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Die Quadraturmalerei ist eine Wand oder Deckenmalerei in perspektivischer Art die oft die Illusion erzeugt dass ein Raum grosser sei als er tatsachlich ist Zudem kann eine dreidimensionale Wirkung erzielt werden Der vom lateinischen quadratura entnommene Begriff wurde von den Berechnungen des Architekten abgeleitet der in der Quadratur ein flachiges Aufmass meint a b also den Tiefenraum nicht mit einschliesst Damit wird der Bezug zur Malerei hergestellt die in der Flache verharrt wenngleich es ihr gelingt sinnestauschende Architektur zu malen Andrea Mantegna Oculus di sotto in su 1465 1474 Mantua Palazzo Ducale Camera degli SposiAntonio da Correggio Himmelfahrt Maria Fresko 1526 30 Parma Kathedrale Maria Himmelfahrt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Entwicklung 2 Literatur 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseGeschichtliche Entwicklung BearbeitenBereits in der pompejanischen Malerei der Antike waren sinnestauschende Verfahren bekannt die Raume optisch grosser wirken liessen Dazu fuhrte man beispielsweise architektonischen Elemente an Decke und Wand malerisch fort Mit der Entdeckung der Gesetze der Zentralperspektive wurden in der Renaissance mathematisch korrekte Quadraturmalereien erstellt Dabei wurde die Entwicklung von Andrea Mantegna dem Hofmaler von Mantua angestossen der entscheidende Impulse fur die nachfolgende Generation italienischer Maler lieferte Mit dem Ausblick in eine Kuppel mit Oculus die von ihm illusionistisch gemalt wurden brachte er 1474 in der Camera degli sposi auch Camera picta genannt des Palazzo Ducale in Mantua ein Spassbild an der Decke an Dies war zugleich die erste illusionistisch erzeugte Raumdekoration mit einem Deckenbild das den Durchblick in einen freien weiten Raum in den Himmel gewahrte was zugleich eine genaue Kenntnis dieser architektonischen Form verlangte Im italienischen 16 Jahrhundert wurde durch Kunstler wie Antonio da Correggio Domenico Beccafumi Giulio Romano und Giorgio Vasari die perspektivische Konstruktion des illusionistischen Tiefenraums verbessert wobei besonders die sich im Raum verandernde Farbwirkung und die Verkurzung von Gliedmassen der Korper starkere Berucksichtigung fanden Das kunstlerische Konzept der Untersicht wird auch als sotto in su ital von unten nach oben blicken bezeichnet die Werke heissen in den Quellen oft scorci oder einfach prospettive Theoretische Grundlagen finden sich bereits bei Leonardo da Vinci im Cinquecento vor allem in den architektonischen Traktaten Sebastiano Serlios Andrea Palladios und Giacomo Barozzi da Vignolas Ein massgebliches Anleitungsbuch verfasste 1693 1700 Andrea Pozzo mit seinem Traktat Perspectiva pictorum et architectorum Perspektive der fur Maler und Architekten 1 in dem er die genaue malerische Konstruktion einer Scheinkuppel erklart die er selbst in der Kirche Sant Ignazio in Rom 1685 angewandt hatte Es wurde zu einem vielrezipierten und ubersetzten Buch in ganz Europa Dabei schildert er eine Hilfskonstruktion die er mit Hilfe eines Quadraturnetzes aus Bindfaden fertigte Ausgehend vom Augenpunkt des Betrachters setzt er vor dieses Netz nachts eine Kerze die ihr Licht auf die Decke wirft und zeichnet deren Hilfslinien nach Seine Architekturmalerei konnte somit in bewusst gemalten Verzerrungen die einen optischen Hohenzug erzeugen dargestellt werden In Deutschland fand die Quadraturmalerei ausgehend von dieser Schrift zur Zeit des Barock in der Buhnen und Deckenmalerei einen grossen Anklang und wurden vor allem in Suddeutschland durch die Gebruder Egid Quirin Bildhauer und Cosmas Damian Asam Maler in zahlreichen sakralen Bauten Kloster Weingarten 1718 20 umgesetzt 2 Ein besonderes Augenmerk wird dabei dem Rahmenwerk gewahrt das mit einer Verschleifung zwischen den plastisch ausgeformten Elementen und der illusionistisch tauschenden Architekturmalerei einhergeht die wiederum an ihren Randern in die Deckenmalerei ubergeht In Osterreich ist es Paul Troger der die neuen Ideen der Gestaltung aufgreift Literatur BearbeitenMatthias Bleyl Pascal Dubourg Glatigny Hrsg Quadratura Geschichte Theorien Techniken Deutscher Kunstverlag Munchen 2011 Wiebke Fastenrath Quadro riportato Eine Studie zur Begriffsgeschichte mit besonderer Berucksichtigung der Deckenmalerei Tuduv Verlag Munchen 1990 Fabian Jonietz Das Buch zum Bild Die Stanze nuove im Palazzo Vecchio Giorgio Vasaris Ragionamenti und die Lesbarkeit der Kunst im Cinquecento Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2017 S 157 162 Ingrid Sjostrom Quadratura Studies in Italian Ceiling Painting Almqvist amp Wiksell Stockholm 1978 Siehe auch BearbeitenTrompe l œilEinzelnachweise Bearbeiten Lateinisch italienische Originalausgabe Andrea Pozzo Perspectiva pictorum et architectorum Pars prima in qua docetur modus expeditissimus delineandi optice omnia quae pertinent ad Architecturam Prospettiva de pittori e architetti Parte prima in cui s insegna il modo piu sbrigato di mettere in prospettiva tutti i disegni d Architettura Band 1 Typis Joannis Jacobi Komarek Bohemi Rom 1693 Latein italienisch archive org Es gibt Drucke mit und ohne die Band Angabe Pars prima Andrea Pozzo Perspectiva pictorum et architectorum Pars secunda in qua proponitur modus expeditissimus delineandi optice omnia quae pertinent ad Architecturam Prospettiva de pittori e architetti Parte seconda in cui s insegna il modo piu sbrigato di mettere in prospettiva tutti i disegni d Architettura Band 2 Ex Typographia Jo Jacobi Komarek Boemi Rom 1700 Latein italienisch archive org Digitalisat beider Bande Italienisch deutsche und lateinisch deutsche Ausgaben siehe im Artikel Andrea Pozzo Fur Egid Quirin Asam ist nachgewiesen dass er die 1693 1700 erschienene lateinisch italienische Erstausgabe des Pozzo Traktats besass Eckhard Leuschner Ein Exemplar von Andrea Pozzos Perspectiva pictorum et architectorum 1693 mit Besitzeintrag von Egid Quirin Asam In Scholion Band 11 2019 S 189 195 uni heidelberg de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quadraturmalerei amp oldid 232516646