www.wikidata.de-de.nina.az
Sturmtopf auch Sturmhafen oder Sturmhaferl bezeichnet ein Kampfmittel das vom spaten Mittelalter bis in die Neuzeit bei der Verteidigung von ortsfesten Anlagen Burgen und Festungen sowie auch zum Angriff Sturm daher der Name eingesetzt wurde Sturm und Blendtopfe sowie Fussangeln aus dem 17 Jahrhundert Kunstsammlungen der Veste CoburgAbbildung von Sturmtopfen rechts in Biringuccios Werk De la Pirotechnica von 1540 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Einsatz 3 Varianten 4 Literatur 5 WeblinksAufbau BearbeitenDie ersten Sturmtopfe bestanden sehr wahrscheinlich aus bereits vorhandenen Ton oder Keramikgefassen die im Falle einer Belagerung kurzerhand von der Besatzung der belagerten Burg oder Festung in entsprechende improvisierte Kampfmittel umgebaut wurden Kruge aller Art und Formen eigneten sich besonders dazu Entweder waren sie sowieso schon vor Ort vorhanden oder sie konnten relativ kostengunstig und mit einfachen Mitteln hergestellt werden Diese Behaltnisse wurden dazu mit einer brennbaren Mischung entweder fest oder flussig oder direkt mit Schwarzpulver gefullt und dicht verschlossen Dieses geschah durch das Zubinden mit einem Leinentuch welches mit Pech oder anderen impragnierenden Mitteln versiegelt wurde Auch Pergament und Rohhaut wurde dazu verwendet Einige zeitgenossische Autoren von Feuerwerks und Kriegsbuchern empfahlen zusatzlich eine dicke Schicht Unschlitt Talg oder Schmalz auf dem Brandsatz Nach dem Einfullen der Brand oder Explosivstoffmischung und dem Versiegeln der Offnung wurden dann Lunten Zundschnure aussen an die vorhandenen Henkel gebunden Einsatz BearbeitenFur den Einsatz mussten nur noch die Lunten angezundet und der Sturmtopf dann gegen den Angreifer geschleudert werden Beim Auftreffen zerbrach die aussere Hulle und der nun freigesetzte Inhalt wurde mittels der aussen angebundenen Lunte angezundet Benutzte man in den Anfangen eher vorhandene Haushalts und Gebrauchskeramik zum Bau dieser Kampfmittel so entwickelte sich mit der Zeit eine regelrechte Industrie welche in Manufakturen massenhaft Sturmtopfe produzierte Diese wurden dann zunehmend auf die Bedurfnisse des Auftraggebers angepasst So wurden sie etwa handlicher und bekamen mehr Henkel zum Anbinden mehrerer Lunten um eine noch sicherere Anzundung zu gewahrleisten Varianten BearbeitenNeben der eingebrachten Brand oder Explosivstoffmischung konnten zusatzlich Handgranaten und oder kleine Selbstschusselemente sogenannte Schlage oder Mordschlage mit in den Sturmtopf gelegt werden Diese wurden dann beim Aufschlag durch den enthaltenen Satz mit angezundet und herausgeschleudert zundeten dann aber oft erst zeitlich verzogert im Umfeld und verursachten dadurch zusatzliche Schaden Zwei artverwandte Kampfmittel sind der Blendtopf und der Stinktopf Beim Blendtopf sind Varianten im Original erhalten bei denen statt der Brand oder Explosivstofffullung ungeloschter Kalk enthalten ist Dieser konnte zusatzlich noch mit Fussangeln sogenannten Krahenfussen versetzt sein Beim Auftreffen zerbarst die Aussenhulle des Blendtopfes und setzte den ungeloschten Kalk in Form einer Staubwolke frei Kam ein Angreifer in so eine Wolke konnte ihm der Kalk die Augen Nasen und Rachenschleimhaute veratzen und ihn quasi blind machen Auf diese Weise geblendet war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch in eine der enthaltenen Fussangeln zu treten die ihrerseits wieder zu Verletzungen fuhrten da sie oft mit Widerhaken versehen waren Beim Stinktopf war eine Mischung enthalten die beim Abbrand einen ubelriechenden oder sogar giftigen Rauch freisetzte um den Gegner auf diese Weise zu beeintrachtigen In den erhaltenen Inventarlisten zahlreicher Arsenale und Rustkammern sind Sturmtopfe unterschiedlicher Bauart und Anzahl nachgewiesen Originale finden sich heute noch z B in den Bestanden der Kunstsammlungen der Veste Coburg Literatur BearbeitenAlfred Geibig Sturmgefasse Lime and Fire Pots In Die Macht des Feuers ernstes Feuerwerk des 15 17 Jahrhunderts im Spiegel seiner sachlichen Uberlieferung Kunstsammlungen der Veste Coburg Coburg 2012 ISBN 978 3 87472 089 2 S 31 46 Vannoccio Biringuccio De la Pirotechnika Venedig 1540 Hans Georg Schirvatt Kunst und Artillerie Buch Suddeutschland 1622 S 43r online abgerufen am 6 Februar 2016 Bayerische StaatsBibliothek Munchen BSB Hss Cod icon 232 Abbildung eines Sturmtopfes Weblinks BearbeitenAndreas Franzkoiwak Sturmtopfe In www bummsbrigade de Abgerufen am 13 September 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sturmtopf amp oldid 226139999