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Der Begriff Schreibprozess bezeichnet meist die Gesamtheit von Vorgangen die zum selbststandigen Produzieren eines Textes notig sind Grob lasst sich jeder Schreibprozess in die Phasen des Planens Formulierens und Uberarbeitens gliedern Die einzelnen Prozesse stellen hohe Anforderungen an das Arbeitsgedachtnis ein Schreibprozess benotigt normalerweise viel Zeit weil man langsamer schreibt als spricht und weil man Zeit zum Nachdenken und Formulieren benotigt In der Schreibforschung wurden seit den 1980er Jahren mehrere Modelle entwickelt die die einzelnen Komponenten des Schreibprozesses darstellen Besonders bekannt wurde das Modell das John R Hayes und Linda S Flower 1 1980 prasentierten Dieses stark auf der Kognitionspsychologie fussende Modell wurde von Hayes in den folgenden sechzehn Jahren aufgrund von empirischen Studien weiterentwickelt und modifiziert bis er 1996 eine weitere Version vorstellte in der auch affektive und soziale Faktoren als wichtige Komponenten des Schreibprozesses dargestellt werden Schreibforscher beschaftigen sich mit den Prozessen beim Schreiben um besser nachzuvollziehen welche individuellen und ausseren Faktoren wie z B Motivation Arbeitsumgebung oder Adressatenwissen das Gelingen der Textproduktion beeinflussen Schreiben spielt in der Schulbildung im Hochschulstudium aber auch in vielen Berufen eine grosse Rolle daher ist ein Ziel der Schreibforschung durch die Erkenntnisse uber den Schreibprozess das Schreiben angenehmer und wirkungsvoller zu machen Inhaltsverzeichnis 1 Kognitive und affektive Faktoren 1 1 Das Schreibprozessmodell von Hayes 1 1 1 Das Modell von Hayes und Flower 1 1 2 Das Modell von 1996 1 1 3 Weiterentwicklungen des Modells 1 2 Phasen des Schreibprozesses 1 2 1 Modell von Kellogg 1 2 2 Erstentwurf und Uberarbeitung 2 Schreibhandeln 2 1 Schreibertypen 2 2 Schreibstrategien 2 3 Schreibtechniken 2 3 1 Brainstorming 2 3 2 Offenes Freewriting 2 3 3 Fokussiertes Freewriting 2 3 4 Clustering 2 3 5 Mind Mapping 3 Schreibdidaktische Konsequenzen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseKognitive und affektive Faktoren BearbeitenAls kognitiv bezeichnet man die Prozesse im Gehirn die sich auf das Verarbeiten von Informationen zur Erkenntnisgewinnung beziehen Ein kognitiver Faktor beim Schreiben ist z B die Kapazitat des Arbeitsgedachtnisses Affektiv hingegen sind die Komponenten die sich auf Emotionen und Stimmungen beziehen Die Empfindung von Lust oder Unlust beim Schreiben ist beispielsweise ein affektiver Aspekt Wahrend des Schreibprozesses spielen also sowohl kognitive als auch affektive Faktoren eine Rolle da einerseits Komponenten wie die Verarbeitungskapazitat aber auch eher personliche Einstellungen zum Schreiben auf den Erfolg des Schreibprozesses einwirken Das Schreibprozessmodell von Hayes Bearbeiten Das Modell von Hayes und Flower Bearbeiten In dem von Hayes und Flower 1980 2 vorgestellten Modell unterscheiden die Autoren zwischen drei grossen Komponenten die den Schreibprozess beeinflussen Zum einen hat jeder Schreibende eine bestimmte Aufgabenumgebung d h eine ihm gestellte Schreibaufgabe mit einem bestimmten Thema und bestimmte Adressaten sowie zu jedem Zeitpunkt des Schreibens unterschiedliche bereits produzierte Textteile Als weitere Hauptkomponente sahen Hayes und Flower die kognitiven Prozesse des Schreibenden Planen Formulieren und Uberarbeiten Diese wurden uberwacht durch eine Art Kontrollinstanz den so genannten Monitor Die dritte grosse Rolle wurde dem Langzeitgedachtnis des Schreibers zugewiesen aus diesem sollte das Wissen uber das zu bearbeitende Thema uber den Schreibplan sowie uber die Adressaten kommen Das Modell von 1996 Bearbeiten Im modifizierten Modell von 1996 schlagt Hayes nur noch zwei grosse Komplexe vor denen er einzelne Faktoren und Teilprozesse des Schreibprozesses zuschreibt Er unterscheidet zwischen Aufgabenumgebung und Individuum und stellt damit die Bedeutsamkeit individueller Unterschiede beim Schreibprozess heraus Die Aufgabenumgebung sieht er wiederum unterteilt in physische und soziale Umgebung Der physischen Umgebung rechnet er beispielsweise das Schreibmedium z B Stift vs Computertastatur zu aber wiederum auch den bisher bereits geschriebenen Text Durch die Bedeutung der sozialen Umgebung macht er darauf aufmerksam dass er Schreiben obwohl meist allein geschrieben wird als soziale Tatigkeit sieht Beeinflusst wird das Schreiben beispielsweise durch soziale Konventionen die Kulturzugehorigkeit des Schreibenden die Adressaten die sozialen Erfahrungen des Schreibenden und die Texte anderer Autoren die der Verfasser wahrend des Schreibens liest Alle weiteren Faktoren sieht Hayes im individuellen Schreiber verankert Beeinflusst wird das Individuum durch Motivation und affektive Einflusse Dazu zahlen die Ziele die der Einzelne beim Schreiben hat man kann z B schreiben um einen bestimmten Inhalt zu vermitteln oder um einen bestimmten Eindruck beim Adressaten zu hinterlassen aber auch die Einstellungen und Uberzeugungen uber das Schreiben viele Schreibende haben z B unangenehme Erfahrungen mit dem Schreiben gemacht und daher eine negative Einstellung entwickelt Negative oder positive Einstellungen und Emotionen konnen sich jedoch auch erst beim Schreiben selbst entwickeln abhangig etwa von der Reaktion des Schreibenden auf das Thema uber das er schreibt Diese motivationalen und affektiven Faktoren stehen in engem Zusammenhang mit den drei weiteren Einflussbereichen Wieder spielt auch im neuen Modell das Langzeitgedachtnis eine Rolle Aus diesem Speicher entnimmt der Schreibende das Wissen das fur seine Textproduktion notig ist uber Aufgabenschemata sein Thema seine Adressaten und uber die Textsorte die er schreiben mochte Hinzugefugt hat Hayes in diesem Modell jedoch das Arbeitsgedachtnis Dieses besteht nach dem Modell von Alan Baddeley aus einer zentralen Exekutive und zwei verschiedenen Speichern die von ihr kontrolliert werden aus der phonologischen Schleife in der akustische Information gespeichert wird und dem visuell raumlichen Notizblock der visuelle Information aufnimmt und aufbewahrt Einen weiteren wichtigen Platz raumt Hayes wieder den kognitiven Prozessen ein Hierzu zahlen Textinterpretation d h das Erstellen von Reprasentationen aus dem Input wie etwa dem Lesen anderer Texte Reflexion d h das Produzieren neuer Reprasentationen und Textproduktion also Output Schreiben im Kontext der Aufgabenumgebung Alle diese Komponenten des Individuums beeinflussen sich gegenseitig und verdeutlichen warum Schreibprozesse je nach Individuum mit unterschiedlichen Problemen und Erfolgen ablaufen Weiterentwicklungen des Modells Bearbeiten In den Jahren 2001 und 2012 hat Hayes wiederum eine Modifikation des Modells vorgenommen Das Modell hat nun eine Drei Ebenen Struktur mit der Ebene der Kontrolle der Ebene der Schreibprozesse und der Ebene der Ressourcen Auf der Kontrollebene sind Schreibziele und plane ebenso wie die Motivation verortet Die Ebene der Schreibprozesse umfasst die innerhalb des Schreibers ablaufenden Prozesse ebenso wie die Schreibumgebung Die Ebene der Ressourcen umfasst Wissensbestande Gedachtniselemente und das Lesen Hayes verzichtet zudem darauf die fur ihn zentralen Planungs und Uberarbeitungsaktivitaten im Modell einzeln darzustellen Das Modell umfasst nun an diesen Prozessen beteiligten Komponenten die zum Teil bei einzelnen unterscheidbaren Aktivitaten im Schreibprozess gleichermassen zum Einsatz kommen Auch den Monitor findet man nicht mehr in diesem Modell Phasen des Schreibprozesses Bearbeiten Zu den verschiedenen Phasen des Schreibprozesses finden sich in der Schreibforschungsliteratur mehrere Vorschlage wie diese zu unterteilen und zu benennen sind So findet sich z B die Phasengliederung in Planen Formulieren und Uberarbeiten aber auch in Planen und Vorbereiten Strukturieren des Materials Entwerfen des Textes sowie Uberarbeitung In dem Modell von R T Kellogg werden die Teilschritte als Formulieren Ausfuhren und Kontrollieren bezeichnet Wichtig ist dass neben dem was in der Alltagssprache meist unter Schreiben verstanden wird dem Formulieren des Textes noch weitere Phasen existieren vor dem eigentlichen Schreiben eine Planungsphase nach dem Schreiben eine Uberarbeitungsphase Wie diese Phasen im Einzelnen gestaltet werden und wie viel Zeit und Energie des Gesamtprozesses sie beanspruchen hangt wiederum stark vom Individuum ab Modell von Kellogg Bearbeiten Kellogg 1994 3 stellt ein Modell vor in dem der Schreibprozess aus drei Hauptprozessen besteht Formulieren Ausfuhren und Kontrollieren Wahrend der Formulierungsphase wird geplant und ubersetzt Zu planen bedeutet hier Ideen zu entwickeln sowie zu organisieren und Ziele aufzustellen In der Ubersetzung werden diese Gedanken die zumeist erst nur als Propositionen d h kleine Bedeutungseinheiten existieren in verstandliche Satze verwandelt Bei der Ausfuhrung wird zunachst programmiert wie die Ubersetzung motorisch umgesetzt also aufgeschrieben wird Danach fuhrt der Schreibende diese Programmierung aus entweder durch Schreiben mit der Hand durch Tippen oder Diktieren In der letzten Phase beim Kontrollieren liest der Schreiber das Geschriebene stellt Koharenz her und entwickelt Diskursstrukturen Beim Uberarbeiten wird uberpruft ob die an den Text gestellten Ziele erreicht worden sind und wo noch Fehler oder Unstimmigkeiten zu finden sind Ausser bei der Ausfuhrung die laut Kelloggs Modell weitgehend automatisch verlauft wird bei allen diesen Prozessen das Arbeitsgedachtnis stark beansprucht Besonders die erste Phase des Schreibprozesses die Planung belastet das Arbeitsgedachtnis sehr Die zentrale Exekutive generiert Ideen das visuell raumliche Notizbuch muss bildliche Reprasentationen und Informationen liefern Mit Hilfe der phonologischen Schleife findet ein inneres Sprechen statt d h der Planende formuliert denkend bereits Worter und spater auch Satze Erstentwurf und Uberarbeitung Bearbeiten Um der Frage nachzugehen inwiefern die Phasen des ersten Entwerfens und der Uberarbeitung voneinander abhangen fuhrten David Galbraith und Mark Torrance einige Studien durch Sie gehen davon aus dass es verschiedene Strategien gibt mit denen sich Schreibende der Textproduktion nahern Zunachst unterscheiden sie zwischen den planenden und den interaktiven Schreibern Erstere beginnen erst dann zu schreiben wenn ihnen ganz klar ist was sie schreiben wollen und planen ihren Erstentwurf sehr stark Ihre spatere Uberarbeitung ist vor allem reaktiv Sie uberprufen ob in ihrem Text das Geplante erreicht worden ist Eine vollig andere Herangehensweise ist die interaktive Hier beginnen die Schreibenden ohne lange Planung mit dem Erstentwurf und entwickeln dann erst beim Schreiben ihre Ideen und die Struktur des Textes Galbraith und Torrance unterscheiden hier noch zwischen Grobentwurfen und multiplen Entwurfen In Grobentwurfen werden erste Ideen fur den Text organisiert und in ganzen Satzen aufgeschrieben auch hierbei ist die Uberarbeitung bei der der fertige Text entsteht eher reaktiv Verfasser von multiplen Entwurfen schreiben ihre ersten Gedanken dagegen spontan und vollig ungeordnet auf die Uberarbeitung ist proaktiv d h die entstandenen Ideen werden beim Redigieren weiterentwickelt Welche Strategie allerdings zu hoherer Textqualitat fuhrt konnte nicht klar gezeigt werden haufig erzielt die Planungsstrategie bessere Ergebnisse allerdings scheint dies auch von der Disposition und dem Lerntyp des Schreibenden abzuhangen Galbraith geht von einem dual process writing model aus Dieses Modell nimmt an dass in der Planungsphase explizites also dem Schreibenden bewusstes Wissen eingesetzt wird Auf implizites Wissen hat der Schreibende in dieser Phase keinen Zugriff Erst beim Schreiben findet der Verfasser Zugang zu seinem impliziten also unbewussten Wissen Bei der Textproduktion insgesamt geht es darum einerseits bereits existierende Ideen in Text umzuwandeln andererseits Wissen zu erzeugen indem implizites zu explizitem Wissen wird Diese zwei unterschiedlichen Anforderungen die an den Schreibenden gestellt werden machen die Textproduktion so anspruchsvoll und oft schwierig Schreibhandeln BearbeitenAls Schreibhandeln wird oft die individuelle Herangehensweise eines Schreibenden an die Textproduktion bezeichnet Das Schreibhandeln wird von den Erfahrungen und der Sozialisation des Einzelnen gepragt und zeigt sich in individuellen Strategien die Schreibende beim Verfassen von Texten zeigen Schreibkompetenz wird zwar praktisch entwickelt ist aber in je spezifischen Praxisfelder eingebettet Ihre praktische und soziale Verankerung wird in empirischen Studien z B Zembylas Durr 2009 4 dargelegt Zudem haben verschiedene Schreibforscher unterschiedliche Kategorien zur Typologisierung von Schreibertypen und Schreibstrategien aufgestellt Schreibertypen Bearbeiten Carl Bereiter und Marlene Scardamalia 5 unterscheiden zwei grundsatzliche Schreibstrategien die unterschiedliche Schreibertypen ausmachen das knowledge telling d h das Mitteilen dessen was der Schreiber weiss und das knowledge transforming d h das Umformen von Wissen des Schreibenden so dass es bestimmte Adressaten erreicht und von ihnen verstanden wird Knowledge transforming wird eher erfahrenen Schreibern zugeschrieben knowledge telling eher unerfahrenen Auch erfahrene Schreibende wenden jedoch haufig zunachst knowledge telling an um sich uber ihr eigenes Wissen bewusst zu werden bevor sie es so uberarbeiten dass es ihre Leserschaft erreichen kann Sylvie Molitor Lubbert 6 hingegen differenziert zwischen den zwei Herangehensweisen des top down und bottom up Top down Schreibende entwickeln zunachst eine Gliederung und produzieren anhand dieser ihren Text bei bottom up Schreibern entsteht die Textstruktur erst wahrend des Schreibens Haufig wenden Verfasser von Texten auch Elemente beider Strategien an 7 Schreibstrategien Bearbeiten Ortner entwickelte ein sehr differenziertes Schreibstrategienmodell Er geht davon aus dass Strategien von den Schreibenden gewahlt werden Die Wahl der Strategie ist z B abhangig von der Schreibaufgabe aber auch davon welche Strategie der Schreiber bisher als erfolgreich erlebt hat Auf Grundlage der Aussagen von Schreibenden halt Ortner zehn Strategien fest die den Schreibprozess unterschiedlich stark in seine einzelnen Phasen zergliedern Nicht zerlegendes Schreiben Schreibende die diese Strategie benutzen schreiben ihren Text ohne langes Nachdenken und ohne Zwischenkorrekturen Typ des Aus dem Bauch heraus Flow Schreibers Einen Text zu einer Idee schreiben Ausgehend von einem Thema oder einer Figur wird ein Text produziert Diese Strategie wird Schulern zu Anfang ihrer Schulbildung vermittelt Schreiben von Textversionen zu einer Idee Auch hier wird der Text durch eine Idee inspiriert zu dieser Idee werden jedoch verschiedene Textvarianten verfasst Herstellen von Texten uber die redaktionelle Arbeit an Vorfassungen Zunachst wird eine Vorfassung als Bearbeitungsgrundlage erstellt diese wird dann noch einmal geschrieben und dabei redigiert Planendes Schreiben Durch das Erstellen eines Plans und einer Gliederung wird eine Art Gerust fur den zu schreibenden Text gebaut Anhanddessen schreiben Nutzer dieser Strategie ihren Text bis hin zur Endfassung Typ des Niederschreibers Kopfarbeiters Text wird vollig im Kopf ausformuliert und zu Ende redigiert und dann ohne wesentliche Korrekturen niedergeschrieben Beispiel Kafka Johnson Schrittweises Vorgehen der Produktionslogik folgend Diese Strategie wird haufig beim Schreiben wissenschaftlicher Texte angewandt Ein Schritt folgt hier konsequent auf den nachsten Das Sammeln des Materials das Konzipieren Gliedern Formulieren usw Synkretistisch schrittweises Schreiben Schreiber die dieser Strategie folgen fangen immer wieder mit neuen Textteilen an und lassen alte liegen Einzelne Teile werden miteinander verknupft Typ des Textteilschreibers Hierbei schreibt der Verfasser nicht in linearer Reihenfolge sondern beginnt z B mit dem Schluss oder mit dem Hauptteil anstatt mit der Einleitung Schreiben nach dem Puzzle Prinzip extrem produktzerlegend Hier wird ohne Uberblick und vorherige Gliederung geschrieben auch der Endpunkt des Textes ist vor dem Schreiben nicht klar so dass der Text haufig gar nicht beendet wird Beispiel L Wittgenstein Schreibtechniken Bearbeiten Schreibtechniken sind im Kontrast zu Schreibstrategien kleinschrittige Methoden die Schreibende anwenden meist um sich den Einstieg in die Textproduktion zu erleichtern Techniken die das Schreiben vorbereiten und die verhindern dass Schreibende vor einem leeren Blatt sitzen ohne zu wissen wie und wo sie anfangen sollen sind haufig assoziative Schreibtechniken Die bekanntesten unter ihnen sind folgende Brainstorming Bearbeiten Hauptartikel Brainstorming Beim Brainstorming schreibt der Verfasser spontan einzelne Worter die ihm zu dem Thema uber das er schreiben will einfallen vertikal untereinander Wichtig ist dass er sich durch nichts unterbrechen lasst und moglichst den Stift nicht absetzt Ausserdem sollte er auf keinen Fall die Worter lesen die er bereits geschrieben hat und das was er schreibt nicht bewerten Offenes Freewriting Bearbeiten Hauptartikel Freewriting Auch hier schreibt der Schreibende ohne Unterbrechung oder Bewertung Im Gegensatz zum Brainstorming werden beim offenen Freewriting jedoch ganze Satze oder Satzteile horizontal aufgeschrieben Obwohl es sich hier teilweise um ganze Satze handelt sollen formale Richtigkeit oder Logik ausser Acht gelassen werden Fokussiertes Freewriting Bearbeiten Hauptartikel Fokussprint Ahnlich wie beim offenen Freewriting werden beim fokussierten Freewriting Satze oder Satzteile ununterbrochen aufgeschrieben Allerdings soll der Schreibende sich hierbei mehr auf sein Thema konzentrieren Sobald er merkt dass er seine Satze vom Thema abweichen beginnt er in einer neuen Zeile einen neuen Satz Clustering Bearbeiten Hauptartikel Cluster Kreatives Schreiben Die von Gabriele Rico entwickelte Idee des Clusterings geht davon aus dass Assoziationen immer in Bundeln und nicht linear auftauchen Bei dieser Technik wird daher das Thema des Textes in einen Kreis in die Mitte des Blattes geschrieben Um diesen zentralen Kreis herum werden neue Kreise mit Stichwortern gemalt Diese werden wiederum mit verwandten Wortern in Kreisen verbunden Mind Mapping Bearbeiten Hauptartikel Mind Mapping Die Vorgehensweise ist ahnlich wie beim Clustering Assoziationen werden in Kreisen aufgeschrieben und miteinander verbunden Im Gegensatz zum Clustering soll beim Mind Mapping aber bereits versucht werden eine innere Ordnung der Gedanken zu entdecken Der Verfasser eines Clusterings versucht Schwerpunkte Themengebiete und Strukturen seiner Assoziationen zu finden und die Stichworter dementsprechend zu markieren oder zu sortieren Wichtig bei allen diesen Techniken ist dass der Schreibende nie aufhort zu schreiben Fallt ihm fur einige Zeit nichts ein schreibt er Fullworter wie z B Was noch oder zieht mit dem Stift Linien nach Fur die Techniken Brainstorming und Freewriting werden etwa drei Minuten angesetzt fur ein Clustering oder Mind Mapping etwa sechs Minuten Alle diese Techniken haben die Funktion sich noch vor der Textproduktion seine Mitteilungsbedurfnisse bewusst zu machen sowie Themengebiete und Strukturen der eigenen Gedanken zu entdecken Schreibdidaktische Konsequenzen BearbeitenDie Schreibforschung hat herausgefunden dass verschiedene Bedingungen dazu beitragen das Schreiben leichter erfreulicher und erfolgreicher zu machen Da ein grosser Teil der Ausbildung an Schulen und Hochschulen aus Schreiben besteht ist es fur Lehrer besonders wichtig Schreibaufgaben so zu stellen dass sie motivierend sind Motivierend sind Schreibaufgaben dann wenn folgende Bedingungen erfullt sind Der Text selbst soll als Lernmedium dienen z B indem beim Schreiben eine Losung fur ein Problem gefunden wird Den Schulern muss ausserdem einleuchten dass Schreiben das richtige Mittel zur Bewaltigung der Aufgabe ist Der geschriebene Text sollte ein Ergebnis haben dessen Folgen fur den Schreibenden bedeutsam sind Gunstige situative Bedingungen sind ausserdem motivierend z B verschiedene Schreibmedien und materialien Schreibspiele das Sammeln und Prasentieren von Texten sowie Kooperation mit den anderen Schreibenden Zudem spielt die Authentizitat eine grosse Rolle d h beim Schreiben sollten echte Probleme behandelt werden an deren Losung ein echter Bedarf besteht ausserdem muss es echte Adressaten geben Motivierend sind zudem Ruckmeldungen auch wahrend des Schreibprozesses die Wahrnehmung des Schreibobjekts als individuell bedeutsames Lernmedium Schreiben als Selbstverstandigung die Erfahrung von Lern und Arbeitsstrategien und die spatere auch offentliche Prasentation des Textes Zudem sollte das Schreiben schon wahrend des Schreibprozesses reflektiert werden Auch an den Hochschulen spielt vor allem das wissenschaftliche Schreiben eine grosse Rolle In den USA wo die Schreibdidaktik entstand sind an fast allen Hochschulen Schreibzentren vorhanden wahrend in Deutschland sich erst an einigen wenigen Universitaten Schreibzentren entwickelt haben Schreibzentren bieten Kurse zum wissenschaftlichen oder aber auch zum kreativen Schreiben an Ausserdem unterstutzen sie Studierende z B in Form von individueller Schreibberatung wenn diese Probleme mit dem Verfassen von Arbeiten haben etwa aufgrund von Motivationsverlust Zeitmangel Blockaden storenden Konflikten oder anderen psychologischen Problemen Schreibberatung soll zudem dazu dienen den Schreibenden zu vermitteln wie sie sich durch das Schreiben selbst Wissen aneignen und leserwirksame Texte schreiben konnen Auch Schreibgruppen oder Schreibwerkstatten konnen sich positiv auf den individuellen Schreibprozess auswirken weil hier kooperativ an Schreibprojekten gearbeitet wird und Schreibende sich gegenseitig Feedback zu ihren Entwurfen geben In neueren schreibdidaktischen Veroffentlichungen werden verschiedene Forderansatze vorgeschlagen die sowohl das Schreiben entlasten indem Prozesse wahlweise entschleunigt werden Schreibstrategievermittlung oder gezielt automatisiert werden Schreibflussigkeitsforderung Daneben gibt es auch noch Forderansatze wie das Feedback oder das kooperative Schreiben Ausserdem halten auch zunehmend angelsachsische Befunde Einzug in die deutschsprachige Schreibdidaktik Siehe auch BearbeitenWissenschaftliches Schreiben und Veroffentlichen IlliteralitatLiteratur BearbeitenUlf Abraham Claudia Kupfer Schreiner Klaus Maiwald Hrsg Schreibforderung und Schreiberziehung Eine Einfuhrung fur Schule und Hochschule Auer Donauworth 2005 ISBN 3 403 04344 4 Jurgen Baurmann Schreiben Uberarbeiten Beurteilen Ein Arbeitsbuch zur Schreibdidaktik Kallmeyer Seelze Velber 2002 ISBN 3 7800 2045 9 S 53 68 Michael Becker Mrotzek Ingrid Bottcher Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen Praxishandbuch fur die Sekundarstufe I und II Cornelsen Scriptor Berlin 2006 ISBN 3 589 22218 2 S 24 39 Gerd Brauer Wenn konkrete Nutzer existieren Textarbeit in Realsituationen In Friedrich Jahresheft Bd 21 2003 ISSN 0176 2966 S 23 24 Ann N Chenoweth John R Hayes 2001 Fluency in Writing Generating Text in L1 and L2 In Written Communication H 1 S 80 98 David Galbraith Mark Torrance Revision in the context of different drafting strategies In Linda K Allal Lucile Chanquoy Pierre Largy Hrsg Revision Cognitive and instructional processes Studies in Writing Bd 13 Kluwer Boston u a 2004 ISBN 1 4020 7729 7 S 63 85 John R Hayes A new framework for understanding cognition and affect in writing In C Michael Levy Sarah E Ransdell Hrsg The science of writing Theories methods individual differences and applications Lawrence Erlbaum Associates Mahwah NJ 1996 ISBN 0 8058 2108 2 S 1 27 John R Hayes 2012 Modeling and Remodeling Writing In Written Communication H 3 S 369 388 Otto Kruse Katja Berger Marianne Ulmi Hrsg Prozessorientierte Schreibdidaktik Schreibtraining fur Schule Studium und Beruf Haupt Bern u a 2006 ISBN 3 258 06948 4 Otto Kruse Keine Angst vor dem leeren Blatt Ohne Schreibblockaden durchs Studium Campus concret Bd 16 Campus Verlag Frankfurt am Main u a 2005 ISBN 3 593 36659 2 Hanspeter Ortner 2000 Schreiben und Denken Tubingen Niemeyer Reihe Germanistische Linguistik 214 ISBN 3 484 31214 9 Maik Philipp 2014 Grundlagen der effektiven Schreibdidaktik und der systematischen schulischen Schreibforderung Baltmannsweiler Schneider Hohengehren ISBN 978 3 834 01343 9 Maik Philipp 2014 Selbstreguliertes Schreiben Schreibstrategien erfolgreich vermitteln Weinheim Beltz ISBN 978 340 762899 2 Gabriele L Rico Garantiert schreiben lernen Sprachliche Kreativitat methodisch entwickeln ein Intensivkurs auf der Grundlage der modernen Gehirnforschung Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1984 ISBN 3 498 05703 0 S 27 49 Sandro Zanetti Davide Giuriato Martin Stingelin Hrsg Schreiben heisst sich selber lesen Schreibszenen als Selbstlekturen Zur Genealogie des Schreibens Bd 9 Fink Munchen 2008 ISBN 978 3 7705 4654 1 Tasos Zembylas Claudia Durr Wissen Konnen und literarisches Schreiben Eine Epistemologie der kunstlerischen Praxis Wien Passagen 2009 ISBN 978 3 85165 913 9 Einzelnachweise Bearbeiten Linda S Flower Revising writer based prose S 62 74 John R Hayes Linda S Flower Identifying the Organisation of Writing Processes In Lee W Gregg Erwin Steinberg Cognitive Processes in Writing Lawrence Erlbaum Associates Hillsdale 1980 Ronald T Kellog The Psychology of Writing Oxford University Press New York 1994 Tasos Zembylas Claudia Durr Wissen Konnen und literarisches Schreiben Eine epistemologie der kunstlerischen Praxis Wien 2009 M Scardamalia C Bereiter Knowledge building Theory pedagogy and technology In K Sawyer Hrsg The Cambridge handbook of the learning sciences Cambridge University Press New York 2006 S 97 115 Sylvie Molitor Lubbert Schreiben als mentaler und sprachlicher Prozess 1996 In Hartmut Gunther Otto Ludwig Hrsg Schrift und Schriftlichkeit Ein interdisziplinares Handbuch internationaler Forschung 2 Halbband de GruyterBerlin New York S 1005 1027 Sylvie Molitor Lubbert Wissenschaftliche Textproduktion unter elektronischen Bedingungen Ein heuristisches Modell der kognitiven Anforderungen S 47 66 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schreibprozess amp oldid 235059267