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Als Spintriae Sg Spintria spricht die moderne Forschung munzahnliche tesserae an die vermutlich aus der fruhen romischen Kaiserzeit stammen und auf der Motivseite gelegentlich erotische Motive darstellen auf der anderen Seite eine Zahl aufweisen Spintriae aus Pompeji Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit 2 Beschreibung 3 Deutungen in der Forschung 4 Literatur 5 WeblinksBegrifflichkeit BearbeitenWohl in Anlehnung an das griechische sfigktὴr Schliessmuskel bzw sfigkths unzuchtiger Mensch bezeichnet der Begriff spintria lat Strichjunge in den antiken Texten keinen Gegenstand sondern ausschliesslich Personen die als mannliche Prostituierte verstanden wurden Der Gelehrte Ezechiel Spanheim verband in einer 1664 veroffentlichten Schrift tesserae die erotische Motive trugen mit den literarisch uberlieferten Erzahlungen von sexuellen Ausschweifungen des Kaisers Tiberius auf der Insel Capri In diesen diffamierenden Berichten ist auch von anwesenden spintriae die Rede Spanheim schloss sich offenbar einer zu seiner Zeit bereits gangigen Begrifflichkeit an und fuhrte die Bezeichnung spintria in die moderne Forschungsliteratur ein Ob und wie solche tesserae in der Antike genau bezeichnet wurden wissen wir allerdings nicht Beschreibung BearbeitenIm Gegensatz zu Munzen sind verhaltnismassig wenige munzahnliche tesserae erhalten was sie auch zu einem begehrten Sammlergegenstand avancieren liess Die Arbeit von Bono Simonetta und Renza Riva aus dem Jahr 1981 stutzt sich auf 184 bekannte tesserae die als Spintrien angesprochen werden Diese runden munzahnlichen tesserae mit einem Durchmesser von 20 bis 23 mm sind in der Regel aus Bronze manche Exemplare auch aus Messing Bekannt sind funfzehn verschiedene Spintrien mit erotischen Szenen mit zwei Personen auf der Motivseite wahrend auf der Ruckseite in einem Kreis aus Punkten oder einem linearen Kreis der seinerseits von einem Kranz umgeben ist Zahlen stehen die in der Regel von I bis XVI reichen Auf manchen Spintrien steht vor den Numeralen II IIII und VIII ein A Unklar ist ob zu diesen Spintrien auch eine kleine Gruppe von ahnlichen Objekten zu rechnen ist die aus Messing gefertigt sind und statt der ansonsten ublichen Paare auf der Motivseite nur Einzelpersonen zeigen die allerdings ebenfalls in einen erotischen Kontext gehoren eine nackte Frau der Gott Pan mit erigiertem Penis und weitere Es gibt aber auch Spintrien die auf der Motivseite ein Portrat ohne sexuellen Bezug zeigen Deutungen in der Forschung BearbeitenDie Deutung der Spintrien ist umstritten Ezechiel Spanheim der im 17 Jahrhundert als einer der ersten die Spintrien behandelte sah in den Marken Gutscheine die in den Theatern unter den Besuchern verteilt wurden wie antike Texte uberliefern In der Folgezeit traten daneben weitere Vorschlage Eintrittsmarken fur Theater oder Thermenbesuche Jetons fur Bordelle die auf der Ruckseite den Wert der auf der Vorderseite abgebildeten Dienstleistungen angaben die der Besitzer in Anspruch nehmen konnte Spielmarken Zurzeit werden vor allem die Deutungen als Spiel und als Bordellmarken vertreten Theodore V Buttrey ordnete die Spintrien in einem Aufsatz von 1973 in einen weiteren Kontext ein Neben den tesserae mit erotischen Motiven nahm er als zusammengehorig ahnliche an deren Motivseite jedoch Gotter und Portrats zeigen Buttrey setzte hierbei also das gemeinsame Charakteristikum der Zahlen auf der Ruckseite als wichtiger an als die unterschiedliche Form der Motivgestaltung Da er meinte die Portrats bestimmten Kaisern und Angehorigen des Kaiserhauses zuweisen zu konnen kam Buttrey in Verbindung mit der Regierungszeit dieser Herrscher zu einer Datierung der Spintrien in die Zeit zwischen 22 und 37 n Chr Einen Zusammenhang zwischen den beiden Gruppen von Objekten mit erotischen Motiven und denen mit anderen Bildern sah Buttrey in Stempelkopplungen der Ruckseiten also darin dass die Zahlseiten mehrere tesserae mit Portrats mit demselben Stempel gepragt wurden wie die Zahlseiten einzelner tesserae mit erotischen Motiven Demnach entstammten die tesserae alle einer einzigen Werkstatt Die mehrfach auftretende Beschriftung AVG anstelle einer Zahl las Buttrey als Abkurzung von Augustus oder Augusta bzw deren Pluralformen und somit als Verweis auf das Kaiserhaus Er nahm an dass die spateren Klatschgeschichten die der Schriftsteller Sueton im 2 Jahrhundert n Chr uber Tiberius verbreitete auch aus diesen Objekten gelesen wurden Ob bereits die Zeitgenossen der Pragung solche Hinweise beabsichtigten liess Buttrey offen Auch auf einen genauen Verwendungszweck wollte er sich nicht festlegen jedoch wies er einen notwendigen Zusammenhang zwischen Gebrauch und Bildern zuruck also insbesondere die Deutung als Bordellmarken und favorisierte eher den Einsatz als Spielsteine Bono Simonetta und Renza Riva gingen bei ihrer Analyse einen anderen Weg als Buttrey Sie wiesen den Motiven den hoheren Charakteristikgrad bei und schlossen daher die Portrat tesserae in den Uberlegungen weitgehend aus Den Buchstaben A vor bestimmten Zahlen nahmen sie als Abkurzung fur die Munzeinheit As bzw Asses womit den Spintrien eine Zahlfunktion zugekommen ware Insbesondere fur Tiberius aber auch fur andere Kaiser berichten antike literarische Texte dass diese Herrscher verboten hatten Munzen die alle ihr Portrat trugen in Bordelle einzufuhren Demnach hatte es sich bei den Spintrien um Jetons gehandelt die Bordellbesucher am Eingang gekauft hatten Simonetta und Riva unterteilten die Spintrien anhand von stilistischen Kriterien der Bilder in drei Gruppen die sie in Verbindung mit Informationen aus antiken Texten in eine zeitliche Reihenfolge brachten Unter Tiberius habe es bereits bleierne tesserae zu diesem Zweck gegeben diese hatten die Bordelle selbst ausgegeben Doch die eigentlichen Spintrien seien erst in flavischer Zeit eingefuhrt worden Dabei stellten Simonetta und Riva die Hypothese auf dass Vespasian zentral bronzene Spintrien emittierte die an offentlichen Stellen wieder umgetauscht wurden Dadurch hatte der Kaiser bequem eine Steuer erheben konnen Nach Domitian habe es keine Hinweise mehr auf den Gebrauch von Spintrien gegeben Die Autoren versuchen ihre Deutung mit Textstellen zu untermauern die von numismata und tesserae nummerariae sprechen Die Beschriftung AVG beziehen sie auf die ludi Augustales eine offentliche Feier denn in Verbindung mit erotischen Szenen konne nicht der Kaiser selbst gemeint gewesen sein Insbesondere die historische Deutung ist sehr schwach untermauert Methodisch hochst problematisch erscheint die Annahme eine erotische Darstellung musse auf den Bereich der Prostitution hindeuten So nahm man fruher wegen der zahlreichen erotischen Bilder in der Innenraumgestaltung an es habe unzahlige Bordelle in Pompeji gegeben Heute ist klar dass viele dieser Darstellungen auch in gewohnlichen Kneipen und in vielen Schlafzimmern vollig ublich waren Literatur BearbeitenT V Buttrey TheSpintriaeas a Historical Source In The Numismatic Chronicle Nr 13 1973 S 54 63 Bono Simonetta Renzo Riva Le tessere erotiche romane spintriae Quando ed a che scopo sono state coniate Chiesa Lugano 1981 Luciana Jacobelli Spintriae e ritratti Giulio Claudii Bd 1 Spintriae e scene diverse L impianto iconografico Centro Culturale Numismatico Milanese Milano 2000 Ursula Kampmann Honni soit qui mal y pense oder Was machte man eigentlich mit den Spintrien Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spintriae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pompeji Prostitution zu Pompejis vermeintlich allprasenten Bordellen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spintria amp oldid 232146233