Charakter von Stadtplanen aufweisen die auf ein beliebig dehnbares Gummituch projiziert und dann gedehnt wurden Ubertragung des Perzeptionsansatzes auf geographische Fragestellungen BearbeitenLynch verband mit seinen Studien die Hoffnung aus ihnen eine empirisch begrundbare Stadtplanung herleiten zu konnen Die Qualitaten geplanter Raume wollte er vor allem an deren Merkmalen Eindeutigkeit und Klarheit messen Geographen wie zum Beispiel Torsten Hagerstrand und Downs Stea wandten die hier aufgeworfenen Uberlegungen auf geographische Fragestellungen an Fragen zur relativen Wahrnehmung von Raumen soweit diese sich in der Vorstellungswelt von Menschen abbilden lassen wurden unter anderem im Zusammenhang mit Untersuchungen zu Interaktionen raumlicher Diffusion und der Imageanalyse untersucht Insbesondere im sozialwissenschaftlich orientierten Bereich der Geographie wird seither der Relativraum als der eigentliche Normalraum betrachtet Als umfassenderer Ansatz kann die sogenannte Imaginare Geographie bezeichnet werden Edward Saids Arbeit Orientalism aus dem Jahr 1978 1 kann im Rahmen einer wissenschaftlichen Diskussion hierfur als wegbereitend bezeichnet werden Said diskutiert dass der Orient ein Konstrukt des Westens ist Said stellt die Fahigkeit der Europaer in Frage sich mit dem Orient beschaftigen zu konnen den Orientalismus deutet er als westlichen Diskurs in dem der aufgeklarte Westen den mysteriosen Orient verhandelt und beherrscht Said fuhrt den Begriff der Imaginaren Geographie fur die Konstruktion des Unterschiedes zwischen uns und den anderen ein Im Gegensatz zu den Uberlegungen des originar als Sprachwissenschaftler tatigen Said fuhrt Derek Gregory mit seiner Arbeit Geographical Imaginations 1994 den Begriff in den Kanon der Humangeographie ein Uberlegungen zu Imaginaren Geographien finden sich u a auch bei Morin 1958 halbimaginare Realitat des Menschen Shields 1991 2 und Balandier vgl auch Psychologie und Philosophie ein guter Uberblick hierzu Schultheiss 1996 In der wissenschaftlichen Diskussion fuhren Uberlegungen zu Imaginaren Geographien nach wie vor ein Schattendasein zum Teil auch weil der traditionell behavioristische Ansatz der Wahrnehmungsgeographie in Frage gestellt wird Erforschungen Imaginarer Geographien gewinnen jedoch seit den die Sozialwissenschaften neu strukturierenden Cultural Turns zunehmend an Bedeutung Exemplarisch seien hier die Arbeiten von Urry und Shields genannt Urry diskutiert dass der englische Lake District durch die literally landscapes der Romantik gepragt wurde heute ist es gerade dieser romantic gaze der die Besucher anregt den Lake District zu besuchen 3 Shields weist anhand des Beispiels Brighton nach dass es kollektiv uberpragte Raumvorstellungen gibt die sich zu Raummythen verdichten konnen Einzelnachweise Bearbeiten Edward W Said Orientalismus S Fischer Verlag 5 Aufl 2017 ISBN 978 3 10 071008 6 Kenneth R Olwig R Shields Places on the margin Alternative Geographies of Modernity Geografiska Annaler Series B Human Geography v74 n1 1992 77 John Urry Consuming Places Routledge 1995 257 S ISBN 0 415 11310 5Literatur BearbeitenRoger M Downs David Stea Kognitive Karten Die Welt in unseren Kopfen Harper amp Row UTB New York 1982 P Haggett Geographie Eine moderne Synthese Stuttgart 1991 Christoph Hennig Reiselust Touristen Tourismus und Urlaubskultur Insel Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 458 16841 9 R Kitchin Blades M The Cognition of Geographic Space London New York 2002 Detlev Klingbeil Aktionsraume im Verdichtungsraum Zeitpotentiale und ihre raumliche Nutzung Munchener Geographische Hefte Nr 41 1978 Kevin A Lynch Das Bild der Stadt Ullstein Verlag 1965 215 S Kevin A Lynch City Sense and City Design Cambridge Massach London 1991 Barbara Piatti Die Geographie der Literatur Schauplatze Handlungsraume Raumphantasien Wallstein Gottingen 2008 ISBN 978 3 8353 0329 4 G Rose Visual Methodologies London G Schweizer H Gebhardt Zuhause in der Grossstadt Ortsbindung und raumliche Identifikation im Verdichtungsraum Kolner Geographische Arbeiten Nr 61 1995 B A Stegmann Grossstadt im Image Eine wahrnehmungsgeographische Studie zu raumbezogenen Images und zum Imagemarketing in Printmedien am Beispiel Kolns und seiner Stadtviertel Kolner Geographische Arbeiten Nr 68 1997 Yi Fu Tuan Space and place The perspective of experience London 1976 J Urry The Tourist Gaze Cambridge 1990 2002Normdaten Sachbegriff GND 4197495 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahrnehmungsgeographie amp oldid 217811361