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Peru ist eine demokratische Republik und nach dem Prinzip der Gewaltenteilung aufgebaut Alle 5 Jahre wird ein neuer Staatsprasident gewahlt Dieser ist zugleich Staatsoberhaupt Oberbefehlshaber der Streitkrafte und Regierungschef Er ernennt und entlasst das Kabinett Letzteres muss durch das Parlament bestatigt werden Die gesetzgebende Gewalt wird durch den Kongress gebildet Dabei handelt es sich um ein Einkammerparlament mit 130 Sitzen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Verfassung 2 Staatsprasident 3 Judikative 4 Legislative 5 Historische Entwicklung 6 EinzelnachweiseVerfassung BearbeitenDie aktuelle Verfassung stammt aus dem Jahr 1993 Sie besteht aus sechs Titeln die insgesamt 201 Artikel enthalten Der erste Titel legt die Grundrechte fest Dies umfasst die Freiheitsrechte soziale und okonomische Rechte politische Rechte sowie Rechte und Pflichten der Staatsbediensteten Der zweite Titel beschreibt den Staat und die Nation Darunter fallen grundlegende Staatsaufgaben Suprematie der Verfassung und Widerstandsrecht Staatsburgerschaft Sprachen sowie das Verhaltnis zu Kirchen Der dritte Titel befasst sich mit der Wirtschaftsordnung Hier wird festgehalten dass Peru eine soziale Marktwirtschaft ist Des Weiteren werden die Rolle von Staat und Eigentum und die Rechte der indigenen Gemeinschaften beschrieben Der vierte Titel regelt die Staatsstruktur also das Regierungssystem im engeren Sinne mit Gewaltenteilung inklusive Wahlsystem und Dezentralisierung Der funfte Titel definiert die Verfassungsgarantien Darunter fallen unter anderem Habeas Corpus Habeas Data und das Verfassungsgericht Der sechste Titel beinhaltet die Bestimmungen zur Verfassungsreform 2 Staatsprasident BearbeitenDer Staatsprasident ist Staatschef Er wird fur funf Jahre direkt gewahlt wobei er zusammen mit zwei Kandidaten fur die Vizeprasidentschaft antritt Erhalt kein Prasidentschaftskandidat die absolute Mehrheit gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten Eine direkte Wiederwahl des Prasidenten ist seit der Verfassungsanderung von 2000 nicht mehr moglich Es ist allerdings erlaubt dass ein ehemaliger Prasident nach fruhestens funf Jahren erneut kandidiert 3 Der Prasident kann nur seines Amtes enthoben werden wenn der Kongress ihn fur amtsunfahig erklart oder er aufgrund schwerwiegender Verstosse verurteilt wird 2 Judikative BearbeitenDie Judikative besteht aus zwei Saulen zum einen aus dem Obersten Gerichtshof und den ihm nachgeordneten Gerichten und zum anderen aus dem Verfassungsgericht Die Verfassungsrichter werden durch den Kongress gewahlt die ubrigen Richter durch ein unabhangiges Organ ernannt Die oberste Wahlbehorde ist eng mit dem Justizwesen verzahnt da ihre Mitglieder vom Obersten Gerichtshof den Staatsanwalten der Rechtsanwaltskammer und den juristischen Fakultaten der staatlichen und privaten Universitaten gewahlt werden 3 Legislative BearbeitenGleichzeitig mit den Prasidentschaftswahlen wird auch der Kongress fur funf Jahre gewahlt Die Abgeordneten besitzen Immunitat und konnen ohne Zustimmung des Kongresses oder der Standigen Kommission weder angeklagt noch verhaftet werden Neben den Kompetenzen zur Kontrolle der Regierung werden dem Kongress auch die beiden klassischen Aufgaben eines Parlaments zugeschrieben die Gesetzgebung und die Verabschiedung des Staatshaushalts Fur den Staatsprasident und die Kongressabgeordneten besteht gleichermassen das Recht zur Gesetzesinitiative Daneben konnen andere Staatsorgane Regional und Lokalregierungen oder die Berufskammern dieses Recht ebenso wahrnehmen wie Burger mit einer Gesetzesinitiative 2 Historische Entwicklung BearbeitenDer Peruanische Nationalstaat entstand zu Beginn des 19 Jahrhunderts Er wurde von Beginn an als eine Prasidialdemokratie mit Verfassung und Teilung der Gewalten in eine Exekutive Legislative und Judikative entworfen Das politische System das nach der Unabhangigkeit entstand hatte vor allem zwei Aufgaben zu erfullen Erstens die soziale Ordnung zu erhalten und zweitens die politischen Konflikte zwischen den verschiedenen Interessen der Oberschicht zu regulieren Die seit den 1870er Jahren als Oligarchie bezeichnete Oberschicht Limas und der Kustenstadte versuchte nun in wechselnden Allianzen das Land nach ihren Vorstellungen zu verandern 3 Durch den Krieg mit Chile 1879 1883 veranderte sich der Charakter der Oligarchie grundlegend Denn anschliessend hing die politische Macht von Kontakten zu auslandischen Unternehmen ab Wahrend es vor 1879 intensive Versuche gegeben hatte die wachsenden stadtischen Schichten an sich zu binden wurde zu Beginn des 20 Jahrhunderts vor allem repressiv auf die ersten Aktivitaten der Arbeiterbewegung in den Stadten und auf den Plantagen reagiert Die Unfahigkeit die neuen sozialen Schichten an der Kuste und in den Kustenstadten in das politische System einzubinden fuhrte 1919 zum Kollaps des Systems Dieses wurde durch die erste Diktatur in Peru im 20 Jahrhundert ersetzt 3 In den folgenden Jahrzehnten gelang es nicht das Grundproblem des politischen Systems zu losen das darin bestand auf der einen Seite auf die Forderungen nach politischer Partizipation der stadtischen und landlichen Unterschichten reagieren zu mussen und auf der anderen Seite die politische und gesellschaftliche Stabilitat zu bewahren Die APRA Alianza Para la Revolucion Americana war zu der Zeit der wichtigste Reprasentant der Mittel und Unterschicht Die Partei wurde zuerst 1920 als gesamtlateinamerikanische Partei und 1930 als peruanische Partei gegrundet Jedoch war sie lange Zeit verboten und wenn sich die Moglichkeit abzeichnete dass die APRA an die Macht gelangen konnte schritt jedes Mal das Militar ein Somit blieb sie von dem politischen System ausgeschlossen 3 Seit den 1920er Jahren war ersichtlich dass es grundlegender Reformen bedurfte um die marginalisierten Schichten politisch und sozial zu integrieren Solche Reformen wurden jedoch erst in den 1960er Jahren in Angriff genommen Diese Verzogerung lag vor allem daran dass die Oligarchie sich im Bundnis mit dem Militar an der Macht behauptete 3 1963 kam schliesslich mit Fernando Belaunde Terry von der Partei Accion Popular ein Prasident durch Wahlen an die Macht welcher durch gemassigte Reformen ein neues Peru schaffen wollte Da unter der Prasidentschaft von Belaunde jedoch wenig Veranderung erreicht worden war drohte bei den bevorstehenden Wahlen nach funf Jahren ein Sieg der APRA 4 Daher putschte das Militar erneut Dieses Mal jedoch nicht mit dem Ziel die alten Strukturen zu bewahren sondern diese zu zerstoren Somit zerschlug die Militarreform die Strukturen der Oligarchie wie sie jahrzehntelang bestanden hatten Eine radikale Bodenreform beseitigte den Grossgrundbesitz in ganz Peru Viele Unternehmen wurden verstaatlicht Enteignet wurde aber auch die Mehrzahl der Banken sowie die Presse Wahrend auslandische Unternehmen relativ zugig entschadigt wurden entsprachen die Zahlungen an Peruaner haufig nicht dem Wert des enteigneten Besitzes Auch heute noch ist die okonomische Macht in Peru bei einer geringen Zahl von Personen konzentriert allerdings ist die Einheit dieser Personen nicht mehr gewahrleistet 3 Die Militardiktatur dauerte von 1968 bis 1980 an Ein Machtwechsel wurde von unten durch eine Protestbewegung der Linken herbeigerufen Das Militar kam den Forderungen nach Im Jahr 1978 wurde von einer Versammlung eine Verfassung ausgearbeitet und 1979 erlassen Es wurde wieder ein Prasidialsystem und eine allgemeine Wahlpflicht eingefuhrt Diese galt jetzt auch fur Frauen und Analphabeten sodass die Mehrheit der Bevolkerung nun auch ein Recht auf politische Mitbestimmung hatte 5 Die ersten Wahlen brachten 1980 Fernando Belaunde Terry erneut in den Prasidentenpalast 1985 verlor seine Partei Accion Popular dann gegen die APRA und seinen Kandidaten Alan Garcia 1990 gewann ein Kandidat namens Alberto Fujimori Er distanzierte sich von sogenannten traditionellen Politikern Bei den Wahlen 1995 und 2000 gelang es Alberto Fujimori und seiner Partei sich an der Macht zu behaupten Die stattfindenden Wahlen waren jedoch weder frei noch fair Dies gelang ihm durch die Beeinflussung der Medien und eine neue Verfassung die er im Jahre 1993 erlassen hatte Mit einigen Anderungen z B die Wiederwahl des Prasidenten ist diese Verfassung bis heute in Kraft Eine vollstandige Demokratisierung erfuhr Peru erst nach Fujimoris Fall im Jahr 2000 Von diesem Moment an waren die lokalen und nationalen Wahlen frei und kompetitiv und die Wahlen sind bis heute allgemein direkt und geheim 3 Valentin Paniagua Corazao ubernahm ubergangsweise das Prasidialamt Bei den wieder stattfindenden freien Wahlen im Jahr 2001 erlangte Alejandro Toledo die Prasidentschaft Er hatte sich als entschiedener Gegner Fujimoris prasentiert 4 2006 kehrte Alan Garcia in den Prasidentenpalast zuruck und wurde 2011 von Ollanta Humala abgelost 2016 gewann Pedro Pablo Kuczynski die Wahlen 6 Er trat jedoch schon 2018 zuruck da ihm Korruption vorgeworfen wurde Nachfolger wurde Vizeprasident Martin Vizcarra Der Kongress stimmte im Jahr 2020 fur die Absetzung des Prasidenten Martin Vizcarra wegen dessen dauerhafter moralischer Unfahigkeit Dem parteilosen Politiker war Korruption vorgeworfen worden Manuel Merino ubernahm als Ubergangsprasident das Amt doch kundigte er schon nach wenigen Tagen seinen Rucktritt an Er reagierte damit auf Massenproteste gegen die Absetzung seines Vorgangers Martin Vizcarra und Rucktrittsforderungen des Parlaments das zu einer Krisensitzung zusammengekommen war 7 Das peruanische Parlament bestimmte anschliessend den Zentrumspolitiker Francisco Sagasti zum neuen Prasidenten des Landes Sein Amt hatte er bis zu den nachsten Wahlen im April 2021 inne 8 Diese Wahlen gewann der Linkskandidat Pedro Castillo Er stammt aus einer bauerlichen Familie aus der Provinz Chota im Norden des Landes 9 Pedro Castillo wurde am 07 12 durch den Kongress abgesetzt Nachfolgerin ist eine Regierung unter der vormaligen Vizeprasidentin Dina Boluarte 10 Einzelnachweise Bearbeiten Auswartiges Amt Peru Politisches Portrat Abgerufen am 13 August 2021 a b c Peter Thiery Das politische System Verfassung Staat und Demokratie In Iken Paap Friedhelm Schmidt Welle Hrsg Peru heute Politik Wirtschaft Kultur Frankfurt 2016 ISBN 978 3 95487 508 5 S 143 177 a b c d e f g h Ulrich Mucke Das politische System Perus In Die politischen Systeme in Nord und Lateinamerika Eine Einfuhrung VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 531 90893 9 S 489 508 doi 10 1007 978 3 531 90893 9 20 a b Lateinamerika Quetzal Redaktion Kurze Geschichte der langen Liste der Staatsoberhaupter Perus Abgerufen am 13 August 2021 Ulrich Mucke Wahlen und Gewalt in Peru im 19 und 20 Jahrhundert In Kultur und Praxis der Wahlen Eine Geschichte der modernen Demokratie Springer Fachmedien Wiesbaden 2017 ISBN 978 3 658 16098 2 S 161 183 doi 10 1007 978 3 658 16098 2 8 Jurgen Hartmann Die politischen Systeme Lateinamerikas 2017 doi 10 1007 978 3 658 14353 4 ZEIT ONLINE Perus Prasident erklart seinen Rucktritt Abgerufen am 13 August 2021 ZEIT ONLINE Kongress wahlt Francisco Sagasti zum neuen Prasidenten Abgerufen am 13 August 2021 tagesschau de Dorfschullehrer im Prasidentenpalast Castillo gewinnt Wahl in Peru Abgerufen am 13 August 2021 https www dw com es congreso destituye a pedro castillo en moci C3 B3n de vacancia a 64022141 Congreso destituye a Pedro Castillo en mocion de vacancia Politische Systeme der Staaten Sudamerikas Argentinien Bolivien Brasilien Chile Ecuadors Guyana Kolumbien Paraguay Peru Suriname Uruguay VenezuelaPolitische Systeme der Staaten von Afrika Asien Europa Nordamerika Ozeanien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Politisches System Perus amp oldid 229239145