www.wikidata.de-de.nina.az
Das Titelschild eines Buches befindet sich in der Regel auf seinem Rucken Es dient der schnellen Auffindung im Buchregal Seit dem Mittelalter unterlag das Titelschild einer beachtlichen Wandlung Titelschilder auf Buchruckenv l n r Blindpragung auf Pergamenteinband 1726 Titelschild mit Goldpragung 1863 Interimstitelschild 1840 Ruckenpragung 1895 Ruckenpragung 1731 Buchtitelgestaltung zwischen 1896 und 1925Buchtitelgestaltung zwischen 1922 und 1934 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe und klassische Formen 2 Moderne Gestaltungen 3 Materialien 4 LiteraturFruhe und klassische Formen BearbeitenDie fruhesten Titelaufschriften sind an mittelalterlichen Pergament oder Schweinsledereinbanden zu beobachten Jene Folianten tragen vereinzelt handschriftliche Signaturen weil deren Text noch nicht gedruckt war Eine durchgehende Titelbeschriftung war zu diesem Zeitpunkt nicht ublich Ein wichtiger Grund dafur bestand darin dass man im Mittelalter Bucher selten stehend sondern vorrangig liegend aufbewahrte Der Umfang mittelalterlicher Bibliotheken war auch relativ uberschaubar da jedes Buch von speziell dafur eingearbeiteten Monchen in Skriptorium handschriftlich vervielfaltigt werden musste Nach der Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern um 1450 nahm die Zahl der Bucher technologisch bedingt zu Diese Entwicklung veranderte auch das Buchbinderhandwerk Bucher bzw ihr Einband mussten nun rationeller gefertigt werden Mittels gegossenen und nachbearbeiteten Bronzebuchstaben sowie Ornamentstempeln gestalteten die Buchbinder den Buchrucken indem sie die erhitzten Werkzeuge mit hohem Druck auf das Leder oder Pergament druckten Die Technik des Blattvergoldens war in den Buchbindereien dieser Zeit noch nicht uberall verbreitete Praxis Deshalb sind Blindpragungen bei Inkunabeln und den Einbanden der Reformationszeit typische Gestaltungsmerkmale In der Periode zwischen Renaissance und Romantik waren Titelpragungen auf dem Lederrucken in Gold mit reicher Ornamentik die verbreitete Gestaltungsvariante Das Titelfeld des Ruckens liegt dabei immer zwischen zwei Bunden wulstige Auspragungen Im 18 Jahrhundert verbreitete sich die Gewohnheit die Titelpragung farbig zu unterlegen Typisch sind dabei rote grune und blaue Pigmentfelder mit der jeweiligen Goldpragung Einzelne und damit aufgeklebte Titelschilder setzten sich in der zweiten Halfte vom 18 Jahrhundert zunehmend durch Diese Entwicklung ging mit anderen Vereinfachungen der Bindetechnik einher Beispielsweise wurden die wulstigen Bunde am Buchrucken flacher weil die Bindetechnik von einer neuen Hefttechnologie schrittweise verdrangt wurde eingesagte Bunde Moderne Gestaltungen BearbeitenEine besondere gestalterische Aufmerksamkeit erfuhr der Ruckentitel noch einmal im Ubergang vom 19 zum 20 Jahrhundert besonders durch Einflusse des Jugendstils und bei den Einbandgestaltungen wahrend der Zeit der Reformbestrebungen in den 1920er Jahren Dabei loste sich oft die klar abgegrenzte Form des Ruckentitels auf Die Einbandgestalter beanspruchten nun fur ihre Entwurfe den gesamten Buchrucken und verzichteten dabei auf die klassische Feldergliederung Das gesamte Buch wurde seit dem Jugendstil und der folgenden Neuen Sachlichkeit zum Anliegen eines Gesamtentwurfes Im von Ganzheitlichkeit beeinflussten Buchdesign ist der Titel ein eingebundenes Detail Die Entwicklung der Schrift und Ornamentgestaltung von Bucheinbanden dieser Epoche kann nicht losgelost betrachtet werden Ausdrucksstarke Schriftentwurfe finden sich parallel in der Plakatkunst und werden von der sich vehement entwickelnden Werbebranche lebhaft eingesetzt Die so beeinflusste Einbandgestaltung blieb bis in die Mitte der 1930er Jahre dominant Besonderen Vorschub leisteten dafur die technisierten Methoden zur Klischeeherstellung Die Prageklischees mussten nicht mehr ausschliesslich durch Handarbeit gefertigt werden sondern konnten uber maschinelle und chemische Vorgange nahezu jeden Entwurf relativ preisgunstig umsetzen Die Goldpragung dominierte uber die vielen Jahrhunderte die Buchrucken und bekam erst im 20 Jahrhundert durch farbige Pragefolien Konkurrenz Dadurch erweiterten sich die Gestaltungsmoglichkeiten Materialien BearbeitenDie weitaus haufigste Ausfuhrung der Titelschrift erfolgte mit Blattgold Blattsilber hatte sich auf Grund der langsam eintretenden Schwarzung nicht durchsetzen konnen Der Untergrund fur die Pragungen war bis in das 18 Jahrhundert uberwiegend das Leder des Bucheinbandes Im gleichen Jahrhundert traten die aufgeklebten Titelschilder aus besonders dunnen und gesondert eingefarbten Ledersorten oder Papieren haufiger auf Um die Kante des aufgeklebten Materials zu kaschieren wurde der Rand vielfach mit einer Linie oder einem anderen Ornament uberpragt Das geschah mittels einer Filete Literatur BearbeitenAugust Demmin Studien uber die stofflich bildenden Kunste und Kunst Handwerke Folge 6 Papier und andere Beschreibstoffe Heinrich Lutzenkirchen Wiesbaden 1890 S Nachdruck Zentralantiquariat der DDR Leipzig 1985 Hellmuth Helwig Handbuch der Einbandkunde Maximilian Gesellschaft Hamburg 1953 1955 S Ilse Schunke Einfuhrung in die Einbandbestimmung 2 Auflage Verlag der Kunst Dresden 1978 S Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Titelschild Buch amp oldid 218677325