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Ein randomisiertes Experiment ist ein Experiment in dem unterschiedliche in ihren Effekten zu evaluierende Behandlungen per Zufall Beobachtungseinheiten zugeteilt werden Durch die zufallige Zuteilung sollen sich die Beobachtungseinheiten im Durchschnitt mit Ausnahme der Behandlungen nicht unterscheiden Das Gegenteil ist das Quasi Experiment 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ronald Fishers randomisiertes Experiment 2 Kernelemente 3 Arten von randomisierten Experimenten und statistischen Tests 4 Kritik an sozialen randomisierten Experimenten 5 EinzelnachweiseRonald Fishers randomisiertes Experiment BearbeitenRonald Fisher gilt als der Erfinder des randomisierten Experiments In The Design of Experiments 1935 beschrieb er sein Konzept anhand eines heute bekannten Beispiels In diesem Fall soll uberpruft werden ob eine Frau anhand eines Geschmackstests einer Tasse Tee mit Milch unterscheiden kann ob der Tasse zuerst die Milch oder der Tee hinzugefugt wurde Zu Fishers Zeit bestand die vorherrschende Herangehensweise an derartige Fragen darin Kovariaten die das Ergebnis beeinflussen konnten konstant zu halten In diesem Fall wurde dies bedeuten beispielsweise die Temperatur und Starke des Tees die Menge des hinzugefugten Zuckers oder der Milch oder die Art der Tasse bei beiden Behandlungen Tee zuerst Milch zuerst exakt anzugleichen Fisher lehnte diese Herangehensweise aus zwei Grunden ab Erstens sei es unmoglich Zweitens sei es selbst wenn es annahernd moglich ware zu teuer 1 Anstelle des vorherrschenden Diktums alle Faktoren konstant zu halten schlug Fisher vor nichts konstant zu halten namlich durch Randomisierung Fisher schlug zur Klarung der konkreten Frage vor vier Tassen erst mit Milch dann mit Tee zu befullen und vier andere Tassen erst mit Tee dann mit Milch zu befullen Der Frau wird mitgeteilt dass vier Tassen erst Milch dann Tee und vier andere erst Tee dann Milch erhalten haben aber nicht welche Tassen dies jeweils sind Die acht Tassen werden in zufalliger Reihenfolge vor der Frau prasentiert Ihre Aufgabe ist es nun per Geschmackstests die Tassen jeweils der korrekten Gruppe zuzuteilen Die Zahl der Tassen betragt also N 8 displaystyle N 8 nbsp Die Reihenfolge der Prasentation der Tassen ist eine Zufallsvariable Z displaystyle Z nbsp und jede einzelne Prasentation ist die Realisierung dieser Zufallsvariable Z z displaystyle Z z nbsp Eine bestimmte Prasentation kann beispielsweise mit z 11110000 displaystyle z 11110000 nbsp beschrieben werden Alle moglichen Prasentationen sind Elemente der Menge aller moglichen Prasentationen W Drittens wird ein Resultat r displaystyle r nbsp zu beobachten sein Sollte die Frau im obigen Beispiel von z displaystyle z nbsp alle Tassen korrekt zuordnen ware r 11110000 displaystyle r 11110000 nbsp Zuletzt soll das Experiment entscheiden ob die Nullhypothese H 0 displaystyle H 0 nbsp Frau kann nicht schmecken ob der Tasse zuerst Tee oder Milch hinzugefugt wurde bei einer bestimmten Irrtumswahrscheinlichkeit abgelehnt werden muss 1 Vor der Durchfuhrung randomisierter Experimente sollten alle moglichen Resultate vorausgesagt werden Zentral ist dabei die Zahl der Elemente K displaystyle K nbsp in W Da es sich bei Fishers Experiment um eine Permutation handelt lasst sich K displaystyle K nbsp wie folgt berechnen 1 K 8 4 8 4 70 displaystyle K frac 8 4 8 4 70 nbsp Es existieren also 70 mogliche Anordnungen und ebenfalls 70 mogliche Resultate r displaystyle r nbsp Fisher fragte nun wie gross die Wahrscheinlichkeit sei dass die Frau allein durch Zufall alle acht Tassen korrekt zuordnet Diese Wahrscheinlichkeit betragt 1 70 0 014 3 displaystyle 1 70 approx 0 0143 nbsp Sollte sich also r z displaystyle r z nbsp ergeben kann man bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von weniger als 2 schliessen dass die Frau tatsachlich die Fahigkeit besitzt die Reihenfolge des Einschenkens von Tee und Milch herauszuschmecken Unter einer weniger strengen Definition der Fahigkeit nach der zwei Zuordnungsfehler erlaubt sind betruge die Irrtumswahrscheinlichkeit bereits 1 16 70 0 243 displaystyle 1 16 70 approx 0 243 nbsp Unter dieser Definition hatte das oben beschriebene Experiment keine ausreichende statistische Aussagekraft mehr 1 Kernelemente BearbeitenRosenbaum 2002 fasst die Kernelemente eines randomisierten Experiments wie folgt zusammen 1 Experimente benotigen keine Homogenitat der Behandlungseinheiten Experimente benotigen keine Zufallsstichprobe einer Population von Behandlungseinheiten Um eine valide Folgerung zu den Effekten einer Behandlung aus einem Experiment ziehen zu konnen mussen die Behandlungen zufallig auf die Behandlungseinheiten verteilt sein Wahrscheinlichkeit spielt im Experiment nur im Zusammenhang mit der Zuweisung von Behandlungen zu Behandlungseinheiten eine Rolle Arten von randomisierten Experimenten und statistischen Tests BearbeitenFishers Methode wurde zum Goldstandard in vielen Gebieten wie Landwirtschaft Informatik Produktionsprozessen Medizin oder Wohlfahrt Neben dem komplett randomisierten Experiment existieren Varianten wie das Blockdesign Blockplan oder gepaarte randomisierte Experimente Zudem existiert eine Reihe von statistischen Tests die bei randomisierten Experimenten im Gegensatz zu nichtrandomisierten Experimenten nahezu ohne Annahmen auskommen Rosenbaum 2002 fasst sie wie folgt zusammen 1 Tests fur binare Resultate Exakter Test nach Fisher Mantel Haenszel Statistik McNemar Test Tests fur ordinale Resultate Mantels 1959 Erweiterung der Mantel Haenszel Statistik Tests fur ein einzelnes Stratum mit Intervallskala und Verhaltnisskala Wilcoxon Rangsummentest Tests fur ordinale Resultate mit grosser Zahl an Strata im Vergleich zur Stichprobenzahl Hodges Lehmann SchatzerKritik an sozialen randomisierten Experimenten BearbeitenWenngleich sich das randomisierte Experiment seit Fisher in vielen Anwendungen als sehr nutzlich erwiesen hat wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten Kritik laut die sich gegen die Anwendung beim Menschen richtete Insbesondere wurde kritisiert dass durch Zuweisung in Kontrollgruppen einigen Menschen Behandlungen vorenthalten werden was unethisch und oder illegal sein kann 1 James Heckman und Kollegen betonte zudem die Notwendigkeit der Modellierung der Prozesse die Menschen zur Teilnahme oder Nichtteilnahme an Programmen oder Behandlungen fuhren Die Kritik richtete sich dabei auch gegen die fundamentale Annahme des randomisierten Experiments dass Randomisierung Selektionsbias beseitige 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Shenyang Guo amp Mark W Fraser Propensity Score Analysis Statistical Methods and Applications Sage Publications 2009 ISBN 9781412953566 S 5 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Randomisiertes Experiment amp oldid 225055057