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Mit dem Begriff Predigtgottesdienst auch Pradikantengottesdienst von kirchenlat praedicans Prediger wird ein mittelalterlicher Typus des offentlichen christlichen Gottesdienstes bezeichnet der v a im sudwestdeutschen Raum und der Schweiz zum Vorbild fur die Gottesdienstgestaltung der reformatorischen Kirchen wurde Heute bezeichnet der Begriff auch allgemein einen evangelischen Gottesdienst ohne Abendmahl unabhangig davon ob seine Struktur auf dem mittelalterlichen Predigtgottesdienst oder der Messe beruht Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung im Mittelalter 2 Aufnahme durch die Reformatoren 3 Formenvielfalt 4 EinzelnachweiseEntwicklung im Mittelalter BearbeitenAus dem Bedurfnis nach einer Predigt also einer missionarischen bzw mahnenden Rede in der Landessprache entstand nach dem 9 Jh der Pronaus von frz prone bzw lat praeconium Verkundigung eine Predigtliturgie die im Messgottesdienst das Gewicht der Predigt verstarkte aber in der Folge zur Abtrennung eines Predigtgottesdienst von der Messfeier fuhrte 1 Sie wurden haufig vor oder nach einer Messfeier angeboten oder zwischen zwei Messfeiern gelegt Im 12 Jh etablierte sich das Predigtwesen deutlich aus dem Franziskaner und Dominikanerorden standen geschulte Bettelmonche zur Verfugung die predigend durch das Land zogen Die von ihnen gehaltenen Predigten in Kirchen und auf der Strasse waren teilweise liturgisch ungebunden andere vermutlich in Predigtgottesdienste eingebunden In etlichen Reichsstadten Sudwestdeutschlands gab es seit dem 15 Jh Predigerstellen die statt Messpfrunden gestiftet wurden und neben den lateinischen Messen in einen liturgischen Rahmen eingebettete Predigten in hoher Qualitat gewahrleisten konnten oft zusammen mit einer Offenen Schuld einem Vaterunser Ave Maria etc 2 Ein einheitlicher Ablauf existierte nicht Der Basler Johann Ulrich Surgant brachte 1503 mit dem Manuale Curatorum ein homiletisch liturgisches Handbuch heraus das fur die Gestaltung von Wortgottesdiensten Beispiele statt Vorschriften lieferte und so zur Anknupfung durch die Reformatoren einlud 3 Aufnahme durch die Reformatoren BearbeitenMartin Luther setzte neben die Messe das Angebot von Predigtgottesdiensten die allerdings liturgisch an die Tagzeitengebete Mette und Vesper angebunden werden Ulrich Zwingli ubernahm von Surgant die Form des Pronaus in die Zurcher Kirchenordnungen von 1525 und 1535 In Basel erganzte Oekolampad die Form Zwinglis durch den Gemeindegesang Johannes Calvin griff fur Genf die Strassburger Gottesdienstordnung auf die Offene Schuld zu Beginn des Gottesdienstes erinnert dabei an das Confiteor der Messe der Psalmengesang erweitert ebenfalls die Zurcher Ordnung In der Nurnberger Gottesdienstordnung von 1524 war ein Predigtgottesdienst zwischen zwei Messen gefugt Die Wurttembergischen Kirchenordnungen von 1536 und 1553 dagegen fuhrten den Predigtgottesdienst als Hauptgottesdienst einer lutherischen Landeskirche ein die Grundform des Pronaus wurde dabei um Gemeindegesang und ein Allgemeines Kirchengebet erweitert Auffallend ist bei all diesen Formen die Moglichkeit verschiedener Kombinationen der Bestandteile Formenvielfalt BearbeitenDie Formenvielfalt des oberdeutschen und schweizerischen Predigtgottesdienstes zeigt sich in der folgenden Darstellung Pronaus Honorius um 1120 Surgant 1503 Nurnberg 1524 Zwingli 1525 Calvin 1542 in der Messe Athanasianum AdjutoriumPsalmengesang 1 3 Eingangsgebet Offene SchuldLesung AT mit Erklarung Vaterunser Psalmengesang mehrere Dekalog Ave Maria 4 freies GebetPredigt Predigt Credo Predigt PredigtOffene Schuld Vaterunser mit Katechese Vaterunser Ave Maria Credo Dekalog Katechismusstucke als Voraussetzung zur Zulassung zur Eucharistie Vaterunser und Ave Maria Abkundigung der Verstorbenen Allg KirchengebetCredo Vaterunser Dekalog Ave Maria Katechismusstucke Credo mit Katechese Furbittgebet Ave Maria 2 4 Vaterunser ParaphraseOffene Schuld mit Absolution Ermahnung zum Almosengeben Dekalog SegenFurbittengebet gesungene Kollekte oder Gebet Apostolikumausserdem Offene Schuld Furbittengebet und Abkundigungen Predigt mit dem Tagamt folgt die Messfeier Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Handbuch der Liturgik Hg von Hans Christoph Schmidt Lauber u a 3 Aufl 1999 S 251 Vgl Handbuch der Liturgik 31999 253 Art Predigtgottesdienst Abschn 2 auf Wurttembergische Kirchengeschichte Online WKGO zuletzt abgerufen am 5 Juni 2022 Vgl Handbuch der Liturgik 31999 253 a b 1563 abgeschafft Vgl Handbuch der Liturgik 31999 255 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Predigtgottesdienst amp oldid 224941267