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Die Sandline Affare war ein politischer Skandal in Papua Neuguinea um einen Anfang 1997 geschlossenen Kontrakt des Staates mit dem privaten Sicherheits und Militarunternehmen Sandline International zur militarischen Losung des Konflikts um Bougainville Sandline International stellte ehemals sowjetische Waffensysteme hier ein Mil Mi 24 Hind Kampfhubschrauber fur den Einsatz auf der Insel Bougainville bereitDer Kommandeur der regularen Streitkrafte die mit den Soldnern zusammenarbeiten sollten liess stattdessen in der Vorbereitungsphase das Sandline Personal festsetzen In der Folge kam es zu Unruhen die Papua Neuguinea an den Rand einer Staatskrise fuhrten Wahrend die Sandline Affare die Regierung von Premierminister Julius Chan zum Rucktritt zwang bedeuteten die Ereignisse in Bezug auf Bougainville einen Wendepunkt der Konflikt konnte infolge der Affare beigelegt werden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Vertrag mit Sandline 3 Festsetzung des Sandline Personals 4 Unruhen 5 Rucktritt der Regierung Chan 6 Folgen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNachdem Julius Chan 1994 Premierminister von Papua Neuguinea geworden war unternahm er wiederholt den Versuch den Konflikt um Bougainville mit diplomatischen Mitteln zu losen Diese Versuche blieben jedoch erfolglos weil die Fuhrer der Revolutionaren Armee Bougainvilles BRA Francis Ona Sam Kauona und Joseph Kabui sich weigerten einem Zeitplan fur Friedensgesprache zuzustimmen Im November 1994 versuchte Chan den gemassigten Bougainvilleer Theodore Miriung als Fuhrer einer Ubergangsregierung zu installieren Auch dies scheiterte weil Ona Kauona Kabui und andere ihre Teilnahme an einer solchen Regierung verweigerten Dies war der letzte Anstoss fur Chan eine militarische Losung des Konflikts zu suchen Der Verteidigungsminister Mathias Ijape erbat logistische Unterstutzung von Australien und Neuseeland fur einen Angriff auf Bougainville Beide Nationen lehnten jedoch jegliche militarische Intervention ab In der Fuhrung von Papua Neuguinea wurde daraufhin die Entscheidung getroffen zu prufen ob Soldner als Unterstutzung angeworben werden konnten Ijape nutzte seine Verbindungen ins Ausland und stellte im April 1996 Kontakt zu Tim Spicer einem Ex Lieutenant Colonel der Scots Guards her der kurz zuvor Sandline International gegrundet hatte eine Firma die darauf spezialisiert war Soldner fur die Teilnahme an Konflikten bereitzustellen Spicer versuchte den Kommandeur der Papua New Guinea Defence Forces PNGDF der Streitkrafte von Papua Neuguinea Jerry Singirok von der Notwendigkeit zu uberzeugen militarische Ausrustung anzukaufen ein Vorgehen das er vorher mit Ijape besprochen hatte Singirok verwarf die Idee und konzentrierte sich darauf mit der Planung eines Angriffs auf die Insel Bougainville fortzufahren der den Decknamen Operation High Speed II tragen sollte Diese Operation wurde jedoch zu einem Fiasko im Sommer 1996 wurde die regulare papua neuguineische Armee innerhalb von sechs Tagen von den Aufstandischen auf Bougainville geschlagen und musste sich von der Insel zuruckziehen Im Oktober 1996 traf Tim Spicer Chris Haiveta den stellvertretenden Premierminister von Papua Neuguinea in London und uberzeugte ihn von den Vorteilen des Einsatzes seiner Soldner zur endgultigen Beendigung des Konflikts um Bougainville um durch die Zerschlagung der Revolutionaren Armee Bougainvilles die umstrittene Kupfermine bei Panguna wieder eroffnen zu konnen Wahrend Singirok nach wie vor den Einsatz von Spicers Trupp ablehnte lud Haiveta Spicer zum Besuch seines Landes ein und bat ihn eine Einschatzung der Situation abzugeben Spicer erhielt eine Anzahlung von 250 000 US Dollar und sagte die Erledigung der Aufgabe fur die Bezahlung von insgesamt 36 Millionen US Dollar zu Vertrag mit Sandline BearbeitenAm 8 Januar 1997 traf sich Tim Spicer zum ersten Mal mit Premierminister Chan Spicer uberzeugte Chan davon dass Sandline International die Wiedergewinnung der Kontrolle uber Bougainville noch vor den Wahlen im Juni 1997 tatkraftig unterstutzen konne Sie vereinbarten dass Sandline etwa 40 Soldner bereitstellen werde um gemeinsam mit den Soldaten der PNGDF zu kampfen Die Zahlung der 36 Millionen US Dollar wurde nicht vom gesamten Kabinett beschlossen sondern vom Nationalen Sicherheitsrat abgesegnet Die Bezahlung der ersten Halfte des Geldes sollte sofort die der zweiten Halfte nach erfolgreicher Beendigung der Mission erfolgen Die Mittel wurden durch Kurzungen der Etats mehrerer Ministerien einschliesslich der Ressorts fur Ausbildung und Gesundheit aufgebracht Am 31 Januar 1997 wurde ein Vertrag mit Sandline International geschlossen 1 18 Millionen US Dollar wurden von einem Konto der Regierung von Papua Neuguinea auf ein Konto von Sandline International uberwiesen Sandline liess die meisten Mitglieder seiner Mannschaft fur die Bougainville Mission durch Executive Outcomes ein sudafrikanisches privates Sicherheits und Militarunternehmen rekrutieren Die ersten Soldner kamen am 7 Februar 1997 mit einem Air Niugini Flug aus Singapur in Papua Neuguinea an Bis zum Marz 1997 waren etwa 80 Sandline Mitarbeiter eingetroffen 2 Mittlerweile hatte eine Serie von Meetings zwischen dem stellvertretenden Premierminister Chris Haiveta Tim Spicer und einigen anderen stattgefunden die die Absicht verfolgten die Anteile des australischen Bergbaukonzerns Conzinc Riotinto of Australia CRA des Eigners der Panguna Kupfermine aufzukaufen da die Weigerung der CRA Entschadigungen fur okologische Zerstorungen zu zahlen den Konflikt um Bougainville verursacht habe Festsetzung des Sandline Personals BearbeitenAm 19 Februar 1997 erwahnte Premierminister Julius Chan in Gegenwart des australischen Aussenministers Alexander Downer dass die Regierung von Papua Neuguinea fur Trainingszwecke Soldner angeheuert habe Downer verurteilte dies besonders in Hinblick auf einen moglichen Einsatz auf Bougainville Am 10 Februar 1997 wurden Einzelheiten des geplanten Einsatzes von Sandline International auf Bougainville in der australischen Zeitung Weekend Australian veroffentlicht Die Reaktionen der Offentlichkeit in Australien waren heftiger als Chan erwartet hatte Das internationale Aufsehen verstarkte Singiroks Abneigung dem Vertrag gegenuber Als er am 27 Februar 1997 von einem Besuch der Philippinen zuruckkehrte hatte er sich seine Meinung gebildet Er beanstandete dass die Regierung ihn den Kommandeur der PNGDF nicht ausreichend informiert habe und verurteilte dass Spicer mehr Zugang zur Regierung gefunden habe als er selbst In den nachsten Wochen machte er Plane fur die Operation Rausim Kwik Tok Pisin fur wie wir sie schnell loswerden Am 8 Marz 1997 fragte er Major Walter Enuma ob er das Kommando uber die Operation ubernehmen wolle Enuma nahm an In den nachsten Tagen versuchte die australische Regierung vergeblich die Regierung von Papua Neuguinea davon zu uberzeugen dass der Plan fallen gelassen werden sollte Am Abend des 16 Marz 1997 begann die Operation Rausim Kwik Als die Nacht voruber war war das gesamte Sandline Personal entwaffnet und unter Arrest gestellt Premierminister Julius Chan hatte keine Kenntnis von den Vorgangen Am Morgen des 17 Marz 1997 beschuldigte Singirok Premierminister Chan Verteidigungsminister Ijape und den stellvertretenden Premierminister Haiveta der Korruption und gab ihnen 48 Stunden um zuruckzutreten Singirok wehrte sich heftig gegen Unterstellungen er wolle die Macht selbst ubernehmen Chan lehnte einen Rucktritt ab entliess Singirok als Kommandeur der PNGDF und ersetzte ihn durch den umstrittenen Colonel Alfred Aikung Unruhen BearbeitenSingirok erklarte dass er die Entlassung akzeptiere drangte jedoch seine Soldaten seine Wiedereinsetzung zu unterstutzen Chan gab in den Medien bekannt dass Singirok entmachtet worden sei und festgehalten werde Er behauptete auch dass Singirok einen Putschversuch unternommen habe seine Manner jedoch nicht hinter ihm gestanden hatten Chans Optimismus liess nach als die Soldaten der Murray Kaserne anfingen Befehle zu verweigern und Polizeieinheiten aus dem Umland in die Hauptstadt Port Moresby verlegt werden mussten um die Ordnung aufrechtzuerhalten Am 19 Marz 1997 begann ein Studentenstreik an der Universitat von Papua Neuguinea zur Unterstutzung von Singirok Eine Menschenmenge blockierte die Strassen um die Kasernen verschiedene Regierungsbehorden mussten ihre Arbeit wegen Bombendrohungen einstellen Chan erklarte weiter er habe alles unter Kontrolle und beschuldigte Singirok der Teilnahme an einem Komplott zur Manipulierung des Kupferpreises Am folgenden Tag wurden die Proteste starker und es kam zu Plunderungen Die Situation verschlechterte sich fur Chan als der Generalgouverneur Wiwa Korowi einen Zeitungsbeitrag veroffentlichte in dem er die Regierung anklagte Korruption in grossem Umfang geduldet und selbst betrieben zu haben Das offentliche Leben in Port Moresby kam fast vollig zum Stillstand Die Proteste wurden immer gewalttatiger Polizei und Armee standen sich gegenuber Die Armee unterstutzte Singirok befolgte aber den Befehl Major Enumas ihre Stellungen zu halten und die Regierung nicht durch einen Putsch zu sturzen Die Polizei blieb abwartend um eine Konfrontation mit der Armee zu vermeiden Enuma wies die Armee an die Plunderungen zu beenden Die australische Regierung schickte Abgesandte nach Port Moresby und drohte die Finanzhilfen zu stoppen wenn der Vertrag mit Sandline nicht annulliert werde Widerstrebend kundigte Chan am 20 Marz 1997 den Vertrag und ordnete eine juristische Untersuchung an Singirok und Enuma hatten eines ihrer Hauptziele erreicht und forderten weiter den Rucktritt von Chan Ijape and Haiveta Am 21 Marz wurde das Personal von Sandline zuruckgezogen mit der Ausnahme von Tim Spicer der bleiben sollte um vor dem Untersuchungsausschuss auszusagen In den folgenden Wochen wurden die Sandline Soldner festgenommen und dann des Landes verwiesen ihr Material darunter zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mil Mi 24 Hind und zwei Mehrzwecktransporthubschrauber vom Typ Mil Mi 17 wurde konfisziert 3 Obwohl der Vertrag mit Sandline gekundigt worden war wurde die Sicherheitslage fur die Regierung immer unkontrollierbarer Der Kommandeur der Streitkrafte Alfred Aikung wurde angegriffen sein Auto wurde angezundet Aikung floh und versteckte sich weil er um sein Leben furchten musste Chan erwog um eine auslandische militarische Intervention zu bitten aber Aikung riet ihm davon ab Der Parlamentssprecher und fruhere Premierminister Rabbie Namaliu traf sich mit Chan und Singirok und erklarte Singirok dass zwei seiner Forderungen erfullt worden seien und dass Chan nur zurucktreten werde wenn dies der Wille des Parlaments sei Rucktritt der Regierung Chan BearbeitenDie nachste Sitzung des Parlaments begann am 25 Marz 1997 und Bill Skate der Gouverneur von Port Moresby bereitete einen Misstrauensantrag vor In der Nacht des 24 Marz 1997 traten verschiedene Mitglieder des Kabinetts von Julius Chan zuruck und in der Hauptstadt kam es einmal mehr zum Stillstand des offentlichen Lebens Soldaten der Murray Kasernen wollten zum Parlament marschieren aber Enuma lehnte dies ab Eine grosse Menschenmenge begann sich um das Parlament zu versammeln Die Polizei versuchte die Studenten an der Teilnahme an der Demonstration zu hindern aber die Soldaten eskortierten sie bis in das Parlamentsgebaude hinein Der ehemalige Premierminister Michael Somare anderte Skates Antrag so dass Chan nur solange zur Niederlegung seines Amtes aufgefordert wurde bis der Untersuchungsausschuss seine Arbeit abgeschlossen haben wurde Eine heftige Debatte folgte die Meinungen im Parlament gingen weit auseinander Am Ende stellte Chan fest dass seine Position hoffnungslos war Er bot seinen Rucktritt an wenn das Parlament diesen verlange Das Parlament stimmte fur das Verbleiben Chans im Amt Die Menge draussen fing an zu randalieren als sie die Nachricht horte Sie hatte von der Absicht Chans zuruckzutreten nichts mitbekommen Die Polizei riet den Abgeordneten des Parlaments im Gebaude zu bleiben weil eine gefahrlose Evakuierung nicht moglich sei Chan und Haiveta verkleideten sich und wurden mit einem Polizeiwagen in Sicherheit gebracht Der Aufruhr setzte sich die ganze Nacht hindurch fort viele Soldaten verlangten die Besetzung des Parlaments aber Enuma forderte sie auf auf ihrem Posten zu bleiben Er sprach im Parlament und erklarte dass er nicht die Absicht habe einen Staatsstreich zu unternehmen Enuma versuchte die Soldaten zuruck in die Kasernen zu schicken und die Menge zu zerstreuen aber sie blieben bis das Parlament am nachsten Morgen mit seiner Sitzung fortfuhr An diesem Morgen entliess Julius Chan Ijape und Haiveta und trat zuruck Folgen BearbeitenBill Skate folgte Julius Chan im Amt des Premierministers Unter Skate wurde der Friedensprozess wiederbelebt am 10 Oktober 1997 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen 4 Einige weitere Untersuchungen folgten Jerry Singirok konnte 1998 seinen Posten als Kommandeur der Papua New Guinea Defence Forces wieder ubernehmen trat aber 2000 wegen neuer Bestechungsvorwurfe zuruck Er wurde 2004 von allen Vorwurfen die die Ereignisse des Jahres 1997 betrafen freigesprochen Sandline International prozessierte mit der Regierung von Papua Neuguinea wegen der ausstehenden 18 Millionen US Dollar und bekam vor einem australischen Gericht und spater auch vor einem Gerichtshof in Luxemburg Recht Mitte des Jahres 1999 erhielt Sandline International die zweite Halfte der vertraglich vereinbarten Vergutung 2 Literatur BearbeitenTim Spicer An unorthodox soldier Peace and war and the Sandline Affair Mainstream Publishing Edinburgh 2003 ISBN 1 84018 349 7Weblinks Bearbeitensandline com Ehemaliger Internetauftritt von Sandline International Parliament of Australia Hintergrunde und Ablauf der Sandline Affare Australian National University Coombsweb Liste der Ausrustung von Sandline International fur den Einsatz auf Bougainville amnesty international Jahresbericht Papua Neuguinea 1998 Frank Westenfelder Tim Spicer und Sandline Grundung und Probleme einer PMC Einzelnachweise Bearbeiten Australian National University Coombsweb Agreement For The Provision Of Military Assistance Dated This 31 Day Of January 1997 between the Independent State of Papua New Guinea and Sandline International a b Annette Buttner Private Security Corporations als sicherheitspolitische Akteure in Entwicklungslandern Konrad Adenauer Stiftung Arbeitspapier Dokumentation Nr 111 2003 pdf 253 kB David Robie 16 Mai 1997 Mercenary Inquiry clouds PNG Election Campaign The Independent Abgerufen am 14 Januar 2007 Konfliktbarometer Welt 1997 pdf 121 kB Heidelberger Institut fur Internationale Konfliktforschung HIIK e V Dezember 1997 S 9 10 archiviert vom Original am 27 September 2013 abgerufen am 8 Januar 2009 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 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