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Roman Opalka 27 August 1931 in Hocquincourt 6 August 2011 1 in Rom Italien 2 war ein franzosisch polnischer Kunstler der sich in seinem Werk insbesondere mit der Frage der Zeitlichkeit kunstlerisch auseinandergesetzt hat In der Kunstwissenschaft wird seine Arbeit in der Regel der Konzeptkunst zugeordnet Roman Opalka 1995 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 1965 1 2 2 Tonbandaufzeichnungen 2 3 Selbstportrats 2 4 Arbeitsweise 3 Kataloge 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOpalka wurde in der nordfranzosischen Picardie geboren Als er vier Jahre alt war zogen 1935 seine Eltern mit ihm nach Polen Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde seine Familie nach Deutschland deportiert kurz vor Ende des Krieges aber durch US Soldaten befreit wieder nach Frankreich gebracht und kehrte 1946 schliesslich zuruck nach Polen Mit bereits 16 Jahren begann Opalka eine Lehre als Druckgrafiker im niederschlesischen Walbrzych Ab 1949 besuchte er schliesslich die Kunstschule in Lodz und von 1951 bis 1956 die Kunstakademie in Warschau Wahrend dieser Zeit lernte er auch seine erste Frau Alina Piekarczyk kennen Zu seinen Lehrern gehorte u a der Maler Wladyslaw Strzeminski der den jungen Opalka mit der zeitgenossischen avantgardistischen Kunst vertraut machte Mitte der 1960er Jahre begann Opalka mit 1965 1 eine Serie von Bildern auf denen ausschliesslich fortlaufende Zahlenreihen zu sehen waren Jeden Tag nach der Arbeit an diesen Bildern entstand eine Fotografie vor dem Werk Bei der Grundierung der Bilder dieser Serie hellte Opalka die verwendete Farbe fortlaufend um ein geringes Mass mit Weiss auf So entstand ein kunstlerisches Tagebuch das mit einem leeren Bild unmittelbar vor dem Tod des Kunstlers enden sollte Mit dieser Arbeit war Opalka der seit 1977 im sudfranzosischen Bazerac zusammen mit seiner Lebensgefahrtin Marie Madeleine Gazeau lebte auf zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten u a 1977 auf der documenta 6 in Kassel 1993 erhielt Opalka den Goslarer Kaiserring 2002 wurde er mit dem Gerhard Altenbourg Preis ausgezeichnet Fur Olgemalde Opalkas wurden auf dem Kunstmarkt bis zu 1 200 000 US Dollar bezahlt 3 Werk BearbeitenNach einigen Versuchen die in der Tradition des Konstruktivismus und der abstrakten Malerei der 1940er und 1950er Jahre standen fand Opalka als Antwort auf das seiner Meinung nach Grundproblem der modernen kunstlerischen Avantgarde Wiedervereinigung von Kunst und Leben eine Losung in einer Arbeit die er 1965 1 nannte 1965 1 Bearbeiten Mit blossem Augenmass schrieb Opalka im Jahr 1965 mit titanweisser Farbe und dem kleinsten verfugbaren Pinsel auf dunklem Grund die Zahl 1 in die linke obere Ecke einer eigens dafur vorbereiteten Leinwand und begann so gemass der in lateinischer Schrift gebrauchlichen Schreibrichtung von links nach rechts und weiter von oben nach unten in Richtung unendlich zu zahlen Die Grosse der Schrift korrespondiert vor allem mit dem Ausmass und der Beschaffenheit der Leinwand Auf diese entscheidende Komponente die einzelne Leinwand die Opalka fortan gemass seiner Konzeption als Detail bezeichnete legte der Kunstler zu Beginn seines Vorhabens grossen Wert Nachdem er konstant gleich grosse Leinwande 196 135 cm zunachst mit unverandert dunkelgrauem Grund benutzte begann er ab 1972 den Untergrund von Detail zu Detail durch die Zugabe von jeweils einem Prozent mehr Weiss aufzuhellen Auf diese Weise gelang es ihm uber das fortlaufende Zahlen hinaus das progressive Moment seines kunstlerischen Handelns zu verstarken Nicht nur die Zahlwerte werden in Opalkas Werk immer hoher auch die Bilder werden immer heller Bis zu seinem Tod entstanden so 233 Details bis zur Zahl 5 607 249 Tonbandaufzeichnungen Bearbeiten Eine ganz entscheidende Dimension gewann die opalkasche Arbeit als der Kunstler damit begann die jeweils geschriebene Zahl auch zu sprechen und sein Sprechen auf einem Tontrager aufzuzeichnen Das Sprechen und das Schreiben erfolgten vollig simultan wobei dem Kunstler die Tatsache entgegenkam dass seine polnische Muttersprache die Zahlworter exakt in der Reihenfolge der Ziffern wiedergibt Diese Aufzeichnungen haben vor allem in spaterer Zeit an Bedeutung gewonnen da die Leinwande auf denen Opalka mit weisser Farbe seine Zahlen schrieb immer heller und die Zahlen dadurch mehr und mehr unsichtbar wurden Selbstportrats Bearbeiten nbsp Roman Opalka beim Selbstportrait portratiert von Lothar WollehSehr fruh begann Opalka damit am Ende eines jeden Arbeitstages ein fotografisches Selbstportrat anzufertigen In immer gleicher Kleidung der Kunstler trug dabei ein einfaches weisses Oberhemd unter immer gleichen Lichtverhaltnissen mit immer gleichem moglichst neutralem Gesichtsausdruck fotografierte er sich mit einer mit einem Selbstausloser ausgestatteten Kamera vor der Leinwand an der er gerade gearbeitet hatte Arbeitsweise Bearbeiten Opalka tauchte seinen Pinsel er verwendete wie erwahnt stets den kleinsten im Kunstlerbedarf erhaltlichen Pinsel Nr 0 nur ein wenn er eine Zahl zu Ende geschrieben hatte Das Ende einer Zahl das ist sozusagen der kleinste Einschnitt an dem sich wie der Kunstler sagte die eine gesteigerte Spannung aufbaut Weitere Einschnitte sind die letzte Zahl eines Tages eines Details oder auch eine besonders markante Zahl z B 9999 Der benutzte Pinsel wurde nach Abschluss des Details mit der ersten und letzten jeweils damit ausgefuhrten Zahl gekennzeichnet und aufbewahrt Er ist somit nicht ein blosses Werkzeug sondern bestimmter Bestandteil von Opalkas Lebenswerk Opalka lebte mit seinem Werk das erlaubte ihm keine langfristigen Unterbrechungen seiner Arbeit genauso wie man das Leben ja eigentlich nicht unterbrechen kann Wollte der Kunstler auf Reisen gehen beendete er zunachst das Detail an dem er gerade arbeitete und begann dann eine ebenfalls in der Grosse festgelegte Reisekarte die er seinerseits erst beendete bevor er wieder mit einem Detail mit fortlaufender Zahlung begann Ansonsten suchte er die Nahe zu seinem Werk Opalka trennte Atelier und Wohnort nicht So blieb sein Leben in grosstmoglicher Ubereinstimmung mit seinem Werk Kataloge BearbeitenRoman Opalka 1965 1 Spur der Zeit Hrsg Neues Museum Weserburg Bremen Musee d Art Moderne de la Ville de Paris Stadtische Galerie im Lenbachhaus Munchen 1992 1993 Museum des 20 Jahrhunderts Wien 1993 mit CD Bremen 1992 o P ISBN 3 928761 03 X Roman Opalka Zur Verleihung des Goslarer Kaiserring am 23 Oktober 1993 und zur Ausstellung im Monchehaus Museum fur Moderne Kunst Goslar Hrsg vom Kulturamt der Stadt Goslar Goslar 1993 Opalka 1965 1 unendlich Neue Nationalgalerie und Neuer Berliner Kunstverein 8 April 26 Juni 1994 Hrsg von Britta Schmitz Berlin 1994 ISBN 3 88609 329 8Literatur BearbeitenThomas Deecke Roman Opalka Der gelebte Augenblick Dies Werk entsteht um das Leben besser zu verstehen in A E I U O periodico trimestrale diretta di Bruno Cora Nr 20 22 S 77 ff Rom 1987 Roman Opalka Anti Sisyphos Autobiographie Mit einem kritischen Apparat von Christian Schlatter Ubers von Hubertus von Gemmingen Stuttgart Cantz 1994 ISBN 3 89322 277 4 Thomas Deecke Ich gestalte die Zeit nicht den Augenblick In Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst Bd 15 Munchen Kindl 1991 Friedhelm Mennekes Franz Joseph van der Grinten Hrsg Kontemplation und Abstraktion Auseinandersetzung mit einem Thema der Gegenwartskunst Stuttgart KBW 1987 ISBN 3 460 32471 6 S 133 147 Marco A Sorace Zeitlichkeit und Affektivitat Die Kunst Roman Opalkas in lebensphanomenologischer Perspektive In Gunter Funke Rolf Kuhn Renate Stachura Hrsg Existenzanalyse und Lebensphanomenologie Alber Freiburg im Breisgau Munchen 2006 ISBN 978 3 495 48162 2 S 109 131 Heinz Norbert Jocks Das Ohr am Tatort Heinz Norbert Jocks im Gesprach mit Gotthard Graubner Heinz Mack Roman Opalka Otto Piene und Gunther Uecker Hatje Cantz Ostfildern 2009 ISBN 978 3 7757 2509 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Roman Opalka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Roman Opalkas offizielle Internetprasenz englisch 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KunstlerGEBURTSDATUM 27 August 1931GEBURTSORT HocquincourtSTERBEDATUM 6 August 2011STERBEORT Rom Italien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Roman Opalka amp oldid 238678741