www.wikidata.de-de.nina.az
Mit dem Decknamen Projekt Marmor bezeichneten die Nationalsozialisten eine Stollenanlage in der steirischen Gemeinde Peggau Die Stollen dienten im Rahmen der sogenannten U Verlagerung dazu die Rustungsproduktion der Steyr Daimler Puch AG im Werk Graz Thondorf geschutzt vor alliierten Bombenangriffen aufrechtzuerhalten Zur Beschaffung der notigen Arbeitskrafte wurde ein Aussenlager des KZ Mauthausen eingerichtet Deutscher Rustungsbetrieb unter Tage Inhaltsverzeichnis 1 Aussenlager des KZ Mauthausen 1 1 Lagerorganisation 1 2 Auflosung des Lagers 2 Stollenanlage Marmor 3 Situation nach dem Krieg 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAussenlager des KZ Mauthausen Bearbeiten nbsp Eingangsbereich des HauptstollensAls nationalsozialistische Rustungsbetriebe mehr und mehr durch Bombenangriffe der Alliierten beschadigt wurden versuchte man deren Produktion in Stollen innerhalb schutzender Bergwande aufrechtzuerhalten Nach einem schweren Bombenangriff auf das Werk Graz Thondorf der Steyr Daimler Puch AG am 26 Juli 1944 wurde eine solche Verlagerung dieses Werkes in die Peggauer Wand beschlossen In der Systematik der Decknamen nationalsozialistischer Geheimobjekte wurde dem Projekt der Name Marmor zugewiesen Um Arbeitskrafte heranzuschaffen wurde in Peggau Hinterberg ein Aussenlager des KZ Mauthausen eingerichtet 1 Lagerorganisation Bearbeiten Schon ein Jahr zuvor hatte man ein 5 Hektar grosses Grundstuck des Stifts Vorau in Peggau Hinterberg enteignet Hinter einem drei Meter hohen elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun wurden rund 10 Holzbaracken errichtet die von vier Wachturmen aus kontrolliert werden konnten Weiters verfugte das Lager uber eine Kuche Wascherei Waschbaracke und Krankenstation sowie einen separaten Bereich zur Unterbringung der Wachmannschaft 2 Am 17 August 1944 kam ein erster Transport mit 400 Haftlingen aus Mauthausen in dem Lager an Auf langere Sicht war die Herstellung von Flugzeug und LKW Komponenten sowie Teilen fur den Panzerkampfwagen VI Tiger geplant erst mussten jedoch die Stollen angelegt werden 3 Im Schnitt befanden sich zwischen 700 und 800 Haftlinge gleichzeitig in dem Lager uberwiegend politische Gefangene aus Polen und der Sowjetunion aber auch Franzosen Italiener Deutsche und Jugoslawen und eine kleine Gruppe polnischer Juden Den Transportlisten nach wurden in den acht Monaten seines Bestehens mindestens 1400 Menschen in das Lager gebracht 4 Auflosung des Lagers Bearbeiten Ab dem 2 Marz 1945 wurde das Lager aufgrund des Vorruckens der Roten Armee aufgelost die Haftlinge wurden zu Fuss nach Bruck an der Mur und von dort mit dem Zug nach Mauthausen gefuhrt Davor waren noch uber 200 Haftlinge aus dem Lager Eisenerz nach Peggau uberstellt worden Vor dem Aufbruch wurden 15 kranke Haftlinge erschossen weitere 31 starben wahrend des Transports an Kreislaufschwache oder wurden bei Fluchtversuchen erschossen 5 Schliesslich trafen am 7 April 820 Haftlinge aus Peggau in Mauthausen ein 1 Uber die genauen Opferzahlen im Lager und in den Stollen gibt es stark divergierende Angaben 129 der Opfer sind namentlich bekannt es ist anzunehmen dass die tatsachliche Zahl deutlich hoher liegt 6 Stollenanlage Marmor BearbeitenDas notige technologische Know how fur das Projekt wurde vom Institut fur Strassenbau der Technischen Hochschule Graz beigesteuert Das Institut fur Festigkeitslehre entwickelte neuere Druckversuche zur Untersuchung des verwendeten Betons 7 Die Zwangsarbeiter wurden jeden Tag in Kolonnen die ca zwei Kilometer lange Strecke vom Lager quer durch den Ort Peggau zu der Baustelle getrieben Der Bevolkerung war jeder Kontakt zu den Haftlingen verboten 3 Geplant war die Errichtung von acht oder neun die Angaben der Zeitzeugen variieren parallelen Stollen die jeweils ca 75 Meter lang 6 Meter breit und 6 Meter hoch Scheitelhohe des Gewolbes sein sollten und durch Querstollen miteinander verbunden wurden Je 400 Zwangsarbeiter arbeiteten in zwei Schichten zu 12 Stunden an dem Projekt Bis Marz 1945 waren drei der Stollen fertiggestellt und innen ausgemauert Darin wurden 1080 Werkzeugmaschinen untergebracht an welchen 2820 Arbeiter aus dem Werk Graz Thondorf beschaftigt waren 1 Die restlichen 5 bzw 6 Stollen verblieben im Rohbau Situation nach dem Krieg Bearbeiten nbsp Die Fahrwege zu den Stollen wachsen langsam zuMit Ende des dritten Reiches ging das Lagerareal wieder in den Besitz des Klosters Vorau uber Dieses riss die meisten Baracken ab und errichtete eine Ziegelfabrik Einige wenige verbliebene Baracken dienten bis in die 1950er Jahre als Notunterkunfte 1960 wurde die Anlage restlos entfernt sodass heute obertagig keine Strukturen des Lagers selbst mehr erkennbar sind 8 In den Jahren 1945 und 1946 wurden 82 Tote aus Massengrabern des Lagers exhumiert und in der Nahe des ehemaligen Gelandes erneut beigesetzt 1955 wurde dieses Sammelgrab mit einem Gedenkstein versehen der 1983 von Neonazis zerstort und daraufhin von der Gemeinde wiedererrichtet wurde 9 2005 wurde vom Land Steiermark ein Wettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstatte ausgeschrieben Der Siegerentwurf von Hartmut Skerbisch wurde 2006 offiziell enthullt Soweit bekannt sind an diesem Gedenkort nun auch die Namen der Opfer gelistet Die Stollen stehen leer und sind offiziell nicht zuganglich einer von ihnen diente der TU Graz in der Vergangenheit als Aufstellungsort fur geophysikalische Messgerate Eine zuwachsende Strasse und umfangreiche Betonstrukturen zeugen noch von den Aktivitaten rund um die Stollen Literatur BearbeitenWolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 4 Flossenburg Mauthausen Ravensbruck C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 52964 X Anita Farkas Kollektives Gedachtnis und Erinnerungsbedarf in der Steiermark Auf den Spuren der Konzentrationslager Aflenz Peggau und Schloss Lind Diplomarbeit Alpen Adria Universitat Klagenfurt Celovec 2001 Anita Farkas Sag mir wer die Toten sind Personalisierung des Opfergedenkens am Beispiel der NS Opfer von Peggau Drava Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 978 3 85435 396 6 Frederic Gummer Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rustungsproduktion 1943 1945 Magisterarbeit Helmut Schmidt Universitat Hamburg 2007 Joachim Hainzl 2015 Das KZ Aussenlager Peggau Hinterberg PDF 2 6 MB Weblinks BearbeitenZwangsarbeit fur die Rustungsindustrie www mauthausen memorial org Heimo Halbrainer 2006 Das hatten sich die SS Schergen nicht traumen lassen Terror und Erinnerung in Peggau http www geheimprojekte at deckname marmor htmlEinzelnachweise Bearbeiten a b c Benz Distel Konigseder 2006 S 415 Die Angaben zur Zahl der Baracken schwanken zwischen 8 und 20 vgl Hainzl 2015 S 5 a b Farkas 2002 S 16 1 2 Vorlage Toter Link www mauthausenmemorial at http www mauthausenmemorial at db admin de show aussenlagerb63a html caussenlager 29 amp carticle 427 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juli 2018 Suche in Webarchiven zit bei Hainzl 2015 S 4 Farkas 2002 S 18f Vgl die Liste bei Hainzl 2015 S 16 21 blatt htu tugraz at Memento vom 2 Mai 2006 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Farkas 2002 S 22f Farkas 2002 S 14 47 198255555556 15 359561111111 Koordinaten 47 11 53 7 N 15 21 34 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title U Verlagerung Marmor amp oldid 218829291