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Unter einem tubularen Linearmotor oder polysolenoiden Linearmotor versteht man einen elektrischen Direktantrieb bei dem die lineare Bewegung direkt aufgrund der elektromagnetischen Kraftentfaltung erzeugt wird Das heisst die translatorische Bewegung wird nicht durch eine mechanische Umwandlung uber eine Spindel Riemen oder Kurvenscheibe erzeugt sondern basiert direkt auf den elektromagnetischen Kraften Grundsatzlich konnen derartige Motoren sowohl nach dem Lorenzkraftprinzip wie auch nach dem Maxwellkraftprinzip aufgebaut werden und gehoren zu der Gattung der Linearmotoren Tubulare Linearmotoren gehoren zur Gruppe der Linearmotoren wobei der Unterschied zu den flachen oder U formigen Linearmotoren darin besteht dass die Erregerwicklung des Stators die Magnete im stabformigen Laufer kreisformig tubular umfassen Konstruktiv gesehen entsteht so ein Antriebselement das Ahnlichkeiten zu einem pneumatischen oder hydraulischen Zylinder aufweist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Anwendungen 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Linearmotor von Charles Wheatstone von 1854 nbsp Linearmotor von Prof Jacobi nbsp Aufbau eines industriellen tubularen Linearmotors Bild Firma LinMot Bereits 1845 stellte Charles Wheatstone den ersten Linearmotor der Offentlichkeit vor Dieser war als flacher Linearmotor aufgebaut und diente primar der Erforschung der elektromagnetischen Zusammenhange Prof Jacobi St Petersburg stellte ebenfalls einen fruhen Linearmotor vor der als Ersatz fur Dampfzylinder eingesetzt wurde und uber einen Mechanismus eine Drehbewegung erzeugte 1 Im Gegensatz zu rotativen Elektromotoren welche beliebig lange in eine Richtung drehen konnen haben Linearmotoren mit Ausnahme des Bahnbereichs immer einen begrenzten Hub Erst mit dem Aufkommen der Transistortechnik wurde es moglich Elektromotoren und speziell Linearmotoren auf zuverlassige Art anzusteuern das heisst in ihrer Bewegung zu kontrollieren Diese unter dem Begriff der Servomotoren eingefuhrte Technik verhalf den Linearmotoren ab ca 1970 allmahlich zum Durchbruch Anfangs wurden Linearmotoren vor allen im sogenannten High End Bereich wie der Halbleiterfertigung oder Werkzeugmaschinen eingesetzt zumal die dabei eingesetzten flachen Linearmotoren einen nicht zu unterschatzenden konstruktiven Zusatzaufwand in Form von Lagerung und Sensorik verursachten In den achtziger Jahren tauchten erste tubulare Linearmotoren mit externer Sensorik und Lagerung auf dem Markt auf Einen weiteren Meilenstein setzten die industriellen tubularen Linearmotoren industrial linear motor mit integrierter Lagerung und Positionssensorik die seit ca 1996 verfugbar sind Technik BearbeitenIn der modernen Servomotortechnik hat sich die Verwendung von Seltenerden Magneten fur die Erzeugung des Flusses allgemein durchgesetzt Bei einem tubularen Linearmotor befinden sich die Magnete meist Neodymmagnete in einem nichtmagnetischen Stahlrohr Die einzelnen Magnete Scheiben oder Ringmagnete werden gegenpolig in dieses Prazisionsstahlrohr eingefugt so dass auf der Aussenseite des Stahlrohres eine Nord Sud Nord Sud Feldanordnung entsteht Der Stator besteht aus einem Eisenrohr das als Ruckschluss fur den magnetischen Fluss dient Innerhalb des Eisenrohres befinden sich die Wicklungen die typischerweise als Zwei oder Dreiphasenwicklungen ausgefuhrt werden Die Wicklungen selber werden auf einen Wicklungstrager aufgebracht der zugleich die Funktion eines Gleitlagers besitzt Damit kann in vielen Fallen auf eine zusatzliche Fuhrung verzichtet werden oder es entfallt zumindest die aufwendige Ausrichtung zwischen Laufer und Stator Da die magnetischen Anziehungskrafte zwischen Laufer und Stator bzw dem Eisenruckschluss sich radial kompensieren entsteht gegenuber den flachen oder U formigen Linearmotoren zudem eine sehr viel geringere Lagerbelastung Gegenuber einer einfachen Lagerung der Laufers an beiden Enden des Stators besitzt die integrierte Lagerung uber die ganze Lange des Stators den Vorteil dass der Laufer kurzer gewahlt werden kann und die Belastung des Gleitlagers aufgrund der grossen Auflageflache bedeutend geringer ist so dass daraus eine entsprechend langere Lebensdauer resultiert Moderne industrielle tubulare Linearmotoren konnen je nach Anwendung mehrere Milliarden Hube ausfuhren In der Mitte des Stators befinden sich sogenannte Hall Effekt Sensoren die die magnetischen Feldlinien der Magnete im Laufer erfassen Mit einer sogenannten Sinus Cosinus Auswertung lasst sich aufgrund dieser Felderfassung die relative Position zwischen Laufer und Stator bestimmen Eine zusatzliche externe Sensorik in Form eines Glasmassstabes oder eines Magnetbandes wird nur dann benotigt wenn extreme Genauigkeitsanforderungen unterhalb von ca 0 05 mm gefordert werden Neben den Wicklungen und den Positionssensoren befindet sich bei modernen tubularen Linearmotoren ein Mikrocontroller im Stator Dieser dient zur seriellen Kommunikation mit der Ansteuerelektronik so dass im Betrieb weitere relevante Daten wie etwa die Temperatur in verschiedenen Bereichen des Stators oder allgemeine Informationen die zu einem Condition Monitoring gehoren ausgetauscht werden konnen Angesteuert werden Linearmotoren durch Controller mit PWM Modulation und Positionsregelkreisen wie sie von rotativen Servomotoren her bekannt sind Allerdings bedingt die spezielle Topologie von Linearmotoren einige zusatzliche Funktionen auf dem Controller sofern ein Optimum an Leistung erzielt werden soll Derartige Controller fur Linearmotoren werden typischerweise mittels Feldbus Schnittstellen wie Profibus DeviceNet CanOpen oder ETHERNET an die ubergeordnete Steuerung SPS PC angeschlossen Anwendungen BearbeitenAufgrund ihres einfachen und verschleissfreien Prinzips sind tubulare Linearmotoren ideal fur den Einsatz in der rauen industriellen Umgebung Daruber hinaus gibt es vergleichsweise sehr teure aber hochsteffiziente und leistungsfahige Varianten mit Hochtemperatursupraleiter Technologie Wegen der vergleichsweise weit weniger aufwandigen herkommlichen Lineartechnik in der nach wie vor einfache Pneumatik und Hydraulikzylinder dominieren sind tubulare Linearmotoren aber ein Nischenprodukt Typische Anwendungen finden sich zunehmend in Verpackungsmaschinen Textilmaschinen Test und Prufeinrichtungen Handlingbereich sowie im Sondermaschinenbau aller Art Etwa 1990 wurde die Technik der tubularen Linearmotoren als Dampfungselement weiterentwickelt um die hydraulischen Stossdampfer von Bewegungssimulatoren in der Unterhaltungsindustrie zu ersetzen 2009 wurde diese Anwendungsvariante in einer Kooperation zwischen der Tufts University und dem Argonne National Laboratory zu einem regenerativ stromerzeugenden Stossdampfer bzw einem elektromagnetischen Lineargenerator bis zur Serienreife weiterentwickelt Eingesetzt wird dabei in der Regel ein zylindrischer burstenloser 3 Phasen Permanentmagnet Elektromotor der auch als ServoRam bezeichnet wird Einzelnachweise Bearbeiten Laithwaite Eric A History of Linear Motors ISBN 0 333 39928 5 Eine ausfuhrliche Beschreibung der Geschichte des Linearmotors Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tubularer Linearmotor amp oldid 219733283