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Der Begriff der projektiven Identifikation oder auch projektiven Identifizierung stammt ursprunglich von der Psychoanalytikerin Melanie Klein und ist heute in der Psychodynamischen Psychotherapie anerkannt Melanie Klein sah die projektive Identifikation als einen unbewussten Abwehrmechanismus von Konflikten an bei dem Teile des Selbst abgespalten und auf eine Art und Weise auf eine andere Person projiziert werden dass diese andere Person die Projektion annimmt und in der Folge entsprechende Verhaltensweisen zeigt Dadurch werden eigene Inhalte Werte Gedanken Gefuhle nicht nur wie bei der Projektion als die der anderen Person wahrgenommen sondern dort tatsachlich hervorgerufen Dies geschieht in der Regel ohne dass sich die beteiligten Personen dieses Mechanismus bewusst sind Wilfred Bion Schuler von Melanie Klein sah projektive Identifikation als Weg nicht sprachlicher Kommunikation an der ursprunglich durch den Saugling genutzt wird um der Mutter Mitteilungen zu machen uber den eigenen Zustand und eigene Bedurfnisse 1 Ein Ruckgriff auf diese fruhen Kommunikationsprozess kann bei personlichkeitsgestorten Patienten als Abwehrmechanismus auftreten ist aber auch bei alltaglicher Kommunikation moglich insbesondere um das Gegenuber zu manipulieren 2 Nach Thomas Ogden 1979 3 beinhaltet die Projektion die Moglichkeit das eigene Ubel loszuwerden und den Kontakt mit ihm abzubrechen Anschliessend stelle sich eine extreme Charakterrigiditat ein keine Verwirrung sondern Sicherheit als Schutzwall gegen die Ruckkehr der abgespaltenen projizierten Selbstanteile Der Begriff projektive Identifizierung wurde von Otto Kernberg im Zusammenhang mit seinen Arbeiten zur Borderline Personlichkeitsstorung weiterentwickelt Borderline Patienten neigen besonders dazu den Therapeuten in ihre psychische Konfliktkonstellation miteinzubeziehen Aus diesem Grund erzeugen Borderline Patienten beim Therapeuten haufig heftigere Gegenubertragungsgefuhle als Patienten mit anderen psychischen Storungen 4 Die projektive Identifikation ist jedoch nicht auf die Borderline Personlichkeitsstorung beschrankt Sodre 2017 5 spricht von einer Manie mit der etwas im Gegenuber bekampft wird was man an sich selbst verurteilt Symington 1990 6 warf die Frage auf ob die projektive Identifikation nicht auch ein alltagliches Manipulationsmittel vollkommen gesunder Individuen sei Sigrun Anselm 1993 brachte die projektive Identifikation mit der Ritualmordlegende in Verbindung Sie sprach von einer Tendenz Juden alles das unterzuschieben was man selbst gern tate Wie die Juden die Kinder ermordet gehautet zerstuckelt und geschachtet haben sollen immer und immer wieder dargestellt seien Phantasieprodukte die dem Innenleben der Christen entnommen worden seien 7 In der therapeutischen Praxis sind projektive Identifikation seitens des Patienten und Gegenubertragung seitens des Therapeuten in der Regel eng miteinander verbunden Patienten setzen Tendenzen zur projektiven Identifikation zur eigenen Entlastung unbewusst besonders bei Therapeuten ein welche aufgrund intensiver Gegenubertragungsgefuhle auf den Patienten stark reagieren Therapeuten reagieren meist intensiver mit Gegenubertragungen auf Patienten die sie in ihre Konfliktkonstellation miteinbeziehen Im Idealfall ist die Gegenubertragung dem Therapeuten vollig bewusst und kann so im Sinne des Therapieerfolges genutzt werden Inhaltsverzeichnis 1 Siehe auch 2 Literatur 3 Medien 4 EinzelnachweiseSiehe auch BearbeitenContainingLiteratur BearbeitenClaudia Frank Heinz Weiss Hrsg Projektive Identifizierung Ein Schlusselkonzept der psychoanalytischen Therapie Klett Cotta Stuttgart 2007 ISBN 978 3 608 94408 2 Wolfgang Trauth Konzept der Projektiven Identifizierung Moglichkeit zwischenmenschliche Interaktionen zu beschreiben Teil I Konzeptentwicklung und Definition In Psychotherapie in Psychiatrie Psychotherapeutischer Medizin und klinischer Psychologie ISSN 1430 9483 Bd 8 2003 H 2 S 326 333 PDF 48 kB Medien BearbeitenCecile Loetz Jakob Muller Projektion Projektive Identifizierung In Ratsel des Unbewussten Podcast zur Psychoanalyse und Psychotherapie Folge 42 Einzelnachweise Bearbeiten Hinshelwood R D Projektive Identifizierung In Hinshelwood R D Hrsg Worterbuch der kleinianischen Psychoanalyse Verlag Internationale Psychoanalyse Stuttgart 1993 ISBN 3 608 95944 0 S 263 307 Symington N The possibility of human freedom and its transmission with particular reference to the thought of Bion In International Journal of Psychoanalysis Band 71 1990 S 95 106 Ogden T 1979 On projective identification Int J Psycho Anal 60 357 373 Otto F Kernberg Borderline Storungen und pathologischer Narzissmus Suhrkamp Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 518 28029 5 S 68 88 Sodre I 2017 Wer ist wer Bemerkungen uber pathologische Identifizierungen In Frank Weiss Hg Projektive Identifikation ein Schlusselkonzept der psychoanalytischen Therapie Klett Cotta S 47 64 Symington N 1990 The possibility of human free dom and its transmission with particular re ference to the thought of Bion In International Journal of Psychoanalysis Band 71 S 95 106 Sigrun Anselm Angst und Angstprojektion in der Phantasie vom judischen Ritualmord In Rainer Erb Hrsg Die Legende vom Ritualmord Berlin 1993 S 253 265 hier S 260 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Projektive Identifikation amp oldid 239207383