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Als Tracker wird bei Radarsystemen in der Flugsicherung oder in militarischen Uberwachungssystemen eine Komponente bezeichnet die einzelne Positionsmeldungen des Radars plots zu kompletten Flugspuren tracks zusammensetzt und es damit ermoglicht das Verhalten und die Bewegungsmuster der beobachteten Objekte zu erkennen Der Tracker ist dabei ublicherweise als Software implementiert und setzt mathematische Modelle wie etwa das Kalman Filter oder das Alpha Beta Filter fur die Zustandsschatzung ein um eine moglichst genaue Schatzung von tatsachlicher Position Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit eines Flugzeuges unter Berucksichtigung von Messfehlern zu erreichen Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 1 1 Grundlegende Modelle Alpha Beta Filter Kalman Filter 2 Einsatzgebiete 2 1 Zivile Anwendungsgebiete 2 1 1 Navigation in geschlossenen Arealen 2 2 Militarische Anwendungsgebiete 2 2 1 Artillerieortung 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseFunktionsweise BearbeitenIn der zivilen oder militarischen Luftraumuberwachung werden typischerweise Rundsuch Radargerate sog fan beam Radare eingesetzt um das zugewiesene Uberwachungsgebiet nach Luftfahrzeugen abzusuchen Zum Funktionsprinzip dieser Gerate siehe Radar Diese Radarsysteme verfugen meist uber sich drehende Antennen die das Uberwachungsgebiet mit einer Frequenz von einer Umdrehung pro 10 Sekunden abtasten scan cycle Trifft der Abtaststrahl auf ein Objekt wird die Position des Objektes vom Radargerat zum Tracker geliefert Die Positionsangabe setzt sich dabei ublicherweise zusammen aus der Winkelstellung der Antenne zum Zeitpunkt zu dem das Objekt entdeckt wurde und der Entfernung des Objektes zum Radar welche aufgrund der Laufzeit des Radarpulses zum Objekt und zuruck berechnet werden kann In alteren Systemen wurde diese Positionsangabe direkt auf der Plan Position Indicator Konsole dargestellt Ein praktisches Problem das sich dabei fur die Luftraumuberwachung stellte war dass die Positionsangaben lediglich einzelne Punkte plots auf der Konsole sind Speziell bei hoher Luftfahrzeugdichte zeigten die PPI Konsolen ganze Wolken von Einzelpunkten an deren Lage sich alle 10 Sekunden veranderte wobei Punkt des vorhergehenden Zyklus noch nachleuchten so dass eine gewisse Historie erkennbar war Die eindeutige Zuordnung welcher Punkt zu einem Luftfahrzeug gehort welcher Punkt ein Fehlsignal darstellt und v a welcher Punkt zu einem Punkt des vorhergehenden Abtastzyklus gehort und dadurch ein sich bewegendes Objekt beschreibt ware selbst fur geubte Nutzer bei der heutigen Luftverkehrslage kaum mehr durchfuhrbar Gerade bei einer hohen Verkehrsdichte ist eine moglichst eindeutige Zuordnung wichtig da nur so Flugobjekte erkannt ihre Flugroute berechnet und mogliche Kollisionen vermieden werden konnen Ein Tracker ist ein Computersystem das genau diesen Zweck unterstutzt Die Positionsdaten werden in jedem Abtastzyklus in den Tracker eingespeist Dieser berechnet dann die wahrscheinlichste Zuordnung eines Positionspunktes zu Messpunkten aus vorherigen Abtastzyklen Assoziation und baut so aus den Punkten der vergangenen Zyklen Flugspuren tracks auf diese Flugspuren beschreiben somit den bisherigen Weg eines Flugobjektes und erlauben so die Beobachtung dessen Verhaltens d h seiner aktuellen Position seiner Geschwindigkeit und seiner Flugrichtung Im praktischen Einsatz werden gleichzeitig weitere Informationen mit dem Flugobjekt assoziiert und auf einem Display angezeigt So etwa Signale die uber das Sekundarradar empfangen werden und beispielsweise den zivilen ICAO AICD Identifizierungscode des Flugzeuges 1 militarische Kennungen NATO IFF oder Zusatzinformationen zur Position enthalten konnen Diese Informationen konnen durch entsprechende Flugplanabfragen weiter fusioniert werden so dass ein vollstandiges und standig verfugbares Lagebild entsteht Grundlegende Modelle Alpha Beta Filter Kalman Filter Bearbeiten Die Trackersoftware nutzt zum Aufbau der Flugspuren mathematische Schatzmodelle die es ermoglichen die Zuordnung eines Plots zu einer Flugspur mit geringerer Verzogerung Latenzzeit unter Berucksichtigung von systemischen Ungenauigkeiten und zufalligen Messfehlern durchzufuhren Typischerweise bauen diese Modelle auf einfachen Beobachtungen der Bewegung der Flugobjekte auf Die Grundprinzipien werden im Folgenden kurz beschrieben Einsatzgebiete BearbeitenDas Tracken von Objekten ist immer dort von Bedeutung wo der direkte kooperative Kontakt zwischen den bewegten Objekten und mit einer Leitstelle gestort sein kann z B bei der Kustenuberwachung Luftraumuberwachung und Perimeteruberwachung Zivile Anwendungsgebiete Bearbeiten International wird in allen Landern eine Luftraumuberwachung und wo Kusten vorhanden sind eine Kustenuberwachung durchgefuhrt Die Aufgabenstellung im Luft und Seeverkehr hat polizei ahnliche Funktionen der Verkehrsregelung Zunehmend werden bodengestutzte Funktionen durch bordgestutzte Funktionen ersetzt Dann fuhrt jedes Fahrzeug eigene Trackerfunktionen aus und erzeugt im fahrenden Fahrzeug ein Lagebild der Umgebung Trackerfunktionen werden in modernen Systemdefinitionen der IMO und der ICAO als Ruckfallsicherung fur kooperative Systeme verwendet Navigation in geschlossenen Arealen Bearbeiten Die zielsichere Navigation ist in grossen offenen Arealen von Bedeutung Dazu gibt es Tracking Systeme die eine Karteninformation mit Auftragsinformationen und Bewegungsinformationen uberlagern und durch Tracking die Optimierung der eigenen Bewegung sowie Kollisionsverhinderung mit anderen Objekten unterstutzen Militarische Anwendungsgebiete Bearbeiten Militarische Anwendungen gehen von einer Bedrohungsperspektive aus die der traditionellen Paranoia von Staaten und der modernen Hybris von Interessengruppen entspringt 2 In einigen Landern ist die Luftraumuberwachung und die Kustenuberwachung der militarischen Fuhrung unterstellt Die Aufgabenstellung im Luft und Seeverkehr wird dadurch nicht verandert Uberwachung von Flugobjekten Verfolgung von angreifenden Flugzielen in der Flugabwehr Feuerleitung s Tracking im eigentlichen Sinn Ruckverfolgung von Artilleriegeschossen zur Ermittlung des Geschutzstandortes Artillerieortung siehe Artillerieaufklarungsradar Schatzung des moglichen Einschlages von ballistischen RaketenArtillerieortung Bearbeiten Artilleriegeschutze und Artillerieraketen s etwa Katjuscha Raketenwerfer stellen aufgrund ihrer teilweise enormen Zerstorungskraft ein erhebliches Bedrohungspotenzial in bewaffneten Konflikten dar dies gilt sowohl bzgl der direkten bewaffneten Auseinandersetzung im Feld als auch in Angriffen auf die Zivilbevolkerung Aufgrund ihrer hohen Feuerreichweite gt 30 km und ihrer Mobilitat konnen massive Angriffe aus mehreren Geschutzen und unterschiedlichen geographischen Positionen auf ein Ziel weitgehend ohne Vorwarnmoglichkeit erfolgen Daruber hinaus sind die weit hinter den Linien operierenden Geschutzstellungen kaum auszumachen Speziell die Beweglichkeit der in der Regel selbstfahrenden Geschutze schrankt die Moglichkeiten einer Luftaufklarung erheblich ein Artillerieortungsradare detektieren anfliegende Geschosse und bestimmen durch tracking ihre Flugbahn Trajektorie mit hinreichender Genauigkeit Die Schatzung der Flugbahn ermoglicht eine Kurzzeitprognose des wahrscheinlichen Einschlagpunktes und eine Ruckverfolgung des Geschosses zu seiner Abschussposition d h die indirekte Ortung der Geschutzposition Diese Daten konnen dann wiederum als Zieldaten an die eigenen Krafte weitergegeben werden Spezielle technische Schwierigkeiten entstehen dadurch dass Artilleriegeschosse wesentlich kleiner als etwa Flugzeuge und deshalb schwerer zu detektieren sind Da relativ bodennah getrackt werden muss ist uberdies ein relativ hohes Mass an Storfaktoren Gelandeuberschattung Bodenreflexion clutter Storung durch Vogel Flugobjekte andere Radarsysteme etc vorhanden was spezielle Anforderungen an die Filter stellt Eine im Gefecht unterstellte hohe Dichte an fliegenden Objekten Geschosse Raketen Drohnen etc im beobachteten Gefechtsfeld stellt eine besondere Komplexitat fur die Trackingalgorithmen hinsichtlich der Zuordnung aktueller Positionsmessungen zu Trajektorien dar Um unter diesen Bedingungen hinreichend genaue Schatzungen der Trajektorien zu erhalten sind insbesondere hohe Updateraten und eine spezielle Radarsteuerung notwendig weswegen fur die Artillerieortung hauptsachlich Radare mit elektronischer Strahlschwenkung sog Phased Array Radare zum Einsatz kommen Ausser dem Radar Tracking sind auch Trackingverfahren unter Nutzung von passiven akustischen Sensoren oder von optischen Sensoren im Einsatz Moderne Systeme sind in der Lage die Messungen aus unterschiedlichen Sensoren zu kombinieren uui fusionieren s Multi Sensor Tracking Dabei kann es sich sowohl um die Integration passiver Sensorik handeln als auch die Integration mehrerer Messsysteme sog Sensor Posten im Verbund um so einerseits robustere und weniger storanfallige Schatzungen zu erreichen und andererseits etwa durch Analyse des Flugverhaltens und der Projektilstabilisierung Zusatzinformationen etwa uber den Munitionstyp zu ermitteln Ausser zur Vorwarnung und Zielortung werden Artillerieortungssysteme auch fur die Beobachtung und Koordination der eigenen Artillerie d h zur Feuerleitung eingesetzt Weblinks BearbeitenPhased Array Radar Artillerieortungsradar COBRA Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive PDF 120 kB Ab Seite 5 Radar Trackeruntersuchungen PDF 2 2 MB Flugverfolgung in EchtzeitEinzelnachweise Bearbeiten Archivierte Kopie Memento vom 15 September 2012 im Internet Archive Umberto Eco Die Erzahlstrukturen bei Ian Fleming und Hans Christoph Buch James Bond oder Der Kleinburger in Waffen in Jochen Vogt Hrsg Der Kriminalroman Poetik Theorie Geschichte UTB fur Wissenschaft Band 8147 Fink Munchen 1998 581 S ISBN 3 8252 8147 7 UTB amp ISBN 3 7705 3226 0 Fink Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tracker Radar amp oldid 234602090