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Turme uber der Stadt Halle ist ein Gemalde von Lyonel Feininger Es ist eine Auftragsarbeit der Stadt Halle aus den Jahren 1929 1931 1 und befindet sich im Museum Ludwig in Koln Turme uber der Stadt Halle Lyonel Feininger 1931Ol auf Leinwand88 3 124 cmMuseum Ludwig KolnLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Das Werk 2 Deutung 3 Provenienz 4 EinzelnachweiseDas Werk BearbeitenAuf diesem Bild ist eine Stadtansicht mit der Marktkirche von Halle erkennbar Allerdings scheint die Kirche seltsam gespiegelt teilweise gedoppelt in ihren geometrischen Formen wie transparent bzw diaphan uberlagert ohne dass hervorstechende Details dargestellt werden Erkennbar sind verschiedene Quadrate Rechtecke Dreiecke und Freiformen Diese ergeben aneinander gelagert raumliche Architektur ohne wirkliche Perspektive im Sinne von Parallelperspektive oder Zentralperspektive zu zeigen Die Ansicht Halles zeigt sich uns in unterschiedlichen Farbflachen Die Richtung der Turme wird senkrecht nach oben gefuhrt und dann durch eine Waagerechte verbunden Damit wird Feininger einerseits dem gotischen Gedanken des himmelwarts gerichteten bei den Kirchturmen gerecht andererseits erzeugt er deutliche Ordnung im Bildaufbau 2 Eine aufsteigende Raumachse von links unten im unteren Drittel des Bildes wird am rechten Rand durch kubische Hauserformen gebrochen fangt jedoch die schrag nach unten verlaufende Kirchendarstellung auf und bildet ein wohlausgerichtetes Gleichgewicht in der Komposition Unterhalb der sichtbaren Bleistiftspuren des Bildes wurden die entsprechenden Farben sorgfaltig entweder mit einem Spachtel oder mit einem Pinsel so aufgetragen dass verschiedene Farbfelder deutlich hervortreten Die grossen Farbfelder des Bildes scheinen mehrfach mit trockenem Farbauftrag ubermalt sodass die unterschiedlichen Farben noch erkennbar und doch durchscheinend wie unterschiedlich gefarbte Glasscheiben wirken Ein Hinweis dazu liefert die Aussage von Georg Muche ein befreundeter Kunstler Feininger uber das Atelier von Feininger Auf dem Fussboden an der Wand gelehnt standen hintereinander aufrecht und quer viele Glasscheiben von verschiedener Grosse 3 Siehe dazu auch Das Glasscherbenbild 4 Link zum Bild 5 Verschiedene Farben mit unterschiedlicher Helligkeit und Transparenz einige Schattenzonen im Himmel am oberen Rand Himmelblau ergeben eine farbliche Gestaltung von unten dunkel nach oben hell Diese lasst einen raumlichen Eindruck entstehen Die Stufungen und Gradreihen von korperlich zu unkorperlich derselben Farbe von greifbarer Undurchdringlichkeit bis zur leuchtender Durchsichtigkeit Tiefe oder Ferne sind Mittel mit denen Feininger Wirkung erreicht 6 Lyonel Feininger gelingt es vom unteren bis zum oberen Teil des Gemaldes Korperlichkeit bis hin zur Durchsichtigkeit mit Farbe zu malen und so eine harmonische Farbwirkung zu erzielen 2 In Feiningers Gemalde wird Architektur durch transparente bis kristalline Flachen dargestellt 1930 hat Lyonel Feininger mit seinem Bild Segelpyramide Link zum Bild 7 eine Art Vorlaufer zu Turme uber der Stadt gemalt 8 In diesem Bild ist die Komposition unseres Bildes schon vorweggenommen Nur die Wasserflache neigt sich im Vergleichsbild in entgegengesetzter Richtung der Hauser Die Segel entsprechen den Turmen der Kirche Die diaphanen Zonen des Himmels sind fast deckungsgleich Ebenso die kristallin wirkenden Schattenzonen im Himmel Selbst das grosse von innen her erleuchtete Quadrat findet man wieder Deutung BearbeitenDer Betrachter erblickt eine durchaus erkennbare Stadtansicht deren Gefuge und Transparenz poetisch wirkt Dass es sich bei seinen Gemalden nicht um malerisches Abbilden der Natur handelt wird aus einem Zitat Feiningers deutlich leidenschaftliche Sehnsucht nach strenger Raumgestaltung ohne alle malerische Sucht Jedenfalls war ich nie ein Naturschwarmer 1 Sein Ziel war es in seinen Bildern das Stadium der Verklarung zu erreichen Mit seinen eigenen Gemalden die er selbst als andachtige tiefreligios empfundene Werke bezeichnet 9 nach diesem Ziel zu streben So wie die Schiffe durch das Wasser gleiten gleitet in unserem Bild das Kirchenschiff durch das Hausermeer Aus der Analogie beider Bilder kann ein Hinweis auf die kunstlerische Welt Lyonel Feiningers entnommen werden Uber Kirche und Segelpyramide schwebt das grosste geometrische Feld durchdrungen von verschiedenen hellen Farben und transparenten kristallinen Strukturen irgendwie mystisch oder metaphysisch 10 vielleicht im Zusammenhang mit einer Kirche auch religios wirkend Durch seine zeitgenossisch sicherlich neue Interpretation des Kubismus den er selbst lieber als Primsma ismus bezeichnet hat wirken seine gotischen Kirchen auch zeitlos romantisch 10 11 und auch transparent kubisch bis prismatisch kristallin Seine Bilder sind Ausdruck eines Seelenzustandes der sich erst durch den kristallin prismatischen Uberzug fur den Betrachter erschliesst Damit ist Turme uber der Stadt Halle sein Bekenntnis zum Expressionismus und gleichzeitig Ausdruck seiner Sehnsucht nach dem Mystischen in der Kunst Vielleicht ist diese kubische glaserne Stadt konnotativ religios zur Offenbarung des Johannes 21 1 15 uber das Himmlische Jerusalem 12 Die Kirche ist kompositorisch in Bewegung und doch gleichzeitig zeitlos in Stille und Ruhe gefangen konserviert in einem Kristall Gluck Ruhe und Frieden sind sicherlich Gefuhle von Feininger 13 die er mit diesem Bild seinem letzten in Halle seinem schonsten seinem bemerkenswertesten Bild der Halle Serie und damit dem Abschluss seiner vielleicht schonsten Zeit an den Betrachter weitergeben wollte Provenienz BearbeitenDas Bild befand sich vor seiner Beschlagnahmung 1937 im Besitz des Stadtischen Museum Moritzburg Halle Dann wurde es auf der 1 Ausstellung zur Entarteten Kunst in Munchen 1937 gezeigt und verunglimpft 14 Von 1952 bis 1976 befand sich das Bild als Teil der Sammlung Haubrich im Besitz des Wallraf Richartz Museums und wurde 1976 an das Museum Ludwig uberwiesen 15 Die elf Halle Bilder Feiningers wurden offiziell uber den Kunsthandel verkauft und in alle Welt verstreut Einzelnachweise Bearbeiten a b Museum Ludwig Hrsg Handbuch Museum Ludwig Band 1 Koln 1979 S 213 a b Helmut Lobeck Von Lochner zur Gegenwart Bachem Koln 1959 S 78 79 Roland Marz Lyonel Feininger Von Gelmeroda nach Manhattan G und H Verlag Berlin 1998 ISBN 3 931768 18 X S 145 Roland Marz Lyonel Feininger Von Gelmeroda nach Manhattan G und H Verlag Berlin 1998 ISBN 3 931768 18 X S 147 Link zum Bild auf artdaily cc bitte Urheberrechte beachten Roland Marz Lyonel Feininger Von Gelmeroda nach Manhattan G und H Verlag Berlin 1998 ISBN 3 931768 18 X S 39 Link zum Bild im Bildindex der Kunst und Architektur bitte Urheberrechte beachten Andreas Huneke Wurzellos in Manhattan Beobachtungen zu Feiningers Spatwerk In Jahrbuch der Berliner Museen Band 53 Berlin 2011 S 65 f Karin Plaschy Klarster Kristalliker Lyonel Feininger Bilder als Ausdruck mystischen Weltgefuhls In Georges Bloch Jahrbuch des KHI der Universitat Zurich Band 9 10 Nr 2002 2003 Zurich S 284 287 doi 10 5169 seals 720151 a b Imke Bosch Vom Schlamm zum Kristall In artechock Kunstmagazin Abgerufen am 6 November 2018 Carla Schulz Hoffmann Kunst ohne Eigenschaft Lyonel Feininger und die Romantik In Roland Marz Hrsg Lyonel Feininger Von Gelmeroda nach Manhattan G und H Verlag Berlin 1998 ISBN 3 931768 18 X S 321 ff Die Offenbarung des Johannes Kapitel 21 In uibk ac at Universitat Innsbruck abgerufen am 9 November 2018 Christian Eger Lyonel Feininger Hier ist alles farbig In Mitteldeutsche Zeitung 9 Dezember 2008 abgerufen am 27 August 2021 Andreas Huneke Lyonel Feininger Die Halle Bilder Hrsg Wolfgang Buche Prestel Munchen 1991 ISBN 3 7913 1155 7 S 19 ff Turme uber der Stadt Halle In Bildindex der Kunst und Architektur Philipps Universitat Marburg abgerufen am 8 November 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turme uber der Stadt Halle amp oldid 229911542