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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Rede am 10 November 1988 im Deutschen Bundestag von Philipp Jenninger CDU spater auch bekannt als Jenninger Rede wurde von dem damaligen Bundestagsprasidenten zum 50 Jahresgedenken der Novemberpogrome 1938 gehalten Jenninger hatte erstmals versucht mit der Lebensluge aufzuraumen nach der Adolf Hitler mit einer verbrecherischen Entourage Macht uber die Deutschen gewonnen und das Volk angeblich gegen dessen Wissen und Willen ins Verderben gefuhrt habe 1 Ein vor der Rede geplanter und unabhangig vom Inhalt der Rede durchgefuhrter Protest fuhrte zu einem Proteststurm innerhalb und ausserhalb Deutschlands und zum Rucktritt Jenningers am darauffolgenden Tag Philipp Jenninger 1987 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezeption 3 Wirkung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenIm besonders stark kritisierten Abschnitt der Rede ab 13 m 33 s legte Jenninger in einer Art Schuldbekenntnis dar mit welchen Gedankengangen viele Deutsche den Nationalsozialismus seinerzeit entschuldigten und in ihn verstrickt waren Fur die Deutschen die die Weimarer Republik uberwiegend als eine Abfolge aussenpolitischer Demutigungen empfunden hatten musste dies alles Erfolge Hitlers wie ein Wunder erscheinen Und nicht genug damit aus Massenarbeitslosigkeit war Vollbeschaftigung aus Massenelend so etwas wie Wohlstand fur breiteste Schichten geworden Statt Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit herrschten Optimismus und Selbstvertrauen Machte nicht Hitler wahr was Wilhelm II nur versprochen hatte namlich die Deutschen herrlichen Zeiten entgegenzufuhren War er nicht wirklich von der Vorsehung auserwahlt ein Fuhrer wie er einem Volk nur einmal in tausend Jahren geschenkt wird Sicher meine Damen und Herren in freien Wahlen hatte Hitler niemals eine Mehrheit der Deutschen hinter sich gebracht Aber wer wollte bezweifeln dass 1938 eine grosse Mehrheit der Deutschen hinter ihm stand sich mit ihm und seiner Politik identifizierte Gewiss einige querulantische Norgler wollten keine Ruhe geben und wurden von Sicherheitsdienst und Gestapo verfolgt aber die meisten Deutschen und zwar aus allen Schichten aus dem Burgertum wie aus der Arbeiterschaft durften 1938 uberzeugt gewesen sein in Hitler den grossten Staatsmann unserer Geschichte erblicken zu sollen Und noch eines darf nicht ubersehen werden Alle die staunenerregenden Erfolge Hitlers waren insgesamt und jeder fur sich eine nachtragliche Ohrfeige fur das Weimarer System Und Weimar war ja nicht nur gleichbedeutend mit aussenpolitischer Schwache mit Parteiengezank und Regierungswechseln mit wirtschaftlichem Elend mit Chaos Strassenschlachten und politischer Unordnung im weitesten Sinne sondern Weimar war ja auch ein Synonym fur Demokratie und Parlamentarismus fur Gewaltenteilung und Burgerrechte fur Presse und Versammlungsfreiheit und schliesslich auch fur ein Hochstmass judischer Emanzipation und Assimilation Das heisst Hitlers Erfolge diskreditierten nachtraglich vor allem das parlamentarisch verfasste freiheitliche System die Demokratie von Weimar selbst Da stellte sich fur sehr viele Deutsche nicht einmal mehr die Frage welches System vorzuziehen sei Man genoss vielleicht in einzelnen Lebensbereichen weniger individuelle Freiheiten aber es ging einem personlich doch besser als zuvor und das Reich war doch unbezweifelbar wieder gross ja grosser und machtiger als je zuvor Hatten nicht eben erst die Fuhrer Grossbritanniens Frankreichs und Italiens Hitler in Munchen ihre Aufwartung gemacht und ihm zu einem weiteren dieser nicht fur moglich gehaltenen Erfolge verholfen Und was die Juden anging Hatten sie sich nicht in der Vergangenheit doch eine Rolle angemasst so hiess es damals die ihnen nicht zukam Mussten sie nicht endlich einmal Einschrankungen in Kauf nehmen Hatten sie es nicht vielleicht sogar verdient in ihre Schranken gewiesen zu werden Und vor allem Entsprach die Propaganda abgesehen von wilden nicht ernstzunehmenden Ubertreibungen nicht doch in wesentlichen Punkten eigenen Mutmassungen und Uberzeugungen Und wenn es gar zu schlimm wurde wie im November 1938 so konnte man sich mit den Worten eines Zeitgenossen ja immer noch sagen Was geht es uns an Seht weg wenn euch graust Es ist nicht unser Schicksal Rezeption BearbeitenSchon wahrend der Rede verliessen einige Abgeordnete den Plenarsaal 2 beginnend mit Jutta Oesterle Schwerin Grune was diese von vornherein geplant hatte 3 Die Darstellung wurde wegen des Stils vor allem des von Jenninger ausgiebig verwendeten Stilmittels der erlebten Rede einer ungeeigneten Vortragsweise aber auch wegen des Inhalts sehr kontrovers aufgenommen Unter anderem wurde kritisiert dass der Bundestagsprasident ausfuhrlich den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler zitierte Der Spiegel sah in der Rede misslungene deutsche Vergangenheitsbewaltigung Die Union das machte Jenninger auf bedruckend einfaltige aber bezeichnende Art klar wird die Schatten der Vergangenheit nicht los Unter rhetorischen Floskeln hinter dem besten Willen und lauterer Gesinnung schimmern unubersehbar Denkfiguren rechten Spiessertums Weltbilder einer im Kern kaum belehrbaren Stammtischbruderschaft Walter Jens benannte Konrad Adenauer in diesem Zusammenhang als geistigen Vater einer Mentalitat und politischen Kultur die unter Missachtung der Grundgebote von Moral Sensibilitat und Takt nach 1945 offenbar bedenkenlos die nachtragliche Demutigung deutscher Juden betrieben habe Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bemangelte zwar auch dass in der Rede beklagenswertes Ungeschick zum Ausdruck komme sah jedoch mehr Stil und Aufbau als den Inhalt als problematisch an Diese Einschatzung untermauerte eine von Ignatz Bubis am 9 November 1989 in einer Synagoge in Frankfurt gehaltene Rede in welcher der spatere Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland absichtlich die problematischen Passagen aus der umstrittenen Rede Jenningers im Wortlaut ubernahm ohne fur die Aussagen kritisiert zu werden 4 5 Bubis erklarte er habe die Ansprache die seiner Meinung nach in einer Uberreaktion zum Rucktritt des damaligen Bundestagsprasidenten fuhrte als durchaus zutreffende Beschreibung des Mitlaufertums verstanden 6 Ahnlich ausserte sich der Publizist Sebastian Haffner Jenninger hatte kein Gespur fur den Anlass Wenn ein Mensch ermordet worden ist spricht man an seinem Grab auch nicht von der interessanten Personlichkeit des Morders 7 Es gab auch Stimmen die die Rede anerkennend mit von Weizsackers Rede von 1985 verglichen 8 3 Eine detaillierte Analyse auf dem judischen Portal Hagalil com zeigt den Ablauf der Missverstandnisse auf 9 Wirkung BearbeitenDie Rede ist eine der international bekanntesten Reden eines deutschen Bundestagsprasidenten Sie wurde auf Tontragern veroffentlicht und wird in zahlreichen Fachbuchern insbesondere zur Sprachwissenschaft zitiert Literatur BearbeitenIan Buruma Erbschaft der Schuld Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland und Japan 1994 ISBN 3 446 17602 0 Jeffrey Herf Philipp Jenninger and the Dangers of Speaking Clearly In Partisan Review 56 1989 S 225 236 ISSN 0031 2525 online Hans Jurgen Heringer Wie man etwas nicht sagen darf Der Fall Jenninger In Ders Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort Politik Sprache Moral Beck Munchen 1990 S 163 176 ISBN 3 406 34017 2 Jan C L Konig Wenn du einmal im Sarg liegst kommst du nicht mehr raus Nach Vorlage genehmigte Niederschrift des Gesprachs mit dem Bundestagsprasidenten a D Dr Philipp Jenninger am Dienstag 16 Mai 2006 In Monatshefte fur deutschsprachige Literatur und Kultur Hrsg von Hans Adler Vol 100 No 2 Summer 2008 University of Wisconsin Press Madison WI 2008 ISSN 0026 9271 S 179 190 Jan C L Konig Uber die Wirkungsmacht der Rede Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag Vandenhoeck amp Ruprecht unipress Gottingen 2011 ISBN 3 89971 862 3 Darin Nicht das was gemeint war Rhetorische Diskursanalyse der Rede Philipp Jenningers anlasslich der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags am 10 November 1988 zum 50 Jahrestag der Judenpogrome in Deutschland S 153 220 Astrid Linn noch heute ein Faszinosum Philipp Jenninger zum 9 November 1938 und die Folgen Kommunikation Forschung und Lehre 2 Lit Verl Munster 1990 ISBN 3 89473 094 3 207 S Harald Schmid Erinnern an den Tag der Schuld Das Novemberpogrom von 1938 in der deutschen Geschichtspolitik Hamburg 2001 ISBN 3 87916 062 7 Yasushi Suzuki Erlebte Rede versus Indirekte Rede Ignatz Bubis zitiert Jenningers umstrittene Passage In Institut fur Germanistik Universitat Koblenz Landau Hrsg Zeitschrift fur angewandte Linguistik ZfaL Nr 33 2000 ISSN 1433 9889 S 91 100 uni koblenz de PDF abgerufen am 21 April 2011 archiviert Memento vom 21 April 2011 auf WebCite Eine Rede die die Nation erregte 10 November 1988 Deutscher Bundestag Es spricht der Bundestagsprasident Dr Philipp Jenninger Warum loste diese Rede solche Emotionen aus Gottingen Atzenhausen 2008 Lesen http dr ulonska de html jenniger rede html Armin Laschet Heinz Malangre Hrsg Philipp Jenninger Rede und Reaktion Aachen Einhard Koblenz Rheinischer Merkur 1989 ISBN 3 920284 49 6 Antje Langer Jenninger Rede In Torben Fischer Matthias N Lorenz Hrsg Lexikon der Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland Debatten und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 Bielefeld Transcript 2007 ISBN 978 3 89942 773 8 S 240 242 Weblinks BearbeitenWortlaut der Rede des Bundestagsprasidenten Dr Philipp Jenninger vom 10 November 1988 im Deutschen Bundestag zum Thema Pogrome vom 9 und 10 November 1938 Detaillierte Analyse auf dem judischen Online Portal Hagalil com Audioaufnahme der Rede von SWR2 mit 50 Sekunden EinfuhrungEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Benz Unglucklicher Staatsakt Philipp Jenningers Rede zum 50 Jahrestag der Novemberpogrome 1938 bpb de Bundeszentrale fur Politische Bildung 4 November 2013 abgerufen am 30 Dezember 2017 Lucian Holscher Political Correctness Wallstein Verlag 2008 ISBN 978 3 8353 0344 7 S 202 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Rainer Poeschl Nach der Rede im freien Fall Philipp Jenninger Nicht mehr online verfugbar In Das Parlament Nr 15 2011 Deutscher Bundestag 11 April 2011 ehemals im Original abgerufen am 21 April 2011 1 2 Vorlage Toter Link www das parlament de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Peter Schmalz Keiner hat was gemerkt In Die Welt 1 Dezember 1995 Trauer oder Pflichtubung Bubis wiederholte die umstrittene Jenninger Rede taz de 1 Dezember 1995 Keiner hat was gemerkt Arno Widmann Deutsche Zwillinge In Die Zeit Nr 50 1995 S 59 Zu wahr um schon zu sein Ex Bundestagsprasident Philipp Jenninger halt wieder Reden In Der Spiegel Nr 6 1989 S 53 56 online buecher hagalil com Detaillierte Analyse auf dem Portal Hagalil com Kommunikation und Verstehen Der Fall Jenninger Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rede am 10 November 1988 im Deutschen Bundestag amp oldid 238585140