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Die Polvorgabe bzw Eigenwertvorgabe ist eine geradlinige Methode einen Regler im Zustandsraum zu entwerfen Sie besteht aus drei Schritten die ggf mehrfach wiederholt werden konnen Vorgabe der Eigenwerte bzw Pole des geschlossenen Regelkreises Berechnung der Zustandsruckfuhrung Uberprufung ob das Einschwingverhalten bzw der Stellgrossenverlauf das gewunschte Verhalten habenGrundlage fur dieses Vorgehen ist der enge Zusammenhang zwischen den Eigenwerten eines Systems hier des geschlossenen Regelkreises und seiner Sprungantwort Besonders einfach wird das Verfahren beim Entwurf von vollstandigen Zustandsruckfuhrungen fur Eingrossensysteme da hier in der Regel eine eindeutige Ruckfuhrung existiert Sie kann mit der sog Formel von Jurgen Ackermann ermittelt werden Fur Systeme mit mehr als einer Stellgrosse Mehrgrossensysteme existieren die Verfahren der modalen Polvorgabe und die Entkopplung nach Falb Wolovich Wenn nicht alle Zustandsgrossen messbar sind konnen die nicht messbaren Grossen durch einen Beobachter aus den messbaren Grossen berechnet werden Beim Entwurf von Ausgangsruckfuhrungen werden nicht alle Zustandsgrossen zuruckgefuhrt Dies ist der Fall wenn einerseits nicht alle Zustandsgrossen messbar sind andererseits aber ein Beobachter nicht eingesetzt werden kann Hier ist man auf numerische Methoden angewiesen FOE94 1 Ein anderer Weg zum Entwurf von Zustandsreglern ist die Optimale Regelung Inhaltsverzeichnis 1 Vorgabe der Pole 2 Bestimmung der Reglerparameter 2 1 Polvorgabe bei Eingrossensystemen 2 2 Polvorgabe bei Mehrgrossensystemen 2 2 1 Modale Regelung 2 2 2 Entkopplung nach Falb Wolovich 3 Literatur und EinzelnachweiseVorgabe der Pole BearbeitenZur Wahl der Pole bzw Eigenwerte des Regelkreises lasst sich keine generelle Vorgehensweise angeben Naturlich mussen alle Pole links der Imaginarachse liegen um die Stabilitat zu sichern Zu weit links wird man sie nicht legen konnen da dies bei realen Systemen in die Stellgrossenbeschrankung fuhrt FOE94 2 Eine kleine Nebenrechnung an dieser Stelle soll demonstrieren warum Eigenwerte der Systemmatrix den Polen der Ubertragungsfunktion entsprechen Ausgangspunkt ist die Zustandsgleichung x t A x t B u t displaystyle dot x t Ax t Bu t nbsp die mit Hilfe der Laplace Transformation in den Bildraum transformiert wird unter Vernachlassigung von Anfangswerten s X s A X s B U s displaystyle sX s AX s BU s nbsp s I A X s B U s displaystyle sI A X s BU s nbsp X s s I A 1 B U s displaystyle X s sI A 1 BU s nbsp Aufstellen der Ubertragungsfunktion liefert G s Y s U s C X s U s C s I A 1 B U s U s C adj s I A B det s I A mit s I A 1 adj s I A det s I A displaystyle G s frac Y s U s frac CX s U s frac C sI A 1 BU s U s frac C operatorname adj sI A B det sI A qquad text mit qquad sI A 1 frac operatorname adj sI A det sI A nbsp wobei adj s I A displaystyle operatorname adj sI A nbsp die Adjunkte der Matrix s I A displaystyle sI A nbsp ist Wenn man nun die Pole der Ubertragungsfunktion bestimmen will gilt es die Gleichung det s I A 0 displaystyle det sI A 0 nbsp zu losen die ebenfalls die Gleichung zur Bestimmung von Eigenwerten der Matrix A displaystyle A nbsp darstellt Bestimmung der Reglerparameter BearbeitenDas System sei im Zustandsraum durch x A x B u displaystyle dot x Ax Bu nbsp beschrieben und es soll eine Ruckfuhrung u K x displaystyle u Kx nbsp bestimmt werden Dann wird der geschlossene Regelkreis durch x A B K x displaystyle dot x A BK x nbsp beschrieben Die Eigenwerte des geschlossenen Regelkreises sind die Losung s i displaystyle s i nbsp der Gleichung det s I A B K 0 displaystyle det left sI left A BK right right 0 nbsp Das Wesen der Polvorgabe besteht nun darin die Elemente von K displaystyle K nbsp so zu bestimmen dass det s I A B K i 1 n s s i displaystyle det left sI left A BK right right prod i 1 n s s i nbsp gilt Die s i displaystyle s i nbsp sind dabei die Sollpole des geschlossenen Regelkreises Ist n displaystyle n nbsp die Systemordnung so fuhrt ein Koeffizientenvergleich zu n displaystyle n nbsp Gleichungen Bei Eingrossensystemen stehen diesen die n displaystyle n nbsp Elemente des Zeilenvektors k T K displaystyle k T K nbsp gegenuber Ist das System steuerbar so kann eine eindeutige Losung angegeben werden Bei Mehrgrossensystemen mit p displaystyle p nbsp Stellgrossen sind p n displaystyle p times n nbsp Elemente von K displaystyle K nbsp zu bestimmen d h das Gleichungssystem ist unterbestimmt Andererseits sind die Gleichungen nichtlinear sodass keine allgemeine Losung angegeben werden kann Die Verfahren der modalen Regelung und der Entkopplung nach Falb Wolovich schranken den Losungsraum derart ein dass eine Losung angegeben werden kann FOE94 3 Polvorgabe bei Eingrossensystemen Bearbeiten Die Reglerparameter bestimmen sich nach der Formel von Ackermann in folgender Weise Es sei p s i 1 n s s i s n p n 1 s n 1 p 1 s p 0 displaystyle p s prod i 1 n s s i s n p n 1 s n 1 dots p 1 s p 0 nbsp das gewunschte charakteristische Polynom des geschlossenen Regelkreises Dann bestimmt sich die Reglermatrix nach K k T t 1 T A n p n 1 A n 1 p 1 A p 0 I t 1 T p A displaystyle K k T t 1 T left A n p n 1 A n 1 dots p 1 A p 0 I right t 1 T cdot p A nbsp Dabei ist t 1 T displaystyle t 1 T nbsp die letzte Zeile der inversen Steuerbarkeitsmatrix Q S 1 b A b A n 1 b 1 displaystyle Q S 1 left b Ab dots A n 1 b right 1 nbsp FOE94 4 Damit ist auch der Zusammenhang zwischen der Polvorgabe und der dazu notwendigen Bedingung der Steuerbarkeit offensichtlich Tatsachlich wird man naturlich nicht Q S displaystyle Q S nbsp invertieren sondern das lineare Gleichungssystem t 1 T Q S 0 0 1 displaystyle t 1 T cdot Q S left 0 dots 0 1 right nbsp losen Nach FOE94 5 wurde dieser Zusammenhang erstmals in 1 angegeben Die Verbindung dieser Entwurfsformel mit dem Namen Jurgen Ackermann findet sich z B in FOE94 5 Polvorgabe bei Mehrgrossensystemen Bearbeiten Modale Regelung Bearbeiten Die modale Regelung erlaubt die Verschiebung von p displaystyle p nbsp Eigenwerten wobei p displaystyle p nbsp die Anzahl der Stellgrossen ist Durch mehrfaches Durchfuhren konnen aber letztlich alle Pole verschoben werden Die Reglermatrix bestimmt sich nach K w 1 T B w p T B 1 diag l 1 s 1 l p s p w 1 T w p T displaystyle K begin pmatrix w 1 T B vdots w p T B end pmatrix 1 cdot operatorname diag lambda 1 s 1 dots lambda p s p cdot begin pmatrix w 1 T vdots w p T end pmatrix nbsp Dabei sind w i T displaystyle w i T nbsp die sog Linkseigenvektoren also die Zeilen der Inversen der Eigenvektormatrix der Systemmatrix A displaystyle A nbsp l i displaystyle lambda i nbsp die Eigenwerte des Systems und s i displaystyle s i nbsp die Solleigenwerte Die nicht gezielt verschobenen Eigenwerte bleiben bei diesem Entwurfsverfahren unverandert Sollen diese auch verschoben werden so ist das Verfahren abermals auf den geschlossen inneren Regelkreis anzuwenden FOE94 6 Nach FOE94 6 stammt das Verfahren von H H Rosenbrock 1962 2 Entkopplung nach Falb Wolovich Bearbeiten Ziel der Entkopplung nach Falb Wolowich ist ein Fuhrungsverhalten bei dem eine Anderung einer Fuhrungsgrosse auch nur die dazugehorige Regelgrosse beeinflusst Nach FOE94 7 wird er in 3 vorgestellt Es lasst sich auf zeitvariante und nichtlineare Systeme erweitern Fur Details sei auf FOE94 7 verwiesen Literatur und Einzelnachweise BearbeitenGrundlage des Artikels ist Otto Follinger Regelungstechnik Einfuhrung in die Methoden und ihre Anwendung 8 Auflage Huthig Verlag Heidelberg 1994 ISBN 3 7785 2336 8 Abschnitt 14 Abschnitt 13 3 1 Abschnitt 13 3 3 13 5 Abschnitt 13 3 2 Formel 13 32 a b Abschnitt 13 3 2 a b Abschnitt 13 3 3 a b Abschnitt 13 5Dieser zitiert folgende Einzelartikel die aus geschichtlichen Grunden angegeben werden J Ackermann Der Entwurf linearer Regelungssysteme im Zustandsraum Regelungstechnik 20 1972 S 297 300 H H Rosenbrock Distinctive Problems of Process Control Chemical Engineering Progress 58 1962 S 43 50 P L Falb W A Wolovich Decoupling in the Design and Synthesis of Multivariable Control Systems IEEE Trans on Automatic Control 12 1967 S 651 659 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polvorgabe amp oldid 200784103