Das Requerimiento (spanisch: Aufforderung, Mahnung) war ein Dokument, das, wenn es zu einem ersten Kontakt zwischen Ureinwohnern und kastilischen Truppen kam, von einem öffentlichen Beamten, meist in spanischer Sprache, verlesen wurde. Der wohl am häufigsten verwendete Text wurde 1513 von dem königlichen Rechtsberater Juan López de Palacios Rubios entworfen. Er handelte im Auftrag des Königs Ferdinand, der zu der Zeit im Königreich Kastilien die Regentschaft für seine Tochter, Königin Johanna führte.
Verlesung eines Requerimientos Bearbeiten
Das Verlesen einer Aufforderung zur Annahme der christlichen Religion und der Anerkennung der Oberherrschaft der Könige von Kastilien fand bereits während der Reconquista statt. Bei der Eroberung der Kanarischen Inseln Gran Canaria, La Palma und Teneriffa gab es ähnliche Rituale, wobei die Texte üblicherweise in die Sprachen der Altkanarier übersetzt wurden. Im Rahmen der Schaffung der Leyes de Burgos wurde die bisher meist frei formulierte Aufforderung zur Unterwerfung formalisiert. In dem Text von Juan López de Palacios Rubios, der ab 1513 verbindlich war, wurden die Ureinwohner aufgefordert, die Autorität des Papstes und der spanischen Könige anzuerkennen und sich zum Evangelium zu bekehren, um so als freie christliche Untertanen der Krone von Kastilien zu leben. Das Recht, die Unterwerfung unter die Herrschaft der Könige von Spanien zu verlangen, wird theologisch hergeleitet aus der Stellung des Papstes als Stellvertreter Gottes. In den Nuevas Leyes de Indias aus dem Jahr 1542 wurden die Texte durch einen anderen ersetzt, der im Ton verbindlicher und sanfter war, obwohl der Geist der gleiche blieb.
Falls die Ureinwohner einwilligten, wurden ihnen ihr Eigentum und ihr Landbesitz garantiert. Wenn sie nicht zustimmten, was meist aufgrund fehlender Sprachkenntnisse der Fall war, wurde festgestellt, dass sie Feinde Gottes und der Krone seien. Das berechtigte das Eroberungsheer zu anschließenden militärischen Aktionen. Die endeten üblicherweise damit, dass der Besitz der Ureinwohner als Kriegsbeute eingezogen wurde. Das Problem der Versklavung der Ureinwohner wurde durch verschiedene Gesetze geregelt.
Übersetzung Bearbeiten
Indigenes Ritual Bearbeiten
Nicht nur die spanischen Eroberer bedienten sich eines legitimatorischen Rituals – auch die Indígenas in Hawiku und anderen Pueblos traten Francisco Vásquez de Coronados Mannschaft entgegen, indem sie mit Maismehl Linien auf den Boden zogen, die den Konquistadoren eine Grenze setzen sollten, die sie nicht übertreten sollten. Übertretung wurde von ihrer Seite mit Krieg beantwortet. Diese Demarkationslinie bildete aus ihrer Sicht ein heiliges Symbol des Lebens. Genauso wie das Requerimiento der Spanier fand diese sich selbst erklärende Geste jedoch keine Beachtung.
Literatur Bearbeiten
- Rafael Sánchez Domingo: Las leyes de Burgos de 1512 y la doctrina jurídica de la conquista. In: Revista jurídica de Castilla y León. Nr. 28, 2012, ISSN 1696-6759, S. 1–55 (spanisch, unirioja.es [abgerufen am 10. Februar 2018]).
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Rafael Sánchez Domingo: Las leyes de Burgos de 1512 y la doctrina jurídica de la conquista. In: Revista jurídica de Castilla y León. Nr. 28, 2012, ISSN 1696-6759, S. 16 (spanisch, unirioja.es [abgerufen am 10. Februar 2018]).
- Antonio Rumeu de Armas: La conquista de Tenerife 1494–1496. Cabildo Inular de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 1975, S. 248 (spanisch, ulpgc.es [abgerufen am 28. Juni 2016]).
- Rafael Sánchez Domingo: Las leyes de Burgos de 1512 y la doctrina jurídica de la conquista. In: Revista jurídica de Castilla y León. Nr. 28, 2012, ISSN 1696-6759, S. 27 ff. (spanisch, unirioja.es [abgerufen am 10. Februar 2018]).
- Wolfgang Reinhard: Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415–2015 (= Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung). C. H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68718-1, S. 312.
- Juan Lopez de Palacios Rubios: Requirimiento, 1513. Indiana University, abgerufen am 30. Mai 2022.
- Tony Horwitz: Die wahren Entdecker der Neuen Welt – von den Wikingern bis zu den Pilgervätern Pieper Verlag, München 2008, ISBN 978-3-492-25462-5, S. 206.