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Der Strassenfilm ist ein Subgenre des Stummfilms in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik in den 1920er Jahren In den Strassenfilmen steht die Strasse fur die Verlockungen der Grossstadt als visuell stilisierter Ort an dem der Kleinburger ausserhalb seines sicheren Heims triebhafter Versuchung und Gefahr ausgesetzt ist Das Milieu der Strasse symbolisiert die Chancen aber auch die Abwege der Moderne denen der burgerlich gepragte Mensch mit Faszination aber auch Angst gegenubersteht Siegfried Kracauer pragte den Begriff in seinem Buch Von Caligari zu Hitler Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Visueller Stil 3 Einordnung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenLotte H Eisner zahlt bereits Leopold Jessners und Paul Lenis noch dem Expressionismus verhafteten Hintertreppe aus dem Jahr 1921 zu den Strassenfilmen doch der erste die Motivik voll ausspielende Strassenfilm ist Karl Grunes Die Strasse aus dem Jahr 1923 Ein Kleinburger wird auf der Strasse in verbrecherische Machenschaften verwickelt und verhaftet als er unter Mordverdacht gerat Nachdem er jedoch entlastet wird kehrt er reumutig in sein Heim zuruck G W Pabst definiert in Die freudlose Gasse 1925 die Diskrepanz zwischen den sozialen Milieus deutlich politischer und durch die Mittel der Neuen Sachlichkeit realistischer Der Lebensumgebung des Lumpenproletariats steht die Welt der Neureichen mit ihren Vergnugungen entgegen in diesem Spannungsfeld arbeitet Pabst an zentralen Themen wie Schuld und Verfuhrung In Bruno Rahns Dirnentragodie 1927 spielt Asta Nielsen eine alternde Prostituierte deren Mitgefuhl fur einen von zuhause Ausgestossenen in Mord und Selbstmord endet Die damonische Qualitat der Strasse wird hier in traumartigen Bildern stilisiert Optimistischer deutet Joe May in Asphalt 1929 das Leben auf der Strasse Die Chance auf Abenteuer und Veranderung steht im Vordergrund und der Held findet durch die Aufrichtigkeit seines Gefuhls trotz der Gefahren des kriminellen Strassenlebens zu einem Happy End mit seiner Geliebten Weitere Strassenfilme sind Pabsts Abwege 1928 Erno Metzners Polizeibericht Uberfall 1928 und Erich Waschnecks Die Carmen von St Pauli 1928 Visueller Stil BearbeitenAnders als im Kammerspielfilm der auf nahe und halbnahe Einstellungen setzt sind fur den Strassenfilm halbtotale und totale Einstellungen kennzeichnend durch die die Figuren in Zusammenhang mit ihrer sozialen Umgebung gebracht werden Verlockende Lichter und ihre Spiegelungen harte Hell Dunkel Kontraste stehen fur die Verheissungen der Strasse und reprasentieren das hektische sich im steten Fluss befindende Leben auf Grossstadtstrassen Oft spielen die Szenen nachts und erstmals werden Laden und Schaufensterdekorationen als erzahlende Elemente im Film eingesetzt Die Strasse werde so Eisner mit ihren abrupt tief erscheinenden dunklen Ecken ihrem aufgleissenden Betrieb den Lichtnebel ergiessenden Strassenlaternen Scheinwerfern von Autos mit dem von Regen oder Abnutzung glanzend gewordenen Asphalt den beleuchteten Fenstern geheimnisvoller Hauser dem Lacheln geschminkter Dirnen 1 zur Verkorperung des Schicksal an sich und damit zu einer mit Leben erfullten Hauptfigur der Filme Einordnung BearbeitenKracauer sieht in den Strassenfilmen trotz der angedeuteten Alltagsfluchten und rebellischen Akte gegen die Spiessigkeit autoritare Strukturen da die Sunder haufig reumutig in ihre burgerliche Welt zuruckkehren Die Strassenfilme propagieren zwar die Flucht vor der Hauslichkeit dies aber immer noch im Namen des autoritaren Verhaltens 2 Dieses Motiv sei allen Strassenfilmen gleich In allen bricht die Person mit den sozialen Konventionen um ein Stuck Leben zu ergattern aber die Konventionen erweisen sich als starker als der Rebell und zwingen ihn entweder zur Unterwerfung oder zum Selbstmord 3 Anton Kaes sieht die Strasse in den Filmen als existenzielle n Ort der Moderne in dem der Mensch zum Objekt von Prozessen geworden ist die er nicht mehr uberschauen und noch weniger kontrollieren kann 4 Literatur BearbeitenLotte H Eisner Die damonische Leinwand Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 596 23660 6 Siegfried Kracauer Von Caligari zu Hitler Suhrkamp Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 518 28079 1 Einzelnachweise Bearbeiten Eisner S 253 Kracauer S 169 Kracauer S 133f Anton Kaes Film in der Weimarer Republik In Wolfgang Jacobsen Anton Kaes Hans Helmut Prinzler Hrsg Geschichte des deutschen Films Verlag J B Metzler Stuttgart und Weimar 1993 ISBN 3 476 00883 5 S 61 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strassenfilm amp oldid 206689550