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Der Piktorialismus ist eine kunstfotografische Stilrichtung Ziel des Stiles war es nicht lediglich ein blosses einen Augenblick in der Realitat festhaltendes Abbild des Motivs herzustellen sondern eine symbolische Darstellung von Gemutszustanden oder grundlegenden Werten zu erzielen 1 Seine Blutezeit fand der Piktorialismus zwischen dem Ende des 19 Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg in Japan noch bis etwa 1925 piktorialistische Fotografien wurden allerdings teilweise noch bis zum Ende der 1950er Jahre angefertigt Henry Peach Robinson Fading away 1858 George Davison The Onion FieldGertrude Kasebier The Heritage of Motherhood um 1904 Hugo Henneberg 1863 1918 Motiv aus Pommern 1895 1896 gedruckt 1902Frank Eugene Nu au bord de l eauClarence H White 1871 1925 Regentropfen 1903 Miron Sherling 1880 1958 Portrait A J Golowin 1916 Ogawa Kazumasa alias Ogawa Isshin 1860 1928 Samurai in historischer Rustung um 1880 Inhaltsverzeichnis 1 Techniken und Stilmittel 2 Entwicklung des piktorialistischen Stiles 3 Piktorialismus in der jungeren Vergangenheit 4 Wichtige Vertreter 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTechniken und Stilmittel BearbeitenErklartes Ziel des Piktorialismus war es die Fotografie als vollwertiges kunstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren Stilistisch orientierte man sich zunachst insbesondere am Naturalismus in der Malerei dann aber auch am Impressionismus und Symbolismus Haufig angewandte stilistische Merkmale piktorialistischer Fotografien sind verringerte Konturenscharfe nebelartig zerstreute Lichtfuhrung sorgfaltige Wahl des Ausschnitts fliessende Ubergange Vorliebe fur Nacht und Nebelszenen kunstlerische Sujets Landschaften Portrats Akte und intensive Nachbearbeitung der Abzuge unter Umstanden aber auch des Negativs vor Herstellung des Positivs z B durch Frank Eugene Trotz des oft geringen Eindrucks von Scharfe und Tonwertreichtum den piktorialistische Positive auf den Betrachter hinterlassen sind die meisten erhaltenen Negative der Bilder mit dem vollen moglichen Tonwertumfang und durchaus auch dem Stande der Technik entsprechender Scharfe aufgenommen 2 Ein auffallig oft verwendetes Requisit piktorialistischer Fotografien zum Beispiel bei Alice Boughton Anne Brigman oder Clarence Hudson White ist die Kristallkugel auch in Abwandlung als z B Glasschussel die einen Zustand geistiger Vollkommenheit und Einheit symbolisieren sollte 3 Entwicklung des piktorialistischen Stiles BearbeitenDie Diskussion ob die Fotografie eine Kunst sei oder jemals eine werden konne beschaftigte die Kunsttheoretiker seit der Erfindung der Fotografie Wahrend sich das neue Medium fur Portrats und Reportagen rasch durchsetzte blieb die kunstlerische Anwendung selten Das Hauptargument dafur die Fotografie konne keine Kunst sein war Fotografie sei ein technischer Vorgang bei dem der Fotograf nichts anderes als den Ausloser zu betatigen habe die Fotografie sei also ein simples Abbild der Natur wahrend wahre Kunst eine Verarbeitung sein musse Aus dem von der Natur angebotenen Farben und Formenreichtum musse der bildende Kunstler auswahlen um die beabsichtigte Aussage zu treffen Diese Auswahl sollte mit den Stilmitteln des Piktorialismus auch in der Fotografie erreicht werden 4 Die theoretische Grundlage des Piktorialismus waren die Schriften Pictorial Effect in Photography von Henry Peach Robinson erschienen 1869 und Naturalistic Photography for Students of the Arts von Peter Henry Emerson 1889 Die Hauptthese des zweiten Buches ist Kunst sei die Wiedergabe der optischen Eindrucke die unser Bewusstsein empfange Dies konne die Fotografie ebenso gut wie die Malerei Um die Sinneseindrucke nachzuahmen musse das Bild jedoch das Hauptmotiv scharf Vorder und Hintergrund hingegen leicht verschwommen wiedergeben Fur diese Theorie stutzte sich Emerson auf physiologische Erkenntnisse vor allem auf die Arbeiten von Hermann von Helmholtz zum menschlichen Sehen Kurz nach der Veroffentlichung seines Werkes das betrachtliches Echo ausloste widerrief Emerson jedoch seine Thesen und behauptete nun die Fotografie konne nie Kunst werden Dieser Widerruf wurde jedoch kaum zur Kenntnis genommen die meisten Piktorialisten beriefen sich auf Emerson obwohl sie oft wenig mehr von ihm kannten als den Begriff der kunstlerischen Unscharfe Gruppen von Fotografen schlossen sich zusammen mit dem erklarten Ziel der kunstlerischen Fotografie zum Durchbruch zu verhelfen pictorialistic wurde im Sinn von kunstlerisch verwendet Die Hauptzentren befanden sich in London Linked Ring und New York Photo Secession doch entstanden Clubs in der ganzen Welt der Piktorialismus gilt als erste weltumspannende Fotografiebewegung Die Clubs waren oft Abspaltungen der bestehenden Fotografiegesellschaften die den Piktorialisten zu sehr mit technischen und kommerziellen Fragen beschaftigt waren Viele der piktorialistischen Vereinigungen gaben Zeitschriften heraus die zur weltweiten Vernetzung der Fotografen beitrugen Die Bildsprache der piktorialistischen Fotografie ist es mit fotografischen Mitteln eine einem Gemalde ahnliche Bildwirkung zu erzeugen Um dem Vorwurf der simplen Dokumentation der Realitat zu entgehen sind viele der Fotografien verschwommen und stimmungsvoll Alle Spuren der Industrialisierung wurden vermieden mit Vorliebe zeigen die Piktorialisten Landschaften idyllische Szenen gerne mit einer romantisch in den Vordergrund platzierten Person Portrats und Akte Es wurde oft eine arbeitsaufwandige Technik verwendet viele Abzuge sind Unikate um sich von der Massenfotografie abzugrenzen Der piktorialistische Fotograf der den ganzen Ablauf der Bildherstellung kontrollierte griff haufig auf Retusche und andere direkte Eingriffe in den Abzug zuruck Fur manche war das Negativ nur die Skizze die erst im Ablauf von Entwicklung und Abzug zur Kunst wurde Man bediente sich bei der Ausarbeitung zumeist sehr aufwandiger Edeldruckverfahren was die kunstlerische Wirkung zusatzlich untermauerte Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Piktorialismus oft hart kritisiert als blosse Imitation der Malerei der die eigentlichen Eigenschaften der Fotografie verleugnet habe Es ist jedoch der Piktorialismus der die Fotografie als Kunst etablierte und diese spateren Kritiken so erst ermoglichte Piktorialismus in der jungeren Vergangenheit BearbeitenDie Kunsttheorie geht davon aus dass sich Spuren oder Einflusse einer Stilrichtung zyklisch wiederholen ohne dass dabei die grundlegenden Elemente kopiert werden So erleben in der jungeren Vergangenheit Einflusse des Piktorialismus in der Stilrichtung des Reflexionismus eine Wiederbelebung wobei die Stilelemente der ursprunglich konkurrierenden Neuen Sachlichkeit hineinfliessen Wichtige Vertreter BearbeitenMalcolm Arbuthnot 1877 1967 Henri Berssenbrugge 1873 1959 niederlandischer Fotograf Anne Brigman 1869 1950 amerikanische Kunstfotografin und Lyrikerin Alice Boughton 1867 1943 amerikanische Fotografin und Malerin Sidney Carter Harold Cazneaux 1878 1953 Alvin Langdon Coburn 1882 1966 US amerikanisch britischer Fotograf Imogen Cunningham 1883 1976 US amerikanische Fotografin George Davison 1854 andere Angaben 1855 1930 englischer Fotograf Fred Holland Day 1864 1933 amerikanischer Fotograf Verleger und Philanthrop Robert Demachy 1859 1936 franzosischer Bankier Fotograf Maler und Schriftsteller Mary Devens 1857 1920 US amerikanische Fotografin Georg Heinrich Emmerich 1870 1923 Grunder der ersten Hochschule fur Fotografie Frank Eugene 1865 1936 US amerikanisch deutscher Fotograf Maler und Radierer Paul Haviland 1880 1950 amerikanisch franzosischer Fotograf Schriftsteller und Kunstkritiker Hugo Henneberg 1863 1918 osterreichischer Naturwissenschaftler Grafiker und Kunstfotograf Ogawa Isshin 1860 1929 Gertrude Kasebier 1852 1934 US amerikanische Fotografin Joseph Keiley 1869 1914 US amerikanischer Fotograf des Piktorialismus Autor und Kunstkritiker Heinrich Kuhn 1866 1944 deutsch osterreichischer Fotograf und Fotopionier Adelaide Hanscom Leeson 1875 1931 US amerikanische Malerin und Fotografin Eugene Lemaire 1874 1948 Leonard Misonne 1870 1943 belgischer Fotograf Francis J Mortimer Constant Puyo 1857 1933 franzosischer Fotograf Otto Scharf Edward Steichen 1879 1973 US amerikanischer Fotograf luxemburgischer Herkunft Alfred Stieglitz 1864 1946 US amerikanischer Fotograf Galerist und Mazen Hans Watzek 1848 1903 Wiener Kunstfotograf Clarence Hudson White 1871 1925 amerikanischer Fotograf und FotografielehrerLiteratur BearbeitenAnne Hammond In Michel Frizot Hrsg A New History Of Photography Konemann Koln 1998 ISBN 3 8290 1328 0 S 293 333 Franz Xaver Schlegel Pictorialism In Lynne Warren Hrsg Encyclopedia of Twentieth Century Photography Band 3 O Z Index Routledge New York NY u a 2006 ISBN 0 415 97667 7 S 1262 1266 Franz Xaver Schlegel Das Leben der toten Dinge Studien zur modernen Sachfotografie in den USA 1914 1935 2 Bande Selbstverlag Art in Life Stuttgart u a 1999 ISBN 3 00 004407 8 Zugleich Gottingen Univ Diss 1997 Peter Tausk Die Geschichte der Fotografie im 20 Jahrhundert Von der Kunstfotografie bis zum Bildjournalismus 2 uberarbeitete und aktualisierte Auflage DuMont Koln 1980 ISBN 3 7701 0813 2 S 14ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Piktorialismus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Christopher Paun Die Annaherung der Fotografie an die Malerei im Piktorialismus als Strategie der Anerkennung der Fotografie als Kunst Berlin April 2002 PDF 5 6 MB 45 Seiten mit 12 Abbildungen New York Photography Von Stieglitz bis Man Ray Ausstellung im Bucerius Kunst Forum Hamburg vom 17 Mai bis 2 September 2012 5 Metropolitan Museum of Art Pictorialist Photography Exhibition Catalogs 1891 1914 in The Menschel Library digitalisiert Piktorialismus Portal Online Katalog der Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin mit 2 300 Objekten u a 600 Fotografien aus der eigenen Sammlung sowie Verknupfungen mit Publikationen und Ausstellungen in denen die Fotografien um 1900 zu sehen warenEinzelnachweise Bearbeiten P C Bunnell Fur eine moderne Fotografie Die Erneuerung des Pictorialismus In Michel Frizot Neue Geschichte der Fotografie Konneman Koln 1998 ISBN 3 8290 1327 2 S 311 312 Anne Hammond In Michel Frizot Hrsg A New History Of Photography Konemann Koln 1994 1998 ISBN 3 8290 1328 0 S 315 316 Anne Hammond In Michel Frizot Hrsg A New History Of Photography Konemann Koln 1994 1998 ISBN 3 8290 1328 0 S 302 Peter James Tessa Sidey John Taylor Sunlight and Shadow The Photographs of Emma Barton 1872 1938 Birmingham Libraries and Birmingham Museums and Art Gallery Birmingham 1995 ISBN 0 7093 0207 X S 65 und 71 dort Fussnote 7 und die ebenda zitierte Aussage des Malers James McNeill Whistler die von Anhangern des Piktorialismus gerne zitiert wurde Nature contents the elements in colour and form of all pictures as the keyboard contains the notes of all music But the artist is born to pick and choose New York Photography Von Stieglitz bis Man Ray buceriuskunstforum de abgerufen am 18 Mai 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Piktorialismus amp oldid 232795646