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Als Raucharoma bezeichnet man Zubereitungen aus kondensiertem und gereinigtem Rauch wie er auch bei den herkommlichen Verfahren zum Rauchern von Lebensmitteln verwendet wird Im Gegensatz dazu erscheint frisch erzeugter Rauch der fur die Raucherung von Lebensmitteln eingesetzt wird in der Zutatenliste als Rauch Dieser kann vor Ort durch Friktion Reibung aus verglimmten Spanen Pellets Scheiten sowie regeneriert aus Raucharoma erzeugt werden Raucharomen gibt es in fester und flussiger Form letztere werden oft auch als Liquid Smoke Flussigrauch oder flussiger Rauch bezeichnet Diese Angabe ist jedoch lebensmittelrechtlich nicht zugelassen Im Verlauf des Artikels werden die korrekten Deklarationen als Zutat Raucharoma und als Basis fur frisch erzeugten Rauch Rauch vorgestellt und die entsprechenden Verordnungen angefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Tradition des Raucherns 2 Definition 3 Kennzeichnung 4 Produktionsverfahren 5 Inhaltsstoffe 6 Gesundheitsaspekte 7 Umweltvorteile 7 1 Kohlendioxid 7 2 Schadstoffe 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 Einzelnachweise 11 LiteraturTradition des Raucherns BearbeitenRauchern in Verbindung mit Trocknen ist eine der altesten Methoden zur Konservierung von Nahrungsmitteln Archaologische Funde legen den Schluss nahe dass die Menschen schon vor etwa 9 000 Jahren das Rauchern als Mittel zur Haltbarmachung kannten 1 Klimatische Unterschiede in den verschiedenen Regionen waren ein signifikanter Faktor bei der Entwicklung der verschiedenen Konservierungsverfahren Bei den traditionellen Raucherverfahren wird unterschieden in Kaltrauchern bei einer Temperatur von 15 25 C Warmrauchern bei 25 50 C und Heissrauchern bei 50 85 C Je hoher die Temperatur desto kurzer die Verweildauer der Nahrungsmittel im Rauch Heute wird das Rauchern fast ausschliesslich zur Farb und Aromagebung eingesetzt Gerauchert wird in der Regel mit Sagemehl und Hack oder Sagespanen verschiedener Hartholzer Ausserdem werden z B Wacholderbeeren Krauter Tannen oder Kiefernzapfen und nadeln zur zusatzlichen Aromabildung beigemischt Es gibt unterschiedliche Raucherverfahren Glimmrauchverfahren Friktionsrauchverfahren Reiberauch Dampfrauchverfahren und Rauchern mit aus Rauchkondensaten wiedererzeugtem Rauch Definition BearbeitenDie europaische Verordnung EG Nr 1334 2008 Aromenverordnung 2 unterteilt Aromen in sechs verschiedene Kategorien Aromastoffe Aromaextrakte thermisch gewonnene Reaktionsaromen Raucharomen Aromavorstufen und sonstige Aromen Raucharomen im Sinne der Begriffsbestimmungen von Artikel 3 Nr 1 2 und 4 der Verordnung EG Nr 2065 2003 werden durch Fraktionieren und Reinigen von in Wasser kondensiertem Rauch erzeugt Sie werden dazu verwendet Lebensmitteln wie z B Fleisch Fisch oder Snacks einen Rauchergeschmack zu verleihen Um Raucharomen herzustellen mussen Hersteller bestimmte gesetzliche Bedingungen hinsichtlich Temperatur Wassergehalt des Holzes sowie Luftzufuhr einhalten und streng kontrollieren 3 Kennzeichnung BearbeitenDie Zugabe von Raucharomen muss immer nach der europaischen Aromenverordnung 2 gesondert gekennzeichnet werden wenn sie dem Lebensmittel einen Rauchergeschmack verleihen Die Aromenverordnung regelt die Kennzeichnung von Aromen hinsichtlich Verkauf an die Lebensmittelindustrie und Endverbraucher sowie fur die Kenntlichmachung von Aromen in der Zutatenliste von Lebensmitteln auf der Verpackung Werden Raucharomen bei der Herstellung von Lebensmitteln zugesetzt und verleihen sie dem Lebensmittelprodukt einen Rauchgeschmack so sind sie als Raucharoma in der Zutatenliste zu kennzeichnen Mit der Verordnung EG Nr 2065 2003 uber Raucharomen zur tatsachlichen oder beabsichtigten Verwendung in oder auf Lebensmitteln 3 die am 16 Dezember 2003 in Kraft trat wurden die rechtlichen Regelungen der Mitgliedstaaten im Bereich der Herstellung Zulassung und Verwendung von Raucharomen vereinheitlicht Die Verordnung sieht ein Verfahren vor in dem die Kommission die sogenannten Primarprodukte Primarrauchkondensat und Primarteerphase fur die Herstellung von Raucharomen zulasst Die zugelassenen Stoffe werden in einer Positivliste im Anhang der Verordnung vermerkt Geregelt wird also nicht der Zugang einzelner Raucharomen zum Binnenmarkt sondern man beschrankt sich auf die Kontrolle und Zulassung von Ausgangsstoffen der Primarprodukte Im Zulassungsverfahren mussen die Hersteller von Primarprodukten dabei detaillierte Angaben uber Ausgangsstoffe und Produktionsmethoden machen Die Zulassungsantrage sind bei der zustandigen Behorde des Mitgliedstaates zu stellen Diese leitet sie an die Europaische Behorde fur Lebensmittelsicherheit weiter Nach der EU Verordnung mussen folgende Angaben bei Rauchkondensaten gemacht werden Verwendete Holzart Genaue Angaben uber die Produktionsmethode der Primarprodukte und die Weiterverarbeitung zu Flussigrauchderivaten Die qualitative und quantitative Analyse der Primarprodukte und die Charakterisierung desjenigen Anteils der nicht identifizierbar ist Dieser sollte moglichst klein sein Einsatz einer validierten Methode zur Probennahme Identifizierung und Charakterisierung der Primarprodukte Informationen uber die beabsichtigte Einsatzmenge Toxikologische DatenNach EU Verordnung 1321 2013 werden Raucharomen als Zutat und als Basis fur die Raucherzeugung deklaratorisch unterschieden Als Zutat eingesetzt greift die EU VO 1334 2008 und sie werden als Raucharoma deklariert Durch den Schritt der Raucherzeugung werden die Aromen zum Rauch und sind auch solcher zu deklarieren Hierbei mussen die chemisch physikalischen Eigenschaften wie Partikelgrosse und Zusammensetzung mit denen eines Rauches z B aus Friktion vergleichbar sein Produktionsverfahren BearbeitenDas Rauchern mit aus Rauchkondensaten wiedererzeugtem Rauch bietet sich als gesundheits und umweltschonende Alternative zum klassischen Rauchern mit Glimmrauch an Bei diesem Verfahren ist das Lebensmittel nicht direkt dem mit toxischen Stoffen Asche Teer PAK u a versehenen Rauchstrom ausgesetzt sondern es wird durch Zerstauben ein Rauch erzeugt das Lebensmittel damit gerauchert Die Raucherzeugung ist dabei maximal standardisierbar Als Primarrauchkondensat werden Losungen bezeichnet die durch Pyrolyse von Holz gewonnen werden Der Ausdruck Flussigrauch ist lebensmittelrechtlich nicht zugelassen und stellt dabei auch nicht die Eigenschaften von Rauch dar Die beim in Deutschland immer noch uberwiegend angewendeten klassischen Rauchern entstehenden unerwunschten Stoffe wie Asche und Teer werden bei der Herstellung des Rauchs durch Filtern und Reinigen nahezu vollig beseitigt Der aus den Primarrauchkondensaten erzeugte Raucherrauch lasst sich fur alle ublichen Raucherverfahren wie Kalt Warm Heiss und Dampfrauchern einsetzen Neben der gewunschten Raucherfarbe und dem Rauchergeschmack werden die fur das Produkt erforderliche Haltbarkeit und Textur erzielt Beim Prozess der Pyrolyse werden Sagespane unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff erhitzt Der entstehende Rauch wird in Wasser auskondensiert und anschliessend in einem mehrstufigen Filterverfahren von unerwunschten Stoffen weitestgehend befreit Das Kondensat wird durch physikalische Prozesse in drei Komponenten zerlegt ein wassriges Rauchkondensat eine wasserunlosliche Teerphase hoher Dichte und eine wasserunlosliche olige Phase Die wasserunlosliche olige Phase ist dabei ein Nebenprodukt und nicht zur Weiterverarbeitung geeignet Einige Fraktionen der wasserunloslichen Teerphase sowie das Rauchkondensat werden anschliessend gereinigt wobei einige der gesundheitsschadlichsten Bestandteile vorrangig polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe PAK entfernt werden 4 So erhalt man das sogenannte Primarrauchkondensat und die Primarteerphase Diese beiden bilden die Primarprodukte und sind Grundlage der Weiterverarbeitung zu Raucharomen Diese erfolgt auf physikalischem Weg durch Extraktion Destillation Eindampfen Absorption oder Membranfiltration und weiterhin durch Zugabe von sonstigen Aromen Losungsmitteln Lebensmittelzutaten oder Lebensmittelzusatzstoffen 4 Inhaltsstoffe BearbeitenRauchkondensat oder Flussigrauch besteht aus uber 400 chemischen Verbindungen Phenole Aldehyde Carbonsauren und wird anhand des Gehalts von organischen Sauren u a Ameisensaure Essigsaure Phenolen und Carbonylen charakterisiert Phenole verleihen dem Flussigrauch das rauchige Aroma die Carbonyle erzeugen braune Farbe Gesundheitsaspekte BearbeitenDie chemische Zusammensetzung von Rauch ist sehr komplex und hangt z B von Holzart und Wassergehalt des Holzes vom Verfahren zur Raucherzeugung sowie der Temperatur und der Sauerstoffkonzentration wahrend der Raucherzeugung ab Die beim Verglimmen von Holz entstehenden fluchtigen Komponenten Asche Teer und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe PAK z B Benzo a pyren dringen in die Oberflache des Lebensmittels ein Geraucherte Lebensmittel geben daher generell Anlass zu Bedenken in gesundheitlicher Hinsicht insbesondere in Bezug auf die moglichen PAK So wurde zwar in einer Studie nachgewiesen dass unterschiedliche Holzarten fur den Raucherprozess fur unterschiedlich hohe PAK Konzentrationen im Rauchergut sorgen die gesundheitsgefahrdenden Stoffe jedoch in jedem Fall enthalten sind 5 Da Raucharomen aus fraktioniertem und gereinigtem Rauch hergestellt werden wird ihre Verwendung generell als weniger gesundheitsbedenklich angesehen als der traditionelle Raucherprozess 3 Bei den Sicherheitsbewertungen muss jedoch die vielseitigere Verwendungsmoglichkeit von Raucharomen im Vergleich zum herkommlichen Rauchern berucksichtigt werden Hier sind Lebensmittel wie Sossen z B BBQ Sauce Suppen und Snack Food zu nennen die ublicherweise nicht gerauchert werden aber durch den Einsatz von Raucharomen einen Rauchgeschmack verliehen bekommen konnen Bei der Verwendung von regeneriertem Rauch aus gereinigtem Rauchkondensat der fur die Raucherung von Lebensmitteln in Raucheranlagen eingesetzt wird ist ein reduzierter Gehalt an PAK und 3 Monochlorpropandiol 3 MCPD ohne Anderung der sensorischen und chemischen Eigenschaften festzustellen Umweltvorteile BearbeitenDas Rauchern mit aus Rauchkondensat wiedererzeugtem Rauch sollte hinsichtlich des gestiegenen Umweltbewusstseins das bevorzugte Raucherverfahren sein Das Raucherverfahren mit Rauchkondensat verbraucht nicht nur weniger Material sondern ist auch wesentlich energiesparender So wird beim Glimmrauchverfahren aufgrund der Anlagentechnik im Vergleich zum Rauchern mit Rauch aus Rauchkondensat bis zu funfmal so viel CO2 emittiert Zudem ist bei der traditionellen Raucherung der Wasserverbrauch grosser und das Abwasser das bei der Rauchgasreinigung anfallt ist deutlich starker mit Chemikalien alkalische Reinigungsmittel wie Rauchharzentferner und anderer Schmutzfracht Russ Teer belastet Neben der generellen Emissionsbelastung im Umfeld der Rauchereien besteht beim Glimmrauchverfahren zudem ein erhohtes Brandrisiko durch Feuer und Explosionsgefahr in den Rauchabteilungen Allein im Jahr 2008 traten mindestens sieben Brandfalle mit insgesamt einem Todesopfer und einem Gesamtschaden in Hohe von 316 Millionen Euro auf Kohlendioxid Bearbeiten Bei der konventionellen Raucherzeugung fallen bis zu 50 8 des eingesetzten Materials als Abfall an die entsorgt werden mussen Durch die Reinigung Abfallentsorgung und Transport der Rauchermittel fallen bei den konventionellen Raucherverfahren etwa 0 5 kg CO2 je Tonne gerauchertes Lebensmittel an Bei der Flussigrauchherstellung fallen dagegen nur 0 84 des eingesetzten Materials als Abfall an Die Stoffe Teer Holzkohle die nicht im Flussigrauch Verwendung finden werden zur Energieerzeugung der Prozesswarme eingesetzt und verbessern die CO2 Bilanz um 0 342 kg je Tonne gerauchertes Lebensmittel Aufgrund der geringeren Einsatzmenge von Flussigrauch ist mit einer Emission von 0 1 kg CO2 je Tonne gerauchertes Lebensmittel fur die Reinigung Entsorgung und Transport zu rechnen 6 Beim Einsatz von Glimmrauch ist die Nachverbrennung der Rauchgase vorgeschrieben Hierbei werden je Tonne zu raucherndes Lebensmittel etwa 10 m3 Erdgas verbraucht Dies entspricht 24 85 kg CO2 je Tonne geraucherte Fleischware am Beispiel von Raucherschinken Bei Friktionsraucherzeugung und Flussigrauchproduktion ist keine Nachverbrennung erforderlich 6 Schadstoffe Bearbeiten Beim Verglimmen von Holz entstehen Stoffe wie Asche Teer und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe PAK Der Einsatz von Glimmrauch schreibt eine Nachverbrennung der Rauchgase vor Im Abgas thermischer und katalytischer Nachverbrennungseinrichtungen durfen Emissionen an Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid NOx angegeben als Stickstoffdioxid die Massenkonzentration 0 10 g m3 nicht uberschreiten gleichzeitig durfen die Emissionen an Kohlenmonoxid CO die Massenkonzentration 0 10 g m3 nicht uberschreiten Untersuchungen haben gezeigt dass diese Werte von keinem der untersuchten Nachverbrenner eingehalten worden sind 6 Durch den Einsatz von Rauchkondensat werden Raucheremissionen in die Abluft aus zwei Grunden vermieden und somit die oben genannten Emissionsbegrenzungen der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft TA Luft eingehalten Entscheidend ist Bei der Erzeugung von Raucherrauch aus dem Flussigrauch findet keine thermische Verbrennung statt weswegen CO und NOx nicht entstehen konnen Und der Raucherprozess findet in einem geschlossenen System statt Aufgrund dieser okologisch positiven Aspekte wird Flussigrauch in der TA Luft als Primarmassnahme zur Emissionsminderung bewertet und ist von den Auflagen des Bundes Immissionsschutzgesetzes befreit 7 Mit dem Rauch Qualitatssiegel fur geraucherte Fleisch und Wurstwaren hat der Raucharomahersteller Red Arrow ein geschutztes Markenzeichen fur von Teer und Asche befreite Rauchprodukte eingefuhrt 8 Siehe auch BearbeitenAroma Lebensmittelzusatzstoff RauchsalzWeblinks BearbeitenBundesinstitut fur Risikobewertung Gesundheitliche Bewertung von Raucharomen pdf 17 kB DFG Senatskommission zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Lebensmitteln SKLM Flussigrauchpraparate pdf 20 kB Einzelnachweise Bearbeiten SEABERT H WOHRMANN H Zur Geschichte der Lebensmittelkonservierung Memento vom 23 Juni 2015 im Internet Archive PDF 145 kB in NiU Chemie 4 1993 Nr 19 a b VERORDNUNG EG Nr 1334 2008 uber Aromen und bestimmte Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften PDF a b c VERORDNUNG EG Nr 2065 2003 uber Raucharomen zur tatsachlichen oder beabsichtigten Verwendung in oder auf Lebensmitteln a b MEIER D Flussiger Rauch eine analytische Herausforderung in Forschungsreport Zeitschrift des Senats der Bundesforschungsanstalten Ausgabe 2 2004 HITZEL A POHLMANN M et al PAK Gehalte in geraucherten Fleischerzeugnissen in Fleischwirtschaft 1 2013 a b c VORWOLD G und TOPFL S Gutachten zur CO2 Emission bei der Raucherung mittels Flussigrauch im Vergleich zu konventionellen Raucherverfahren Deutsches Institut fur Lebensmitteltechnik e V Quakenbruck Juli 2009 BARWINKEL K Okologischen Blick scharfen in Fleischwirtschaft 4 2009 red arrow deutschland de Rauch Qualitatssiegel Literatur BearbeitenFENGEL D und WEGENER G Wood Chemistry Ultrastructure Reactions Walter de Gruyter Berlin 1984 Kapitel 12 Verfahren zur Herstellung von flussigen Verrauchbraunenden Mitteln Patent Hickory Specialties Inc Brentwood Tennessee USA MEIER D Bundesforschungsanstalt Johann Heinrich von Thunen Institut Bundesforschungsinstitut fur Landliche Raume Wald und Fischerei Hamburg Leitfaden Kommunikation umweltrelevanter Kennzahlen fur die Holzbranche Deutsche Gesellschaft fur Holzforschung e V Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raucharoma amp oldid 230846287