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Der Schwimmende Rheinzirkus war im 19 Jahrhundert ein auf einem Schiff beheimateter Wanderzirkus zu jener Zeit eine Novitat in Deutschland und dementsprechend beruhmt Zeitungsanzeige zum Auftritt von Zenora Pastrana auf dem Schwimmenden Rheinzirkus Mainz 1871Giebelansicht des ZirkusschiffsDer Schwimmende Rheinzirkus Theodore LentTheodore Lent mit seiner ersten Frau Julia PastranaZenora Pastrana zweite Frau von Theodore Lent Sie lebte auf dem schwimmenden Rheinzirkus und war eine der Hauptattraktionen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1869 kam der deutsch amerikanische Impresario Theodore Lent aus New York City an den Rhein nach Speyer und brachte aus Amerika die dort schon langer bekannte hier jedoch neue Idee eines schwimmenden Zirkus mit Auf Flussen gab es in den USA damals grosse Holzboote mit dem Aussehen eines Mississippi Dampfers und einer grossen uberdachten Zirkusarena teils mit und teils ohne eigene Antriebsmoglichkeit Sie waren schwimmende Hippodrome mit fester Besatzung die nach einigen Vorstellungen an neue Auftrittsorte weiterfuhren Theodore Lent beantragte den Bau eines solchen Zirkusschiffes beim Stadtbauamt Speyer Dessen Behordenchef der Architekt Max Siebert spater Bayerns oberster Baubeamter genehmigte nicht nur das Vorhaben sondern entwarf auch das Schiff nach amerikanischen Vorbildern Es hatte eine Lange von 270 bay Fuss ca 80 m eine Breite von 70 bay Fuss ca 21 m und eine Tragkraft von 50 000 Zentnern 1 Die Arena fasste 2000 Zuschauer auf drei Galerien und es war eine eigene Gasbeleuchtung vorhanden Im Marz 1870 begann die Firma Gehrlein in Maximiliansau nahe der franzosischen Grenze mit dem Schiffsbau Am 18 Juni des Jahres konnte der Stapellauf erfolgen es mussten jedoch noch die Aufbauten und die Inneneinrichtung vollendet werden Noch bevor dies geschah kam es zum Deutsch Franzosischen Krieg und man schleppte das halbfertige Boot im September 1870 vor die Festung Germersheim da man es als moglicherweise gefahrlich und fur die zu erwartenden Kampfhandlungen als hinderlich ansah Am 26 Oktober 1870 riss es sich in einem Sturm los und strandete auf einer Sandbank Nach Ende des Krieges musste es Theodore Lent wieder auf eigene Kosten und ohne Entschadigung nach Maximiliansau schleppen lassen um es zu vollenden Das ganze Projekt kostete uber 40 000 Gulden die zusatzlich durch den Krieg entstandenen Kosten und den Zirkusbetrieb noch nicht eingerechnet Lent finanzierte das Zirkusschiff aus Einnahmen die man ihm fur die Ausstellung seiner fruheren Frau Julia Pastrana 1860 bezahlte Sie hatte an Hypertrichose gelitten war als Affenfrau beruhmt gewesen und er liess sie nach ihrem Tod konservieren und an verschiedenen Orten als Sensation ausstellen Lent fand um 1863 bei Karlsbad eine weitere an Hypertrichose leidende Frau namens Maria Bartels die Ahnlichkeit mit Julia Pastrana hatte Er heiratete sie und bezog sie ebenfalls in seine Show ein wobei er vorgab es handele sich um Zenora Pastrana die Schwester der Toten 2 Diese trat neben vielen anderen Kunstlern nun auch in dem schwimmenden Rheinzirkus auf und konnte dort besichtigt werden 3 Der Zirkus begann im Juni 1871 seine Vorstellungen entlang des Rheins und gehorte dort zu den grossen Sensationen jener Zeit Das Schiff besass keinen eigenen Antrieb und wurde von Dampfern geschleppt Im Juli 1871 zog es z B der Dampfer Donnersberg der Bayerisch Pfalzischen Dampf Schlepp Schifffahrts Gesellschaft von Mannheim nach Worms 4 Am 17 Marz 1872 kam es wahrend einer Vorstellung in Emmerich zu einem todlichen Unfall als ein Trapezkunstler der Gebruder Palmer absturzte 5 Nach etwa 6 jahriger Betriebsdauer gab es immer weniger Besucher Theodore Lent wurde insolvent und verausserte sein Unternehmen Ein Schausteller namens Agoston August Bohm aus Oldenburg kaufte das Schiff und betrieb es weiter als Zirkus auf dem Rhein bzw den Nebenflussen Auch er gab sein Geschaft schliesslich auf nachdem 1879 eine holzerne Galerie der Arena zusammengebrochen war und er die Verletzten entschadigen musste Das Zirkusschiff wurde im Duisburger Hafen versteigert Der Entsorgungsunternehmer und Bauernsohn Jakob Kuhnen aus Krefeld erwarb es liess es nach Uerdingen schleppen und baute damit um 1880 einen Bauernhof im nahen Kliedbruch auf Das Anwesen hiess im Volksmund Kuhnen Zirkus Es wurde im Juni 1943 bei einem Bombenangriff zerstort und die Eigentumer kamen um Damals verschwanden die letzten Reste des schwimmenden Rheinzirkus die dort verbaut waren Literatur BearbeitenZeitschrift des Bayerischen Architekten und Ingenieur Vereins Munchen Band 3 S 52 54 Digitalscan Der Bayerische Landbote Nr 80 vom 29 Marz 1871 Digitalansicht Wolfgang Kauer Die schwimmende Sensation von Speyer Im Fruhling und Sommer 1871 ankert ein riesiges Zirkusschiff vor der Domstadt vom Speyerer Baurat Max Siebert geplant in Die Rheinpfalz Speyerer Rundschau Nr 102 vom 3 Mai 2002 Findhinweis Jennifer Fortmann Die versteckten Geschichten des Kliedbruchs in Westdeutsche Zeitung vom 3 Dezember 2014 Digitalansicht Weblinks BearbeitenWebseite zum Schwimmenden RheinzirkusEinzelnachweise Bearbeiten Rumburger Zeitung Lokalblatt fur das nordostliche Bohmen Jahrgang 1871 S 137 Digitalscan Birgit Peter Robert Kaldy Karo Artistenleben auf vergessenen Wegen eine Spurensuche in Wien LIT Verlag Munster 2013 S 105 124 ISBN 3643504993 Digitalscan Mainzer Abendblatt Nr 174 vom 27 Juli 1871 Digitalscan Schwabischer Merkur Nr 173 vom 27 Juli 1871 Digitalscan Freisinger Tageblatt Nr 70 vom 26 Marz 1872 Digitalscan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwimmender Rheinzirkus amp oldid 236754012