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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Prellen Begriffsklarung aufgefuhrt Als Prellen wird ein mechanisch ausgeloster Storeffekt bei elektromechanischen Schaltern und Tastern bezeichnet Statt des sofortigen elektrischen Kontaktes ruft die Betatigung des Schalters kurzzeitig ein mehrfaches Schliessen und Offnen des Kontakts hervor Ursache ist elastisches Zuruckprallen gegen die Federung Wesentlich seltener dagegen kommt es beim Ausschalten der Schalter bzw Loslassen der Taster nach der ersten Unterbrechung zur wiederholten erneuten Kontaktgabe Inhaltsverzeichnis 1 Ursache und Prellzeit 2 Auswirkungen 3 Verwendung 4 Gegenmassnahmen 4 1 Entprellen per Hardware Entprellschaltung 4 2 Entprellen per Software Entprellroutine 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUrsache und Prellzeit BearbeitenDie Dauer und die Anzahl der mehrfachen Kontaktgabe wahrend des Prellens wird durch die mechanischen Eigenschaften des Schalters der Grosse Betatigungskraft Ruckstellfederkraft Form und Material und Masse der Kontakte und deren Befestigungen bestimmt Es bildet sich ein schwingfahiges System aus der Masse der Kontakte und der Elastizitat Typische Prellzeiten bei elektromechanischen Schaltern und Tastern liegen im Zeitbereich 100 µs bis 10 ms Schiebe und Drehschalter verursachen wesentlich langere Kontaktunsicherheiten die jedoch nicht ursachlich Prellen sind sondern Korrosion oder Schmutz Die Prellzeit bei einem 16 A Kippschalter fur Netzspannung wie im Bild gezeigt betragt ca 5 ms Bei grossen Schutzen fur mehrere 100 A kann die Prellzeit auch grosser als 100 ms sein Das Prellen hangt bei grossen Schutzen mit AC Betatigungsspule auch stark von dem Einschaltzeitpunkt der Schutzspule ab wodurch die Magnetanzugskraft und damit die Auftreffgeschwindigkeit des beweglichen Kontaktes beeinflusst wird Beim Kontaktoffnen von Relais Schutzen oder Leistungsschaltern tritt dagegen in der Regel kein Prellen auf und damit kein Verschweissen ein Auswirkungen BearbeitenDieser Effekt des mehrfachen Schliessen und Offnen des Kontaktes fuhrt bei schnellen elektronischen Schaltungen deren zeitliche Auflosung hoch genug ist um das Prellen zu erfassen zu unerwunschten Mehrfachereignissen Betroffen sind beispielsweise digitale Eingabegerate wie eine Computertastatur Eingabecontroller an Tastenfeldern oder elektronische Schaltungen welche einen Relais oder einen anderen elektromechanischen Kontakt erfassen Durch die prellenden Schliessvorgange wurde ohne Entprellung ein Tastenanschlag fehlerhafterweise als mehrfacher Anschlag registriert werden Aber auch bei elektromechanischen Schaltern Relais und Schutzen tritt das Prellen der Kontakte auf und fuhrt dabei zu erhohtem Kontaktabbrand und Ausfall der Kontakte Das Kontaktverschweissen welches beim gleichzeitigen Auftreten von Uberstromen entsteht wird durch die Prellphase stark begunstigt weil dabei der entstehende Lichtbogen Kontaktmaterial wiederholt aufschmilzt was dann bei einem erneuten Schliessen wahrend des Prellens verschweissen kann Wenn der Kontakt nicht fur einen Uber Strom ausgelegt ist der beim Einschalten von Lasten entstehen kann besteht die Gefahr des Verschweissens oder Verklebens der Kontakthalften Ob ein Kontakt verschweisst hangt deshalb stark von der geschalteten Last ab Besonders beim Einschalten von zumindest anfanglich kapazitiven Lasten wie zum Beispiel Schaltnetzteilen die einen um Faktor 20 bis 50 uberhohten Einschaltstromstoss verursachen tritt ein Aufschmelzen auf Dadurch kommt es zu einem starken Kontaktverschleiss schon nach wenigen tausend Schaltungen was dann zum Ausfall des Schalters und oder zum Verschweissen fuhrt nbsp Geoffneter Kippschalter mit verbrannten Kontakten Das nebenstehende Bild zeigt den Schalter einer Steckdosenleiste der zum Einschalten von zwei Laptopnetzteilen mit jeweils lediglich 50 VA diente Der Nennstrom der beiden Netzteile von zusammen nur ca ein Ampere war fur den 16 A Schalter kein Problem Man sieht jedoch auf dem Bild das von den Kontakten abgedampfte Material das sich im Schaltergehause niedergeschlagen hat und naturlich auf den Kontakten fehlt Verwendung BearbeitenBei der Hammond Orgel werden als Tastschalter federnde Drahte unter den Klaviertasten des Manuale aufeinander gedruckt Deren Prellen und nicht synchrones Schliessen der Mehrfachschalter ist als Hammond Click bekannt und es gibt Kompositionen die diese Eigenschaft nutzen und betonen Manche elektronische Orgeln verfugen uber eine zuschaltbare Nachbildung dieser Gerausche 1 Gegenmassnahmen Bearbeiten nbsp Zeitlicher Signalverlauf eines uber etwa 250 µs prellenden Tasters bei einem SchliessvorgangSeit Beginn der elektronischen Signalverarbeitung und der damit einhergehenden Relevanz dieses Phanomens bei Signalschaltern und Relais wurden verschiedene Hard und Softwareverfahren entwickelt um dem Prellen und dessen Auswirkungen entgegenzuwirken Diese Massnahmen nennt man Entprellen Das Entprellen erfolgt mittels eines Tiefpassfilters oder einer Verriegelungslogik Entprellen per Hardware Entprellschaltung Bearbeiten nbsp Mit RC Tiefpass am Schmitt Trigger entprellte Taste Im einfachsten Fall wird dabei ein RC Glied als Tiefpassfilter und ein Schmitt Trigger zur Signalformung vorgesehen Der Tiefpassfilter unterdruckt dabei die hochfrequenten Signalanteile und damit das Kontaktprellen der Schmitt Trigger stellt die passenden Spannungspegel fur die nachfolgende Digitalschaltung sicher nbsp Prellfreie Taste mit RS Flipflop aufgebaut Mittels Verriegelungslogik in Form eines Wechselschalters Zur Verriegelung wird ein asynchrones RS Flipflop oder eine adaquate Schaltung der prellfreien Taste eingesetzt Dabei muss vom mechanischen Aufbau des Wechselschalters sichergestellt sein dass die Kontakte nicht zwischen den beiden Kontaktstellungen schwingen konnen Der Kontaktweg beim Umschalten zwischen den beiden Zustanden muss dazu hinreichend gross gewahlt sein Entprellen durch eine Ansteuerung der AC Magnetspule eines Relais oder Schutzes welche die Auftreffenergie reduziert und fur alle Schliessvorgange vergleichmassigt Hierzu wird unter anderem die Magnetspule vormagnetisiert und per Phasenanschnitt mit reproduzierbaren Spannungskurven eingeschaltet Entprellen per Software Entprellroutine Bearbeiten Die Zustandsanderung des Kontaktes wird erst dann registriert wenn er eine bestimmte Zeit der sogenannten Entprellzeit vorliegt Dies ist eine Form der Tiefpassfilterung und kann wie ein digitaler Tiefpassfilter realisiert werden Meistens da einfacher wird dieser Filter in Form eines Zahlers realisiert Der Zahlerwert welcher das Ereignis auslost stellt gemeinsam mit der Zahlgeschwindigkeit die Grenzfrequenz des Filters dar Weiter kann auch in Software mittels Verriegelungslogik eine Entprellung vorgenommen werden Da dafur aber pro Taste ein Wechselschalter und zwei digitale Eingange mitsamt dem damit verbundenen hoheren schaltungstechnischen Aufwand notig sind kommt diese Art der Entprellung nur selten zur Anwendung Wird die Verriegelungslogik durch eine Zeitsteuerung in Form einer monostabilen Kippstufe in Software nachgebildet so wird der Impuls zwar mit der ersten Signalflanke erkannt und nachfolgend werden fur eine bestimmte Zeit alle weiteren Signalanderungen ignoriert jedoch ist dieses Verfahren empfindlich gegenuber hochfrequenten Storimpulsen Da es eine Form von Hochpass ist stellt es keine sichere Entprellung dar Ebenfalls stellt auch die Unterabtastung keine sichere Entprellung dar da damit nur die Wahrscheinlichkeit zur Erkennung von kurzen Storimpulsen reduziert aber nicht vermieden wird Durch speziellen mechanischen Aufbau und Kontaktgestaltung konnen auch nahezu prellfreie Schalter realisiert werden Flussige Kontaktmaterialien beispielsweise in Form des Quecksilberschalters sind praktisch prellfrei Durch die Giftigkeit von Quecksilber und seiner chemischen Verbindungen finden diese Schalter zur Vermeidung des Prellens allerdings keine praktische Anwendung mehr Sensortasten mit integrierter Elektronik wie Piezo und Hall Tasten enthalten intern bereits Schwellwertschalter und liefern ublicherweise prellfreie Signale Literatur BearbeitenDieter Nuhrmann Das grosse Werkbuch Elektronik 6 Auflage Band 3 Franzis 1994 ISBN 3 7723 6546 9 S 3191 Ulrich Tietze Christoph Schenk Halbleiter Schaltungstechnik 9 Auflage Springer 1989 ISBN 978 3 662 11942 6 S 256 Weblinks Bearbeiten englisch Manoj Shenoy Switch Debouncing electroSome 1 Januar 2018 abgerufen 26 Juli 2018Einzelnachweise Bearbeiten Ausstattung Technics E 33 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prellen amp oldid 234646384