www.wikidata.de-de.nina.az
Simon Blad 18 Marz 1818 in Budesheim bei Bingen 16 Februar 1896 in Berlin war ein deutscher Geschaftsmann und Mazen Uber sein Leben und die Quelle seines Vermogens ist wenig bekannt doch erlangte er aufgrund seines Testaments und das fur ihn auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde errichtete Grabmal posthume Beruhmntheit Simon BladRelief von August Vogel Inhaltsverzeichnis 1 Blads testamentarische Verfugungen 2 Streit um die Annahme des Erbes 3 Beurteilung Blads aus judischer Sicht 4 Das Grabmal auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde 5 Weiteres zur Biografie Blads 6 EinzelnachweiseBlads testamentarische Verfugungen BearbeitenBlad hatte es als Geschaftsmann in Berlin zu einem ansehnlichen Vermogen gebracht das er unverheiratet geblieben bei seinem Tod auf die Stadte Berlin Bingen und Mainz aufgeteilt wissen wollte So sollten Bingen und Mainz jeweils circa 300 000 M zur Unterstutzung junger aufstrebender Talente von Personen beiderlei Geschlechts auf dem Gebiete der Kunst Wissenschaft und des Handwerks 1 und Berlin ca 600 000 M erhalten 2 wobei er der Stadt Berlin die Verpflichtung auferlegte auf dem Bestattungsplatz ein wurdiges Monument in Erz den Verstorbenen in ganzer Figur darstellend errichten zu lassen 3 Die insgesamt etwa 1 200 000 Mark entsprechen der heutigen Kaufkraft von etwa 9 798 000 Euro Streit um die Annahme des Erbes Bearbeiten nbsp Grabmal auf dem Berliner Friedhof Friedrichsfelde nbsp Grabmal Detail Die der Stadt Berlin von Blad auferlegte Verpflichtung ein Grabdenkmal fur ihn errichten zu lassen fuhrte allerdings zu antisemitischen Protesten da Blad wie die Blatter der Deutschsozialen Partei schrieben einen nichts weniger als reinen Lebenswandel gefuhrt habe Dem Standpunkt des Magistrats Wenn auch der Testator mit der Staatsgewalt in Konflikt geraten ist so handelt es sich aktenmassig weder um Neigungen noch um ehrenruhrende Vergehen des Verstorbenen Der Erblasser war auch Ehrenburger von Kissingen 4 sei entgegenzuhalten dass Blad zweimal mit 6 Wochen Gefangnis bzw mit 500 Mk bestraft worden sei Bei dem Urteil der Strafkammer des Landgerichts Berlin I vom 3 November 1887 sei es darum gegangen dass er sein schwangeres Dienstmadchen Clara wie er dies zu thun pflegte kurz vor der Entbindung entlassen spater keine Alimente mehr gezahlt und Claras in Verwahrung genommenes Sparbuch nicht herausgegeben habe 5 Die Gegenwart brachte 1896 gar einen Artikel Simon Blad und die Kunst von Genremaler August H Plinte Berlin uber den wackeren Mitburger Simon Blad der in seinem Dienst stehende thorichte Provinzjungfraulein massenhaft verfuhrte zur entscheidenden Stunde in s Elend der Prostitution stiess und vorsichtshalber auch noch ihrer geringen Habe beraubte 6 Georg Hirths Jugend Munchner illustrierte Wochenschrift fur Kunst und Leben druckte am 13 Juni 1896 zusammen mit einer Karikatur von Arpad Schmidhammer das mit Dr Thoma unterzeichnete Gedicht Das Simon Blad Denkmal in Berlin in dem ein Vater im feierlichen Oden Ton alkaischer Strophen seinen Sohn uber der Schande Denkmal belehrt dessen Anblick dem Sohn rothen die Stirn in Scham und zornigen Ekel erregen werde ein frecher Faun die hochste Ehre kaufte mit schnoden Geld Gieriger Habsucht ein dauernd Zeichen 7 Beurteilung Blads aus judischer Sicht BearbeitenUber Blad hatten auch Juden inzwischen kaum mehr Freundliches zu sagen wie die folgende Passage aus der Erzahlung Das Sefermahl von Arthur Kahn 1851 1928 zeigt die Ereignisse aus dem Jahr 1865 schildert und 1909 entstand 8 Es gab damals zwei Manner aus dem Dorfe von denen viel gesprochen wurde Der eine hiess Simon Blad von dem eines Tages die Zeitungen ganz Deutschlands sprachen aber nicht in ruhmlichem Sinne Simon Blad ein Alters und Schulgenosse von Salomon Marx wandte seine nicht geringen Fahigkeiten dazu an sich als Finanzgenie emporzuarbeiten Der Sohn eines armen aber grundehrlichen und dabei etwas beschrankten Mannes von unbedeutender Herkunft Simon Blad hatte einen grenzenlosen Ehrgeiz jedoch ohne hoheren Bildungstrieb Er brachte es zu einem ansehnlichen Vermogen von dem er aber weder dem alten Vater noch seiner blutarmen Schwester bei deren Lebzeiten auch nur das geringste zukommen liess Von dem Ehrgeiz eines menschlich wertlosen Parvenus durchdrungen strebte er nur danach sich auf eine moglichst Aufsehen erregende Weise zu verewigen ja sogar unsterblich zu machen Niemals fiel dem eitlen engherzigen Streber ein durch eine seinem grossen Vermogen entsprechende hochherzige Tat sich den Dank der Mit und Nachwelt zu sichern Und dennoch wunschte er nach seinem Tode durch ein Denkmal das moglichst in die Augen fallen sollte im Munde der Nachwelt weiterzuleben Dieses Streben gelang ihm tatsachlich indem Simon Blad fur alle Zeiten in denen Denkmaler eine Geschichte haben werden unsterblich lacherlich bleiben wird Sein Denkmal das die eine Stadt ihm in einem versteckten Winkel errichten liess um dafur seine Millionen zu erben ist einschliesslich des Sockels etwa einundeinhalb Meter hoch ein Hohnmal aufgeblahter verdienstloser Narrheit Als er 1882 sic starb bildeten seine Nekrologe eine Sammlung von Spottschriften und vernichtenden Kritiken wie sie wohl kaum ein zweitesmal nach dem Tode eines solchen armseligen Wichtes mehr werden geschrieben werden Dazu kam dass viele Zeitungen an Simon Blad der schon bei Lebzeiten wenn auch ungetauft sich verachtungsvoll von seinem Judentum abgewandt hatte sich des toten Juden erinnerten dem sie mancherlei nachzusagen wussten Zwei grossere Gegensatze sind vielleicht noch nie in einem Dorfe geboren worden und haben vielleicht auch niemals zusammen auf derselben Schulbank gesessen wie Binjomins Simon und Falks Salomon Das Grabmal auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde BearbeitenDen krankhaften aus einem ungesunden Ehrgeiz hervorgegangenen Denkmalsgelusten Blads von denen Arthur Kahn dann noch schreibt kam die Behorde nicht nach sondern verwirklichte mit dem auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde fur Blad errichteten Grabmal wie es in den von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann veroffentlichten Neubauten der Stadt Berlin heisst ihren Wunsch bei der Ausfuhrung sich soweit zu beschranken als der Wortlaut der Testamentsbestimmung dies zuliess 3 Der von Hoffmann entworfene Grabstein aus Muschelkalk in den die Urne mit der Asche des Verstorbenen eingesetzt wurde fasst mit einer Sanduhr und der Jahreszahl 1903 oben und Lorbeergewinden zu beiden Seiten ein Bronzerelief von August Vogel ein Dieses zeigt Simon Blad zwar in ganzer Figur aber nur geringer Grosse in Anlehnung an Renaissancegrabmaler in einem Rahmen aus Akanthusblattern mit Kinder oder Engelskopfmedaillons in den Ecken 3 Die Grabstatte befindet sich im Mittelweg G4 und ist in die Berliner Denkmalliste aufgenommen 9 Weiteres zur Biografie Blads BearbeitenSonst ist uber das Leben Blads und die Quelle seines Reichtums kaum etwas bekannt Vom 6 bis 7 Oktober 1860 logierte er im neueroffneten Hotel Leuthauser in Coburg als S Blad Kaufmann a Rheims 10 In der Kissinger Kurliste vom 19 Juli 1861 ist er als Herr S Blad Kaufmann aus Budesheim verzeichnet 11 Danach findet man ihn in Berlin und zwar erstmals im Adressbuch auf das Jahr 1862 als Kaufmann General Agent fur Deutschland der Champagner Handlung Heidsieck und Comp in Rheims Unter den Linden 52 12 1864 ist daraus Kaufmann Weingrosshandler Unter den Linden 52 Comptoir und Lager Wilhelmstr 70 geworden 13 ausserdem ist Blad nun als Eigentumer des Hauses Dorotheenstrasse 37 vermerkt 14 1866 fuhrt ihn das Adressbuch als Kaufmann und Weingrosshandler Louisenstr 20 Geschafts Local Unter den Linden 2 v 1 April Unter den Linden 10 15 und 1867 als Kaufmann und Weinhandler Louisenstr 20 sowie als Eigentumer dieses Hauses 16 Fur den 3 August 1869 vermerkt die Kurliste von Kissingen die Ankunft des alleinreisenden erst 51 Jahre alten S Blad Rentier aus Berlin im Hotel Russischer Hof 17 Das Berliner Adressbuch verzeichnet ihn demgegenuber weiterhin als Kaufmann Louisenstr 20 in der Ausgabe fur das Jahr 1873 dann mit dem Zusatz Wohnung Schiffbauerdamm 33 18 und dass dieses Haus sein Eigentum sei 19 Dort wohnte er fur den Rest seines Lebens Erst 1877 trug er auch im Berliner Adressbuch die Bezeichnung Rentier 20 1885 wurde er Mitglied der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin und gehorte ihr bis zu seinem Tode an 21 Einzelnachweise Bearbeiten Grossherzoglich hessisches Regierungsblatt 1896 S 165 167 books google Verwaltungs Bericht des Magistrats zu Berlin Nr 40 Stiftungsdeputation 20 August 1896 S 66 books google a b c Ludwig Hoffmann Neubauten der Stadt Berlin Gesamtansichten und Einzelheiten nach den mit Massen versehenen Originalzeichnungen der Fassaden und der Innenraume sowie Naturaufnahmen der bemerkenswertesten Teile der seit dem Jahre 1897 in Berlin errichteten stadtischen Bauten Bd V Verlag Bruno Hessling Berlin 1907 S XI architekturmuseum ub tu berlin de Ehrenburger von Bad Kissingen war Blad 1888 mit 70 Jahren geworden nachdem er dort seit 1848 mit zweimaliger Unterbrechung jedes Jahr zur Kur geweilt hatte Deutsch Soziale Blatter Band 11 1896 S 59 books google Die Gegenwart Band 49 Ausgaben 1 26 S 253 books google Jugend Jg 1 Heft 24 Seite 390 Faksimile online Der Israelit Ein Centralorgan fur das orthodoxe Judentum Jahrgang 1938 Heft 13 24 Feuilleton Beilage sammlungen ub uni frankfurt de Die hier wiedergegebene Passage in Heft 20 Feuilleton Beilage Eintrag 09040288 in der Berliner Landesdenkmalliste Regierungs und Intelligenzblatt fur das Herzogthum Coburg 9 October 1860 Sp 1632 books google Beilage zum Kreis Amtsblatt von Unterfranken und Aschaffenburg No 168 vom 27 Juli 1861 Sp 2364 No 2204 books google Blad S In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1862 Teil 1 S 40 Blad S In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1864 Teil 1 S 43 Dorotheenstrasse 37 In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1864 Teil 2 S 2 Blad S In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1866 Teil 1 S 46 Blad S In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1867 Teil 1 S 47 Eigentumer des Hauses Dorotheenstr 37 war nun ein Dr Schmidt Dorotheenstr 37 In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1867 Teil 2 S 39 Kurliste von Kissingen No 151 1869 books google Blad S In Berliner Adressbuch 1873 Teil 1 S 65 Schiffbauerdamm 33 In Berliner Adressbuch 1873 Teil 2 S 307 Blad S In Berliner Adressbuch 1877 Teil 1 S 62 Verhandlungen der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin Band 23 1896 S 3 books googleNormdaten Person GND 1234275201 lobid OGND AKS VIAF 1273162238562613810004 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Blad SimonKURZBESCHREIBUNG deutscher KaufmannGEBURTSDATUM 18 Marz 1818GEBURTSORT Budesheim bei BingenSTERBEDATUM 16 Februar 1896STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simon Blad amp oldid 232974967