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Sophie Lewis Drinker geboren als Sophie Lewis Hutchinson 24 August 1888 in Haverford Pennsylvania 6 September 1967 in Chestnut Hill Pennsylvania war eine US amerikanische Begrunderin der musikwissenschaftlichen Frauen und Geschlechterforschung I had never been a feminist nor has anyone in my family tutored me in this train of thought I took no part in the struggle for women suffrage In fact I was hardly aware that it was going on At that point I was absorbed in child bearing in the management of the household affairs and in my husband s companionship But the time came when some sleeping part of me awoke and had to be heeded Sophie Drinker 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Nachlass 4 Das Sophie Drinker Institut in Bremen 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 Siehe auch 9 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Cecilia Beaux Sophie und Henry DrinkerSophie Drinker wurde am 24 August 1888 als Sophie Lewis Hutchinson in Haverford bei Philadelphia Pennsylvania geboren Ihre Familie hatte einen hohen sozialen Status der bis in das 17 Jahrhundert zuruckreichte Ruth A Solie 1997 zufolge war die Familie trotzdem nicht ubermassig wohlhabend Dennoch wurde Sophie Hutchinson sehr vornehm erzogen Kindermadchen und Hauspersonal ubernahmen die taglichen Pflichten Schon als Kind bekam sie Klavierunterricht und entwickelte ein generelles Interesse an Musik Sophie Hutchinson wurde am Bryn Mawr College angenommen nachdem sie ihre Schullaufbahn an der St Timothy s School einer exklusiven Privatschule in Maryland erfolgreich absolviert hatte Sie entschied sich aber gegen einen Collegebesuch was ihr zu diesem Zeitpunkt selbstverstandlich erschien Im Jahr 1911 heiratete sie den Juristen Henry genannt Harry Sandwith Drinker junior und zog mit ihm nach Merion Pennsylvania Henry Drinker ubte seinen Beruf gern und erfolgreich aus jede freie Minute aber galt der Musik einem Hobby das einen beinahe ebenso grossen Stellenwert fur ihn hatte wie seine eigentliche Profession Neben dem aktiven Musizieren widmete er sich der Ubersetzung der deutschsprachigen Texte von Vokalkompositionen grosser Komponisten ins Englische Darunter findet sich neben schubertschen Liedern und Haydns Schopfung vor allem eine Vielzahl von Werken Johann Sebastian Bachs unter anderem auch das Weihnachtsoratorium die Johannes Passion sowie die Matthaus Passion Von Anfang an war auch das Ehe und Familienleben der Drinkers von gemeinsamem Musizieren gekennzeichnet Das Ehepaar spielte vierhandig Klavier Henry Drinker gab allen funf Kindern taglich Musikunterricht und die ganze Familie setzte sich regelmassig zum gemeinsamen Singen zusammen Henry und Sophie Drinker besuchten so oft wie moglich musikalische Veranstaltungen wie Konzerte Opernauffuhrungen oder Musikfeste und waren 25 Jahre lang Abonnenten der Konzerte des Philadelphia Orchestra Das Ehepaar Drinker ging weder in die Kirche noch zu Partys oder ahnlichen gesellschaftlichen Ereignissen Sie lasen keine populare Literatur sahen sich keine derartigen Filme an und verzichteten auch auf ein Radio obwohl sie sich eines hatten leisten konnen sie unternahmen alles um mehr Zeit fur ihre Musik zu haben So ist es auch zu erklaren dass Sophie Drinker nur wenig Freunde hatte dafur aber umso mehr intellektuelle Bekanntschaften mit denen sie in regem Brief Kontakt stand Henry Drinker engagierte sich in der musikalischen Offentlichkeit nicht nur als Ubersetzer und Herausgeber von Werktexten sondern auch durch die Organisation von Konzerten und seine aktive Beteiligung an den musikalischen Planungen verschiedener Schulen und Universitaten 1928 bauten die Drinkers ein neues Haus welches einen grossen Musikraum enthielt Hier veranstalteten sie regelmassig Singabende gelegentlich stellten sie die Raumlichkeiten auch der American Musicological Society fur ihre Versammlungen zur Verfugung Die Singing Partys im Hause Drinker entwickelten sich zu einer Tradition die uber 30 Jahre lang anhielt Sie umfassten zunachst eine kleine Gruppe von ca 20 Personen die sich jedoch nach und nach erweiterte bis sich regelmassig ca 150 geladene Sanger versammelten Zeitweise begleitete sie ein Streichensemble von ca 8 10 Spielern zu anderen Zeiten begnugte man sich mit einer Klavierbegleitung die abwechselnd von drei Chormitgliedern ausgefuhrt wurde Oftmals wurden auch bekannte Musiker vom Curtis Institute oder vom Philadelphia Orchestra eingeladen Diese erklarten sich haufig ohne Bezahlung bereit bei den Ubungsabenden mitzuwirken Im Laufe der Jahre haben nach Schatzungen der Familie Drinker bis zu 3000 Mitwirkende teilgenommen Geleitet wurden die Proben meist von Henry Drinker auch die Musikauswahl oblag ihm und seiner Frau Da die Kosten und Muhen allein von ihnen getragen wurden hatten die ubrigen Mitwirkenden keinerlei Mitspracherechte Auffuhrungen wurden nicht veranstaltet und waren auch nicht intendiert Henry und Sophie Drinker liessen nur in Ausnahmefallen Zuhorer oder Soloauftritte zu Die Singabende entsprachen Sophie Drinkers Einstellung zur Amateurmusik wie in ihrem Buch Die Frau in der Musik deutlich wird Wir haben uns daran gewohnt Musik in Verbindung mit Virtuositat zu bringen und wir befinden uns in ernster Gefahr zu vergessen dass Musik an sich unser Fuhlen und Denken beeinflusst und dass ihre Forderung ja ihre Existenz als Kunst nur dann berechtigt ist wenn sie dazu dient das geistige Leben von Mannern und Frauen zu befruchten und zu bereichern Das wirksamste Mittel um dieses Ziel zu erreichen ist zu erleben wie Musik in unserer Kehle und unter unseren Fingern zum Leben erwacht Sophie Drinker aus Drinker 1955 S 157f Uber diese Singabende hinaus war Sophie Drinker noch in dem Frauenchor Montgomery Singers aktiv dessen Proben nach kurzer Zeit ebenfalls in den heimischen Musikraum verlegt wurden Bei ihrer Suche nach Noten fur diesen Chor wurde Sophie Drinker auf den Umstand aufmerksam dass es nur wenig qualitativ und inhaltlich hochwertige Musik fur Frauenchore gab und dass unter den Komponisten in der Regel keine Frauen zu finden waren Dies veranlasste sie zu ausfuhrlichen Recherchen uber Frauen und ihre Stellung in der Musikgeschichte Ihre Erkenntnisse legte sie in dem Buch Music and Women The Story of Women in Their Relation to Music dar welches 1948 erschien Obwohl es sich bei diesem Werk nicht um eine professionelle wissenschaftliche Abhandlung handelt ist es fur die Musikforschung vor allem auch fur den Bereich der Genderforschung in der Musik von grosser Bedeutung und kann als wichtiger Beitrag dazu gesehen werden die fehlende Gleichstellung von Frauen in der Musik in das Bewusstsein der Offentlichkeit zu rucken Insbesondere die Neuauflage von 1995 mit einem Nachwort von Ruth A Solie hat hierzu beigetragen fur den deutschen Sprachraum hat die Ubersetzung von Karl und Irene Geiringer aus dem Jahr 1955 einen grossen Stellenwert Die Argumentationsstruktur des Buches ist heute veraltet und aus musikwissenschaftlicher Sicht wie aus dem Blickwinkel der aktuellen Genderforschung kritikwurdig Seine besondere Stellung erhalt es aber dadurch dass es ein Thema behandelt das zu dem Zeitpunkt kaum und bis heute noch nicht ausreichend erforscht war Sophie Drinker wurde 1949 fur ihre Studien vom Smith College Northampton Massachusetts die Doktorwurde verliehen Fur eine Frau in ihrer sozialen Position war es sehr ungewohnlich sich so aktiv fur diese Sache einzusetzen Es hatte den damaligen Verhaltnissen mehr entsprochen sich ein oder zwei Schutzlinge zu suchen und diese finanziell und ideell zu fordern Heute wird gelegentlich kritisiert dass Sophie Drinker sich mit den Verhaltnissen der Vergangenheit beschaftigte statt Musikerinnen ihrer Zeit zu unterstutzen Ruth A Solie 1995 hingegen sieht gerade darin die besondere Leistung Drinkers dass sie sich nicht bequem auf die Forderung eines Einzelschicksals beschranken liess sondern versucht hat die Musikwelt auf die Thematik aufmerksam zu machen und Frauen zu ermutigen Verlorenes zuruckzuerobern Im Laufe ihres Lebens veroffentlichte Sophie Drinker noch weitere Schriften darunter das Buch Brahms and His Women s Choruses 1952 sowie den Artikel What Price Women s Chorus fur das Music Journal 1954 Hier entwickelte sie Kriterien die Kompositionen fur Frauenchore ihrer Ansicht nach erfullen mussten die Ausnutzung der vollen Reichweite der weiblichen Stimme die Reprasentativitat der Komposition fur die jeweilige musikalische Periode in der sie entstand die Hervorhebung der erwachsenengerechten Textinhalte durch Melodie und Harmonik sowie die Einzigartigkeit des Gesamtresultats in dem Sinne dass ein ahnliches Ergebnis nicht durch ein anderes Medium als einen Frauenchor erreicht werden konne 1965 verfasste Sophie Drinker ihre Memoiren die jedoch fur ihre Familie gedacht waren und daher unveroffentlicht geblieben sind Am 6 September 1967 starb sie an Krebs Trotz ihrer Krankheit hatte sie in ihren Recherchen fur ein neues Buch uber die Auswirkungen der Kolonialrechte auf Frauen nicht nachgelassen Diese Arbeit konnte von ihr jedoch nicht mehr beendet werden Werk BearbeitenIn ihrem Hauptwerk Music and Women The Story of Women In Their Relation to Music geht Sophie Drinker auf das Verhaltnis der Frau zur Musik im Verlauf der Geschichte ein Dabei bleibt sie so allgemein wie der Titel vermuten lasst Aspekte die Sophie Drinker besonders wichtig waren und von ihr in dem Buch immer wieder verdeutlicht werden sind das Bedurfnis des Menschen nach kunstlerischer Entfaltung die Verbindung von Musik und Religion und im Zusammenhang damit die herausragende Rolle der Frau als Lebensbringerin in der Religion Aus jener weiblichen Rolle leitet Sophie Drinker eine naturliche Begabung der Frau zur Schopfung neuer musikalischer Werke ab Aus heutiger Sicht ist es kritisch zu betrachten dass die Argumentation Drinkers auf der Gebarfahigkeit der Frau basiert Zu ihrer Zeit waren aber sowohl viele der niedergelegten Gedanken als auch die Absicht die hinter diesem Buch stand aussergewohnlich Die eigentliche dem Buch zugrunde liegende Frage in welcher Gesellschaftsform Musikerinnen den gleichen Status wie Musiker erreichen konnen ist und bleibt aber bis heute aktuell Nachlass BearbeitenDokumente und Materialien aus Sophie Drinkers Nachlass befinden sich in der Sophia Smith Collection der University of Massachusetts Sophie Hutchinson Drinker Papers sowie in der Schlesinger Library Radcliff College in Cambridge Massachusetts Einige Materialien sind in Spezial Kollektionen in der Van Pelt Library der University of Pennsylvania zu finden Das Sophie Drinker Institut in Bremen BearbeitenIm Jahr 2002 grundete Freia Hoffmann Professorin der Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg und bis heute Leiterin des Instituts gemeinsam mit Eva Rieger das Sophie Drinker Institut fur musikwissenschaftliche Frauen und Geschlechterforschung Das Institut wurde nach Sophie Drinker benannt da es sich wie sie zur Aufgabe gemacht hat die Rolle der Frau in der Musik geschichte grundlich zu erforschen und diesbezugliche Materialien zu sammeln auszuwerten und diese der Offentlichkeit zuganglich zu machen Ein Schwerpunkt der Arbeit des Instituts liegt daher auf dem Aufbau verschiedener einschlagiger Datenbanken Musikwissenschaftlich Forschenden stehen neben einer Bibliothek die auch eine grosse Aufsatzsammlung umfasst eine umfangreiche Notensammlung sowie eine Mediathek zur Verfugung Nicht zuletzt hinsichtlich der Forderung des wissenschaftlichen Nachwuchses findet eine Kooperation mit der Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg statt Zur Eroffnung des Instituts im Jahr 2002 hielt die Musikwissenschaftlerin Ruth A Solie Professorin am Smith College Massachusetts einen Vortrag uber Sophie Drinker Dieser Vortrag bildete nicht nur den Auftakt zur Forschungsarbeit des Instituts sondern auch zu einer musikalisch wissenschaftlichen Vortragsreihe die sich inzwischen in den Raumlichkeiten des Instituts etabliert hat Das grosste derzeitige Forschungsprojekt des Sophie Drinker Instituts befasst sich mit der lexikalischen Erfassung herausragender europaischer Instrumentalistinnen des 18 und 19 Jahrhunderts Werke BearbeitenMusic and women the story of women in their relation to music New York 1948 Brahms and his women s choruses Merion 1952 What Price Women s Choruses in Musical Journal 12 1 1954 S 19 amp 42f Die Frau in der Musik Eine soziologische Studie Zurich Atlantis 1955 Deutsche Ubersetzung Karl und Irene Geiringer Hanna Penn and the proprietorship of Pennsylvania Philadelphia Priv print under the auspices of the National Society of the Colonial Dames of America in the Commonwealth of Pennsylvania 1958 mit Henry S Drinker Accademia dei dilettanti di musica 1930 1960 mit Eugenie Andruss Leonard Miriam Young Holden The American Woman in colonial and Revolutionary times 1565 1800 a syllabus with bibliography Philadelphia University of Pennsylvania Press 1962 Literatur BearbeitenAbel Struth Sigrid Rezension zu Die Frau in der Musik In Neue Zeitschrift fur Musik Nr 118 1957 S 580 Blom Eric Hrsg Grove s Dictionary of Music and Musicians Volume II London Macmillan amp Co 19545 Bowen Catherine Drinker Family Portrait Boston amp Toronto Little Brown amp Company 1970 insbesondere S 55 67 S 175 202 Bowers Jane M Women and the American Musicological Society Pioneering Scholars and Officers In Markus Grassl Cornelia Szabo Knotik Hrsg Frauen in der Musikwissenschaft women in musicology Dokumentation des internationalen Workshops Wien 1998 Wien Bundesministerium fur Wissenschaft und Verkehr BMWV 1999 S 117 164 daraus v a S 129 131 Drinker Henry S jun Singing together for musical experience in Music and Letters Vol XIV No 4 1933 S 364 368 Engelbrecht Christiane Sophie Drinker Die Frau in der Musik Eine soziologische Studie Rezension in Die Musikforschung 9 1956 S 380 Geiringer Karl Sophie Drinker in Journal of the American musicological society Vol XXI No 3 1986 S 409 Locke Ralph P Paradoxes of the Woman Music Patron in America in The Musical Quarterly 78 Nr 4 1994 S 798 825 v a S 807 Muller Gisela A Eine doppelte Fallstudie Sophie H Drinker und Ruth A Solie in Markus Grassl Cornelia Szabo Knotik Hrsg Frauen in der Musikwissenschaft women in musicology Dokumentation des internationalen Workshops Wien 1998 Wien Bundesministerium fur Wissenschaft und Verkehr BMWV 1999 S 223 238 Schalz Laurenze Ute women in music das sophie drinker institut fur musikwissenschaftliche frauen und geschlechterforschung In Neue Zeitschrift fur Musik Heft 5 2004 S 58 59 Silbert Doris Music and Women Buchbesprechung In The Musical Quarterly XXXIV 1948 S 285 288 Solie Ruth A Sophie Drinker s History in Bergeron Katherine Bohlman Philip V Philip V Bohlman Hrsg Disciplining Music Musicology and its canons Chicago London The University of Chicago Press 1992 S 23 41 Solie Ruth A Women s History and Music History The Feminist Historiography of Sophie Drinker in Journal of Women s History Bd 5 Heft 2 1993 S 8 31 Solie Ruth A Sophie Drinker s Achievement in Drinker Sophie Music amp Women The story of women in their relation to music New York The Feminist Press at The City University of New York 1995 preface by Elizabeth Wood Afterword by Ruth A Solie S 325 382 Nachwort zur Neuauflage ISBN 1 55861 116 9 Solie Ruth A Culture Feminism and the Sacred Sophie Drinker s Musical Activism in Locke Ralph P and Cyrilla Barr Cultivating Music in America Women Patrons and Activists since 1860 Berkeley Los Angeles London University of California Press 1997 ISBN 0 520 08395 4 S 266 288 Solie Ruth A Drinker Sophie Lewis in Sadie Stanley Hrsg The New Groove Dictionary of Music and Musicians Macmillan Publishers Limited 2002 S 596f Weblinks BearbeitenSophie Drinker Institut Sophie Drinker 1888 1967 Siehe auch BearbeitenFrauen in der MusikEinzelnachweise Bearbeiten Sophie Hutchinson Drinker Memoir Untitled Typescript S 198 Zitiert nach Ruth A Solie Culture Feminism and the Sacred Sophie Drinker s Muscial Activism In Ralph P Locke Cyrilla Barr Hrsg Cultivating Music in America Women Patrons and Activists since 1869 University of California Press Berkeley Los Angeles London 1997 ISBN 0 520 08395 4 S 269 englisch Volltext in der Google Buchsuche Normdaten Person GND 105358223 lobid OGND AKS LCCN n84075711 NDL 00521288 VIAF 34914468 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Drinker SophieALTERNATIVNAMEN Drinker Sophie Lewis vollstandiger Name Hutchinson Sophie Lewis Geburtsname KURZBESCHREIBUNG US amerikanische MusikwissenschaftlerinGEBURTSDATUM 24 August 1888GEBURTSORT Haverford Pennsylvania USASTERBEDATUM 6 September 1967STERBEORT Chestnut Hill Pennsylvania USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sophie Drinker amp oldid 237660802