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Als Hilfen bezeichnet man beim Reiten die Einwirkungen des Reiters auf sein Pferd Man unterscheidet dabei zwischen Gewichts Schenkel und Zugelhilfen Hierbei sind die Hilfen nicht als einzelne Kommandos zu verstehen sondern als Einwirkungen die im Zusammenspiel die Haltung und den Bewegungsablauf des Pferdes beeinflussen Voraussetzung fur eine korrekte Hilfengebung ist der unabhangige und losgelassene Sitz Unabhangig bedeutet dass der Reiter die Bewegung des Pferdes ausgleichen kann dass beispielsweise die Hand ruhig stehen bleibt unabhangig von der Bewegungsphase in der sich das Pferd gerade befindet und dass der Reiterkopf uber seiner Wirbelsaule ausbalanciert ist und keine Ausweichbewegungen macht Losgelassen bedeutet dass der Reiter geschmeidig in der Bewegung mitgeht Je besser Reiter und Pferd ausgebildet sind desto feiner und unauffalliger sind die Hilfen Wenn eine Zugel oder Schenkelhilfe wirkt dann gibt der Reiter nach Von der Wirkung her unterscheidet man hauptsachlich die treibenden vortreibenden und die verhaltenen Hilfen 1 die man allerdings noch weiter differenzieren kann Von den Hilfen unterscheidet man die Hilfsmittel Stimme Gerte und Sporen konnen zur Unterstutzung der Schenkelhilfen eingesetzt werden Bei der Bodenarbeit kommen meist lange Gerten oder kurze Peitschen als Hilfsmittel zum Einsatz 2 Zum Longieren und beim Fahren werden Peitschen als Hilfsmittel verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Gewichtshilfen 2 Schenkelhilfen 3 Zugelhilfen 4 Paraden 5 Einsatz der Hilfsmittel 6 Anreiten 7 Einzelnachweise 8 LiteraturGewichtshilfen BearbeitenDie Gewichtshilfe ist eine treibende Hilfe und kann einerseits einseitig oder beidseitig belastend und andererseits entlastend eingesetzt werden 3 In der Ausgangsposition spurt der Reiter beide Becken und den Schambeinknochen gleich stark Die Gewichtshilfen werden durch Abkippen des Beckens nach vorne hinten links oder rechts und durch das Anspannen der Rucken und oder Bauchmuskeln gegeben Zusammen mit den anderen Reithilfen wirken die Gewichtshilfen richtungsandernd oder tempoandernd Bei einem gut eingespielten Paar genugt es wenn der Reiter oder die Reiterin in die Richtung der beabsichtigten Gewichtsverlagerung blickt um die gewunschte Reaktion des Pferdes zu erzielen Beim Westernreiten und in der klassischen Reitweise reagiert das Pferd auf Gewichtshilfen indem es unter das Gewicht des Reiters tritt Man stelle sich vor es wurde jemand auf unseren Schultern sitzen und sich stark zur Seite lehnen Damit wir nicht umfallen mussen wir in die Richtung gehen in die sich die Person lehnt Nichts anderes tut auch das Westernpferd es versucht sein Gleichgewicht wieder zu finden Bei der englischen Reitweise kann das Gewicht bzw das Kreuzanspannen auch als Hilfe zum Weichen verstanden werden Das heisst das Pferd weicht in die entgegengesetzte Richtung aus in die der Reiter mit seinem Kreuz einwirkt wodurch auch eine Mehrbelastung des starker belasteten Hinterbeins erreicht werden soll Die seitliche Gewichtsverlagerung erfolgt durch Vorschieben des inneren Sitzbeinknochens bzw Zurucknehmen des ausseren Oberschenkels 4 was auch ein weiteres Vortreten des entsprechenden Hinterfusses erleichtert Ein Unterschied in der Hilfengebung beim Westernreiten und bei der klassisch englischen Reitweise besteht zwischen dem Ruckwartsrichten bzw Reins back und dem Back up Der Westernreiter kippt sein Becken nach hinten und sitzt also ausschliesslich auf seinen Beckenknochen macht somit auch die Schulter frei damit diese inklusive Hals angehoben werden kann und weil er mochte dass das Pferd unter das Gewicht des Reiters tritt also ruckwarts geht In der klassischen englischen Reitweise macht der Reiter den Rucken frei Er sitzt also vermehrt auf dem Schambeinknochen als auf den Beckenknochen quasi minimal nach vorne gebeugt Schenkelhilfen BearbeitenDie Schenkelhilfe gehort zu den treibenden Hilfen und kann entweder vorwarts bzw vorwarts seitwarts treibend eingesetzt werden oder verwahrend 5 Als Schenkelhilfe wird beim Reiten die Einflussnahme des Reiters uber seinen Unterschenkel auf das Pferd bezeichnet Dabei wirkt diese je nach Lage des Reiterbeins vor am oder hinter dem Sattelgurt auf das gleichseitige Vorder oder Hinterbein des Pferdes Die Reaktionen des Pferdes auf den Schenkel sind bedingt durch Reflexe und antrainiertes Verhalten Je nach Aktivitat des Schenkels unterscheidet man also zwischen vorwarts treibenden vorwarts seitwarts treibenden und verwahrenden Schenkelhilfen wobei verwahrend hier keinesfalls passiv heisst ein weit verbreiteter Irrtum sondern die Lage des Schenkels und die mit dem Einsatz beabsichtigte Wirkung namlich die Begrenzung der seitlichen Bewegung der Hinterhand bezeichnet Der verwahrende Schenkel ist immer fur die Vorwartsbewegung mitverantwortlich 6 Der treibende vorwarts treibende Schenkel liegt direkt hinter dem Sattelgurt aktiviert die Hinterhandtatigkeit der seitwartstreibende vorwarts seitwarts treibende Schenkel liegt etwa eine Handbreit hinter dem Gurt In beiden Fallen geschieht das Treiben dadurch dass mit dem Schenkel ein wechselseitiger Druck auf den Pferdekorper ausgeubt wird Wie stark eingewirkt werden muss unterscheidet sich dabei nicht nur je nach gewunschtem Ergebnis sondern hangt auch wesentlich von der Sensibilitat bzw dem Ausbildungsgrad des Pferdes ab Je besser das Pferd ausgebildet ist je sensibler das Pferd ist mit umso weniger Hilfen sollte es nach und nach lernen auszukommen dies gilt reitweisenubergreifend um ein Pferd nicht gegenuber den Hilfen abzustumpfen Im Westernreiten wird dies so minimiert dass der Reiter nur noch impulsartig seine Hilfen geben muss wenn er eine Anderung im Tempo oder Richtung wunscht Da eine Reaktion des zu treibenden Pferdebeines nicht moglich ist wenn es gerade Gewicht aufgenommen hat hat diese Hilfe nur Sinn wenn sich das betreffende Bein gerade vom Boden lost oder bereits gelost hat Der verwahrende Schenkel des Reiters liegt etwa eine Hand breit hinter dem Gurt an und hat die Aufgabe in der Wendung als ausserer Schenkel ein zu weites nach aussen Treten von der gebogenen Linie des ausseren Hinterfusses zu verhindern Dieses Herausstellen wird auch als Ausfallen der Hinterhand oder als uber die Schulter Weglaufen bezeichnet Wichtig ist bei der Schenkelhilfe nicht die eingesetzte Kraft sondern der richtige Zeitpunkt und die richtige Lage des Beines Beide Zeitpunkt und Lage konnen leicht variieren und mussen vom Reiter auf das jeweilige Pferd optimal abgestimmt werden was sowohl Erfahrung als auch Feinfuhligkeit erfordert Ein zu fruher oder spater oder an der falschen Stelle ausgefuhrter Schenkeldruck kann den geforderten Reflex nicht auslosen Zu starkes bestandiges Treiben des Schenkels kann das Pferd abstumpfen und eine sensible Arbeit unmoglich machen Zugelhilfen BearbeitenZugelhilfen konnen nachgeben annehmen durchhalten verwahren und seitwarts weisen 7 Zugelhilfen wirken auf das Pferdemaul oder den Pferdekopf und durfen nie alleine gegeben werden sondern immer nur in Verbindung mit den Gewichts und Schenkelhilfen 7 Nur bei einem durchlassigen Pferd kann die Zugelhilfe uber Maul Genick Hals und Rucken bis auf die Hinterhand wirken 7 Der Zugel kann stellen und begrenzen Stellen die innere Zugelhand wird im Gegensatz zur ausseren leicht angehoben damit das Pferd nicht nach innen uber die Schulter in den Zirkel fallen kann und stellt das Pferd auf die Bewegungslinie z B Zirkellinie ein Begrenzend Damit das Pferd nicht zu sehr gebogen ist also zu stark nach innen schaut und evtl auch noch uber die aussere Schulter ausbrechen kann und dadurch in die entgegengesetzte Richtung lauft wirkt der aussere Zugel begrenzend Man treibt das Pferd mit dem inneren Schenkel an den ausseren Zugel Es wird normalerweise nie am Zugel gezogen ganz gleich in welcher Reitweise es wird lediglich sofern die Anlehnung gegeben ist durch leichtes Fingerspiel ein Impuls gegeben bis die gewunschte Reaktion des Pferdes erfolgt ist dann wird der Zugel als Lob leicht nachgegeben wozu oft schon ein leichtes Offnen der Finger ausreichend ist Beim einhandigen Westernreiten dem Neck reining gilt jedoch eine andere Regel Neck kommt aus dem Englischen und bedeutet Hals Nacken und rein bzw reining Zugel zugeln Das Pferd reagiert hier weichend auf den am Hals angelegten Zugel Da Neckreining einen hohen Ausbildungsstand von Pferd und Reiter voraussetzt hat das Pferd bereits gelernt sich auch nur mit einer Zugelhand und den korrekten anderen Hilfen in die gewunschte Richtung zu biegen und dem Zugeldruck zu weichen Beim dressurmassigen Fahren nach Achenbach stehen die Pferde immer am Gebiss Wendungen werden durch Nachgeben mit der ausseren Leine eingeleitet Anfahren und der Wechsel in eine hohere Gangart werden durch ein Annehmen beider Leinen halbe Parade angekundigt und durch Nachgeben mit beiden Leinen ausgelost Hier wirken die Leinenhilfen treibend Paraden BearbeitenDurch das Zusammenspiel der Hilfen konnen halbe und ganze Paraden gegeben werden Einsatz der Hilfsmittel BearbeitenDurch Touchieren mit einer Reitgerte oder einer Peitsche wird im Sinne eines Aufmerksammachens Einfluss auf das Pferd genommen Je nach Verwendungszweck kommen dabei Dressurgerten Springgerten Touchierpeitschen oder Longierpeitschen zum Einsatz Die Stimme ist in erster Linie ein Hilfsmittel um das Vertrauen des Pferdes zu erhohen 2 Sie soll einerseits beruhigend wirken und hat andererseits wie das Touchieren Aufforderungscharakter Mithilfe der Stimme werden dem Pferd vom Boden sowie vom Pferderucken aus Kommandos gegeben Bedeutung haben diese Hilfsmittel beim Longieren eines Pferdes sowie im sonstigen taglichen Training in der Dressurprufung sind sie nicht zulassig Jungpferde die bereits bei der Bodenarbeit von ihrem Trainer gelernt haben was Steh Halt Whoa oder zuruck Back up bedeutet haben es unter dem Sattel am Anfang leichter die nun neu dazugekommenen Schenkel Gewichts und Zugelhilfen einzuordnen und auszufuhren Weitere Stimmhilfen werden im Artikel uber Fuhrkommandos erklart Sporen sollen vor allem feinere Schenkelhilfen ermoglichen und ggf die Wirksamkeit der Schenkelhilfen erhohen 2 In der Dressurprufung ist ihr Einsatz nicht vorgeschrieben Im Training sollte man sich immer wieder des Schenkelgehorsams vergewissern indem man auch schwierigere Lektionen ohne Sporen reitet Anreiten BearbeitenDas Anreiten wird mit einer halben Parade zum Aufmerksam machen eingeleitet Anschliessend wird das Kreuz angespannt ein beidseitiger Schenkeldruck ausgeubt und eine nachgebende Zugelhilfe gegeben damit das Pferd antreten kann 8 Bei jungen Pferden kann zusatzlich noch gleichzeitig mit der Gewichtshilfe eine Stimmhilfe gegeben werden solange sie die korrekte Hilfengebung noch nicht verstehen Nach mehrfacher Wiederholung lernt dann das junge Pferd auf die reiterlichen Hilfen zu achten und benotigt die Stimmhilfe nicht mehr 9 Einzelnachweise Bearbeiten Richtlinien 1994 S 70 a b c Richtlinien 1994 S 85 Richtlinien 1994 S 71 Richtlinien 1994 S 73 Richtlinien 1994 S 74 Der Begriff treibend wird also doppeldeutig verwandt einmal in einem weiteren und einmal in einem engeren Sinne Richtlinien 1994 S 75 a b c Richtlinien 1994 S 78 Grundlagen des Reitens Pferdewissen ch Grundausbildung des jungen Reitpferdes Von der Fohlenerziehung bis zum ersten Turnierstart Ingrid Klimke und Reiner Klimke Franckh Kosmos Verlag 2012 ISBN 3440124835Literatur BearbeitenRichtlinien fur Reiten und Fahren Band 1 Grundausbildung fur Reiter und Pferd Hrsg von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung 26 Auflage FNverlag Warendorf 1994 ISBN 3 88542 262 X Peter Spohr Die Logik in der Reitkunst Olms Hildesheim New York 1979 ISBN 3 487 08187 3 Monte Foreman Patrick Wyse Monte Formeans s Horse Training Science University of Oklahoma Press Norman 1983 ISBN 0 8061 1583 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hilfe Pferdesport amp oldid 220725351