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Pietro Ballerini 7 September 1698 28 Marz 1769 jeweils in Verona und sein Bruder Girolamo 29 Januar 1701 23 April 1781 ebenfalls in Verona waren zwei Historiker Theologen und Kanonisten die umfangreiche Ausgaben von Quellen zur Geschichte der lateinischen Kirche und des Kirchenrechts vorlegten Ihre wichtigsten Arbeiten verfassten sie gemeinsam und publizierten sie unter beider Namen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Karriere 2 Werke und Nachwirkung 3 Dogmatische und politische Tendenzen 4 Werke und Editionen der Ballerini 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Karriere BearbeitenDer Vater von Pietro und Girolamo Ballerini war ein Veroneser Chirurg Beide studierten am ortlichen Jesuitenkolleg Girolamo wurde zum Priester geweiht und leitete in seiner Heimatstadt eine Schule Pietro wurde 1748 von der Republik Venedig damit beauftragt die Stadt in einem Streit mit dem Patriarchat von Aquileia an der romischen Kurie zu vertreten Im gleichen Jahr wurde er von Benedikt XIV beauftragt die Briefe Leos des Grossen herauszugeben als Gegenpublikation zu der von Pasquier Quesnel erarbeiteten Ausgabe Pietro beriet den Papst in kirchenrechtlichen und historischen Fragen Werke und Nachwirkung BearbeitenDie Gebruder Ballerini schrieben zahlreiche eigene Werke und brachten zudem zahlreiche spatantike mittelalterliche und neuzeitliche Quellen zur Kirchengeschichte heraus Girolamo veroffentlichte 1729 41 die gesammelten Werke des gelehrten Kardinals Enrico Noris 1631 1704 in funf Banden Pietro verfasste ein Werk uber Augustinus und gab unter anderem die Summa theologica des Antonius von Florenz und die kanonistische Summa des Raimund de Penyafort heraus Im Jahr 1747 veroffentlichte er einen Traktat De iure divino et naturali circa usurani libri sex Sechs Bucher uber das gottliche und naturliche Recht in bezug auf die Wucherer der laut Vorwort insbesondere gegen den Calvinismus gerichtet war Spater schrieb er zwei Arbeiten zur Rechtfertigung des papstlichen Anspruchs auf den Primat Seine Polemik richtete sich hier speziell gegen Febronius Gemeinsam publizierten die beiden Bruder 1753 57 nach langen Vorarbeiten eine Ausgabe der Briefe Leos des Grossen in drei Banden die bis heute nicht durch eine bessere ersetzt worden ist Der dritte Band enthalt einen uberarbeiten Nachdruck von Quesnels Ausgabe der Collectio Quesnelliana der ebenfalls bis heute verwendet wird Ausserdem enthalt der gleiche Band eine umfangreiche Studie bekannt als Disquisitiones zu den kanonischen Sammlungen des 5 bis 12 Jahrhundert die in der Forschung teilweise bis heute zitiert wird Johann Friedrich von Schulte urteilte uber die Arbeit der Ballierini dass diese fur die ersten Jahrhunderte von so hoher Qualitat gewesen sei dass den folgenden Autoren bis einschliesslich Friedrich Maassen und dessen Geschichte der Quellen des Kirchenrechts von 1870 nur die Aufgabe einer Nachlese ubrig geblieben sei 1 Dogmatische und politische Tendenzen BearbeitenDie Traktate Quellenpublikationen und teils polemischen Kommentare der Ballerini Bruder waren gegen den Protestantismus vor allem aber gegen Jansenismus und Gallikanismus gerichtet In ihren Disquisitiones fuhrten die beiden Bruder insbesondere gegen Quesnel den Nachweis dass die heute als Quesnelliana bekannte Sammlung kein offizoses Rechtsbuch der romischen Kirche gewesen sei sondern vielmehr in Gallien und zwar als Privatarbeit entstanden und ohne jede offentliche Autoritat sei PL 56 148 Allgemein betonten sie dass nur dank Hadrian I mit der Collectio Dionysio Hadriana in Gallien eine von Rom autorisierte kanonische Sammlung verbreitet worden sei und werteten altere gallische Sammlungen deutlich ab PL 56 1125 26 Eine ahnliche Tendenz findet sich auch in den Arbeiten Pietros zum papstlichen Primat Hinsichtlich der Pseudoisidorischen Falschungen argumentierten die Ballerini Bruder nicht wie andere katholische Autoren der Zeit dass diese echt seien sondern fugten den Argumenten der Magdeburger Centurien David Blondels und anderer Protestanten vielmehr noch weitere Argumente hinzu dass es sich um Falschungen handelte PL 56 240 242 Zugleich suchten sie den Nachweis zu fuhren dass die Falschung nicht in Rom sondern nordlich der Alpen vielleicht in Mainz PL 56 249 251 und nicht zugunsten des Papsttums angefertigt worden sei sondern zugunsten des Episkopats Auch die moderne Forschung nimmt einen nordalpinen Ursprung der Falschungen an und betont die pro episopale Tendenz derselben Ferner argumentierten die Ballerini erkennbar apologetisch dass sich der romische Primat keineswegs auf die Falschungen stutze wenngleich viele von Pseudoisidor gefalschte Dekretalen Teil des damals geltenden Kirchenrechts waren Pseudoisidor habe in vielen Punkten nichts Neues gesagt was auch den fehlenden Protest gegen die Falschungen erklare PL 56 246 248 Werke und Editionen der Ballerini BearbeitenPietro Ballerini Girolamo Ballerini Hrsg Sancti Leonis Magni Romani pontificis opera 3 Bde Venedig 1753 57 Nachdruck in PL 54 56 hg von Jacques Paul Migne Paris 1846 u o Pietro Ballerini Girolamo Ballerini Sancti Leonis Magni Romani Pontificis Opera Tomus primus Venedig 1753 digitale sammlungen de abgerufen am 11 Juli 2022 Digitalisat von PL 54 Pietro Ballerini Girolamo Ballerini Sancti Leonis Magni Romani Pontificis Opera Tomus secundus Venedig 1756 digitale sammlungen de abgerufen am 11 Juli 2022 Digitalisat von PL 55 Pietro Ballerini Girolamo Ballerini Appendix ad Sancti Leonis Magni opera Tomus tertius Venedig 1757 archive org abgerufen am 10 Juli 2022 Digitalisat von PL 56 Darin Pietro Ballerini Girolamo Ballerini De antiquis tum editis tum ineditis collectionibus et collectoribus canonum ad Gratianum usque tractatus in quatuor partes distributus In iidem Hrsg Sancti Leonis Magni Romani pontificis opera Tomus tertius Venedig 1757 Sp i cccxx archive org abgerufen am 10 Juli 2022 Nachdruck unter dem Titel Balleriniorum disquisitiones de antiquis collectionibus et collectoribus canonum in PL 56 hg von Jacques Paul Migne Sp 11 354 Digitalisat abgerufen am 10 Juli 2022 Die meist als Disquisitiones oder einfach nur Ballerini zitierte Analyse der vorgratianischen Sammlungen Pietro Ballerini De vi ac ratione primatus romanorum pontificum Verona 1766 Pietro Ballerini De potestate ecclesiastica summorum pontificum Verona 1768Literatur BearbeitenOvidio Capitani Ballerini Pietro In Alberto M Ghisalberti Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 5 Bacca Baratta Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1963 J Raffalli Ballerini Pierre In Raoul Naz Hrsg Dictionnaire de droit canonique Band 2 Paris 1937 Sp 75 76 Weblinks BearbeitenBallerini Pietro In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Abgerufen am 10 Juli 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Johann Friedrich von Schulte Die Geschichte der Quellen und Literatur von der Mitte des 16 Jahrhunderts bis zur Gegenwart Erster Theil Das katholische Recht und die katholischen Schriftsteller Die Geschichte der Quellen und Literatur von Gratian bis auf die Gegenwart Band 3 1 Enke Stuttgart 1880 S 333 urn nbn de bvb 12 bsb11705270 9 Aber erst die Ballerini haben die Geschichte der Rechtssammlungen bis auf Pseudoisidor auf Grund eines grossen handschriftlichen Materiales in einer so erschopfenden und wissenschaftlichen Weise zum Abschlusse gebracht dass sie nur eine Nachlese ubrig liessen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pietro und Girolamo Ballerini amp oldid 227554863