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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum japanischen Fussballspieler siehe Keiya Sentō Ein Sentō jap 銭湯 offentliches Bad abgeleitet von 銭 Geld und 湯 heisses Wasser ist ein traditionelles japanisches Badehaus in stadtischen Wohnvierteln Die Badekultur spielt eine wichtige Rolle im japanischen Alltag Auf Grund von Brandschutzbestimmungen gab es lange Zeit keine privaten Badezimmer in den Hausern da das Badewasser mit offenem Feuer erhitzt werden musste Das Feuerschutzgesetz forderte so die Verbreitung der Sentōs in Japan Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts ging die Zahl der Sentōbesucher stetig zuruck da immer mehr Wohnungen uber Badezimmer verfugten Sentōs haben als Treffpunkt aber auch heute noch eine soziale Funktion Eingang des Sentō im Edo Tokio Open Air MuseumIn den Stadten sind die offentlichen Badehauser relativ gut an ihrem hohen Schornstein zu erkennen da nach wie vor meistens mit Holz geheizt wird Der Eingang ist oft ahnlich wie bei einem Tempel gestaltet Moderne Hauser verfugen uber Schliessfacher in den Umkleideraumen in alteren werden die Kleidungsstucke in offenen Korben deponiert Die modernen Sentōs haben getrennte Baderaume fur Frauen und Manner Diese strikte Geschlechtertrennung wurde erst im 19 Jahrhundert eingefuhrt Eine Schiebetur zwischen Umkleide und Badebereich sorgt dafur dass die Hitze nicht entweicht Eine Ausnahme sind die Sentōs in der Region von Okinawa wo das Klima relativ heiss ist Traditionell ist der Baderaum mit Holz verkleidet Auf einer Seitenwand gibt es meist eine gemalte Naturlandschaft z B mit einem Berg oft dem Fujisan Dies ist eine Analogie zu den Onsenbadern die eine freie Sicht auf die Landschaft bieten Vor dem eigentlichen Bad steht die grundliche Reinigung Ublicherweise stehen hierfur kleine Hocker vor einer Reihe von Wasserhahnen mit kaltem und warmem Wasser Es wird erwartet dass sich jeder Badegast hier zunachst grundlich einseift und abspult ehe er ins Becken steigt In der Regel gibt es zwei oder drei Becken die unterschiedlich temperiert sind In jedem Fall ist ein japanisches Bad relativ heiss Die Wassertemperatur liegt mindestens bei 40 Grad Celsius Inhaltsverzeichnis 1 Sentō Etikette 2 Zutrittsbeschrankungen 3 Geschichte 4 Literatur 5 WeblinksSentō Etikette BearbeitenFur den Besuch in einem Sentō gibt es bestimmte Regeln die auch von auslandischen Badegasten unbedingt zu beachten sind Jeder Besucher bringt zum Baden ein Handtuch sowie Seife und Shampoo mit Diese Grundausstattung kann jedoch auch am Empfang kauflich erworben werden Viele Japaner widmen sich im Sentō ausgiebig der Korperpflege von Kopf bis Fuss putzen sich hier die Zahne rasieren sich etc Manche haben auch ihre eigene Waschschussel dabei Sobald man das Badehaus betreten hat zieht man wie in japanischen Privatwohnungen die Schuhe aus und deponiert sie in einem Schliessfach Gebadet wird grundsatzlich nackt Badekleidung ist nicht gestattet Nach dem Auskleiden folgt die grundliche Korperreinigung auf die Japaner grossen Wert legen damit das Badewasser nicht verunreinigt wird Das Bad selbst dient hier nicht der Reinigung sondern der Entspannung Auch wird extrem genau darauf geachtet keinen Seifenschaum in das Becken gelangen zu lassen Zuwiderhandlungen haben die Folge dass der Sentō Betreiber das Becken reinigen und neu befullen muss und der dafur Verantwortliche muss damit rechnen des Badehauses verwiesen zu werden Auch Handtucher sollten nicht in das Badewasser getaucht werden auch wenn manche Einheimische dies tun Zutrittsbeschrankungen BearbeitenDie meisten Sentōs weisen auf Schildern darauf hin dass der Zutritt fur Personen mit Tatowierungen nicht erlaubt ist Offiziell werden dafur hygienische Grunde genannt Der tatsachliche Grund ist jedoch die Tatsache dass die Mitglieder der japanischen Mafia namens Yakuza ferngehalten werden sollen die oft grossflachig tatowiert sind Kleinere Tattoos wie sie viele Europaer besitzen werden im Allgemeinen toleriert Auslander mit Ganzkorper Tattoos konnten jedoch mit Hinweis auf das Verbot abgewiesen werden Einige Badehauser verweigern auslandischen Badegasten generell den Zutritt erkennbar an einem Schild Japanese only Nur fur Japaner obwohl diese Diskriminierung nicht den japanischen Gesetzen entspricht Solche Verbote werden z B oft auf Hokkaidō oder nahe den militarischen Basen der USA wie etwa in Yokosuka ausgesprochen mit der Begrundung es habe wiederholt Probleme mit betrunkenen russischen oder amerikanischen Matrosen in den Badern gegeben Solche Zutrittsbeschrankungen sind in Sentōs aber die Ausnahme Geschichte Bearbeiten nbsp Weibliche Badegaste reinigen sich in einem Sentō Holzschnitt 1867Die ersten Badehauser in Japan entstanden in der so genannten Nara Zeit 710 784 in den buddhistischen Klostern und waren zunachst den Monchen vorbehalten ehe sie in der Kamakura Zeit auch fur Kranke und Arme geoffnet wurden Es handelte sich in der Regel um Dampfbader Das erste offentliche Badehaus in Japan wird 1266 erwahnt In Tokio damals Edo entstand das erste Sentō im Jahr 1591 Die fruhen Bader waren Dampf bzw Schwitzbader genannt Iwaburo 岩風呂 Steinbader oder Kamaburo 釜風呂 Ofenbader Es handelte sich um naturliche oder kunstliche Felsenhohlen oder um steinerne Gewolbe In den Iwaburo entlang der Kuste wurde das Gestein durch das Verbrennen von Holz erhitzt Dann goss man Meerwasser uber die Felsen und erzeugte so Dampf Der Eingang zu diesen Badehausern war sehr klein damit der Dampf nicht entwich Es gab keine Fenster so dass es im Innern sehr dunkel war und die Benutzer sich standig rausperten oder hustelten um neu Eintretenden zu signalisieren welche Platze bereits besetzt waren Die Dunkelheit liess sich aber auch fur sexuelle Kontakte nutzen denn es gab keine Trennung nach Geschlechtern und so kamen diese Bader in Verruf Sie wurden schliesslich 1870 aus hygienischen und moralischen Grunden abgeschafft Am Anfang der so genannten Edo Zeit 1603 1867 gab es zwei verschiedene Badertypen In Edo waren Heisswasser Bader 湯屋 yuya ublich wahrend es in Ōsaka Dampfbader 蒸し風呂 mushiburo gab Zu dieser Zeit war weiterhin das gemeinsame Bad von Frauen und Mannern die Regel Bei den mannlichen Besuchern gerade auch bei den Samurai sehr beliebt waren Badehauser die Bademadchen 湯女 yuna beschaftigten die den Gasten den Rucken schrubbten die Haare wuschen etc Einige boten gegen Bezahlung offenbar aber auch Liebesdienste an Auch heute gibt es noch Bordelle in denen Frauen ihre Kunden oder mit ihnen baden genannt Soapland 1841 wurde die Beschaftigung von Yunas generell verboten ausserdem das gemeinsame Baden beider Geschlechter Die Geschlechtertrennung wurde allerdings von den Betreibern der Badehauser haufig missachtet oder die Bereiche fur Manner und Frauen wurden nur symbolisch durch eine Leine getrennt Das zog erneute offizielle Verbote nach sich Heute baden in fast allen Sentō Manner und Frauen in getrennten Raumen Es gibt mittlerweile auch Einzelwannen In der Meiji Zeit 1867 1912 wurden die neuen Sentōs erheblich grosser gebaut Da es in den meisten Badehausern nun Wasserbecken statt Dampfbadern gab erhielten die Gebaude nun auch Fenster und Schiebeturen anstelle einer kleinen Eingangsluke Allerdings gab es noch kein fliessendes Wasser fur die Korperreinigung vorher Jeder Badegast erhielt nach dem Umkleiden hierfur seine Ration Wasser Am 1 September 1923 zerstorte das grosse Kantō Erdbeben grosse Teile Tokios und damit auch die meisten Badehauser Die neuen Sentōs waren innen nicht mehr mit Holz verkleidet sondern gefliest ausserdem wurden Wasserhahne in der Waschzone ublich Da im Zweiten Weltkrieg viele japanische Stadte bombardiert und teilweise oder ganz zerstort wurden hatten die meisten Japaner keine private Bademoglichkeit mehr Die nach dem Krieg in kurzer Zeit wieder aufgebauten Hauser hatten oft ebenfalls keine Badezimmer Das hatte zur Folge dass die erneut eingerichteten Sentōs einen starken Aufschwung erlebten Um 1970 hatte die Nachfrage ihren Hohepunkt erreicht Danach wurden immer mehr private Bader eingerichtet und die Zahl der Besucher in offentlichen Badern ging stetig zuruck Mittlerweile erweitern viele Betreiber ihr traditionelles Badeangebot und bieten zusatzlich Wellness Anwendungen Massagen Fango und Fitnesstraining an oder auch medizinische Anwendungen Einige Sentōs sind weitlaufige Anlagen mit Hotel Restaurants und Karaoke Bar Literatur BearbeitenConstance Connie Brown Paul Chesley Fotos Japan Ein Volk unter Dampf In Geo Magazin Hamburg 1980 1 S 84 98 Informativer Erlebnisbericht In Beppu tritt heisses Wasser an uber 3000 Stellen aus der Erde ISSN 0342 8311Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sentō Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sentō amp oldid 237849106