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Technicolor war ein 1915 in den USA gegrundetes Unternehmen der filmtechnischen Industrie das vor allem in den 1950er bis 1970er Jahren durch seine besonderen Verfahren zur Herstellung von Farbkopien fur Kinofilme allgemein bekannt wurde Von Technicolor stammen weitere filmtechnische Entwicklungen wie das mit CinemaScope konkurrierende Breitbildformat Techniscope Nach dem Auslaufen der Bedeutung der klassischen chemischen Farbfilmproduktion ist Technicolor zu einem bedeutenden Anbieter von digitaler Kinotechnik und Dienstleister der digitalen Filmnachbearbeitung geworden TechnicolorLogoRechtsform CorporationGrundung 1915Auflosungsgrund 2001 Ubernahme durch Thomson 2010 NamensubernahmeSitz Boston MassachusettsLeitung Herbert T Kalmus 1960 Daniel F Comstock 1970 Branche Filmindustrie 2001 wurde Technicolor vom damaligen Elektronikkonzern Thomson ubernommen der seit 2010 selbst den Namen Technicolor trug Der Geschaftsbereich wurde 2022 wieder abgespalten und firmiert seitdem unter Technicolor Creative Studios wahrend der ehemalige Mutterkonzern in Vantiva umfirmierte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Klassische Filmproduktion 1 2 Wandel zur Digitaltechnik 2 Ubernahme durch Thomson 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenAls Vorlaufer wurde im Jahre 1912 in Boston Massachusetts von den Ingenieuren Daniel Frost Comstock Herbert Thomas Kalmus und W Burton Westcott unter dem Namen Kalmus Comstock amp Westcott ein technisch wissenschaftliches Industrieberatungsburo gegrundet das sich zunachst fur die Poliermittelindustrie betatigte Der Kinematografie wandten sich die Grunder zu als der Unternehmensanwalt und Kapitalanleger William Coolidge 1913 den Auftrag zur Verbesserung des Vanoscope eines flimmerfreien Kinoprojektors erteilte Sie uberredeten Coolidge ihr entstandenes Interesse an Herstellungsverfahren fur lebendige Naturfarbfilme weiterzufinanzieren Nach dem Betrachten einiger kurzer Aufnahmen der neuen Kameratechnik investierte Coolidge 10 000 in Versuche In der Folge wurde am 19 November 1915 die Technicolor Corporation mit Kalmus als Prasident und Comstock als Vizeprasident gegrundet Der ursprungliche Firmenname Technicolor Motion Picture Corporation wurde vom Massachusetts Institute of Technology abgeleitet an dem Kalmus und Westcott Absolventen und spater Dozenten waren und von dem ebenfalls die leitenden technischen Mitarbeiter Leonard T Troland und Joseph Arthur Ball stammten Ab 1922 firmierte das Unternehmen unter Technicolor Incorporated Der Mitgrunder Herbert T Kalmus leitete es von Beginn an bis ins Jahr 1960 Er verstarb am 11 Juli 1963 im Alter von 81 Jahren Klassische Filmproduktion Bearbeiten Hauptartikel Technicolor Verfahren Technicolor war zunachst vor allem eine Kopieranstalt fur Kinofilme und entwickelte seine eigenen Verfahren zur Herstellung von Farbfilmkopien Zwischen 1917 und 1955 entstanden funf verschiedene Prozesse die auf dem besonderen Dye Transfer Verfahren beruhten Die meisten Kopien wurden nach diesem Dye Transfer Prozess hergestellt Durch die Austauschbarkeit der Matrizen zwischen den Laboren konnten die Negativoriginale im Bunker verbleiben wenn fur den Weltmarkt Massenkopien gezogen werden mussten Bei grossen Kopierauflagen ist das Drucken wirtschaftlicher als das Kopieren auf chemisch zu entwickelnden Film Eine Kopie kostete 1964 4 5 Cent pro Fuss Aufgrund der grossen Bedeutung fur den Farbfilm im Kino wird Technicolor oft als Erfinderin des Farbenfilms angesehen allerdings wurde schon vor 1910 in England das Kinemacolor Verfahren entwickelt In Frankreich nahm im September 1955 die Societe Technicolor ihre Arbeit auf stellte sie jedoch 1958 wieder ein Die englische Kopieranstalt wurde vergrossert und in Rom begann der Bau einer italienischen Technicolor Kopieranstalt die nun auch die Kopierauftrage fur Frankreich ubernahm Weitere Entwicklungen von Technicolor sind das nach dem Vorbild von VistaVision in England ausgearbeitete Technirama Breitwandverfahren der daraus entwickelte Super Technirama 70 mm Film und das 1962 von Technicolor Rom eingefuhrte Techniscope Breitwandverfahren Der Farbfernsehkopierservice von Technicolor besteht seit 1965 in Hollywood seit 1968 in England und seit 1969 auch in Italien Da diese Auftrage nur eine geringe Anzahl von Kopien umfassten wurden diese nicht nach dem Dye Transfer Prozess sondern auf Eastmancolor Print Film hergestellt Fur Industriefilme und audiovisuelle Lehrprogramme stellte Technicolor grosse Kopierauflagen zu niedrigen Kosten nach der speziellen Multistrip Kopier und Entwicklungsmethode her Dabei wurden mehrere kleine Filmformate Super 8 oder 16 mm gleichzeitig auf einen 35 mm Filmstreifen kopiert und nach der Entwicklung in die entsprechenden Formate geteilt 1967 wurde die Double Rank Kopie eingefuhrt Das sind zwei 16 mm Filmstreifen auf einem 35 mm Film mit drei Reihen Perforation Hierzu wurden bereits die Matrizen mit Hilfe optischer Bildreduzierung und Strahlenteilungskopie als Double Rank Filme hergestellt Bei Super 8 Triple Rank und Quadruple Rank befanden sich drei beziehungsweise vier Kopien nebeneinander auf 35 oder 32 mm breiten Filmstreifen 1970 wurde das Technimatte Verfahren eingefuhrt die Zusammenfuhrung von verschiedenen Vorder und Hintergrunden fur Spezialeffekte 1975 wurde der letzte Auftrag fur das Dye Transfer Verfahren in den USA ausgefuhrt ein Reprint von Walt Disneys Dschungel der 1000 Gefahren Swiss Family Robinson Danach wurde das Werk in Hollywood geschlossen 1975 verkaufte Technicolor das Dye Transfer Equipment an die Beijing Film and Video Lab in China Bis 1978 war British Technicolor Labs noch in der Lage Dye Transfer Kopien zu ziehen Das Technicolor Gelande in Hollywood wurde 1977 geschlossen und an die Television Center Studios verkauft Wandel zur Digitaltechnik Bearbeiten Mit dem Ruckgang der Bedeutung der Herstellung von Farbfilmkopien und Einfuhrung der elektronischen Filmaufzeichnung hat sich Technicolor zu einem weltweit agierenden Unternehmen der Unterhaltungsindustrie entwickelt und ist auch ein bedeutender Hersteller fur Videokassetten DVD und CD ROM auf dem Weltmarkt geworden Die professionelle Kinoprojektions und Produktionstechnik blieb aber auch mit dem Ubergang zur Digitaltechnik Schwerpunkt des Unternehmens Im Jahr 2001 brachte Technicolor seine ersten Digitalkino Systeme heraus und innerhalb relativ kurzer Zeit waren die ersten 1000 ausgewahlten Kinos damit ausgerustet 2003 eroffnete Technicolor seine eigene digitale Nachbearbeitungseinrichtung fur Kinofilme in New York In der Nahe der neuen Einrichtung gibt es ein Nachbearbeitungslabor und ein Digitalfarbkorrekturlabor Dort wurden unter anderem die Filme Das zauberhafte Land The Wizard of Oz Das Fenster zum Hof Rear Window Funny Girl und Apocalypse Now Redux uberarbeitet und mit einer besseren Bildqualitat neu veroffentlicht Seit dem Jahr 2004 besitzt Technicolor elf Filmlaboratorien und mehr als doppelt so viele Nachbearbeitungseinrichtungen an verschiedenen Orten der ganzen Welt Technicolor arbeitet nicht nur fur bekannte Filmstudios wie DreamWorks SKG Paramount Pictures Sony Pictures Entertainment 20th Century Fox The Walt Disney Company und Warner Bros Pictures sondern auch fur Spiele und Softwarehersteller wie Microsoft Electronic Arts und Atari Ubernahme durch Thomson BearbeitenMit der Hinwendung zu den digitalen Medien und zeitgleich mit der Einfuhrung der Digitalkino Systeme verlor die ursprungliche Technicolor Corp im Jahr 2001 schliesslich ihre Selbstandigkeit und wurde vom damaligen Elektronikkonzern Thomson ubernommen Dieser nutzte von 2010 bis 2022 den Namen der aufgekauften Tochter fur den gesamten Konzern Literatur BearbeitenJoachim Polzer Hrsg Aufstieg und Untergang des Tonfilms Die Zukunft des Kinos 24p Weltwunder der Kinematographie Beitrage zu einer Kulturgeschichte der Medientechnik Nr 6 Polzer Media Group Potsdam 2002 ISBN 3 934535 20 8 Mit langerem Beitrag von Gert Koshofer uber Eastman Kodak und Technicolor Paul Read A Short History of Cinema Film Post Production 1896 2006 In Joachim Polzer Hrsg Zur Geschichte des Filmkopierwerks Weltwunder der Kinematographie Beitrage zu einer Kulturgeschichte der Medientechnik Nr 8 Polzer Media Group Potsdam 2006 ISBN 3 934535 26 7 englisch Gert Koshofer 90 Jahre Technicolor In Joachim Polzer Hrsg Zur Geschichte des Filmkopierwerks Weltwunder der Kinematographie Beitrage zu einer Kulturgeschichte der Medientechnik Nr 8 Polzer Media Group Potsdam 2006 ISBN 3 934535 26 7 Herbert T Kalmus Eleanore King Kalmus Mr Technicolor 1 Auflage MagicImage Filmbooks Absecon NJ 1993 ISBN 1 882127 31 5 englisch Fred E Basten Glorious Technicolor The Movies Magic Colors A S Barnes and Co Cranburry NJ 1980 ISBN 0 498 02317 6 englisch 2005 erschien eine erweiterte und aktualisierte Neuauflage Gert Koshofer Color Die Farben des Films Wissenschaftsverlag Volker Spiess Berlin 1988 ISBN 3 89166 054 5 Robert Koziol Eine Chronik des farbigen Kinofilms In Fernseh und Filmtechnikum Juni 1972 ISSN 0015 1424 Serie von Juni 1972 bis Juni 1974 Robert Koziol ist ein Pseudonym von Gert Koshofer Johannes Binotto Ubernaturliche Farbe Zu Technicolor und dessen Asthetik In Filmbulletin Nr 6 12 September 2012 ISSN 0257 7852 S 33 39 Text in der Webprasenz des Autors abgerufen am 1 August 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Technicolor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Barbara Fluckiger Eintrage zu Technicolor in Timeline of Historical Film Colors Website von Technicolor American WideScreen Museum Reel Classics Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Technicolor Filmunternehmen amp oldid 227145297