www.wikidata.de-de.nina.az
Die Steinkreise in der Hohle von Bruniquel sind nach heutigem Forschungsstand die alteste von Menschenhand gebaute Konstruktion der Welt Sie wurde vor rund 176 500 Jahren von Neandertalern etwa 350 Meter im Inneren der Tropfsteinhohle aus abgebrochenen Stalagmiten errichtet Bruniquel liegt ostlich von Montauban im Departement Tarn et Garonne im Sudwesten Frankreichs Stalagmitenstrukturen in der Hohle von Bruniquel 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Datierung 2 Deutungsversuche 3 Literatur 4 Dokumentationen 5 WeblinksEntdeckung und Datierung BearbeitenDie Hohle wurde wahrend des Pleistozans bis 11 650 Jahre BP auf naturliche Weise durch den Einsturz des Eingangs verschlossen und blieb seither ungenutzt Erst am 24 Februar 1990 entdeckte der damals 15 jahrige Schuler Bruno Kowalczewski den Eingang und ergrub sie im Laufe von drei Jahren Nach der Entdeckung der Tropfsteinstruktur wurde 1992 ein Lageplan aller Fragmente erstellt Im Jahr 1993 wurde der 35 mal 25 Meter grosse Saal vermessen und ein verbrannter Knochen mittels C14 Datierung auf alter als 47 600 Jahre datiert Nach dem Tod des Grabungsleiters Francois Rouzaud wurde die Erforschung der Hohle und der Steinkreise 1999 abgebrochen so dass lange unklar blieb wer die Strukturen errichtet hatte Erst 2013 nahm ein Team um den Prahistoriker Jacques Jaubert die Erforschung der Hohle erneut auf Seine Ergebnisse veroffentlichte es 2016 in der Fachzeitschrift Nature Mithilfe der Uran Isotope aus den abgebrochenen Kalkzapfen hatte der chinesische Datierungsspezialist Hai Cheng 2014 den Bau der Steinkreise auf die Zeit vor 176 500 Jahren 2100 Jahre datiert Dadurch liessen sich die Strukturen eindeutig dem Neandertaler zuordnen Deutungsversuche BearbeitenDie Steinstrukturen wurden bereits bei der Entdeckung der Hohle 1990 gefunden aber zunachst nicht naher erforscht Sie befinden sich 336 Meter vom Hohleneingang entfernt Auffallig sind zwei ovale Strukturen eine etwa 6 7 mal 4 5 Meter und eine 2 2 mal 2 1 Meter Sie sind aus vier aufgeschichteten Reihen von etwa gleich grossen Tropfsteinstucken aufgebaut Bei den verwendeten Steinen handelt es sich um Stalagmiten die vom Boden emporwachsen Inmitten der Reihen fanden die Forscher kleinere Stucke die das Bauwerk verstarken Aus dem gleichen Grund sind einige Tropfsteine von aussen schrag an die Reihen gelehnt Es gibt zudem vier Stalagmitenhaufen mit Durchmessern zwischen 0 55 und 2 6 Metern von denen sich zwei innerhalb und zwei ausserhalb des grossen Ringes befinden Es wurden etwa 400 von den Forschern Spelaofakte genannte Stalagmitenstucke mit einer Gesamtlange von 112 4 Metern und einem Gewicht von etwa 2 2 Tonnen verbaut Nur wenige Stalagmiten sind intakt die Halfte Mittelstucke ohne Fuss und Spitze Die Stalagmitenstucke sind gut kalibriert mit durchschnittlichen Langen von 34 4 cm fur den grossen und 29 5 cm fur den kleinen Ring was nach Ansicht von Jaubert auf eine vorsatzliche Konstruktion deutet Alle Strukturen zeigen Anzeichen von Feuer mit 57 geroteten und 66 geschwarzten Stucken an 18 Stellen Es wurde verbranntes organisches Material gefunden einschliesslich des 6 7 cm langen Knochens eines Baren oder eines vergleichbar grossen Pflanzenfressers Die Entdeckung deutet an dass die ausgestorbenen Verwandten des modernen Menschen komplexere Sozialstrukturen besessen haben als bis dahin angenommen Die modernen Menschen im Aurignacien errichteten uber 100 000 Jahre spater keine Konstruktionen in Hohlen Es wurden keine anderen Belege fur menschliche Aktivitaten oder Malereien gefunden Allerdings wurde der Eindruck eines Fingers entdeckt Karsthohlen sind lebensfeindliche Umgebungen Vor der Entdeckung von Bruniquel waren Konstruktionen in Hohlen die kunstliches Licht benotigten unbekannt Selbst in den von modernen Menschen wahrend des Jungeren Palaolithikums sporadisch besuchten Hohlen gibt es keine vergleichbaren Konstruktionen Nach den Funden ist kaum noch von der Hand zu weisen dass der Neandertaler uber kognitive soziale und verbale Fahigkeiten verfugte Dazu kommt die Beherrschung des Feuers unter anderem in der Funktion als unerlassliches Orientierungsmittel im Dunkeln der Grotte Als Brennmaterial diente das Fett aus den Knochen das wie in einer Ollampe verbrannte und etwa zwei Stunden Licht lieferte wie aus Versuchen der experimentellen Archaologie im Jahr 2017 hervorging Zudem erzeugen die Knochen entscheidend weniger Rauch als Holz Diese Beleuchtung war zudem mobil so dass sie wie eine Art Fackel einsetzbar war Der kanadische Ethnoarchaologe Bryan Hayden schloss eine Wohnnutzung aus vermutet aber eine Verbindung zu heutigen jagerischen Vorstellungen Literatur BearbeitenJacques Jaubert Sophie Verheyden Dominique Genty Michel Soulier Hai Cheng Dominique Blamart Christian Burlet Hubert Camus Serge Delaby Damien Deldicque R Lawrence Edwards Catherine Ferrier Francois Lacrampe Cuyaubere Francois Leveque Frederic Maksud Pascal Mora Xavier Muth Edouard Regnier Jean Noel Rouzaud Frederic Santos Early Neanderthal constructions deep in Bruniquel Cave in southwestern France In Nature Band 534 2016 S 111 114 doi 10 1038 nature18291 Dokumentationen BearbeitenAuf den Spuren der Neandertaler Das Ratsel der Bruniquel Hohle Originaltitel Neandertal le mystere de la grotte de Brunique TV Dokumentation von Luc Henri Fage Frankreich 2018 deutsche Synchronfassung Arte 2019 permanent abrufbar Auf youtube com Neanderthal stone rings in Bruniquel Cave France Video permanent abrufbar Auf youtube com Cave Structures Shed New Light on Neanderthals Video des Centre National de la Recherche Scientifique National Center for Scientific Research CNRS Auf dailymotion com Weblinks BearbeitenBruniquel Cave stalagmites structure als virtuelles 3D Modell Youtube Video 00 21 Minuten Auf den Spuren der Neandertaler Doku HD Reupload ARTE Doku uber die Hohle von Bruniquel Youtube 44 061944444444 1 6761111111111 Koordinaten 44 3 43 N 1 40 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinkreise in der Hohle von Bruniquel amp oldid 239026927