Sportphysiotherapie wird als ein Bereich der Physiotherapie beschrieben, der zur nationalen, zukunftsorientierten Gesundheitsförderung und deren Ansprüchen beitragen kann, um so die steigende politische Gewichtung der Gesunderhaltung der Bevölkerung durch sportliche Aktivität zu fördern. Sportphysiotherapeuten im Breitensport arbeiten mit Sportlern aller Alters- sowie Leistungsgruppen, individuell oder in Gruppen, die sich bei sportlicher Aktivität akut verletzt haben oder sich von einer solchen Verletzung erholen. Sportphysiotherapeuten im Leistungssport müssen zudem Fähigkeiten besitzen, den Leistungssportler über spezielle Bewegungsanalyse oder spezifische Trainingsprogramme verletzungsfrei zu halten. Sie arbeiten zunehmend international, betreuen global wettkämpfende und trainierende Sportler.
Aus- und Weiterbildung Bearbeiten
Malcolm et al. haben Meinungen zu Aufgaben und Verhalten eines Sportphysiotherapeuten in unabhängigen Interviews erhoben. Beispielhaft seien hier einzelne Meinungen zum positiven Einfluss von Innovationen und weiterbildender Ausbildung erwähnt:
- „Berufsbegleitende Qualifikationen sind enorm wichtig und werden im Zuge der (Sport-)Physiotherapie immer wichtiger, ein M.Sc. ganz speziell um beruflich und kompetenzorientiert weiter voran zu kommen.“
- „Spezielle Schlüsselrollen verlangen nach dieser einen Qualifikation auf Masterebene.“
- „Die Physiotherapie entwickelt sich in die Richtung immer fortschreitender Weiterbildungen und damit einhergehender Nachweise von Fertigkeiten. Qualifikationen auf dem Papier nachweisen zu können, ist von Hause aus besser als wenn jeder sagte, er könne dieses und jenes.“
- „Weiterhin werden im Bereich der Sportphysiotherapie in hohem Maße Handlungs-, soziale sowie kommunikative Kompetenzen benötigt, die eben durch fachspezifische Weiterbildung und kritische Diskussion mit Kollegen gefördert werden.“
Ebenso werden aber auch kritische Stimmen zur fortschreitenden Akademisierung und Weiterbildungspolitik innerhalb der Profession erwähnt. Darin werden die Zurückhaltung gegenüber der Akademisierung, der zu frühen Spezialisierung sowie des sanften Drucks von Arbeitgebern und Einflüssen aus dem Umfeld genannt. Ein geringer Erfahrungsschatz und eine fortschreitende Spezialisierung zu Lasten der Kernfähigkeiten eines Physiotherapeuten werden als weitere beschrieben. „Zunächst muss ein Sportphysiotherapeut ein guter Physiotherapeut sein, dann erst sollte er sich spezialisieren.“ „Die universitär ausgebildeten Physiotherapeuten stehen nicht mehr bei Regen auf dem Trainingsplatz, ohne dafür bezahlt zu werden. Es fehlt manchen die Liebe zum Beruf.“ Um den Bezug zur praktischen Tätigkeit durch ein konsekutiv angelegtes Studium nicht zu verlieren, werden Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung wie beispielsweise der berufsbegleitende Masterstudiengang Sportphysiotherapie an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) angeboten.
Aufgabenbereich Bearbeiten
Die Einsatzmöglichkeiten und der Aufgabenbereich eines Sportphysiotherapeuten lassen sich nach Bulley & Donaghy folgendermaßen definieren: „Ein Sportphysiotherapeut ist ein anerkannter Spezialist, der unter Einhaltung eines hohen professionellen sowie ethischen Standards gegenüber Athleten aller Altersgruppen und Leistungsniveaus fortgeschrittene Kompetenzen zur Sicherstellung der Teilnahme an sportlicher Aktivität zeigt, Hinweise und Bewegungskorrekturen erteilt sowie Rehabilitations- und Trainingsinterventionen zur Verletzungsprävention, zur Wiederherstellung optimaler Funktionen und zur Förderung der sportlichen Leistung vornimmt und bedürfnisgerecht anpasst.“
Kompetenzen und Rollenverständnis Bearbeiten
Zusätzlich sollte ein Sportphysiotherapeut weitere Kompetenzen aufweisen, die einen progressiven Anstieg an Tiefe und Umfang des benötigten Wissens gewährleisten und ihn zur Ausführung der Spezialisierung innerhalb der Profession Physiotherapie befähigen. Das Verlangen auf Master-Level zu arbeiten ist nach Bulley & Donaghy demnach eine unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Sportphysiotherapeuten. Eigenschaften eines Sportphysiotherapeuten werden gefördert durch weiterbildende Ausbildung in einer Varietät von klinischen Bereichen, die mannigfaltige Erfahrungen auf vielen Anwendungsgebieten vermitteln. Die Anerkennung der Spezialisierung erfolgt innerhalb vieler nationaler (Sport-)Organisationen, die wiederum die Internationale Vereinigung der Physiotherapeuten bilden.
Sportphysiotherapeuten sind Pioniere auf ihrem Feld, die kritisch hinterfragend und evaluierend, neues Wissens durch Forschung entwickeln, anwenden und dieses Wissen zugrunde legen, um Veränderungen der täglichen Praxis zu initiieren. Der Sportphysiotherapeut ist eine professionelle Führungsperson, die multidisziplinär arbeiten zu vermag, Veränderungen stets aufgeschlossen gegenübertritt, Innovationen in den Unterricht und die eigene Praxis einfließen lässt und so die Strukturen zur bestmöglichen Praxis schafft.
Verschiedene Rollen werden seitens des Sportphysiotherapeuten eingenommen: Ratgeber, Fallmanager (Mikrobereich), Dienstleister (Mesobereich) und strategischer (Innovations-) Einfluss (Makrobereich) auch in der Gesundheitspolitik. Der Sportphysiotherapeut soll das Verständnis für den Athleten und dessen Verletzungen sowie den Umgebungsdruck durch äußere Einflüsse aufbringen und Unabhängigkeit bei der Entscheidungsfindung walten lassen. Hierdurch wird die Sicherung der Pflicht zur Fürsorge des Athleten in einem Kontext von vielen möglichen Interessenskonflikten berücksichtigt.
Standards und Verhalten Bearbeiten
Standards in der Sportphysiotherapie sind Kriterien für Leistung und zielen darauf ab, Erklärungen der minimalen Anforderungen, die von einem professionellen Therapeuten zu erwarten sind, festzuhalten. Standards in der Sportphysiotherapie beschreiben spezifische professionelle Ansätze und Verhaltensweisen, inklusive der einzigartigen der Profession, und anderen, die mit allgemeinen Inhalten der Physiotherapie vernetzt sind. Diese sind wiederum immer mit den entsprechenden Verhaltensindikatoren verbunden. Hieraus ergeben sich nach Bulley & Donaghy die folgenden, sich teilweise gewollt überschneidenden Kompetenzstandards für Sportphysiotherapeuten, die zur besseren Kommunikation und Verständnis des Bildes eines Sportphysiotherapeuten beitragen sollen. Ansatz ist hierbei der allgemeine, welcher auch durch das Scottish Credit and Qualifications Network gefordert und gefördert wird.
Entwickelt wurde die folgende, modifizierte Tabelle zunächst durch Expertentreffen auf Kongressen, um verhaltensspezifische Kompetenzen zu besprechen. Hierbei wurde über Ansätze, Ausbildungslevel und Zusammenhänge in Gruppen sowie Kompetenzteams diskutiert und verschiedene Kompetenzen und Fähigkeiten sowie Rollenbilder beschrieben, die nachfolgend zusammengefasst über Aufgaben bzw. Verhalten und Rollenverständnis aufklären.
Rollenbilder und damit verbundene Kompetenzen Bearbeiten
Manager eines Patienten/Klienten Bearbeiten
Ratgeber Bearbeiten
- Förderung eines sicheren, aktiven Lebensstils
Professionelle Führungsperson Bearbeiten
- Lebenslanges Lernen
- Professionalismus und Management
Innovator Bearbeiten
- Forschungsergebnisse in die tägliche Arbeit einbeziehen
Interdisziplinäre Führungsperson bzw. Innovator Bearbeiten
- Verbreitung von Wissen und bestmöglichen Handlungsstrategien
Interdisziplinärer Innovator bzw. Ratgeber Bearbeiten
- Erweiterung der Anwendungen durch Innovation
Interdisziplinäre Führungsperson bzw. Ratgeber Bearbeiten
- Verbreitung des Fair-Play-Gedankens und Beachtung von Anti-Doping-Richtlinien
Einzelnachweise Bearbeiten
- Chartered Society of Physiotherapy. Abgerufen am 30. November 2011.
- D. Malcolm, A. Scott: Professional relations in sport healthcare: Workplace responses to organizational change. Social Science & Medicine 72 (2011) 513–520.
- M.Sc. Sportphysiotherapie der Deutschen Sporthochschule Köln. Abgerufen am 30. November 2011.
- C. Bulley, M. Donaghy: Sports physiotherapy competencies: the first step towards a common platform for specialist professional recognition. Physical Therapy in Sport 6 (2005) 103–108.
- C. Bennett, M. Grant: Specialisation in physiotherapy: A mark of maturity. Australian Journal of Physiotherapy 50 (2004) 3–5.
- M. Donaghy, S. Gosling: Specialization in physiotherapy: Musings on current concepts and possibilities for harmonization across the European union. Physical Therapy Reviews 4 (1999), 51–60.
- World Confederation of Physical Therapy. Abgerufen am 30. November 2011.
- C. Bulley, M.Donaghy: Sports physiotherapy standards: A minimum threshold of performance. Physical Therapy in Sport 6 (2005) 201–207.
- (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom 13. Dezember 2011; abgerufen am 30. November 2011. am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.