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Das radiologische Notfallmanagement in Deutschland bezieht sich auf ungeplante Ereignisse die Expositionen mit ionisierender Strahlung zur Folge haben die sich nachteilig auf Menschen die Umwelt oder Sachguter auswirken konnen Solche Ereignisse sind radiologische Notfalle im Sinn von 5 Abs 26 des Strahlenschutzgesetzes StrlSchG Durch sie entstehende Lagen sind Notfallexpositionssituationen im Sinn von 2 Abs 3 des StrlSchG Veranschaulichung des radiologischen Notfallmanagements nach Teil 3 des Strahlenschutzgesetzes StrlSchG Der Strahlenschutz bei Notfallexpositionssituationen bzw das radiologische Notfallmanagement erfolgt nach den besonderen Massstaben von Teil 3 des StrlSchG Strahlenschutz bei Notfallexpositionssituationen Inhaltsverzeichnis 1 Fallunterscheidungen 2 Radiologische Notfallschutzgrundsatze 3 Integriertes Krisenmanagement in Deutschland 4 Radiologische Notfallvorsorge 5 Notfallreaktion 6 Durchfuhrung 7 Mess und Informationssysteme 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFallunterscheidungen BearbeitenVon Notfallexpositionssituationen zu unterscheiden sind geplante und bestehende Expositionssituationen Eine Notfallexpositionssituation endet wenn sich die Lage stabilisiert hat Sie geht in eine bestehende Expositionssituation uber Gemass Definition des StrlSchG muss diese bereits bestehen wenn eine Entscheidung uber ihre Kontrolle getroffen werden muss Ein Beispiel ware die Entscheidung nach einer gewissen Wartezeit in ein zuvor evakuiertes Gebiet wieder zuruckzukehren Der Strahlenschutz bei einer bestehenden Expositionssituation erfolgt nach den besonderen Massstaben von Teil 4 des StrlSchG Strahlenschutz bei bestehenden Expositionssituationen Bei radiologischen Notfallen wird gem 5 Abs 26 StrlSchG unterschieden zwischen Uberregionaler Notfall Ein Notfall im Bundesgebiet dessen nachteilige Auswirkungen sich voraussichtlich nicht auf ein Bundesland beschranken werden in dem er sich ereignet hat oder ein Notfall ausserhalb des Bundesgebietes der voraussichtlich innerhalb des Geltungsbereichs des StrlSchG nicht nur ortliche nachteilige Auswirkungen haben wird Regionaler Notfall Ein Notfall im Bundesgebiet dessen nachteilige Auswirkungen sich voraussichtlich im Wesentlichen auf das Bundesland beschranken werden in dem er sich ereignet hat Lokaler Notfall Ein Notfall der voraussichtlich im Geltungsbereich des StrlSchG im Wesentlichen nur ortliche nachteilige Auswirkungen haben wird Kategorien des Strahlenschutzes in allen Expositionssituationen sind die Exposition der Bevolkerung berufliche Exposition medizinische Exposition Von Bedeutung fur das radiologische Notfallmanagement sind hiervon die Exposition der Bevolkerung sowie der Einsatzkrafte mit ihrer besonderen Form der beruflichen Tatigkeit unter Strahlenexposition 1 Radiologische Notfallschutzgrundsatze BearbeitenGenerell gilt der Strahlenschutzgrundsatz dass die Exposition der Bevolkerung und der Einsatzkrafte sowie die Kontamination der Umwelt bei einem radiologischen Notfall unter Beachtung des Standes der Wissenschaft und unter Berucksichtigung aller Umstande des Notfalls durch angemessene Massnahmen auch unterhalb der Referenzwerte so gering wie moglich zu halten sind 92 Abs 3 StrlSchG Zum Schutz der Bevolkerung gilt fur die Exposition von Einzelpersonen ein Referenzwert fur die effektive Dosis von 100 mSv im ersten Jahr nach Eintritt des Notfalls 93 Abs 1 StrlSchG Einsatzkrafte sollen in Analogie zu beruflich exponierten Personen durch ihren Einsatz keine effektive Dosis uber 20 mSv erhalten 114 Abs 1 i V m 78 Abs 1 StrlSchG Wenn es zum Schutz von Leben oder Gesundheit erforderlich ist kann in Verbindung mit strengen Auflagen ein hoherer Referenzwert 100 mSv angewandt werden 114 Abs 2 StrlSchG Integriertes Krisenmanagement in Deutschland Bearbeiten Hauptartikel Katastrophenschutz In Deutschland ist die Aufbau und Ablauforganisation des Krisenmanagements von Notfallen vielfaltig Es liegt nicht in einer Hand Gleichwohl hat die Zusammenarbeit zwischen den fur das Krisenmanagement zustandigen Bundesbehorden fur die Durchfuhrung von Schutzmassnahmen zustandigen Katastrophenschutzbehorden der Bundeslander sowie den unterstutzenden Kraften in Gestalt des Technischen Hilfswerks THW der Polizei der Feuerwehr weiteren Hilfsorganisationen und von Fachstellenein hohes Niveau erreicht und wird laufend verbessert Das gilt auch fur die jeweils zur Verfugung stehenden technischen Voraussetzungen Das zugrunde liegende Risikomanagement ist ebenfalls entsprechend integriert Tragendes Instrument dieser Zusammenarbeit ist das gemeinsame Melde und Lagezentrum GMLZ des Bundesamts fur Bevolkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK Dieses Lagezentrum ist standig in Bereitschaft Gesetzliche Grundlagen sind u a das Zivilschutz und Katastrophenhilfegesetz ZSKG auf Bundesebene und die Katastrophenschutzgesetze in Verbindung mit den Gesetzen uber die offentliche Sicherheit und Ordnung sowie dem Polizei und Ordnungsrecht auf Landerebene Radiologische Notfallvorsorge BearbeitenDas radiologische Notfallmanagement nach dem StrlSchG stutzt sich auf dieses eingespielte integrierte System des Krisen und Risikomanagements Es erganzt dieses zudem um eine weitere radiologische Komponente einschliesslich der Strahlenschutzvorsorge die seit Tschernobyl nach dem inzwischen ausser Kraft getretenen Strahlenschutzvorsorgegesetz aufgebaut wurde Massgebende Elemente der radiologischen Notfallvorsorge sind die gemass dem StrlSchG zu erstellenden Notfallplane Sie betrachten definierte Referenzszenarien und umfassen einen allgemeinen Notfallplan des Bundes 98 StrlSchG besondere Notfallplane bestimmter Bundesbehorden 99 StrlSchG und allgemeine und besondere Notfallplane der Bundeslander 100 StrlSchG Das StrlSchG macht dazu inhaltliche Vorgaben Bis zum Erlass der Notfallplane gelten vorhandene einschlagige Dokumente als vorlaufige Notfallplane vgl 97 Abs 5 Anl 4 und Anl 5 StrlSchG Ubergreifend gibt das StrlSchG zudem Kriterien vor fur folgende Notfallschutzreaktionen Aufforderung zum Aufenthalt in Gebauden Verteilung von Jodtabletten oder Aufforderung zur Einnahme von Jodtabletten Evakuierung Diese Kriterien bestehen aus Notfall Dosiswerten die aufgrund des 94 Abs 1 StrlSchG in der Notfall Dosiswerte Verordnung NDWV konkret ausgefuhrt sind Sie quantifizieren die Angemessenheit der vorgenannten Notfallschutzreaktionen uber die in einer fruhen Phase nach Eintritt eines radiologischen Notfalls zu entscheiden ware Die Notfall Dosiswerte haben nicht den Charakter von Grenz oder Referenzwerten Sie beziehen sich auf die Dosis die eine fiktive Bezugsperson nach Eintritt des Notfalls ohne Schutzmassnahmen bei ununterbrochenem Aufenthalt im Freien innerhalb von sieben Tage theoretisch erhalten wurde Das StrlSchG enthalt ferner eine Ermachtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen uber Kontaminationswerte insbesondere von Lebens und Futtermittelm die erforderlichenfalls lagebezogen erlassen werden konnen 94 Abs 2 Europaische Rechtsakten sind dabei vorrangig und solche Verordnungen die bei einem Notfall umgehend in Kraft gesetzt werden konnen liegen bereits seit langerem vor 2 3 Wenn es die Lage erfordert konnen auf der Grundlage des StrlSchG auch befristete Eilverordnungen durch bestimmte Bundesministerien erlassen werden Zur radiologischen Notfallvorsorge gehort auch die Bevolkerung uber die Notfallplane dort berucksichtigte Notfalle bzw Referenzszenarien und deren Folgen fur Bevolkerung und Umwelt sowie Grundbegriffe der Radioaktivitat und ihre Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt aktiv und systematischzu informieren 105 StrlSchG Notfallreaktion BearbeitenErste Reaktion nach Eintritt eines radiologischen Notfalls ist eine sachkundige Lagebeurteilung Hierfur bildet das Bundesumweltministerium BMU bei Eintritt des Notfalls zusammen mit verschiedenen Bundesbehorden das Radiologische Lagezentrum des Bundes 106 StrlSchG Nur bei einem lokalen Notfall und unter Umstanden bei einem regionalen Notfall konnte darauf verzichtet werden Voraussetzung ware dass eine Beurteilung durch das betroffene Bundesland in Verbindung mit dem Betreiber der ggf betroffenen kerntechnischen Anlage den Schutz der Bevolkerung hinreichend gewahrleistet Mitglieder des Radiologischen Lagezentrums des Bundes sind neben dem BMU das Bundesamt fur Strahlenschutz BfS das Bundesamt fur Bevolkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBK das Bundesamt fur die Sicherheit der nuklearen Entsorgung BASE die Gesellschaft fur Anlagen und Reaktorsicherheit GRS die Reaktorsicherheitskommission RSK und die Strahlenschutzkommission SSK Das BfS erstellt im Rahmen des radiologischen Lagezentrums ein radiologisches Lagebild 108 StrlSchG Darin sind alle wichtigen Informationen zum Unfallgeschehen vorliegende Messergebnisse aus der Umweltuberwachung insbesondere durch das integrierte Mess und Informationssystem zur Uberwachung der Radioaktivitat IMIS Dosisabschatzungen 111 StrlSchG und Prognosen zusammengefasst Auf der Basis dieses Lagebilds schatzt das radiologische Lagezentrum die Auswirkungen auf die betroffene Bevolkerung und die Umwelt ab und empfiehlt alle notwendigen Notfallschutzmassnahmen Dazu bewertet es das Lagebild in Umsetzung der vorsorglich erstellten szenarienspezifischen Notfallplane unter Anwendung der mit der radiologischen Notfallvorsorge definierten Kriterien und unter Beachtung der radiologischen Notfallschutzgrundsatze Die Empfehlungen des radiologischen Lagezentrums fliessen zur weiteren Entscheidung welche Massnahmen zu treffen sind in das integrierte Krisenmanagement siehe o a Abschnitt Integriertes Krisenmanagement in Deutschland ein vgl 109 StrlSchG Die getroffenen Entscheidungen berucksichtigen auch den weiteren uber die radiologischen Aspekte hinausgehenden Rahmen Dazu gehoren insbesondere die fur die Massnahmen geltenden Rechtsvorschriften einschliesslich europaischer Rechtsakten die Versorgungssicherheit der Bevolkerung die offentliche Sicherheit gesellschaftspolitische gesundheitspolitische und volkswirtschaftliche Aspekte und sonstige Sachzwange Durchfuhrung BearbeitenDie Unterrichtung der betroffenen Bevolkerung bei einem radiologischen Notfall und die Durchfuhrung getroffener Massnahmenentscheidungen erfolgen in Abstimmung erforderlichenfalls auch mit Unterstutzung durch den Bund auf Landerebene Dies geschieht durch die je nach Charakter des Notfalls lokal regional oder uberregional zustandigen Behorden In erster Linie sind dies die Katastrophenschutzbehorden der Bundeslander In zweiter Linie unterrichtet bei regionalen oder uberregionalen Notfallen das BMU und gibt Verhaltensempfehlungen 112 Abs 3 StrlSchG Fur die Unterrichtung der Bevolkerung gibt das StrlSchG inhaltliche Vorgaben 4 Mess und Informationssysteme BearbeitenDas IMIS ist die wichtigste Quelle fur die im radiologischen Lagebild benotigten Messdaten Es stellt permanent und flachendeckend Messergebnisse in Form der Gamma Ortsdosisleistung bereit Gemessen und uberwacht werden ausserdem die Ausbreitung von radioaktiven Stoffen durch Luft und Wasser sowie die Kontamination des Bodens und von Lebens und Futtermitteln Zu den Messnetzen des IMIS tragen bei Bundesamt fur Strahlenschutz BfS mit etwa 1 800 Messstellen zur Uberwachung der bodennahen Gamma Ortsdosisleistung Deutscher Wetterdienst DWD mit 48 Messstellen zur Uberwachung der Umweltradioaktivitat von Luft und Niederschlag Bundesanstalt fur Gewasserkunde BfG mit 40 Messstellen zur Uberwachung der Bundeswasserstrassen Flusse und Kanale Bundesamt fur Seeschifffahrt und Hydrografie BSH mit 12 Messstellen zur Uberwachung der Kustengewasser etwa 40 spezialisierte Labors der Lander zur Messung der Radioaktivitatskonzentration verschiedener Umweltmedien beispielsweise Trinkwasser oder Lebens und Futtermittel Zusatzlich verfugt das IMIS uber mobile Messstellen des BfS und der Bundeslander Die Bundespolizei stellt in einem radiologischen Notfall dem BfS Hubschrauber zur Messung der am Boden abgelagerten Radioaktivitat zur Verfugung Sie werden mit Messgeraten des BfS bestuckt Fur Abschatzungen und Prognosen verfugt das IMIS uber das digitale Fachinformationssystem und Entscheidungshilfemodell RODOS Realtime Online Decision Support System Es berechnet in einem radiologischen Notfall die zukunftige Umweltkontamination und die zu erwartenden Strahlendosen 5 der betroffenen Bevolkerung Diese Prognosen bilden eine wichtige Grundlage fur das radiologische Lagebild und die in der Folge zu treffenden Entscheidungen uber Notfallschutzmassnahmen Siehe auch BearbeitenKatastrophenschutz Gefahrenabwehr Radiologischer NotfallWeblinks BearbeitenBMU Notfallschutz BfS Nulearer Notfallschutz BBK KrisenmanagementEinzelnachweise Bearbeiten vgl 5 Abs 7 Satz 3 StrlSchG Verordnung EURATOM Nr 2016 52 des Rates vom 15 Januar 2016 zur Festlegung von Hochstwerten an Radioaktivitat in Lebens und Futtermitteln im Falle eines nuklearen Unfalls oder eines anderen radiologischen Notfalls und zur Aufhebung der Verordnung EURATOM Nr 3954 87 des Rates und der Verordnungen EURATOM Nr 944 89 und EURATOM Nr 770 90 der Kommission Amtsblatt Nr L 13 vom 20 Januar 2016 S 2 vgl auch den Abschnitt Ingestion im Artikel Radiologischer Notfall Anlage 7 Strahlenschutzgesetz StrlSchG auf buzer de vgl auch den Artikel Aquivalentdosis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Radiologisches Notfallmanagement amp oldid 238081153