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Am 31 Oktober 1991 wurden allgemeine Wahlen in Sambia abgehalten Gewahlt wurden der Staatsprasident und die Nationalversammlung das Parlament Sambias Die Prasidentschaftswahl wurde deutlich von Frederick Chiluba dem Kandidaten des Movement for Multi Party Democracy MMD gegenuber Amtsinhaber Kenneth Kaunda von der United National Independence Party UNIP gewonnen Auch bei der Wahl zur Nationalversammlung gewann das MMD die grosse Mehrheit der Sitze Die Wahl markierte eine politische Wende in Sambia und sowohl das Ende der 18 jahrigen UNIP Einparteienherrschaft als auch das Ende der 27 jahrigen Prasidentschaft Kaundas Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ablauf der Wahl 3 Wahlmodus 4 Wahlergebnisse 4 1 Ergebnis der Prasidentschaftswahl 4 2 Ergebnis der Parlamentswahl 5 Beurteilung des Wahlausgangs 6 Nach der Wahl 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Kenneth Kaunda 1983 Die Einparteienherrschaft der United National Independence Party UNIP war seit den 1980er Jahren auf zunehmende Kritik gestossen Hauptkritikpunkt war die grassierende Wirtschaftskrise die zu einer immer hoheren Staatsverschuldung fuhrte so dass Sambia zwischen 1975 und 1986 durch den Internationalen Wahrungsfonds genotigt wurde sieben im Wesentlichen erfolglose Stabilisierungs und Anpassungsprogramme einzuleiten Die UNIP Regierung reagierte darauf mit zunehmender Zentralisierung der Macht in ihren Handen Entlassungen von Kritikern aus den eigenen Reihen sowie einer antikolonialistischen puritanischen Rhetorik in der sich Prasident Kaunda als Verteidiger der Interessen des sambischen Volkes gegenuber Opportunisten im In und Ausland darstellte 1 Letztlich wurde die Kritik am Einparteienregime und an den Verhaltnissen so gross dass Kaunda dem Druck nachgeben musste Nachdem es bereits in den 1980er Jahren verschiedene kleinere Putschversuche aus den Reihen der Armee gegeben hatte ereignete sich im Juni 1990 ein erneuter Putschversuch unter Leutnant Mwamba Luchemba Dieser wurde rasch beendet und durch Kaundas Regierung als Einzelaktion eines frustrierten Offiziers abgetan Es wurde deutlich dass Teile der 16 200 Mann starken Armee mit den Putschisten sympathisiert hatten was die Regierung zu zahlreichen Entlassungen in den oberen Polizei und Armeerangen veranlasste Nachdem Leutnant Luchemba im nationalen Radio seine Machtubernahme verkundet hatte zogen jubelnde Menschenmengen durch die Strassen was die allgemeine Stimmung im Lande widerspiegelte 1990 kam es ausserdem zu Unruhen mit Dutzenden Toten nach einer Erhohung der staatlich subventionierten Maispreise Am 28 Juni 1990 kundigte Kaunda daraufhin ein nationales Referendum uber die mogliche Einfuhrung eines Mehrparteiensystems fur den 17 Oktober 1990 an 2 Da verschiedene Oppositionsgruppen drohten das Referendum zu boykottieren wurde dieses zunachst auf August 1991 verschoben und spater ganz abgesagt da sich abzeichnete dass ein solches Referendum einen eindeutigen Ausgang haben wurde Am 30 November 1990 verabschiedete die sambische Nationalversammlung einstimmig die Constitution of Zambia Amendment Bill die die legale Bildung von Oppositionsparteien ermoglichte Bis Jahresende 1990 formierten sich drei Oppositionsparteien das Movement for Multi Party Democracy MMD die National Democratic Alliance NADA und die Democratic Party DP Die MMD entwickelte sich rasch zur fuhrenden Oppositionspartei die von verschiedensten Oppositionsgruppen unterstutzt wurde darunter Gewerkschaften Geschaftsleuten Kirchen und Teilen der Streitkrafte Auch zahlreiche hohe Funktionare der UNIP schlossen sich dem MMD an Zur Speerspitze der Opposition entwickelten sich die Gewerkschaften Der Vorsitzende der Mineworkers Union of Zambia MUZ Gewerkschaft der Bergleute Sambias Jonathan Simakuni rief im Dezember 1990 die 53 000 Gewerkschaftsmitglieder dazu auf bei der anstehenden Wahl das MMD zu unterstutzen Zum Spitzenkandidaten des MMD avancierte Frederick Chiluba ein ehemaliger Vorsitzender des 300 000 Mitglieder zahlenden Gewerkschaftsdachverbandes Zambian Congress of Trade Unions ZCTU 3 Ablauf der Wahl BearbeitenDie Wahlen am 31 Oktober 1991 wurden durch verschiedene Gruppierungen beobachtet und uberwacht zum einen das Zambia Voting Observation Project Z Vote eine Organisation in der Ex US Prasident Jimmy Carter eine prominente Rolle spielte eine Commonwealth Delegation und viele ortliche Organisationen Kritik wurde an verschiedenen Aspekten geaussert so z B an der nicht konsequent durchgefuhrten Wahler Registrierung an der zentralen anstelle einer ortlichen Auszahlung der Stimmzettel an einer unausgewogenen Medienberichterstattung und dem wahrend der Wahl immer noch aufrechterhaltenen Ausnahmezustand Insgesamt wurde die Wahl aber als bemerkenswert gewaltfrei ruhig und die Arbeit der Wahlbehorden als professionell beurteilt 1 4 Wahlmodus BearbeitenFur die Parlamentswahl war Sambia in Wahlkreise eingeteilt in denen jeweils ein Abgeordneter nach relativem Mehrheitswahlrecht gewahlt wurde Bisher hatten 125 Wahlkreise bestanden Durch das Wahlgesetz von 1990 wurde die Zahl der Wahlkreise auf 150 erhoht und die Abgrenzung der Wahlkreise einer Kommission Delimitation Commission Abgrenzungskommission ubertragen Diese Kommission definierte die Wahlkreisgrenzen nicht vollstandig neu sondern nur in den Regionen in denen sich die Bevolkerungszahlen signifikant geandert hatten Bei der Abgrenzung der Wahlkreise hielt die Kommission am bisherigen Grundsatz fest dass die Wahlkreisgrenzen nicht die Provinzgrenzen uberschreiten sollten Ausserdem wurden nicht nur die reine Bevolkerungszahl sondern auch Gesichtspunkte der Geographie und Infrastruktur berucksichtigt Die mittlere Bevolkerungszahl pro Wahlkreis betrug 52 000 aber es wurden in landlichen Gegenden Abweichungen bis zu einem Minimum von 25 000 toleriert 4 Zahl der Wahlkreise nach Provinzen 4 Provinz Bevolkerung Wahlkreise AnderungZentralprovinz 0 725 611 0 14 3Copperbelt 1 579 542 0 30 3Ostprovinz 0 973 818 0 19 3Luapula 0 526 705 0 10 2Lusaka 1 207 980 0 23 4Nordprovinz 0 867 795 0 17 3Nordwestprovinz 0 383 146 0 0 7 2Sudprovinz 0 946 353 0 18 3Westprovinz 0 607 497 0 12 2Gesamt 150 25Wahlergebnisse BearbeitenErgebnis der Prasidentschaftswahl Bearbeiten nbsp Mehrheiten bei der Prasidentschaftswahl nach ProvinzenNach offiziellen Angaben gab es zur Prasidentschaftswahl 2 926 457 registrierte Wahler von denen sich 1 324 765 45 27 an der Wahl beteiligten 3 13 Prozent der Stimmen 41 531 waren ungultig 5 Ergebnisse der Prasidentschaftswahl 5 Kandidat Partei Stimmen in Frederick J T Chiluba Movement for Multiparty Democracy MMD 972 212 75 76Kenneth D Kaunda United National Independence Party UNIP 311 022 24 24Gesamt 1 283 234 100 00Ergebnis der Parlamentswahl Bearbeiten nbsp Mehrheiten bei der Parlamentswahl in den WahlkreisenNach offiziellen Angaben gab es zur Wahl der Nationalversammlung 2 875 960 registrierte Wahler von denen sich 1 305 689 45 40 an der Wahl beteiligten 3 58 Prozent der Stimmen 46 787 waren ungultig 6 Ergebnisse der Parlamentswahl 6 Partei Stimmen in Sitze in Movement for Multi Party Democracy MMD 931 945 74 01 125 83 33United National Independence Party UNIP 314 711 24 99 25 16 67Unabhangige 9 862 0 78 0 0 00National Democratic Alliance NADA 1 695 0 13 0 0 00National Democratic Party NDP 803 0 06 0 0 00Democratic Party DP 120 0 01 0 0 00Gesamt 1 259 136 99 98 150 100 00Beurteilung des Wahlausgangs BearbeitenDas Wahlergebnis war eindeutig Chiluba und das MMD gewannen etwa drei Viertel der Stimmen bzw 83 der Parlamentssitze In der Bergarbeiterprovinz Copperbelt erzielte das MMD mehr als 90 der Stimmen Lediglich in der Ostprovinz seiner Heimatprovinz konnte Kaunda eine Stimmenmehrheit 75 gewinnen 4 Die Wahlbeteiligung war mit etwa 45 angesichts der Bedeutung der Wahl jedoch uberraschend niedrig was durch Beobachter mit einer gewissen Angstlichkeit der Wahler angesichts befurchteter moglicher Unruhen sowie mit Verunsicherung aufgrund des ungewohnten Mehrparteiensystems erklart wurde 7 Nach der Wahl BearbeitenDer Regierungswechsel nach der Wahl verlief reibungslos und gewaltfrei Am 2 November 1991 akzeptierte Kaunda in einer Radio und Fernsehansprache seine Niederlage Noch am selben Tag wurde der neu gewahlte Prasident Frederick Chiluba vereidigt und am 5 Dezember 1991 trat die neu gewahlte Nationalversammlung erstmals zusammen 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b Carolyn Baylies Morris Szeftel The Fall and Rise of Multi Party Politics in Zambia In Review of African Political Economy Nr 54 Taylor amp Francis Ltd Juli 1992 S 75 91 JSTOR 4006169 englisch Melinda Ham After Riots President Announces Referendum on Democratic Elections Associated Press News 28 Juni 1990 abgerufen am 14 August 2021 englisch Greg Mills Zambia and the Winds of Change In Royal Institute of International Affairs Hrsg The World Today Band 48 Nr 1 Januar 1992 S 16 18 JSTOR 40396331 englisch a b c d e National Democratic Institute for International Affairs Carter Institute of Emory University Hrsg The October 31 1991 National Elections in Zambia ISBN 1 880134 14 4 englisch Volltext PDF a b Zambia 1991 Presidential election national results African Democracy Encyclopaedia Project April 2021 abgerufen am 13 August 2021 englisch a b Zambia 1991 National Assembly national election results African Democracy Encyclopaedia Project April 2021 abgerufen am 13 August 2021 englisch Eric Bjornlund Michael Bratton Clark Gibson Observing Multiparty Elections in Africa Lessons from Zambia In African Affairs Band 91 Nr 364 Oxford University Press The Royal African Society Juli 1992 S 405 431 JSTOR 722264 englisch Wahlen in Sambia Prasidentschaftswahlen 1968 1973 1983 1988 1991 1996 2001 2006 2008 2011 2015 2016 2021Parlamentswahlen 1926 1929 1932 1935 1938 1941 1944 1948 1951 1954 1957 1959 1962 1964 1968 1973 1978 1983 1988 1991 1996 2001 2006 2011 2016 2021Volksabstimmungen 1969 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahlen in Sambia 1991 amp oldid 238403149