Die Liste der Partien der Schachweltmeisterschaft 2021 in Dubai führt sämtliche Partien auf, die beim Wettkampf um den Weltmeistertitel im Schach zwischen dem seit 2013 amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) und dem Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi (Russland) gespielt wurden. Die Weltmeisterschaft war über 14 Partien angesetzt, doch Carlsen gewann bereits nach elf Partien.
Wiedergabe und Kommentierung der Partien erfolgen in algebraischer Notation, wobei die tatsächlich geschehenen Züge in Fettdruck und Varianten in Normalschrift dargestellt werden. In der Tabelle wird die normale Punktewertung angenommen, also ein Punkt für einen Sieg und ein halber Punkt für ein Remis.
Nepomnjaschtschi gewann die Auslosung zur Farbe in der ersten Partie und begann die erste Partie daher mit Weiß.
1. Partie Bearbeiten
Die beiden Kontrahenten wählten die Geschlossene Verteidigung der Spanischen Eröffnung. Erstmals in Partien zwischen den beiden spielte Nepomnjaschtschi den Normalzug 6. Te1. Mit 8. h3 ging er dem Marshall-Gambit aus dem Weg, das nach 8. c3 d5 entstehen kann. Carlsen opferte sofort auf anderem Wege einen Bauern, nämlich 8. … Sa5 9. Sxe5 Sxb3 10. axb3. Er erhielt für den Bauern das Läuferpaar, Raumvorteil und nach dem Damentausch ein Endspiel mit anhaltender Initiative, aber keinen echten Vorteil. Nepomnjaschtschi verlor in weiterer Folge seinen Mehrbauern, hielt die Stellung aber im Gleichgewicht. Im 45. Zug endete die Partie mit Remis durch Stellungswiederholung.
Nepomnjaschtschi–Carlsen, Partie 1
| Nepomnjaschtschi–Carlsen, Partie 1
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2. Partie Bearbeiten
In der zweiten Partie lieferten sich die Kontrahenten einen harten Kampf. Wie üblich in der Katalanischen Eröffnung eroberte Nepomnjaschtschi mit Schwarz einen weißen Bauern durch 6. … dxc4, zudem setzte er im 13. Zug einen starken Springer auf d3 fest. Bei der verfrühten Abwicklung 17. Se5?! Lxe5 18. dxe5 übersah Carlsen den starken Zug 18. … Sac5!. Dadurch sah er sich veranlasst, mit 19. Sd6! einen ewigen Springer zu etablieren und dafür die Qualität zu opfern. Kommentator Karsten Müller bezeichnete die für kurze Zeit gleichzeitig am Brett stehenden Sd3 und Sd6 als „Monsterkraken“. Trotz Königsangriffs von Carlsen hatte Nepomnjaschtschi in der Folge Vorteil, vergab ihn jedoch durch Ungenauigkeiten im 24. und 26. Zug. Letztlich wickelten die Spieler in ein Turmendspiel ab, das trotz eines Mehrbauern für Carlsen ein klares Remis war.
Carlsen–Nepomnjaschtschi, Partie 2
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3. Partie Bearbeiten
Im Vergleich zur umkämpften zweiten Partie verlief die dritte Partie ruhig und ausgeglichen. Wie in der ersten Partie eröffneten die Kontrahenten mit der Spanischen Eröffnung, und wiederum wich Nepomnjaschtschi dem Marschall-Angriff aus, diesmal mit 8. a4. Nach genauem Spiel beider Seiten wickelten die Spieler im 32. Zug in ein remisträchtiges Läuferendspiel ab, das sie gemäß den Matchregeln bis nach dem 40. Zug fortsetzten. Laut einer Messung durch Lichess war die Partie die akkurateste der Geschichte der Schachweltmeisterschaften, gemessen an den aufsummierten Bruchteilen von Bauerneinheiten, die die Spieler laut Computeranalyse bei den Zügen vergeben hatten.
Nepomnjaschtschi–Carlsen, Partie 3
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4. Partie Bearbeiten
In der an seinem 31. Geburtstag ausgetragenen vierten Partie wechselte Carlsen auf den Eröffnungszug 1. e4, auf den Nepomnjaschtschi meist die Französische Verteidigung oder die Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung spielt. Diesmal entschied er sich jedoch für die Russische Verteidigung. Die Partie verlief bis nach dem Damentausch nach theoretischen Vorbildern. Mit der Neuerung 18. Sh4 ließ Carlsen zu, dass Nepomnjaschtschi einen gedeckten Freibauern auf a5 erhielt, um in weiterer Folge selbst einen Freibauern auf der d-Linie zu erhalten. Nepomnjaschtschi verteidigte sich präzise gegen Carlsens Initiative, beide Spieler liefen mit ihren Freibauern. Carlsen verzichtete schließlich auf weitere Gewinnversuche und beendete die Partie mit Remis durch Dauerschach.
5. Partie Bearbeiten
In der fünften Partie wählte Carlsen erneut die Geschlossene Variante der Spanischen Eröffnung. Erstmals ging Nepomnjaschtschi als klarer Sieger aus dem Eröffnungsduell hervor und spielte auf Gewinn. Trotz ruhigem Manöverkampf in vielfach symmetrischer Stellungsstruktur hatte Nepomnjaschtschi die Initiative und hätte nach Meinung der Kommentatoren beispielsweise mit 20. c4! oder auch später mit 29. h4 starken Druck aufbauen können. Am Ende stand ein Endspiel mit Raumvorteil für Nepomnjaschtschi, der aber nicht zum Sieg verwertbar war. Carlsen erreichte ein Remis durch Stellungswiederholung. Dementsprechend waren beide Spieler mit dem Verlauf nicht zufrieden.