www.wikidata.de-de.nina.az
Die Sonderabfalldeponie Munchehagen ist eine fruhere Deponie fur gefahrliche Abfalle in Niedersachsen die sich sudlich des Rehburger Ortsteils Munchehagen befindet Deponiekorper der Sonderabfalldeponie Munchehagen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Betrieb 3 Sanierung 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Deponiegelande liegt im westlichen Niedersachsen auf dem Gebiet der Stadt Rehburg Loccum im Landkreis Nienburg Es befindet sich zwischen den Orten Munchehagen Loccum und Wiedensahl im Randbereich des Schaumburger Waldes Die Ortskerne der Ortschaften sind etwa 3 5 km von der Deponie entfernt Etwa einen Kilometer westlich der Deponie befindet sich die Landesgrenze zum Bundesland Nordrhein Westfalen In dem Gebiet liegen mehrere hundert Meter machtige Ton und Schluffsteinschichten mit daruber liegendem Geschiebelehm Aus dem Boden wurde in den 1950er und 1960er Jahren Ton zur Ziegelherstellung entnommen Zuruck blieben offene Tongruben die Ende der 1960er Jahre fur die Ablagerung von Abfallen genutzt wurden Betrieb Bearbeiten nbsp Einfahrt zum Deponiegelande nbsp Betriebsgebaude auf dem GelandeIn der 2 5 Hektar grossen sogenannten Altdeponie wurden in den Jahren 1968 1973 in 25 offenen bis zu sechs Meter tiefen Gruben etwa 56 000 m zum Teil flussige Industrieabfalle aus der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln Farben und Lacken eingelagert 1 Unmittelbar angrenzend in ostlicher Richtung wurde von der Gesellschaft fur Sonderabfallbeseitigung Munchehagen eine ca 5 5 Hektar grosse Sondermulldeponie eingerichtet Von 1977 bis 1983 wurden darin in vier 25 Meter tiefen Gruben ca 350 000 m uberwiegend feste Abfalle eingelagert darunter mehrere tausend Tonnen giftiger Stoffe Dazu zahlen dioxinhaltige Flugasche aus Mullverbrennungsanlagen und Ruckstande des Unkrautvernichtungsmittels T Saure mit dem Stoff TCDD der umgangssprachlich als Seveso Dioxin bekannt ist 2 Als etwa 1979 im benachbarten Wald Rinde von den Baumen fiel kam es 1980 zur Grundung einer Burgerinitiative und zu Protesten Bundesweit in die Schlagzeilen geriet die Deponie im Jahr 1983 als darin 41 aus Seveso verschwundene Dioxin Fasser vermutet wurden 3 Daraufhin blockierten Angehorige der Burgerinitiative die Deponiezufahrt 1985 wurde auf dem Munchehagener Deponiegelande in einer Wasserprobe die bis dahin weltweit hochste Konzentration an Dioxin festgestellt 1985 setzte der Niedersachsische Landtag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss ein der sich mit der staatlichen Kontrolle der privaten Sondermullbeseitigung darunter die Deponien in Munchehagen und in Hoheneggelsen befasste Die Kontrolle der Sonderabfalldeponie Munchehagen fiel in das Ressort des Niedersachsischen Landwirtschaftsministeriums unter Gerhard Glup Nachdem weitere Deponiepolder behordlich nicht genehmigt wurden und 1983 die Deponie auf Betreiben der Stadt Rehburg Loccum nach einer Klage vor dem Oberverwaltungsgericht geschlossen wurde 4 ging das Betreiberunternehmen 1985 in Konkurs Nach einer Strafanzeige der niedersachsischen Landtagsfraktion der Partei Die Grunen wegen Umweltverstossen beauftragte die Staatsanwaltschaft Verden das Landeskriminalamt Niedersachsen LKA mit der Aufklarung bei der Abfalleinlagerung Dazu setzte das LKA im November 1985 eine elfkopfige Sonderkommission Soko 318 U ein Ihre Ermittlungen richteten sich gegen ehemalige Betreiber der Anlage sowie Angehorige von Genehmigungs und Aufsichtsbehorden 5 Laut dem Abschlussbericht der Sonderkommission 6 vom November 1986 wurde die Deponie unter katastrophalen Bedingungen betrieben und es habe gravierende Fehler seitens der Behorden gegeben 7 Sanierung Bearbeiten nbsp Messeinrichtungen zur Uberwachung des Deponiekorpers nbsp Uberwachung des Grundwassers ausserhalb des DeponiegelandesDas Land Niedersachsen ubernahm nach dem Unternehmenskonkurs von 1985 die zur Altlast gewordene Deponie und uberwacht seither die Anlage Zwischen 1987 und 2004 fand bei der Evangelischen Akademie Loccum ein Mediationsverfahren statt in dem Vertreter der Betroffenen von Behorden und aus der Politik uber den weiteren Umgang mit der Altlast verhandelten 8 Die Niedersachsische Landesregierung griff einige Arbeitsergebnisse der Mediation auf und beschloss 1997 die Deponie zu sanieren Dazu gehorte eine Abdichtung nach oben und eine seitliche Verkapselung durch eine 1 26 km lange und 30 Meter tiefe Dichtwand 9 wofur rund 30 Millionen Euro aufgewendet wurden 10 Die Arbeiten wurden im Jahr 2001 abgeschlossen Seither wird im Rahmen eines Monitoringprogramms uberwacht ob giftige Stoffe austreten was jahrlich rund 400 000 Euro an Kosten verursacht 11 Die Stilllegung der Deponie seit 1983 verursachte Kosten von etwa 130 Millionen Euro 12 Im Mai 2014 uber 30 Jahre nach Schliessung der Deponie fand auf der Deponie der zweite Tag der offenen Tur statt ein erster Tag der offenen Tur wurde mit Abschluss der baulichen Sicherungsmassnahmen Dichtwandbau Oberflachenabdichtung und Errichtung von Brunnen zur Grundwasseruberwachung am 29 September 2001 durchgefuhrt 13 bei dem die Bevolkerung Zutritt zum Gelande erhielt und sich uber die Sicherung der Altlast informieren konnte 12 14 Siehe auch BearbeitenSonderabfalldeponie HoheneggelsenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Sonderabfalldeponie Munchehagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Munchehagens Sonderabfall auf der Website der Stadt Rehburg Loccum Nachsorge der Altlast Sonderabfalldeponie Munchehagen In Niedersachsische Gesellschaft zur Endablagerung von Sonderabfall mbH Abgerufen am 17 November 2022 19 seitige Website Chronik zur Deponie mit Dokumenten und Zeitungsausschnitten bei Bundnis 90 Die Grunen Ortsverband Rehburg Loccum Fruhere Website der Burgerinitiative gegen die Sonderabfalldeponie Munchehagen Memento vom 10 Februar 2004 im Internet Archive Chronik der Sonderabfalldeponie Munchehagen Memento vom 2 Dezember 2007 im Internet Archive auf der fruheren Website der Burgerinitiative Streit um Altdeponie Muss der Giftmull raus bei ndr de vom 16 August 2022Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Striegnitz Vom Konflikt um Giftmull zur Kooperation in der Kreislaufwirtschaft Hinrich Luhrssen Tonnen von Gift in der Tongrube In Die Zeit 6 Dezember 1985 abgerufen am 17 November 2022 Giftmull Nach 30 Jahren ist die Dioxin Gefahr gebannt Memento vom 9 Marz 2016 im Internet Archive Die Angst bleibt In Schaumburger Nachrichten 12 Juni 2014 archiviert vom Original abgerufen am 12 Juni 2014 Sonderkommission erforscht Vorgange um Munchehagen In Hildesheimer Zeitung 21 November 1985 archive org PDF Sonderkommission 318 U Abschlussbericht Hrsg Landeskriminalamt Niedersachsen 25 November 1986 73 S archive org PDF Das Chaos auf der Giftdeponie Munchehagen in Hamburger Abendblatt vom 12 Mai 1987 Praxis Mediation Altlast Munchehagen Dichtwande gegen hohes Schadstoffpotential Entwicklung Einsatz Aussichten Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Vorsichtiger Optimismus in Sachen Altlast Memento vom 6 Juli 2018 im Internet Archive in Schaumburger Nachrichten vom 1 Oktober 2013 Das Gift vor der Haustur Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive in Schaumburger Nachrichten vom 4 November 2013 a b Umweltstaatssekretarin Almut Kottwitz zum Tag der offenen Tur auf der ehemaligen Sonderabfalldeponie Munchehagen Niedersachsisches Ministerium fur Umwelt Energie und Klimaschutz 9 Mai 2014 abgerufen am 17 November 2022 Plakat Einladung Tag der offenen Tur auf der gesicherten Altlast SAD Munchehagen Tag der offenen Tur auf der Sonderabfalldeponie Munchehagen in BlickPunkt fur den Landkreis Nienburg vom 12 Mai 201452 4114 9 1421 Koordinaten 52 24 41 N 9 8 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonderabfalldeponie Munchehagen amp oldid 229555326