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Das Anwesen Thuringer Strasse 21 in Gundelsdorf einem Gemeindeteil der oberfrankischen Stadt Kronach ist ein ursprunglich als Fabrikantenvilla erbautes Gebaude das nach mehreren Nutzungsanderungen heute als Kindergarten dient Es ist zusammen mit dem dazugehorigen Nebengebaude als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen Hauptgebaude Thuringer Strasse 21 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage und Beschreibung BearbeitenBei dem Hauptgebaude handelt es sich um einen im Stil des reduzierten Historismus errichteten zweigeschossigen Satteldachbau mit kurzem Seitenflugel und ruckwartiger Glasveranda 1 Es steht im nordostlichen Teil von Gundelsdorf direkt an der Ostseite der Bundesstrasse 85 Das dreiflugelige Nebengebaude befindet sich ostlich des Hauptgebaudes Es ist ein eingeschossiger Satteldachbau mit Sandsteineckquadern und Fachwerkgiebeln An der Sudostseite befindet sich ein dreigeschossiger Eckturm mit Fachwerkobergeschoss und Spitzhelm 1 Geschichte BearbeitenDie beiden Gebaude wurden in den Jahren 1909 1910 nach Planen von Otto Mayer aus Bamberg auf einem ursprunglich 1 6 ha grossen parkartigen Grundstuck als Wohnsitz fur den Kaufmann Julius Obermeier und dessen Ehefrau Marie erbaut Nachdem der kinderlose und inzwischen verwitwete judische Fabrikant der 1898 eine Ziegelei in Gundelsdorf erworben hatte im April 1936 unter ungeklarten Umstanden im Amtsgerichtsgefangnis in Kronach zu Tode gekommen war erbten zwei Nichten seiner Ehefrau sein Vermogen und verausserten die Grundstucke und Immobilien in der Folgezeit Im Januar 1938 erwarb die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt das Anwesen und baute es bis Juni 1938 zum Muttererholungsheim um Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Einrichtung geschlossen zum 1 September 1939 ubernahm der Landkreis Kronach das Heim und nutzte es als Hilfskrankenhaus zur Versorgung der Zivilbevolkerung da das Kreiskrankenhaus in Kronach als Lazarett diente Vom 17 September 1939 bis August 1940 waren in dem Gebaudekomplex zusatzlich Ruckwanderer aus dem deutsch franzosischen Grenzgebiet untergebracht Nach dem Ende des Krieges vermietete die Treuhand und Revisionsgesellschaft in Coburg die Gebaude ab November 1946 an den Landkreis Kronach Dieser nutzte das Anwesen fur Lungenheilzwecke da im Landkreis aufgrund der zahlreichen Arbeiter in der Porzellan und Glasindustrie und in den Stein und Schieferbruchen mit hoher Staubbelastung unverhaltnismassig viele Falle von Tuberkulose auftraten Die Einrichtung in der ausschliesslich Manner untergebracht waren wurde 1950 aufgelost da die Gemeinde Gundelsdorf das Anwesen vom Bayerischen Staat erworben hatte um dort eine Volksschule einzurichten Der Schulbetrieb wurde am 9 Januar 1951 aufgenommen Neben den Raumlichkeiten fur den Lehrbetrieb wurden im Hauptgebaude zwei Dienstwohnungen fur Lehrkrafte eine Kuche und eine Volksbibliothek eingerichtet Weiterhin war die uber einen separaten Eingang zugangliche Gemeindekanzlei in dem Gebaude untergebracht Im Nebengebaude wurden eine Hausmeisterwohnung und eine Schulkapelle eingerichtet die restlichen Raumlichkeiten dienten als Abstell und Gerateraume Im Jahr 1952 wurde im Nebengebaude die erste landwirtschaftliche Berufsschule des Landkreises eingerichtet 1953 folgte die Bildung eines Berufsschulverbandes mit Sitz in Gundelsdorf Durch den Beitritt weiterer Gemeinden zum Berufsschulverband wurden die zur Verfugung stehenden Raumlichkeiten zu klein weshalb ein Ausbau des Nebengebaudes oder der Neubau eines Lehrgebaudes diskutiert wurden Mit der Bildung einer landwirtschaftlichen Kreisberufsschule in Kronach wurden diese Plane jedoch hinfallig und der Berufsschulstandort Gundelsdorf zum 1 September 1968 aufgegeben nbsp Stolperstein fur Julius ObermeierDurch verschiedene Veranderungen im Volksschulwesen wurde die Zahl der in Gundelsdorf unterrichteten Schulklassen ab dem Schuljahr 1967 1968 geringer In den frei gewordenen Raumlichkeiten wurde 1968 ein Kindergarten eingerichtet der 1969 nach dem Umzug der Gemeindekanzlei in das Nebengebaude erweitert wurde Eine weitere Erweiterung folgte 1975 als der Kindergarten zusatzliche Raume im ersten Obergeschoss bezog Der Schulbetrieb in dem Gebaude endete mit der Eingemeindung von Gundelsdorf in die Stadt Kronach im Jahr 1978 Das Nebengebaude wurde in den 1960er und 1970er Jahren der katholischen Jugend zur Verfugung gestellt heute dient es als Versammlungsraum ortlicher Vereine und als Wahllokal Grosse Teile des umliegenden Parkgelandes wurden in den 1960er und 1970er Jahren als Baugrund ausgeschrieben im verbliebenen Teil befinden sich ein Spielplatz fur die Kindergartenkinder und ein offentlicher Spielbereich Daneben wird das Gelande fur Veranstaltungen genutzt Am 16 Juli 2022 wurde vor dem Hauptgebaude zum Gedenken an Julius Obermeier ein Stolperstein verlegt 2 3 Literatur BearbeitenAnja Weigelt Das Anwesen Obermeier in Gundelsdorf In Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach Band 29 2019 ISBN 978 3 9817764 2 3 S 93 99 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Thuringer Strasse 21 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Denkmalliste fur Kronach PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Aktennummer D 4 76 145 426Einzelnachweise Bearbeiten a b Denkmalliste fur Kronach PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Heike Schulein Von der alten Villa zur hochmodernen Kita In Neue Presse Coburg 20 Juli 2022 S 7 Heike Schulein Ein Mahnmal fur Julius Obermeier In Neue Presse Coburg 21 Juli 2022 S 16 50 28201 11 30252 Koordinaten 50 16 55 2 N 11 18 9 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thuringer Strasse 21 Gundelsdorf amp oldid 239362600