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Terminal genauer Terminal Pieces for Documenta VI 1 ist der Titel einer Skulptur im offentlichen Raum des Kunstlers Richard Serra die fur die documenta 6 im Jahr 1977 entworfen wurde Ihre darauf folgende Erwerbung und Aufstellung in der Stadt Bochum wurde kontrovers diskutiert Terminal Richard Serra in Bochum 2014 Innenaufnahme des TerminalsZustand des Terminals im Jahr 2002 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 documenta 6 3 Aufstellung und Kontroverse 4 Das Terminal im Stadtbild 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Werk Terminal besteht aus vier identischen trapezartigen Cortenstahl Platten Die Hohe der Platten ist 12 50 m bei einer Breite von 3 66 2 74 m bei einer Starke von 6 4 cm auf einem quadratischen Grundriss 1 2 Mit ihrer Hohe von ungefahr 12 Metern und einem Gesamtgewicht von 100 t 3 erzeugt die Skulptur einen wuchtigen Eindruck Wie bei weiteren vertikalen Werken fur den offentlichen Raum von Serra 4 wie z B der Skulptur Fulcrum lateinisch Stutze 5 funktioniert dieser Eindruck durch eine Balance der gewichtigen Stahlplatten die ihren Halt lediglich dadurch finden dass sie einander stutzen Es entsteht ein abgeschirmter Innenraum Betritt man das Terminal sieht man uber sich ein unerwartetes perfektes Quadrat 1 6 Die einzelnen Platten wurden in der Thyssener Henrichshutte in Hattingen industriell hergestellt 1 7 wobei es einen Verschnitt von 20 Tonnen gab 8 documenta 6 BearbeitenDas Terminal war als Beitrag von Richard Serra 1977 wahrend der documenta 6 in Kassel auf dem Friedrichsplatz als Aussenkunstwerk aufgestellt 9 Dies geschah unter der Mitwirkung des Bochumer Galeristen Alexander von Berswordt Wallrabe dem Besitzer der Galerie m in Bochum Weitmar Er kannte Serra seit der documenta 5 3 und war spater sein Kunstagent fur den gesamten europaischen Kontinent Die Materialkosten plus Arbeitsleistungen und Transport uberschritten mit 150 000 Mark den Ankaufsetat von 100 000 Mark dazu sollte noch ein Honorar fur den Kunstler kommen 8000 Dollar nach damaligem Kurs rund 20 000 Mark In einem Zeitungsartikel uber die Diskussion der Kosten mit dem Kasseler Stadtrat wurde Berswordt Wallrabe mit Ich halte das Werk fur so wichtig dass ich es selber bauen lasse zitiert 8 Aufgrund der Senkung der Kosten unter anderem durch Hilfe der Thyssen Stiftung aber noch mehr dadurch das durch die grosse Aufmerksamkeit durch die Presse konnte eine Einigung mit der Stadt Kassel erzielt werden Das Terminal stiess schon bei der documenta auf Ablehnung 10 auch weil es viele Passanten dazu einlud im Schutz der Stahlplatten ihre Notdurft zu verrichten weshalb es auch als Kunstklo bezeichnet wurde 11 Aufstellung und Kontroverse BearbeitenDie documenta 6 wurde von dem Bochumer Kulturdezernenten Erny und dem Kulturausschussvorsitzenden Fritz Bahlo besucht 12 Nach dem Ende der documenta beschloss der Kulturausschuss der Stadt Bochum in seiner Sitzung am 9 November 1977 auf Antrag der SPD unter Vorbehalt der Stimmen der CDU den Ankauf des Terminals Mitbewerber um die Skulptur waren Kassel und Koln die das Terminal auf dem Domplatz aufstellen wollten 13 Serra selbst bevorzugte Bochum Schon vor dem Aufkauf ausserte er sich in einer 45 minutigen Dokumentation des NDR dass Bochum ein idealer Standort sei er sei langer in der Stadt gewesen und er halten den Platz fur richtig 8 Sein von ihm favorisierte Platz auf dem Vorplatz vor dem Hauptbahnhof konnten aus Grunden der Baustatistik wegen der unterirdischen Haltestelle der Stadtbahnlinie 308 318 nicht realisiert werden 14 Im Gesprach waren auch Standorte vor dem Deutschen Bergbau Museum der Ruhrlandhalle oder der BOGESTRA Verwaltung an der Universitatsstrasse 15 Uber den Kaufpreis gibt es in den Quellen Angaben von 300 000 DM 3 bis 350 000 DM 7 10 In den Ruhr Nachrichten vom 15 Juni 1978 wurden die Kosten so aufgeschlusselt 300 000 DM Ankaufpreis 18 000 DM Mehrwertsteuer 30 000 DM Aufstellungskosten bei einem Landeszuschuss von 165 000 DM 15 Als Standort wurde eine Verkehrsinsel auf dem Ostring an einer Kreuzung neben dem Hauptbahnhof gefunden Hier wurde das Terminal in mehrstundiger Arbeit am 20 Mai 1979 12 aufgestellt 16 Der Kunstler sowie der Kulturdezernent Erny waren anwesend 17 Damit war Bochum die erste Stadt weltweit die eine Skulptur von Serra im offentlichen Raum aufstellte 1 3 Heute sind an uber 40 Standorten weltweit Stahlkunstwerke von Serra zu finden 4 Der Aufkauf wurde neben den Erwerb eines Olgemaldes von Newman fur das Folkwangmuseum als zweite bedeutsame internationaler Kunsterwerb der letzten Jahre bezeichnet 8 Serra hatte schon damals den Ruf trotz seiner erst 39 Jahre der wichtigste Vertreter der Konkreten Kunst der Gegenwart zu sein Er war in seiner Heimat USA so bekannt wie damals Beuys in Deutschland 8 Im Gegensatz zu der Meinung der kunstlerischen Fachwelt dass es sich um ein hochbejubeltes Kunstwerk 15 handelt kam es schon nach dem Bekanntwerden des Aufkaufes zu vielen Unmutsausserungen aus der Bochumer Bevolkerung 18 So wurden unter anderem der Galerist Berswordt Wallrabe bei nachtlichen Telefonanrufen beschimpft 8 und spater die Scheiben eingeschlagen und die Reifen seines Wagens zerstochen 3 In welchem Grad die Emotionen um das Terminal in Bochum hochkochten zeigte sich auch bei der Livesendung Hallo U Wagen am 24 Juni 1980 Diese wurde laut Polizei von uber 6 000 Personen besucht 19 und war eine der Sendungen des Konzeptes mit der hochsten Besucherzahl Noch Jahrzehnte spater kann sich die Moderatorin Carmen Thomas an die aggressive Atmosphare erinnern O Tone wie Ich stehe in einem Haufen Schrott waren noch gemassigte Ausserungen die bis zu der Aussage O Ton ging Ich frag die Kunstler die sich Kunstler nenne ob sie nicht wirklich der Meinung sind dass man das was man da sieht nicht als entartete Kunst bezeichnen muss 1 6 Die Diskussion uber das Kunstwerk ragte tief in die politische Landschaft So bildete die CSU im Wahlkampf von 1980 vor einer Industriebrache das Terminal ab und ubertitelte das Wahlplakat mit einer Zeile aus dem Bochumer Jungenlied Es kann ja nicht immer so bleiben 20 In Bezug auf die Aufregung ist auch ein Teil einer Rede von Reimut Jochimsen Forschungs und Wissenschaftsminister von NRW an der Bochumer Ruhr Universitat von 1980 zu sehen Wer die Plastik von Serra nicht mag soll es sagen Aber wer die Emotionalitat schurt um daraus einen Kulturkampf zu machen arbeitet denen in die Hande die heute noch glauben es sei in der Zeit der entarteten Kunst doch alles nicht so schlimm gewesen 3 Das Terminal im Stadtbild BearbeitenSchon seit dem Beginn der Aufstellung wurde das Terminal beschmiert mit Farbbeuteln beworfen oder schlicht als Plakatsaule verwendet 21 Bekannter war auch die Zeichnung des Wurst Nils 1 3 welche jahrelang am Terminal zu sehen war Auch fur politische Stellungnahmen wurde die Flache des Terminals gebraucht Fur etliche Bochumer gehort es zum guten Ton schlecht uber das Terminal zu reden In einem Aprilscherz des Jahres 2011 kundigt die WAZ an dass die Stadtspitze und der Rat die Skulptur einschmelzen lassen will um eine volksnahe Brunneplastik vielleicht in der Form eines wasserspeienden Esels anzufertigen Im Rahmen der Reihe Neuenthullungen der RuhrKunstMuseen wurde die Skulptur im April 2014 durch Sandstrahlen restauriert Dabei wurde die schutzende Rostschicht entfernt wobei auch die Spuren des Herstellungsprozesses verschwanden Dies geschah mit der Zustimmung von Serra Es war eigentlich fur die documenta geplant gewesen die Spuren zu beseitigen war aber wegen des knappen Zeitrahmens nicht moglich gewesen 2 Am 26 April 2014 wurde das Terminal erneut eingeweiht Eine kleine quadratische Metalltafel im Boden neben dem Terminal eingelassen gibt seitdem Informationen zu dem Kunstwerk Der Wert des Terminals wurde in einem WAZ Artikel von 2009 mit einem Schatzwert von drei bis vier Millionen Euro angegeben 3 Der Geldwert im Jahr 2013 wurde von dem Galeristen Berswordt Wallrabe auf 15 bis 18 Millionen geschatzt 2 In Bezug auf die noch immer diskutierten Kosten erklarte Berswordt Wallrabe 2005 dass Serra fur einen Erweiterungsbau der Situation Kunst am Haus Weitmar exakt die Summe die die Stadt fur das Terminal gezahlt hatte gespendet hat 1 Die Situation Kunst ist ein Teil des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr Universitat und fur kunstinteressierte Bochumer kostenlos zuganglich In der im Auftrage des Kulturamtes erstellten Dokumentation uber offentliche Kunstwerke Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum kommt die Autorin Marina von Assel 1992 zu folgenden Fazit 7 Terminal ist eine standige Irritation in der Bochumer Stadtlandschaft Mit hochaufragenden Wanden und einem Innenraum korrespondiert es mit den die Kreuzung umstehenden Gebauden Es ist auch ebenso begehbar doch ohne deren Funktionen Seine Monumentalitat reibt sich an der unmenschlichen Gestaltung der Strassenkreuzung und an einer oft brutalen Architektur in der Bochumer Innenstadt Wie ein Relikt steht es mitten zwischen den Fahrbahnen wo Menschen sich nicht gerne aufhalten Es macht Muhe Literatur BearbeitenTerminal von Richard Serra Eine Dokumentation in 7 Kapiteln Hrsg v Ingo Bartsch Kunstmuseum Bochum 1980 132 S illustriert Karen von den Berg KunstOrt Ruhrgebiet Der leibhafte Raum Das Terminal von Richard Serra in Bochum Edition tertium Ostfildern 1995 72 S illustriert Siehe auch BearbeitenListe von Kunstwerken im offentlichen Raum in BochumWeblinks BearbeitenEintrag bei den Ruhr Kunst Museen online Eintrag bei NRW Skulptur online Eintrag bei Welt der Form online Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Terminal Piece for Documenta VI 1977 In Welt der Form 2008 abgerufen am 23 Oktober 2022 a b c Klaus Kuliga artibeau kunst in bochum umsonst und draussen Abgerufen am 23 Oktober 2022 a b c d e f g h Dirk Nordhoff An einer Skulptur scheiden sich die Geister In waz de 7 April 2009 abgerufen am 23 Oktober 2022 a b Dr Emden Weinert Die Welt des Richard Serra Werke im offentlichen Raum In Welt der Form 8 Januar 2009 abgerufen am 23 Oktober 2022 Foto der Skulptur Fulcrum in London in London a b WDR ZeitZeichen vom 2 November 2019 Podcast in Audiothek a b c Assel Marina von Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum Ein Fuhrer zu moderner Kunst auf offentlichen Strassen und Platzen Studienverlag Brockmeyer Bochum 1992 ISBN 3 8196 0060 4 S 71 a b c d e f WAZ 19 Mai 1979 Bild der Aufstellung in Kassel online a b Beginn der documenta VI in Kassel 24 Juni 1977 Zeitgeschichte in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 17 November 2018 Dirk Schwarze Die Aufsplitterung der Kunst in Medien Dirk Schwarze documenta Kunstler Ausstellungen In dirkschwarze net 28 Februar 2007 abgerufen am 17 November 2018 a b Jurgen Stahl Serras Skulptur Terminal spaltet die Bochumer bis heute In waz de 9 Juli 2018 abgerufen am 17 November 2018 Ruhr Nachrichten 10 November 1977 WAZ 6 Dezember 1977 a b c Ruhr Nachrichten 15 Juni 1978 Bild der Aufstellung beim Flickr Auftritt der Stadt Bochum online Bild von Serra und Erny beim Flickr Auftritt der Stadt Bochum online Beitrag in der Bochumer Jahresschau von 1977 filmischer Rechenschaftsbericht der Stadt Bochum Bild der Veranstaltung Hallo U Wagen beim Flickr Auftritt der Stadt Bochum online Abbildung des Wahlplakates von 1980 in Dirk Northoff An einer Skulptur scheiden sich die Geister In waz de 7 April 2009 abgerufen am 23 Oktober 2022 Bild des Terminals mit Plakaten zu O Tour von Gronemeyer beim Flickr Auftritt der Stadt Bochum online 51 4800485 7 2238843 Koordinaten 51 28 48 2 N 7 13 26 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Terminal Skulptur amp oldid 238038389