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Robert Jesse Stoller 15 Dezember 1925 in Crestwood New York 6 September 1991 in Pacific Palisades Kalifornien war ein US amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker Er lehrte als Professor der Psychiatrie an der University of California Los Angeles Stoller ist bekannt fur seine Theorien die die Entwicklung der Geschlechtsidentitat und die Dynamik der sexuellen Erregung betreffen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bucher 2 1 Sex und Gender 2 2 Perversion die erotische Form von Hass 2 3 Sexual Excitement 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRobert Stoller war das dritte Kind eines Industriemanagers 1 Die Familie zog nach New York City wo Stoller die High School besuchte und 1941 ein Medizinstudium an der Columbia University begann Stoller leistete im Zweiten Weltkrieg Wehrdienst und wurde 1948 an der University of California in San Francisco promoviert 1951 verpflichtete er sich fur die Luftwaffe im Korea Krieg die ihm eine psychiatrische Ausbildung gewahrte und ihn als Psychiater auf einem Luftwaffenstutzpunkt einsetzte Nach der Entlassung zog Stoller 1954 nach Los Angeles Dort gehorte er ab 1955 zum Lehrkorper der University of California 1 Stoller kam am 6 September 1991 bei einem Autounfall in seinem Wohnort Pacific Palisades ums Leben Stoller war mit der Arztin Sybil White verheiratet sie hatten vier Kinder 1 Bucher BearbeitenSex und Gender Bearbeiten In Sex und Gender 1968 artikulierte Stoller seine Ablehnung von Freuds Uberzeugung von der biologischen Bisexualitat Damit geriet er in Gegensatz zur Lehre Sigmund Freuds und zur organisierten psychoanalytischen Gemeinschaft Er wandte sich auch gegen die operative Geschlechtsumwandlung mit der Begrundung sie sei in Wirklichkeit keine Umwandlung des Geschlechts sondern eine fur die Klienten mit vielen oft lebenslangen Problemen verbundene ausserliche Angleichung des Korpers an die gefuhlte Geschlechtsidentitat Gewissenlose Arzte wurden damit viel Geld verdienen 2 Gestutzt auf seine ausgedehnten Forschungen an Transsexuellen und auf neue Erkenntnisse in der Sexualwissenschaft legte er seine Uberzeugung von einer primaren Femininitat dar d h eine anfangliche Orientierung des Zellgewebes und spater der psychologischen Identitat auf eine bei Jungen zunachst vorlaufige feminine Entwicklung Diese fruhe konfliktfreie Phase trage zu einer weiblichen Kernidentitat sowohl bei Jungen als auch bei Madchen bei bis bei den Jungen eine mannliche Kraft prasent werde die den Jungen dazu drange die symbiotische Beziehung mit der Mutter zu uberwinden Stoller identifizierte drei Komponenten bei der Herausbildung der psychischen Geschlechtsidentitat die ein angeborenes und unwandelbares Empfinden von Mannlichkeit oder Weiblichkeit sei biologische und hormonelle Einflusse die sexuelle Zuweisung von der Geburt an durch die Hebamme die Eltern und das Standesamt psychosoziale Umwelteinflusse mit ahnlichen pragenden Effekten Stoller behauptete dass die Bedrohung der Gender Identitat einer Bedrohung der Selbstidentitat entspreche und das Individuum zu deren Verteidigung zwinge mit Reaktionen innerpsychischen Mechanismen und unbewussten Strategien die zum Teil als Perversionen bekannt sind 1968 trug Stoller wesentlich dazu bei das Konzept des Sex und Gender zu pragen das zwischen biologisch vorgegebenem Geschlecht und Geschlechterrolle unterscheidet Dabei orientierte er sich an den Lehren von Sigmund Freud der ebenfalls mit der Psychoanalyse die Entstehung einer Geschlechtsidentitat zu erklaren versuchte Geschlechtsidentitat gender identity beginnt mit dem Wissen und dem Bewusstsein ob bewusst oder unbewusst dass man einem Geschlecht sex angehort und nicht dem anderen Geschlechtsrolle gender role ist das ausserliche Verhalten welches man in der Gesellschaft zeigt die Rolle die man spielt insbesondere mit anderen Menschen Robert Stoller 1968 Obwohl Stoller die spateren Erkenntnisse der Endokrinologie und der Hirnforschung zur embryonalen Entwicklung der Geschlechtsidentitat nicht kennen konnte nahm seine Theorie bereits vieles davon vorweg musste sich bei der Erklarung der Ursachen fur die sexuellen Identitatsstorungen aber auf die nach der Geburt auftretenden Konflikte beschranken Perversion die erotische Form von Hass Bearbeiten Hauptartikel Perversion Die erotische Form von Hass In seinem bekanntesten Beitrag Perversion Die erotische Form von Hass Orig 1975 deutsche Ubersetzung 1979 der als ein Standardwerk zu dem immer noch wenig beforschten Thema der tiefenpsychologischen Ursachen neurotischen Hasses gilt baut Stoller seine Theorie von der inneren Dynamik der sexuellen Perversion weiter aus Stoller vertritt die Ansicht dass Perversionen als Form spater Rache ein Ausdruck unbewusster Aggression gegen eine Person seien die in irgendeiner Form die Kernidentitat des Kindes bedrohte Ich bin zu der Auffassung gelangt dass Perversion aus dem Versuch entsteht Bedrohungen der eigenen Geschlechtsidentitat das heisst des Bewusstwerdens von Mannlichkeit und Weiblichkeit zu bewaltigen Robert J Stoller 1998 3 Sexual Excitement Bearbeiten In seinem Buch Sexual Excitement deutsch Sexuelle Erregung aus dem Jahr 1979 findet Stoller dieselbe perverse Dynamik in jeder sexuellen Erregung in einem Kontinuum von offener Aggression bis hin zu subtilen Phantasien am Werk Indem er die unbewussten Phantasien und nicht das Verhalten ins Auge fasst zeigt Stoller einen gangbaren Weg auf die mentale Dynamik der Sexualitat zu analysieren Stoller bezeichnet die verschiedensten Formen sexueller Erregung moralisch wertneutral als Erotik Die Homosexualitat betrachtet er als einen zwar geschlossenen Komplex gesellschaftlich seinerzeit meist nicht akzeptierter und daher konfliktbeladener Verhaltensweisen mit ahnlichen innerpsychischen und psychosozialen Ursachen aber eher als eine Palette von Lebensstilen so verschieden wie Heterosexualitat Schriften BearbeitenSex and Gender On the Development of Masculinity and Femininity Science House New York City 1968 Splitting A Case of Female Masculinity Quadrangle New York 1973 Perversion Die erotische Form von Hass Bibliothek der Psychoanalyse 3 durchgesehene Auflage Psychosozial Verlag Giessen 2014 ISBN 978 3 8379 2391 9 englisch Perversion The erotic Form of Hatred New York 1975 Ubersetzt von Maria Poelchau Sexual Excitement Dynamics of Erotic Life Pantheon New York 1979 Observing the Erotic Imagination Yale University Press New Haven 1985 mit Gilbert Herdt Intimate communications erotics and the study of culture Columbia University Press New York 1990 Porn Myths for the Twentieth Century Yale University Press New Haven 1991 beruht auf Interviews mit Akteuren der Pornoindustrie mit Ira S Levine Coming Attractions The Making of an X Rated Video Yale University Press New Haven 1993 Literatur BearbeitenVolkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 593 39049 9 S 680 684 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Robert Stoller im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung 2009 S 680 684 Siehe zu dieser Thematik K J Zucker Children with gender identity disorder Is there a best practice In Neuropsychiatrie de l Enfance et de l Adolescence Band 56 Nr 6 September 2008 S 358 364 sowie Phyllis Burke Gender Shock Anchor Books New York 1996 ISBN 0 385 47718 X Robert J Stoller Perversion Die erotische Form von Hass Psychosozial Verlag Giessen 1998 ISBN 3 932133 51 X S 14 Normdaten Person GND 129196371 lobid OGND AKS LCCN n50011271 VIAF 54154615 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stoller RobertALTERNATIVNAMEN Stoller Robert Jesse vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Psychiater und PsychoanalytikerGEBURTSDATUM 15 Dezember 1925GEBURTSORT Crestwood New YorkSTERBEDATUM 6 September 1991STERBEORT Pacific Palisades Kalifornien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Stoller 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