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Als Skandalisierung bezeichnet man das absichtliche Herbeifuhren eines Skandals durch Bekanntmachen und gegebenenfalls Aufbauschen eines tatsachlichen oder behaupteten Missstandes oder Fehlverhaltens In der Regel dient Skandalisierung dem Erreichen eines bestimmten Zwecks beispielsweise einem politischen Gegner zu schaden von anderen Missstanden abzulenken oder auch im Falle medialer Skandalisierung die Auflage eines Buches oder einer Zeitung oder die Einschaltquote eines Fernsehsenders zu erhohen Der Begriff ist darum negativ konnotiert Inhaltsverzeichnis 1 Mediale Skandalisierung 1 1 Ablauf 2 Einzelnachweise 3 WeblinksMediale Skandalisierung BearbeitenMediale Skandalisierung umgangssprachlich und erstmals als Begriff gepragt von Otto Graf Lambsdorff als Hinrichtungsjournalismus ist eine Form des Journalismus bei der Journalisten Medien oder Medienhauser durch skandalisierende Artikel und Berichte auch im Rahmen von gezielten Medienkampagnen gegen Personen ihres personlichen Interesses fahren um entweder eine offentliche Diskussion zum gesetzten Thema zu entfachen oder die betreffenden Personen in der Offentlichkeit gesellschaftlich und beruflich nachhaltig in ihrer Existenz zu schadigen Die Medien sind Tabuwachter und Tabubrecher in einem Als Verbreiter der offentlich geausserten Emporung moderieren sie den Prozess stellvertretend und schaffen dadurch offentliche Meinung Medial inszenierte Skandale sind daher grundlegend von nicht medialen Skandalen zu unterscheiden Anders bei der gezielten medialen Skandalisierung Die Inszenierungshoheit bei Medienskandalen liegt in der Hand von professionellen Journalisten Im Gegensatz zu nicht medialen Skandalen fuhrt das zu einer grosseren Publizitatsreichweite und einer dauerhaften Prasenz von skandalisierenden Aussagen Uber die Bestandigkeit nicht medialer Skandale entscheidet die zeitliche und raumliche Prasenz des Publikums Erzeugt die Skandalisierung keine Emporung ist ihr Ausloser schnell vergessen In funktional ausdifferenzierten Gesellschaften erfullen medial inszenierte Skandale eine systemerhaltende Funktion Die Medien produzieren fur ihre Konsumenten ein gezieltes Narrationsschema das nicht unbedingt mit den realen Sachverhalten des Skandals ubereinstimmen muss und fur Medienkonsumenten als Schutz der Moral empfunden wird Darin liegt auch die soziale Sprengkraft die von den betroffenen Opfern als publizistische Brandsatze 1 empfunden und als Hinrichtungsjournalismus bezeichnet werden Die mediale Skandalisierung arbeitet mit einer einfachen aber effektiven Methode Seine von ihm erkorenen Opfer bekleiden in der Regel bessere gesellschaftliche Positionen und lenken dadurch dass sie anlassbezogen zum Fall deklariert werden das Sensationsinteresse auf sich Der Medienskandal ist letztlich das Ergebnis einer Falle in die ein Tabubrecher geraten ist und fokussiert in der Regel ein Thema zugeordnet auf eine Person oder mehrere Personen die alle offenen Fragen zu diesem Thema als einzige Informationsquelle beantworten konnen Je prominenter das Opfer ist desto grosser ist das Interesse Oft wird mit geheuchelter Emporung uber Einzelheiten des Normverstosses berichtet insbesondere wenn es sich um sexuelle Eskapaden handelt Durch gezielt gesetzte Bilder und Schlagzeilen erzeugen die Medien eine regelrechte kollektive Hysterie gegen die betreffenden Tabubrecher Den betroffenen Personen wird regelrecht der mediale Prozess gemacht Die Urheber der medialen Skandalisierung greifen dabei auch auf die Methodik der kunstlichen Ubertreibung und der gezielten Falschdarstellung zuruck oder unterwandern ganz bewusst die Wurde der betreffenden in der Offentlichkeit zu skandalisierenden Personen Oft sieht sich das Opfer daher Recherchen und Geruchten gegenuber und irgendwann spielt es keine Rolle mehr ob die Vorwurfe stimmen oder nicht 2 Ob aus der medialen Skandalisierung tatsachlich ein Skandal wird hangt davon ab wie viele prominente Personlichkeiten aus dem Skandal Konsequenzen fordern seien es nun Rucktritte oder scharfere Gesetze Die Emporung der Offentlichkeit ist besonders dann sehr gross wenn das Opfer des Skandals eigentlich sehr beliebt ist Die Konsequenzen fur die betroffenen Personen sind nicht unerheblich Die uber regelrechte Pressekampagnen gehetzten Opfer verlieren haufig ihre Gesellschaftsfahigkeit und ihre berufliche und soziale Existenz auch wenn sich hinterher ihre Unschuld oder eine Belanglosigkeit des Falls feststellt Fur viele der betroffenen Personen ist diese Form formlich gezielt offentlich an den Pranger gestellt zu werden ein Psychoterror den viele uber eine langere Zeit nicht standhalten Demnach werden die betreffenden Personen solange durch die offentlichen Medien gehetzt bis sie unter dem Presse bzw Mediendruck auspacken ihre gesellschaftliche und berufliche Stellung aufgeben und oder zusammenbrechen bis hin im Extremfall sich sogar das Leben nehmen Die Personen und Interessensgruppen die als Journalisten oder Medienhauser fur diese Form des Journalismus verantwortlich sind unterwandern durch ihre medialen Skandalisierungen den Rechtsstaat und schaffen regelrecht Vorverurteilungen die in der offentlichen Meinung der Wirkung einer medialen Exekution ohne anerkanntes richterliches Verfahren gleichkommt und somit durchaus auch eine Form von Lynchjustiz darstellt In seiner perfiden Form hinterlasst diese Art von Journalismus bei den betreffenden Personen nachhaltige bleibende psychische Schaden In der Offentlichkeit fuhren mediale Skandalisierungen zu gesellschaftlicher Kohasion und Identitatsbildung durch die Visibilisierung und Aktualisierung von kollektiven Wertvorstellungen Diese aus den theoretischen Vorannahmen entwickelte These wird mit einem etymologischen Abriss der Karriere des Skandalbegriffs fundiert der einen Bogen schlagt vom Altgriechischen das Skandalon als Stellholzchen d h als Auslosemechanismus einer Tierfalle uber die religios moralische Entrustung im Christentum bis zum modernen durch Massenmedien gepragten Verstandnis das durch eine knappe Geschichte des Medienskandals seit dem 16 Jahrhundert kontextualisiert wird Ablauf Bearbeiten Medienskandale beruhen auf einem tatsachlichen oder vermuteten Missstand Sie verlaufen meist ahnlich In der Latenzphase wird ein Missstand bekannt die Anzahl der Medienberichte zum Thema nimmt schlagartig zu Die Protagonisten des Skandals werden vorgestellt Die Phase endet mit einem Schlusselereignis Dieses fuhrt dazu dass der Konflikt zu einem Skandal eskaliert In der darauf folgenden Aufschwungphase werden weitere Fakten bekannt die in eine Verbindung zum ersten Missstand gesetzt werden Ist diese Ausweitung gegluckt beginnt die Etablierungsphase In dieser Phase erreicht der Skandal den Hohepunkt Nun wird uber die Schuld oder Unschuld der Protagonisten gerichtet Konsequenzen werden gefordert Zu Beginn der Abschwungphase knickt die skandalierte Person oder Organisation unter dem offentlichen Druck ein und zieht Konsequenzen aus den Vorkommnissen z B Rucktritt In der medialen Wahrnehmung ist der Konflikt damit gelost Die Intensitat der Berichterstattung nimmt schnell ab In der Rehabilitationsphase wird die Ordnung des Gesellschaftssystems wiederhergestellt Die Medien berichten nur noch vereinzelt Mit den funf Phasen entspricht der Aufbau eines Medienskandals weitgehend demjenigen eines antiken Dramas 3 Einzelnachweise Bearbeiten Steffen Burkhardt Medienskandale Zur moralischen Sprengkraft offentlicher Diskurse Koln 2006 S 381 ff Joachim von Gottberg Skandalisierung Emporung Konsequenzen Medien und Tabus In Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen FSH Hrsg tv diskurs Tabus Kulturell gesetzt medial verhandelt 14 Jg Nr 4 10 Berlin 2010 S 18 23 Steffen Burkhardt Medienskandale Zur moralischen Sprengkraft offentlicher Diskurse Koln 2006 S 181 ff Weblinks BearbeitenJournalistische Fachbegriffe Artikel von Johannes Rogalla von Bieberstein in Komma dem Magazin fur christliche Kultur Beitrag von Uwe Brandhorst Wardenburg Memento vom 22 Oktober 2012 im Internet Archive Zitat von Graf Lambsdorff im Spiegel Ausgabe Nr 2 2007 vom 8 Januar 2007 Der Hinrichtungsjournalismus hat mich zerstort uber den Fall des Pastors Klaus Geyer In Berliner Zeitung Ausgabe Nr 2 2007 vom 1 April 1998 CDU Stadtrat Gunther Russel Karlsruhe in einem Artikel auf ka news de Rene Zeyer auf journal21 ch uber einen Artikel der Weltwoche vom 5 Januar 2012 Anja Majer am 6 Februar 2010 in der TAZ uber den lautesten Leser Leserbrief zu einem Artikel vom 8 Januar 2005 Causa Kardinal Meisner Steffen Burkhardt Medienskandale Zur moralischen Sprengkraft offentlicher Diskurse Koln 2006 PDF 64 kB der freitag der bobby car effekt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skandalisierung amp oldid 229546828