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Der von John Maynard Keynes entwickelte Schonheitswettbewerb auch unter dem englischen Begriff Beauty Contest bekannt ist ein okonomisches Experiment innerhalb der Spieltheorie zur Untersuchung des menschlichen Entscheidungsverhaltens Dabei kommt es nicht auf das eigene Verhalten sondern auf das Verhalten der anderen Experimentteilnehmer an Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Optimale Entscheidung 3 Anwendungen 4 Soziologie 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenUrsprung BearbeitenDas Modell erhielt seinen Namen in Anlehnung an fruhere mit Schonheitswettbewerben verknupfte Preisausschreiben in amerikanischen Zeitungen Der Gewinn wurde bei diesen Preisausschreiben unter den Teilnehmern verlost die unter den zur Wahl stehenden Fotos das ausgewahlt hatten das auch von den meisten anderen als das schonste ausgewahlt worden war Optimale Entscheidung BearbeitenZiel eines auf den Gewinn hoffenden Teilnehmers ist also nicht das nach seinem Geschmack schonste Foto zu wahlen sondern dasjenige Foto dem er die hochsten Gewinnchancen zurechnet von dem er also erwartet dass es von den meisten anderen ausgewahlt wird Er wird ausserdem in Betracht ziehen dass auch die anderen Teilnehmer nach dem gleichen Kriterium auswahlen Keynes Wir haben den dritten Grad erreicht bei dem wir unsere Intelligenz darauf verwenden welche Meinungen die meisten Leute uber die Meinung der meisten Leute haben Und es gibt einige glaube ich die den vierten funften oder noch hohere Grade praktizieren 1 Fur den Entscheidungstrager hangt die optimale Entscheidung damit davon ab was die anderen denken wie er entscheidet da er ihnen einen seinem eigenen ahnlich rationalen Gedankengang unterstellt Da diese Uberlegung aber fur alle Teilnehmer gilt kommt es zu unendlich vielen Reflexionsstufen Ich denke dass die anderen denken dass ich denke dass die anderen denken Sind alle Teilnehmer vollkommen rationale Subjekte dann ergibt sich eine theoretische Losung die je nach Design variieren kann Diese theoretische Losung ist ein Nash Gleichgewicht Das Problem des Experiments besteht nun darin dass nicht alle Teilnehmer vollkommen rationale Entscheider sind und deswegen nicht alle Reflexionsstufen durchlaufen konnen Weiss der vollkommen rationale Teilnehmer von diesen eingeschrankt rationalen Teilnehmern dann muss er gedanklich einen weiteren Schritt gehen und wieder ruckwarts reflektieren Anwendungen BearbeitenDas Modell beschreibt Situationen in denen Individuen unter Umstanden aus rationalen Motiven gegen eigene Uberzeugungen handeln Insbesondere wie von Keynes ursprunglich intendiert zur Erklarung von Spekulationsblasen an verschiedenen Markten wird es deshalb herangezogen Fur einen einzelnen Anleger kann es nach Keynes irrational sein in Aktien zu investieren die er selbst zwar fur kaufwurdig halt von denen er aber gleichzeitig weiss dass ein grosser Teil der anderen Marktteilnehmer diese Meinung nicht teilt oder wiederum der Meinung ist dass ein grosser Teil der anderen Marktteilnehmer der Meinung ist Der Grund kann sein dass sich der richtige Trend unter Umstanden nur sehr langfristig durchsetzt oder dass sich die Meinung der Masse als selbsterfullende Prophezeiung erweist Weitere Beispiele Elfmeterschiessen In welche Ecke schiesst der Schutze Verfolgungsjagd zwischen Sherlock Holmes und seinem Gegner Professor Moriarty Wo steigt wer aus dem Zug aus Lotto Welche Zahlen sollten entgegen den eigenen Praferenzen rationalerweise angekreuzt werden um im Gewinnfall den Jackpot nicht teilen zu mussen Die November Ausgabe 1997 von Spektrum der Wissenschaft enthielt ein Zahlenwahlspiel bei dem die Teilnehmer eine beliebige Zahl zwischen 0 und 100 nennen sollten und derjenige einen Geldpreis erhielt der zwei Dritteln des Durchschnitts aller genannten Zahlen am nachsten kam 2 Wahlen Welche Partei sollte man ggf unter Abweichung von den eigenen Praferenzen wahlen damit man seine Stimme nicht verschenkt Soziologie BearbeitenIn der Soziologie wird die Tatsache dass subjektive Sichtweisen die Realitat formen konnen unter dem Stichwort des Thomas Theorems behandelt In Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme werden reflexive soziale Erwartungen auch als Erwartungserwartungen bezeichnet Literatur BearbeitenKlaus Schredelseker Grundlagen der Finanzwirtschaft Ein informationsokonomischer Zugang Oldenbourg Munchen Wien 2002 ISBN 3486259334 S 399 eingeschrankte Online Version Google Books Weblinks BearbeitenA Keynesian Beauty Contest in the Classroom Aufsatz von Rosemarie Nagel Website des Marietta College 1999 in der Enzyklopadie Economicae von Ralph Byrns Memento vom 20 Juni 2012 im Internet Archive Website der University of North Carolina at Chapel HillFussnoten Bearbeiten John Maynard Keynes The General Theory of Employment Interest and Money London 1936 S 156 Reinhard Selten amp Rosemarie Nagel Das Zahlenwahlspiel Ergebnisse und Hintergrund In Spektrum der Wissenschaft Februar 1998 PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schonheitswettbewerb Keynes amp oldid 208872919