www.wikidata.de-de.nina.az
Die Tequesta auch Tekesta waren ein Indianerstamm Nordamerikas der zur Zeit des europaischen Kontakts ein Gebiet an der Sudostkuste Floridas bewohnte In den 1770er Jahren lebten die letzten Tequesta auf Kuba und der Stamm gilt seitdem als ausgestorben Stammesgebiet der Tequesta im 16 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Wohngebiet 2 Sprache 3 Lebensweise und Kultur 4 Sitten und Gebrauche 5 Geschichte 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksWohngebiet BearbeitenDie Tequesta lebten seit dem dritten Jahrhundert v Chr im sudostlichen Teil der Halbinsel Florida den sie danach rund 2000 Jahre lang bewohnten Das Zentrum lag an der Biscayne Bay die heute zum Miami Dade County und zur sudlichen Halfte des Broward Countys gehort Ausserdem bewohnten sie zeitweilig die Florida Keys und hatten im 16 Jahrhundert vermutlich ein Dorf auf Cape Sable am Sudende Floridas Ihr Hauptort hiess ebenfalls Tequesta und lag wahrscheinlich seit dem 11 Jahrhundert an der Mundung des Miami Rivers Allgemein legten die Tequesta ihre Dorfer an Mundungen von Flussen und Stromen an Inlets vom Atlantischen Ozean an Binnenseen auf vorgelagerten Inseln und den Florida Keys an 1 Der machtigste Stamm auf dem Sudende Floridas waren die Calusa von denen die benachbarten Stamme und auch die Tequesta beherrscht wurden Eng verbundet waren die Tequesta mit ihren direkten Nachbarn im Norden den Jaega Schatzungen der Bevolkerungszahl der Tequesta zur Zeit des ersten europaischen Kontakts variierten zwischen 800 und 10 000 Personen wahrend die entsprechenden Zahlen fur die Calusa bei 2 000 bis 20 000 lagen Die Besiedlung der Florida Keys wechselte zwischen beiden Stammen Spanische Dokumente erwahnen ein Tequesta Dorf auf Cape Sable wahrend auf archaologischen Ausgrabungsstatten Calusa Artefakte denjenigen der Tequesta im Verhaltnis vier zu eins zahlenmassig uberlegen sind 1 Sprache BearbeitenDie Tequesta Sprache war vermutlich eng verwandt mit der Sprache der Calusa im sudwestlichen Florida und dem Idiom der Mayaimi die rund um den Lake Okeechobee in der Mitte der sudlichen Halbinsel lebten Es gibt allerdings nur zehn uberlieferte Worter dieser drei Sprachen deren Bedeutung bekannt ist Wissenschaftler hatten fruher angenommen dass die Tequesta mit den Taino und Arawak ehemalige Bewohner der Antillen verwandt seien Anthropologen bezweifeln diese These allerdings aufgrund neuerer archaologischer Daten und der Zeitdauer ihrer Anwesenheit in Florida Der amerikanische Geograf Carl O Sauer nannte die Floridastrasse eine der markantesten kulturellen Grenzen in der Neuen Welt Archaologische Untersuchungen der Glades Kultur zu der auch das Wohngebiet der Tequesta gehorte weisen auf eine kontinuierliche Entwicklung der Keramik Tradition von rund 700 v Chr bis zum europaischen Kontakt im 16 Jahrhundert hin 2 Lebensweise und Kultur BearbeitenDie Tequesta betrieben keinerlei Agrikultur sondern fischten jagten und sammelten die Fruchte und Wurzeln der lokalen Pflanzen Hernando de Escalante Fontaneda der im 16 Jahrhundert siebzehn Jahre lang bei Indianern im sudlichen Florida lebte beschreibt ihre normale Nahrung mit Fisch Schildkroten Schnecken und Wal wahrend der Seewolf fur die obere Klasse reserviert war Laut Fontaneda gab es in geringerem Umfang auch Trunkfisch und Hummer Zu den gefangenen Arten gehorten Seekuhe Haie Facherfische Tummler Stachelrochen und verschiedene kleinere Fischarten Trotz des Uberflusses an Muscheln Austern und Conches gehorten diese Schalentiere weniger zur Nahrung der Tequesta weil deren Uberreste nur in geringem Umfang in den Abfallhugeln Midden gefunden wurden Dagegen wurden Knochen von Hirschen haufig bei archaologischen Grabungen entdeckt Ausserdem sammelten die Tequesta wilde Fruchte wie z B Palmetto Beeren Kakao Pflaumen Meertrauben Fruchte vom Feigenkaktus Gopher Apfel Schweine Pflaumen Palmen Nusse falscher Mastsamen und Kohlpflaumen Dazu kamen Wurzeln verschiedener wilder Pflanzen wie Smilax spp und Coontie die gemahlen und zu ungesauertem Brot gebacken wurde Viele Tequesta wechselten ihren Wohnsitz im Verlauf eines Jahres Zum Beispiel zogen die meisten Bewohner des Hauptdorfes vor der schlimmsten Moskitozeit fur drei Monate auf die vorgelagerten Inseln oder die Florida Keys 2 Die meisten indigenen Bewohner Sudfloridas lebten in Hausern aus holzernen Pfosten doppelten Fussboden und Dachern aus Palmetto Blattern ahnlich den Chickees der Seminolen Diese Hauser besassen zeitweilig Wande aus geflochtenen Palmetto Blattern als Wind oder Sonnenschutz Die Kleidung war minimal Die Manner trugen nur einen Lendenschurz aus Tierhaut wahrend Frauen Rocke aus Spanisch Moos oder Pflanzenfasern trugen die von einem Gurtel herabhingen 2 3 Sitten und Gebrauche BearbeitenWenn ein Hauptling starb wurden die Knochen der Leiche vom Fleisch befreit Danach beerdigten die Tequesta die kleinen Knochen mit den Uberresten des Korpers und die grossen Knochen wurden in einem Behalter aufbewahrt den die Dorfbewohner verehrten und anbeteten Aus einer anderen Aufzeichnung geht hervor dass die Tequesta die Knochen des toten Hauptlings vom Fleisch losten reinigten und zu den Knochen der verstorbenen Verwandten legten Das Fleisch wurde verbrannt Die Manner der Tequesta nahmen bei Zeremonien ein Getrank zu sich das Cassina oder Black Drink genannt wurde Dieses schwarze Getrank war bei Stammen im gesamten Sudosten der USA verbreitet Es war ein Sud aus getrockneten Blattern einer besonderen Stechpalmenart Ilex vomitoria Ait und ein fester Bestandteil bei wichtigen Stammestreffen und Zeremonien Aus Aufzeichnungen spanischer Missionare geht hervor dass die Tequesta einen ausgestopften Hirschen als Symbol der Sonne verehrten Ausserdem gab es einen Gott des Friedhofs in Form eines Vogelkopfes der in den Stamm einer Pinie geritzt wurde Dieser Vogelkopf wurde zusammen mit anderen Symbolen in einem Tempel auf dem Friedhof aufbewahrt Die Tequesta glaubten der Mensch habe drei Seelen Eine befand sich in seinen Augen die zweite im Schatten und die dritte im Spiegelbild Die Tequesta praktizierten vermutlich die rituelle Opferung von Menschen Spanische Missionare horten 1743 von einer Gruppe der Tequesta auf den Florida Keys die einen kurzlich geschlossenen Friedensvertrag in Santaluz am St Lucie Inlet besiegeln und aus diesem Grund ein junges Madchen opfern wollten Den Missionaren gelang es den Hauptling zu uberreden sein Vorhaben aufzugeben 3 Geschichte BearbeitenJuan Ponce de Leon landete im Jahr 1513 auf seiner ersten Entdeckungsfahrt nach Florida an einer Bucht die er Chequesta nannte Es handelte sich vermutlich um die heutige Biscayne Bay in Florida 1565 suchte ein Schiff aus Pedro Menendez de Aviles Flotte in der Biscayne Bay Zuflucht vor einem Sturm Hier befand sich das Hauptdorf der Tequesta und die Spanier wurden freundlich empfangen Die Spanier wurden von Jesuiten begleitet die den Neffen des Hauptlings nach Havanna auf Kuba einluden um dort eine europaische Erziehung zu bekommen Der Bruder des Hauptlings fuhr sogar mit Menendez nach Spanien und konvertierte dort zum Christentum Im Marz 1567 kehrte Menendez zu den Tequesta zuruck und errichtete eine palisadengeschutzte Mission am Sudufer des Miami Rivers unterhalb des Tequesta Dorfes Menendez stationierte dort ein Kontingent von 30 Soldaten zum Schutz der Mission die von Bruder Francisco Villareal geleitet wurde Villareal erlernte vom Neffen des Hauptlings einige Worter der Tequesta Sprache und konnte mehrere Stammesangehorige zum christlichen Glauben bekehren Nachdem die Soldaten den Onkel des Hauptlings hingerichtet hatten kam es zu Feindseligkeiten so dass die Mission 1570 geschlossen wurde 4 5 Ab 1704 gingen die Spanier dazu uber viele Indianer Floridas nach Kuba zu bringen um sie dort im katholisch christlichen Glauben zu unterweisen Die erste Gruppe der Ureinwohner aus dem heutigen Key West kam schon 1704 in Havanna an von denen die meisten wahrscheinlich an europaischen Krankheiten bald starben 1710 landeten weitere 280 Florida Indianer auf Kuba von denen 200 binnen kurzer Zeit starben Die 80 Uberlebenden wurden 1716 zuruck auf die Keys gebracht 1743 erhielt der Gouverneur von Kuba eine Petition von drei Hauptlingen der Calusa anlasslich ihres Besuchs in Havanna Der Brief war in gutem Spanisch verfasst und kritisierte die Burokratie der spanischen Kirche und Regierung Die Hauptlinge baten darum die Spanier sollten ihre Missionare auf die Florida Keys schicken und die Indianer dort in christlicher Religion zu unterrichten Der Gouverneur und seine Berater entschieden schliesslich dem Wunsch der Hauptlinge zu entsprechen Es war jedenfalls billiger Missionare auf die Keys als Indianer nach Kuba zu schicken Daruber hinaus konnte die Indianer auf den Keys schiffsbruchige Spanier retten und die Englander von den Inseln fernhalten Der Gouverneur schickte die beiden Missionare Pater Monaco und Alana aus Havanna zusammen mit einer Eskorte nach Florida An der Biscayne Bay errichteten sie eine Kapelle und ein Fort an der Mundung eines Flusses den sie Rio Ratones nannten Es war vermutlich der heutige Little River oder der Miami River die beide in die Biscayne Bay munden 5 Die spanischen Missionare wurden von den dort lebenden Tequesta nicht freundlich empfangen Die von den Spaniern Key Indianer genannten Ureinwohner bestritten dass sie Missionare angefordert hatten Sie erlaubten trotzdem die Errichtung einer Mission weil die Spanier Geschenke mitgebracht hatten Der Kazike lehnte die Oberhoheit des spanischen Konigs uber sein Land ab und bestand auf Tributzahlungen falls die Spanier eine Kirche errichten oder Siedler in das Land bringen wurden Die Tequesta verlangten als Gegenleistung Nahrung Alkohol und Kleidung lehnten aber jede Arbeit fur die Fremden ab Pater Monaco berichtete von Angriffen der Uchiza vermutlich Creek auf die Mission Die beiden Missionare planten die Siedlung durch Palisaden und 25 Soldaten schutzen zu lassen Ausserdem wollten sie spanische Siedler anwerben die die Besatzung und die Indianer mit ihren Erzeugnissen ernahren sollten Pater Alana reiste nach Havanna und liess zwolf Soldaten und einen Korporal zum Schutz der Mission zuruck Der Gouverneur in Havanna war uber die Vorschlage der Missionare nicht erfreut Er befahl die Ruckkehr von Pater Monaco und der Soldaten nach Kuba und liess die Palisaden niederbrennen damit sie nicht den feindlichen Indianern in die Hande fielen Der Plan eine neue besser geschutzte Mission und Siedlung an der Biscayne Bay zu errichten wurde von der spanischen Regierung abgelehnt 5 Als Spanien 1763 nach dem verlorenen Siebenjahrigen Krieg in Nordamerika die Halbinsel Florida an Grossbritannien abgeben musste waren die uberlebenden Tequesta gemeinsam mit anderen Ureinwohnern auf die Florida Keys geflohen Von dort wurden sie von den Spaniern nach Kuba gebracht Bernhard Romans berichtete in den 1770er Jahren er habe verlassene Dorfer an der Sudostkuste Floridas gesehen jedoch keine Bewohner Weitere europaische Besucher bestatigten diese Meldung In den fast menschenleeren Raum zogen Ende des 18 Jahrhunderts versprengte Angehorige der Muskogee oder Creek aus Georgia und Alabama und bildeten einen neuen Stamm der spater Seminolen genannt wurde 4 Siehe auch BearbeitenListe nordamerikanischer IndianerstammeEinzelnachweise Bearbeiten a b The Caloosa Village Tequesta PDF Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 10 September 2016 abgerufen am 8 Januar 2017 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot digitalcollections fiu edu a b c John H Hann Indians of Central and South Florida 1513 1763 University Press of Florida Gainesville Florida 2003 ISBN 0 8130 2645 8 a b EarlyTribes Tequesta Abgerufen am 8 Januar 2017 a b Raymond D Fogelson Hrsg Handbook of North American Indians 14 Southeast Smithsonian Institution Press Washington D C 2004 ISBN 0 16 072300 0 S 219 a b c William C Sturtevant The Last of the South Florida Aborigines In Jeral Milanich amp Samuel Proctor Eds Tacachale Essays on the Indians of Florida and Southeastern Georgia during the Historic Period University Press of Florida Gainesville Florida 1978 ISBN 0 8130 0535 3 Literatur BearbeitenRaymond D Fogelson Hrsg Handbook of North American Indians 14 Southeast Smithsonian Institution Press Washington D C 2004 ISBN 0 16 072300 0 Weblinks BearbeitenThe Tequesta of Biscayne Bay Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tequesta Volk amp oldid 230024346