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Die Prozesskostenrechnung PKR ist ein Modellierungsverfahren der Kostenrechnung das eine Verallgemeinerung der Akkumulation von Kosten aus einer Mehrzahl von Typen und Instanzen liefert Das Instrument bildet die Kosten der indirekten Leistungsbereiche z B Beschaffung Marketing Vertrieb und Logistik ab und ermoglicht eine beanspruchungsgerechte Verteilung dieser Gemeinkosten Sie basiert auf dem aus den USA stammenden Activity Based Costing ABC nach Robert S Kaplan unterscheidet sich jedoch in dem Punkt dass sie nicht die einzelnen Aktivitaten engl activities als Basis hat sondern die aus Aktivitaten zusammengesetzten Prozesse Die PKR ist eine Vollkostenrechnung die variable sog leistungsmengeninduzierte Kosten und fixe Kosten leistungsmengenneutral unterscheidet Es werden sowohl variable als auch fixe Kosten auf die Kostentrager verrechnet Zur Kalkulation und Entscheidungsfindung ist es allerdings nur sinnvoll die variablen prozessabhangigen Kosten zu betrachten Die PKR analysiert die den Gemeinkosten zugrunde liegenden indirekten Leistungsbereiche und betrachtet die Leistungserstellung aus einer anderen Perspektive weg von der kostenstellenweisen Zuordnung der Kosten hin zu einer kostenstellenubergreifenden Betrachtungsweise Die PKR kann die flexible Grenzplankostenrechnung nicht vollstandig ersetzen und stellt kein eigenstandiges Kostenrechnungssystem dar sie erganzt die traditionellen Systeme vielmehr um eine verbesserte Gemeinkostenverteilung Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen fur die Entwicklung 2 Geschichte 3 Prinzip 3 1 Ermittlung der Prozesse und Zuordnung der Kosten 3 2 Ermittlung der Kostentreiber 3 3 Prozesskostensatze 4 Vorgehensweise 5 Prozesskostenrechnung mit EDV 6 Abgrenzung 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseUrsachen fur die Entwicklung BearbeitenDer Gemeinkostenblock ist in den letzten Jahren stetig gestiegen zum Beispiel durch eine hohere Variantenvielfalt und komplexere Produkte und Produktionsmethoden und daraus resultierendem hoherem Aufwand fur Planung und Steuerung der Produktion Die herkommlichen Kostenrechnungssysteme haben die Gemeinkosten uber Zuschlagssatze auf die Einzelkosten z B Stundenlohne auf die Kostentrager in der Regel die abzusetzenden Produkte verrechnet Solange die Gemeinkosten nur einen geringen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen als Faustregel wird zurzeit ein Anteil von unter 50 der Gemeinkosten an den Gesamtkosten genannt ist diese Art der Verrechnung wirtschaftlich bei sehr hohen Zuschlagssatzen sind die so ermittelten Produktkosten jedoch eingeschrankt aussagekraftig was zu operativen und strategischen Fehlentscheidungen fuhren kann Geschichte BearbeitenBei der Siemens AG wurde bereits im Jahre 1975 ein erster Ansatz einer prozessorientierten Kostenrechnung entwickelt die jedoch auf dieses Unternehmen beschrankt blieb Zehn Jahre spater beschaftigten sich J G Miller und T E Vollman in einem Aufsatz fur die Harvard Business Review mit dem Titel The hidden factory 1 mit dem Problem der steigenden Gemeinkostenzuschlage In den USA waren zu dem Zeitpunkt Zuschlagssatze auf die Einzelkosten von 1000 nicht ungewohnlich was unter anderem in der weit verbreiteten einfachen Vollkostenrechnung begrundet lag In Deutschland war die Grenzplankostenrechnung das kostenrechnerische System mit der weitesten Verbreitung und die Zuschlagssatze stiegen zwar auch hier das Verhaltnis von Einzel zu Gemeinkosten war jedoch nicht so unausgewogen wie in den USA Drei Jahre nach Miller und Vollman begannen R Cooper und R S Kaplan ebenfalls in der Harvard Business Review mit einem Aufsatz 2 die bis dahin ublichen Kostenrechnungssysteme zu hinterfragen Cooper und Kaplan waren massgeblich an der Entwicklung des Activity Based Costing vgl auch Activity Based Management beteiligt und gelten als diejenigen denen diese neue Sicht auf die betriebliche Kostenrechnung zu verdanken ist In Deutschland griffen Peter Horvath und Reinhold Mayer an der Universitat Stuttgart diese Idee auf und entwickelten ein System das auf die Besonderheiten der deutschen Situation zugeschnitten war Prinzip BearbeitenZiel der Prozesskostenrechnung ist eine beanspruchungsgerechtere Verrechnung der Gemeinkosten eines Unternehmens Die Gemeinkosten werden nicht mehr wie in der innerbetrieblichen Verrechnung ublich per prozentualer Zuschlagssatze auf die einzelnen Kostenstellen verteilt wo sie dann den Kostentragern zugeordnet werden innerbetriebliche Verrechnung Stattdessen wird versucht die Gemeinkosten den ablaufenden Prozessen zuzuordnen und zwar uber die mengenmassige Inanspruchnahme von Teilprozessen siehe auch Beanspruchungsprinzip Ein volliger Wegfall der Zuschlagssatze ist kaum realisierbar da ein Rest von Gemeinkosten die nicht zuzuordnen sind auch bei Einsatz der Prozesskostenrechnung verbleibt Die Einzelkosten sind nicht Gegenstand der Prozesskostenrechnung da diese direkt den Kostentragern zugerechnet werden konnen Ermittlung der Prozesse und Zuordnung der Kosten Bearbeiten Dazu werden zunachst wichtige Prozesse in einem Unternehmen identifiziert und von anderen Prozessen abgegrenzt Beispiele fur Hauptprozesse sind Auftragsabwicklung Schadensmeldungen bearbeiten oder Lieferanten betreuen Zu einer genaueren Abgrenzung von anderen Kostentragern Kosten verursachende Kostenstellen oder Prozessen werden Hauptprozesse zum Teil sehr differenziert in Teilprozesse zergliedert Den Teilprozessen werden ihre jeweiligen Prozess Einzelkosten zugerechnet Aus der Summe der Prozess Einzelkosten wird der Prozesskostensatz ermittelt Der Prozesskostensatz gibt die Kosten pro einmaliger Durchfuhrung des Teilprozesses an Die Teilprozesskosten des Hauptprozesskostensatzes sind das Produkt aus der fur die einmalige Durchfuhrung des Hauptprozesses notigen Anzahl der jeweiligen Teilprozesse und ihren Teilprozesskostensatzen Ermittlung der Kostentreiber Bearbeiten Der besondere Vorteil der Prozesskostenrechnung liegt in den verbesserten Moglichkeiten der sog Gemeinkostenschlusselung Gemeinkosten lassen sich anders als Einzelkosten nicht direkt einem Kostentrager zuordnen Beispiele fur Gemeinkosten sind Kosten aus allgemeinen Verwaltungs oder Lageraufgaben In der klassischen Kostenrechnung werden diese Kosten wenig aussagekraftig abgebildet entweder nicht berucksichtigt oder nach den zugerechneten Einzelkosten je Kostentrager prozentual verteilt Dies bedeutet aber im Allgemeinen eine nicht verursachungsgerechte Zuordnung der Gemeinkosten So ist es oft sinnvoller Lagerhaltungskosten mit Hilfe von Kostentreibern englisch Cost Drivers z B nach Grosse oder Gewicht des zu lagernden Gegenstands zu bemessen als nach dessen Einkaufswert als zurechenbare Einzelkosten Prozesskostensatze Bearbeiten Die Aufschlusselung der Gemeinkosten erfolgt in der Prozesskostenrechnung durch angemessene Einheiten z B Kubikmeter Energieverbrauch Zeitintensitat Man erhalt auf diese Weise den sog Prozesskostensatz Den jeweiligen Teil Prozessen werden daraufhin je nach Prozessabgrenzung verschiedene uber die genannten Einheiten aufgeschlusselte Gemeinkosten zugeordnet Einzel und Gemeinkosten einer Kostenstelle bilden zusammen die Teil Prozesskosten die gegebenenfalls in mehreren Stufen unter Einbeziehung mehrerer Kostenstellen zu Kosten von Hauptprozessen zusammengesetzt werden So lassen sich Aussagen uber die Kosten beispielsweise einer durchschnittlichen Auftragsabwicklung oder einer durchschnittlichen Schadensbearbeitung gewinnen Vorgehensweise Bearbeiten 3 Definition von Hauptprozessen HP im Unternehmen bzw pro Kostenstelle Unterteilung der HP in Teilprozesse und Aktivitaten Erfassung der Zeiten je Teilprozesse z B Durch Zeitmessung oder Befragung Definition ob Teilprozess leistungsmengeninduziert lmi oder leistungsmengenneutral lmn ist Kostentreiber der lmi Prozesse erfassen Verteilung der Kosten und Prozesskosten bestimmen Preisliste der Prozesse erstellen Abrechnen von Auftragen je nachdem welche Teilprozesse sie durchlaufen habenProzesskostenrechnung mit EDV BearbeitenMit Hilfe moderner Datenverarbeitungssysteme konnen nicht nur Informationen fur standardisierte Prozesse oder Durchschnittsbetrachtungen vorgenommen werden vielmehr werden prozessorientierte Ist Kosten abgebildet die genaue Aussagen uber den tatsachlichen Wertbeitrag eines einzelnen oder mehrerer Kernprozesse zulassen In der Informationstechnik IT konnen z B Prozesse uber sog Service Level Agreements untersucht werden inwieweit beispielsweise ein Outsourcing unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll ist Voraussetzung hierfur ist die Verknupfung eines Mengengerusts Anzahl Prozessabwicklungen pro Periode mit finanzwirtschaftlichen Daten Stuckkostensatze der Prozesse etc die zumeist aus ERP Systemen stammen z B Microsoft Dynamics AX SAP R 3 Die Prozessabwicklungen pro Periode werden in der Regel im EDV System aus den Bestands und Transaktionsdaten durch ein prozessidentifizierendes Regelwerk automatisch ausgezahlt Die Stuckkostensatze der Prozesse haben den Charakter von Standardkosten und werden in einer Vorkalkulation ermittelt Hierbei wird z B in einer Ressourcenschatzung der Aufwand pro Teilprozess geschatzt In einer Divisionskalkulation Bezugsgrosse Planmengengerust werden anschliessend die Standard Stuckkosten ermittelt Bei kleineren und mittleren Unternehmen kann mit Hilfe von Tabellenkalkulationsprogrammen der Betriebsabrechnungsbogen aufgebaut werden Dabei ist auf die strenge Teilung der Kostenarten in Gemeinkosten und Einzelkosten und die Teilung der Kostenstellen nach direkten Kosten und Gemeinkosten zu achten Heute bieten auch einfache Buchhaltungsprogramme die Moglichkeit einen Betriebsabrechnungsbogen einzurichten Abgrenzung BearbeitenDie Prozesskostenrechnung ist ein Bestandteil der Kosten und Leistungsrechnung eines Unternehmens Hierbei wird der Fokus auf die verursachungsgerechte Aufschlusselung der Kosten gelegt Zur Effizienzbeurteilung von Prozessen bedarf es aber entweder eines Vergleichs der unternehmensspezifischen Prozesse mit anderen Prozessen bei gleicher Leistung z B Benchmarking oder eines Instruments der Leistungsbeurteilung Ein ausdifferenziertes Instrument des Kennzahlenvergleichs das sowohl Kosten als auch Leistungen eines Unternehmens erfasst und somit auch der Effizienzbeurteilung dient ist beispielsweise die Balanced Scorecard Die unreflektierte Anwendung der Ergebnisse der Prozesskostenrechnung ohne Begleitung durch ein angemessenes Leistungsbeurteilungssystem kann den Betriebserfolg gefahrden da die scheinbar unrentablen Prozesse uberproportional haufig die Kundenbindungen festigen Einkaufsvorteile sichern Mitarbeiterzufriedenheit erzeugen oder andere Wechselwirkungen auslosen die durch eine rein monetare Analyse betrieblicher Teilprozesse nicht erfasst werden konnen Nur eine nichtmonetare Kennzahlen integrierende Ausgestaltung des Abgleichs zwischen Kosten und Leistungen kann langfristig erfolgversprechend sein Die Prozesskostenrechnung PKR ist ein Instrument das die Kosten der indirekten Leistungsbereiche z B Beschaffung Marketing Vertrieb und Logistik abbildet und eine beanspruchungsgerechtere Verteilung dieser Gemeinkosten ermoglicht Sie basiert auf dem aus den USA stammenden Activity Based Costing ABC unterscheidet sich jedoch in dem Punkt dass sie nicht die Aktivitaten engl activities als Basis hat sondern die sich aus Aktivitaten zusammensetzenden Prozesse Siehe auch BearbeitenBusiness Intelligence Direkte Produktrentabilitat Prozessmanagement Wertschopfung Wirtschaft Einzelnachweise Bearbeiten J G Miller T E Vollman The hidden factory In Harvard Business Review September Oktober 1985 S 142 150 R Cooper R S Kaplan Measure Costs Right Make the Right decisions In Harvard Business Review September Oktober 1988 S 96 103 Prozesskostenrechnung auf logistik info net Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prozesskostenrechnung amp oldid 219778200