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Die Sage von der Bremer Gluckhenne auch Die Sage der Henne mit den Kuken ist eine bekannte Bremer Volkssage und populare Grundungslegende der Hansestadt Die Henne mit Kuken im Nest am Rathaus Der obere Teil des zweiten Arkadenbogens von links des Bremer Rathauses mit dem Hahn im linken und der Henne im rechten ZwickelGluckhenne in der BottcherstrasseInhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Quellen 3 Sonstiges 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksInhalt BearbeitenIn ihrer bekanntesten Form hat der Bremer Autor Friedrich Wagenfeld die Sage 1844 in seinem Buch Bremens Volkssagen niedergeschrieben Ihr Inhalt kann wie folgt zusammengefasst werden Einst fuhr eine kleine Gruppe heimatloser Familien mit ihren Kahnen flussabwarts die Weser entlang Sie lebten vom Fischfang und waren vor Angriffen ihrer machtigen Nachbarn geflohen Nun hatten sie nichts mehr ausser ihre Boote und Netze sowie etwas Material fur den Bau von Bretterhutten Sie waren aber auch bereit gewesen ihr letztes Hab und Gut herzugeben konnten sie dies doch schnell ersetzen Doch an einem Gut hingen sie wie an keinem anderen an ihrer Freiheit So lagen sie denn im breiten Unterlauf des Stromes im Marschenland Gegen Abend zog ein Sturm herauf und die Menschen wussten nicht wohin sie sich wenden sollten Verzweifelt warteten sie auf ein Zeichen der Geister des Landes denn eigentlich wollten sie nicht so schnell weiterziehen da das Wasser an jenem Ort sehr fischreich war Im letzten Glanz des Abendlichtes entdeckten die Fischer eine Henne mit ihren Kuken die am rechten Flussufer auf einer hohen Dune einen sicheren Platz fur die Nacht und Schutz vor dem Unwetter suchte Sie sahen dies als Zeichen an und folgten dem Tier Die Gluckhenne verbarg sich schliesslich mit ihren Kuken im Heidekraut Die Fluchtlinge erkannten darin wie in einem Spiegel ihre eigene Lage und beschlossen sich ebenfalls auf der Dune niederzulassen da diese offenbar Sicherheit gewahrleistete Fortan sollte die Dune an der Weser der Hort der Freiheit sein Hutten wurden gebaut die ersten Gebaude des spateren Bremen Eine erzahlerisch angereicherte Version ohne Anspruch auf Wiedergabe einer Volkserzahlung veroffentlichte Marie Mindermann 1862 1 Quellen BearbeitenDer Braunschweiger Chronist Hermann Bothe verfasste mehrere Weltchroniken von denen die zwischen 1493 und 1502 aufgezeichnete Fassung auch die Grundung Bremens erwahnt 2 Mit der Wagenfeldschen Fassung ubereinstimmende Motive lassen erkennen dass dieser Autor des 19 Jahrhunderts entweder den alteren Text kannte oder aber mit grosserer Wahrscheinlichkeit eine mit dieser Erzahlung verwandte mundliche Version Das Motiv der Gluckhenne kommt aber in der spatmittelalterlichen Fassung Bothes noch nicht vor Vermutlich fand sie erst Eingang in die Erzahltradition durch ein wohlbekanntes allegorisches Relief an einer Arkade des Bremer Rathauses Hier ist im rechten Zwickel des zweiten Bogens von links als Tugendallegorie eine sitzende Frau dargestellt die ihren Arm schutzend um das Nest einer Henne mit ihren vier Kuken legt Das Steinrelief war um 1608 1612 entstanden und hatte zunachst sicher nur symbolischen Sinn 3 und war nicht mit einer Sagenuberlieferung verbunden 4 Die verschieden gedeuteten originaren Sinngehalte dieses Reliefs 5 sind fur die Entstehung und Weiterentwicklung des Sagenstoffs kaum von Wichtigkeit Fur die volkstumliche Wahrnehmung ist vielmehr bezeichnend dass die Szene als Handwerker Wahrzeichen galt deren Kenntnis den Wandergesellen in der Fremde als Nachweis ihrer Herkunft oder ihres voraufgehenden Arbeitsaufenthaltes diente 6 Es war also eine Darstellung die jedem Bremer wohlbekannt war und zu narrativen Verknupfungen mit anderen mundlichen Uberlieferungen einlud Ob erst Wagenfeld die Verbindung zur alteren Grundungslegende schuf ist nicht unwahrscheinlich 7 Sonstiges Bearbeiten1957 1958 schuf der Bildhauer Alfred Horling in der Bremer Bottcherstrasse ein Abbild der Henne Die Bronzeskulptur in nahezu korrektem Massstab sitzt zusammen mit ihren Kuken auf einem Mauervorsprung beim Glockenspiel Auch die Tafel unterhalb der Gluckhenne welche die Sage beschreibt wurde von Alfred Horling gearbeitet Literatur BearbeitenDirk Bohling Bremer Sagen und Geschichten Edition Temmen Bremen 2005 ISBN 3 86108 574 7 Will Erich Peuckert Hrsg Bremer Sagen Otto Schwartz Gottingen 1961 Denkmaler Deutscher Volksdichtung Band 5 Herbert Schwarzwalder Das Grosse Bremen Lexikon 2 aktualisierte uberarbeitete und erweiterte Auflage Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 693 X Friedrich Wagenfeld Bremens Volkssagen Bremen 1844 Friedrich Wagenfeld Bremens Volkssagen Neu ediert und mit Erlauterungen versehen von Bernd Ulrich Hucker Bremen Ed Temmen 1996 Peter Meyer Odewald Gluckhenne susssauer Niebank Rusch Fachverlag Bremen 2013 ISBN 978 3 939564 46 1 Einzelnachweise Bearbeiten Marie Mindermann Sagen der alten Brema Bremen 1867 S 1 28 hier auch digital Text und Transkription bei Bernd Ulrich Hucker Die mittelalterliche Grundungstradition der Stadt Bremen in Bremisches Jahrbuch Bd 62 1948 S 11 18 hier auch digital Zum verbreiteten Henne Kuken Motiv in der fruhneuzeitlichen Emblematik vgl die Beispiele des fursorglichen Huhns bei Arthur Henkel und Albrecht Schone Emblemata S 850 853 H Tardel Bremer Sagen nach Kunstwerken in Niederdeutsches Jahrbuch fur Volkskunde 1947 S 85 Adolf Bortzler Die sinnbildlichen Figuren an der Schauseite des Bremer Rathauses Bremische Weihnachtsblatter Heft 13 1956 S 21 weibliches Prinzip oder Rolf Gramatzki Das Rathaus in Bremen Bremen 1994 S 90 91 und ebenso Stephan Albrecht Das Bremer Rathaus im Zeichen stadtischer Selbstdarstellung Marburg 1993 S 114 117 custodia oder vigilantia fursorgliche Wachsamkeit Christian Nicolaus Roller Versuch einer Geschichte der Kayserlichen und Reichsfreien Stadt Bremen Bd 1 1799 S 207 hier auch digital Roller erwahnt noch keinen Bezug auf die Grundung Bremens Hucker in Wagenfeld Bremische Volkssagen Bremen 1996 S 284 285 Weblinks BearbeitenOriginaltext aus Wagenfelds Buch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sage von der Bremer Gluckhenne amp oldid 232773600