www.wikidata.de-de.nina.az
Thomas Stephen Szasz sɑːs 15 April 1920 als Tamas Istvan Szasz in Budapest 8 September 2012 in Manlius New York 1 war ein US amerikanischer Psychiater ungarischer Herkunft Szasz wurde bekannt durch seine Kritik an den moralischen und wissenschaftlichen Grundlagen der Psychiatrie Er wird teilweise der sogenannten Antipsychiatrie zugerechnet und gilt als Mitbegrunder dieser Bewegung wandte sich selbst allerdings vehement gegen diese Einordnung Thomas Szasz 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Szasz uber den Begriff Antipsychiatrie 4 Ehrungen 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Rezensionen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSzasz wurde am 15 April 1920 in Budapest Ungarn als Sohn der judischen Eltern Gyula und Lily Szasz geboren Nachdem Szasz 1938 in die USA emigriert war studierte er an der Universitat von Cincinnati Physik und Medizin 1944 machte er seinen Doktor der Medizin und begann eine Ausbildung als Psychoanalytiker am Chicago Institute for Psychoanalysis 1948 eroffnete er eine psychoanalytische Praxis 2 Von 1956 bis zur Emeritierung im Jahr 1990 war Szasz Professor fur Psychiatrie an der State University of New York in Syracuse Er starb 2012 an den Folgen eines Sturzes 3 Thomas Szasz war Fellow der American Psychiatric Association und lebenslanges Mitglied der American Psychoanalytic Association Szasz grundete auch zusammen mit der Scientology Organisation die amerikanische Citizens Commission on Human Rights CCHR distanzierte sich aber von dem Eindruck dass diese Zusammenarbeit mehr als ein Zweckbundnis und dass er selbst Scientologe ware 4 Mike Gormez ein prominenter Scientology Kritiker halt diese Zusammenarbeit fur naiv unuberlegt und ethisch fragwurdig und warf Szasz vor sich instrumentalisieren zu lassen 5 Lehre BearbeitenSeinen Ruf als vehementer Gegner der Zwangspsychiatrie begrundete Thomas S Szasz vor allem mit seinem Hauptwerk The Myth of Mental Illness in dem er 1961 die Theorie aufstellte dass Konzepte wie psychische Normalitat und Verrucktheit willkurliche Definitionen sind Anders als Krankheiten die auf korperlichen Ursachen basieren liessen sich fur die meisten psychiatrisch definierten Erkrankungen keine eindeutigen Ursachen finden Die Diagnose einer psychischen Storung erfolge aufgrund subjektiver Bewertungen anstatt objektiver empirisch uberprufbarer Kriterien Die Abgrenzung von Normalitat und Verrucktsein diene lediglich dazu gesellschaftliche Konformitat zu erzwingen und trage die Gefahr in sich als Machtmittel zur Ausgrenzung Andersdenkender missbraucht zu werden Ausgehend von diesen Uberlegungen trat Szasz fur eine strikte Trennung von Psychiatrie und Staat ein Zwangseinweisungen in psychiatrische Kliniken verurteilte er als Verletzung der Menschenrechte Eine weitere wichtige seit Anfang der 1970er Jahre wiederholt gestellte Forderung von Szasz ist die Freigabe aller Drogen an Erwachsene Das Recht auf Selbstmedikation 6 7 8 9 Durch sein Buch Grausames Mitleid wurde das Ansehen von Szasz zumindest in Teilen der deutschen Anti Psychiatriebewegung beschadigt So warf ihm der Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e V im Jahr 1998 Primitivstkapitalismus die Ausgrenzung sozial Benachteiligter und ein Eintreten fur die Abschaffung des Sozialstaates vor 10 dies ausdrucklich unbenommen der historischen Verdienste von Thomas Szasz um die Kritik der Psychiatrie Szasz uber den Begriff Antipsychiatrie BearbeitenSzasz Ich wehre mich energisch gegen die Antipsychiatrie Meine Kritik richtet sich ausschliesslich gegen psychiatrischen Zwang Das selbst stigmatisierende Etikett Antipsychiatrie war ein Gemeinschaftsprodukt von Ronald D Laing und David Cooper So ware es zum Beispiel volliger Unsinn einen Mediziner der Zwangsbehandlung auf dem Gebiet der Dermatologie kritisiert einen Antidermatologen zu nennen oder einen Kritiker der Onkologie Antionkologen oder einen kritischen Augenarzt einen Antiaugenarzt Genauso unsinnig ist es einen Kritiker psychiatrischer Zwangsbehandlung einen Antipsychiater zu nennen Dieser Begriff zeigt eigentlich nur dass sich die Psychiatrie ausschliesslich uber Zwang definiert nicht uber Heilungsabsicht 11 Ehrungen Bearbeiten2002 Erster Preistrager des Freiheitspreises der Irren Offensive 12 Schriften Auswahl BearbeitenThe myth of mental illness In American psychologist Bd 15 1960 H 2 S 113 118 doi 10 1037 h0046535 PDF Geisteskrankheit ein moderner Mythos Grundzuge einer Theorie des personlichen Verhaltens Olten Freiburg im Breisgau 1972 Originaltitel The Myth of Mental Illness Foundations of a Theory of Personal Conduct New York 1961 Die Fabrikation des Wahnsinns Olten Freiburg im Breisgau 1974 Orig The manufacture of madness A comparative study of the inquisition and the Mental Health Movement New York 1970 Psychiatrie die verschleierte Macht Olten Freiburg im Breisgau 1975 Recht Freiheit und Psychiatrie Auf dem Weg zum therapeutischen Staat Wien Munchen Zurich 1978 Fischer Taschenbuch 6722 ISBN 3 596 26722 6 Orig Law Liberty and Psychiatry An Inquiry into the Social Uses of Mental Health Practices New York 1963 Das Ritual der Drogen Wien Munchen Zurich 1978 Orig Ceremonial Chemistry The Ritual Persecution of Drugs Addicts and Pushers London 1974 Schizophrenie Das heilige Symbol der Psychiatrie Frankfurt am Main 1979 Orig Schizophrenia The Sacred Symbol of Psychiatry New York 1976 Theologie der Medizin Europaverlag Wien 1980 Der Mythos der Psychotherapie Europaverlag Wien 1982 Das Psychiatrische Testament Ein neuer Gesetzesmechanismus um Menschen vor Psychosen und vor der Psychiatrie zu schutzen Antipsychiatrieverlag Berlin 1987 ISBN 3 925931 02 3 Grausames Mitleid Uber die Aussonderung unerwunschter Menschen Frankfurt am Main 1997 Orig Cruel Compassion Psychiatric Control of Society s Unwanted New York 1994 My madness saved me The madness and marriage of Virginia Woolf Transaction Publishers New Brunswick N J ISBN 0 7658 0321 6 Literatur BearbeitenJosef Rattner Thomas Szasz In J Rattner Klassiker der Psychoanalyse 2 Auflage Beltz Weinheim 1995 S 800 829 ISBN 3 621 27276 3 fruherer Titel Klassiker der Tiefenpsychologie S 800 829 Rezensionen BearbeitenKerstin Kempker Rezension des Buches Grausames Mitleid Uber die Aussonderung unerwunschter Menschen von Thomas S Szasz In antipsychiatrieverlag de 1998 abgerufen am 3 Januar 2019 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Thomas Szasz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Texte von Thomas Szasz in deutschsprachiger Ubersetzung In szasz texte de Abgerufen am 3 Januar 2019 The Thomas S Szasz Cybercenter for Liberty and Responsibility In szasz com Abgerufen am 3 Januar 2019 In Memoriam Dr Thomas Szasz In cchrint org Citizens Commission on Human Rights International s 11 September 2012 abgerufen am 3 Januar 2019 englisch Thomas Szasz In foucault de Das Foucault Tribunal abgerufen am 3 Januar 2019 Burkhart Bruckner Robin Pape 2015 Biographie von Thomas Stephen Szasz In Biographisches Archiv der Psychiatrie BIAPSY Einzelnachweise Bearbeiten Benedict Carey Dr Thomas Szasz Psychiatrist Who Led Movement Against His Field Dies at 92 In The New York Times 11 September 2012 abgerufen am 19 September 2012 englisch Burkhart Bruckner Robin Pape 2015 Szasz Thomas Stephen In Biographisches Archiv der Psychiatrie Biographisches Archiv der Psychiatrie BIAPSY Bruckner Pape ebd Thomas S Szasz For the Record 11 Februar 2003 abgerufen am 3 Januar 2019 englisch Mike Gormez Scientology hatred of psychiatry and psychology CCHR Nicht mehr online verfugbar In psychassualt org 5 November 2006 archiviert vom Original am 29 Juni 2007 abgerufen am 3 Januar 2019 englisch Thomas Szasz The Right to Drugs A Matter of Freedom In Newsday 21 Oktober 1970 englisch Thomas Szasz Die Ethik der Sucht In Psychiatrie die verschleierte Macht Walter Verlag Olten 1975 Ideology and Insanity Dubleday New York 1970 englisch Thomas Szasz The Morality of Drug Controls In R Hamowy Hrsg Dealing With Drugs Consequences of Government Control Lexington Books D C Heath Lexington 1987 S 329 345 englisch archive org PDF 1 5 MB Kerstin Kempker Presseerklarung zur Einladung des politisch obskuren Psychiaters Thomas Szasz zum Foucault Tribunal PDF 106 kB In antipsychiatrieverlag de 1 Mai 1998 abgerufen am 3 Januar 2019 Marianne Kestler Abschaffung der Psychiatrie Gleichstellung oder soziale Misere Ein Interview mit Prof em Thomas S Szasz von Marianne Kestler Nicht mehr online verfugbar In lichtblick99 de 11 April 2003 archiviert vom Original am 17 September 2003 abgerufen am 3 Januar 2019 Rede zu Ehren von Thomas Szasz bei der Verleihung des Freiheits Preises der Irren Offensive die Goldene Taschenlampe am 9 Nov 2002 in Syracuse USA In irrenoffensive de 9 November 2002 abgerufen am 3 Januar 2019 Normdaten Person GND 119100347 lobid OGND AKS LCCN n50012656 NDL 00458228 VIAF 59089664 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Szasz ThomasALTERNATIVNAMEN Szasz Thomas Stephen Szasz Tamas IstvanKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Psychiater und PsychoanalytikerGEBURTSDATUM 15 April 1920GEBURTSORT BudapestSTERBEDATUM 8 September 2012STERBEORT Manlius New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Szasz amp oldid 236239471