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Dieser Artikel befasst sich mit dem Historiker Peter Andreas Munch Zum Soziologen siehe Peter A Munch Peter Andreas Munch 15 Dezember 1810 in Christiania 25 Mai 1863 in Rom war ein norwegischer Historiker Er war ein Onkel des Malers Edvard Munch Peter Andreas MunchBronzestatue von P A Munch Universitatsplatz Oslo Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung und Lehre 2 1 Kritische Forschung 2 2 Die Einwanderungstheorie 2 3 Sprachreform 3 Werk 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMunchs Eltern waren der Propst Edvard Storm Munch 1780 1847 und Johanne Sophie Hofgaard 1791 1860 Er wuchs in Gjerpen Ortsteil von Skien auf wo der Vater 1813 Pfarrer geworden war Den ersten Unterricht erhielt er mit anderen Kindern von seinem Vater Neben seiner Schularbeit las er Bucher aus der Bibliothek seines Vaters Darunter befand sich die Heimskringla in norroner Sprache eine islandische Grammatik und ein islandisches Worterbuch Mit diesen Buchern brachte er sich fruh die norrone Sprache bei 1823 kam er in die zweite Klasse der Lateinschule in Skien Dort hatte er den spateren Politiker Anton Martin Schweigaard als Klassenkameraden 1828 begann er das Studium 1834 schloss er sein juristisches Studium ab das er im Hinblick auf seine historischen Interessen begonnen hatte Er verfugte uber ein ungewohnliches Gedachtnis konnte mehrere Bucher des Livius und Gesange von Homer auswendig war musikalisch begabt und beherrschte mehrere Sprachen Norron Angelsachsisch Englisch Spanisch Portugiesisch und Italienisch 1 Das Storting Parlament hatte Gelder fur die Herausgabe der alten norwegischen Gesetze bewilligt und er ubernahm zusammen mit Rudolf Keyser diese Aufgabe Am 20 April 1835 heiratete er Nathalie Charlotte Linaae 5 Februar 1812 18 Januar 1900 Tochter des Verwalters Hans Henrik Linaae 1783 1842 und seiner Frau Karen Kaja Fredrikke Baggesen Im gleichen Jahr reiste er mit Keyser fur zwei Jahre nach Kopenhagen um Gesetzesmanuskripte abzuschreiben Danach reiste er zu dem gleichen Zweck nach Lund und Stockholm 1 Als Professor Steenbloch in Christiania starb bewarb sich Munch als Lektor fur Geschichte an der dortigen Universitat und wurde 1837 berufen 16 Oktober 1841 wurde er Professor an der Philosophischen Fakultat 2 Er wurde zum Assessor des Professorenkollegiums gewahlt und hatte dieses Amt 1842 1843 und 1849 1850 inne was mit viel Verwaltungsarbeit und Kollegiensitzungen verbunden war Zusammen mit Keyser war er auch im Fakultatskomitee das die Anforderungen fur das philologische Abschlussexamen nach der Universitatsreform von 1845 erarbeitete Altnordisch wurde alternativ zu Hebraisch als Wahlfach eingefuhrt Er war auch viele Jahre Prufer im examen artium 3 Sein unermudlicher Arbeitseinsatz in der Sammlung und Drucklegung von Quellen der ihn Monate lang bis in die Nacht beanspruchte zehrte an seinen Kraften und brannte ihn aus 1845 1854 unternahm er viele Auslandsreisen unter anderem 1846 in die Normandie 1849 nach Schottland den Orkneys und den Hebriden verbrachte drei Monate in Edinburgh und einige Wochen in London und schrieb dort wichtige Diplome und Handschriften ab 1 4 1857 erhielt er vom Storting ein Stipendium von 480 Kronen monatlich fur zwei Jahre fur seine Archivstudien im Ausland Er reiste nach Kopenhagen und Wien 1 1858 kam er nach Rom Das Storting verlangerte das Stipendium 1 und 1859 1861 arbeitete er im papstlichen Archiv in Rom Seine akribisch genauen Abschriften wurden paketweise an den Freundeskreis Det laerde Holland geschickt und kamen von dort uber Ludvig Daae in das Reichsarchiv in Christiania und wurden in die spateren Bande des Diplomatariums aufgenommen Um diese Arbeit zu betreuen reiste er 1861 nach Hause und wurde zum Reichsarchivar ernannt 1 Er liess aber seine Familie in Rom zuruck Zwei Jahre arbeitete er in Christiania unermudlich an der Herausgabe der Quellen Dazwischen kamen Nachforschungen in Stockholm Er arbeitete nun an der Unionsperiode Im Mai 1863 reiste er wieder nach Rom um seine Familie nachzuholen Dort erkrankte er an einer Erkaltung erholte sich aber zunachst Dann traf ihn am Schreibtisch mit der Feder in der Hand ein Gehirnschlag 5 Sein Grab befindet sich auf dem Protestantischen Friedhof in Rom in der Zona Seconda 5 1856 wurde auf dem Grab eine Grabsaule enthullt wobei Henrik Ibsen eine Rede hielt Eine Statue Munchs von Stinius Fredriksen wurde 1933 auf dem Universitatsplatz in Oslo aufgestellt Das Gebaude der Universitat Oslo das das Historische Institut beherbergt hat den Namen P A Munchs hus 4 Forschung und Lehre Bearbeiten nbsp Munchs Karte uber Norwegen und Schweden In den 30er Jahren kam es zu einem Umbruch in den Kulturwissenschaften Die Anforderungen an Methode und Fachwissen stiegen Aber immer noch waren die Forscher Generalisten Munch forschte auf den Gebieten Geschichte Sprachwissenschaft Runologie Mythenforschung und Geografie Fur die kartographischen Arbeiten reiste er in den Sommern 1842 1843 und 1846 durch Norwegen nach Telemarken Numedal Hallingdal Hardanger und Voss 1 Erst in der nachsten Generation meist Schuler Munchs bildeten sich Spezialisten fur die einzelnen Gebiete heraus Die Geschichtswissenschaft blieb aber fur ihn das zentrale Forschungsgebiet das die Ergebnisse der ubrigen Disziplinen sammelte auch Marchen und Volksweisen Als Professor an der Philosophischen Fakultat hielt er im Rahmen des obligatorischen Studium Generale Vorlesungen uber allgemeine und europaische Geschichte 1845 kam es zu einer Reihe von Reformen im Lehrbetrieb Dabei anderten sich die Facher im Studium Generale Geschichte und Klassische Philologie wurden ausgeschieden Das gab ihm Gelegenheit sich in den Vorlesungsthemen mehr auf seine eigenen Interessen zu konzentrieren Er hielt nun Vorlesungen uber norwegische Geschichte die auch von den Prinzen Gustaf und Oscar Frederik gehort wurden 1 Seine nachgelassenen Vorlesungspapiere zeichnen eine hohe Sorgfalt und Genauigkeit aus Kritische Forschung Bearbeiten Seine Arbeit hing zusammen mit der umfassenden Erforschung und Entwicklung einer nationalen Kultur die seine ganze Zeit pragte und von der auch viele andere wie Ivar Asen Magnus Brostrup Landstad Peter Christen Asbjornsen und Jorgen Moe erfasst waren Er war wie seine ganze Zeit sehr engagiert das Leben der Nation zu entwickeln und dies war auch das zentrale Anliegen seiner Forschung Es galt eine reichere und sicherere Kenntnis uber die Geschichte des eigenen Volkes zu gewinnen Er war sich uber die Bedeutung seiner Forschungen fur das norwegische Volk bewusst Er wollte die Werte der Vergangenheit der Gegenwart vorstellen und deshalb legte er grossten Wert auf Gewissheit Somit wurden die Begriffe Kritik und kritische Forschung zu zentralen Forschungsmaximen Diese kritische Orientierung liess ihn zunachst nach der Haltbarkeit historischer Auffassungen auf der Grundlage der Quellen fragen Dazu kam die Prufung der Quellen auf ihre Glaubwurdigkeit und Brauchbarkeit Diese Einstellung musste sich auch in der Darstellung der Ergebnisse widerspiegeln indem die Kritik Bestandteil der Darstellung selbst wurde und dem Leser Gelegenheit gab sich von der Haltbarkeit der Aussagen zu uberzeugen Das fuhrte zu umfangreichen Quellenwiedergaben uber mehrere Seiten innerhalb der Abhandlungen Seine Grundorientierung dabei war auf das Volk oder den Stamm als tragenden Begriffen gerichtet Nach der herrschenden Ansicht seiner Zeit waren Stamm und Volk kollektive Einheiten die durch einen inneren kulturellen Zusammenhang in dem alle Elemente des Lebens integriert waren konstituiert wurden Seine zentrale Problemstellung war auf den Platz des norwegischen Volkes innerhalb des skandinavischen oder germanischen Zusammenhangs zu ermitteln Diese Sichtweise und Fragestellung ist der zentrale Punkt in der so genannten norske historiske skole Die norwegische historische Schule Sein Ziel die norwegische Kultur als eigenstandig zu zeigen druckte sich auch aus in seinem Angriff auf die Danske Oldskriftselskap Danische Gesellschaft fur alte Schriften wegen deren Tendenz die islandische Literatur zum altnordischen Gemeinschaftseigentum zu erklaren und betonte demgegenuber die besondere Verbindung dieser alten Texte mit Norwegen 4 Die Einwanderungstheorie Bearbeiten Die sprachhistorische Auffassung uber die Verhaltnisse innerhalb der Germanen fuhrte zu der Einwanderungstheorie die Keyser entwickelt hatte die er aber weiterfuhrte und neu begrundete Danach war Norwegen von Norden her besiedelt worden Grundlage war der Gedanke einer Trennlinie zwischen Nord und Sudgermanen also zwischen Skandinaviern und Deutschen die in der Zeit vor Christi Geburt auf verschiedenen Wegen und zu unterschiedlichen Zeiten aus ihrem Heimatgebiet zwischen Ural und Wolga eingewandert seien Die spateren Sudgermanen seien nach Westen an die Sudkuste der Ostsee gezogen die spateren Nordgermanen hatten den Weg nach Norden teils uber den Bottnischen Meerbusen nach Schweden teils uber Finnmarken nach Nordnorwegen genommen Er behauptete dass es sich ursprunglich um drei Volksgruppen gehandelt habe und dass die Goten weiter sudlich in Skandinavien einschliesslich Norwegen gesiedelt hatten Diese Einwanderungen seien spater erfolgt und in Gebieten ohne vorangegangene Besiedlung Diese Theorie war geeignet sowohl die sprachlichen als auch die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den germanischstammigen Volkern zu erklaren die er festgestellt zu haben meinte Die Einwanderung von Norden erklarte wieso man in Nordnorwegen die reinsten norwegischen Sprachformen feststellte Dass die Gebiete vorher unbesiedelt waren sollte die ursprunglich demokratischen Gesellschaftsformen im spateren Norwegen und Schweden also die relative Gleichheit zwischen den Einwohnern erklaren Die nordische Sprache und die Gesellschaftsverhaltnisse in Danemark und Sudskandinavien konnten damit erklart werden dass die Norweger von Norden dorthin eingedrungen seien und die gotische Bevolkerung unterworfen hatten weshalb dort die Sprache nicht so rein erhalten geblieben sei und die demokratischen Elemente schwacher seien Munch befasste sich intensiv mit der Besiedlungsgeschichte und fuhrte als Beleg fur die Einwanderung von Norden die sehr fruhen Quellen uber das Haloy Reich in der Region des heutigen Halogalands an Aber er unterschied sich von Keyser indem er ein besonderes Gewicht auf die Clan Aristokratien legte und ihren Gegensatz zum Konigtum Ihre allmahliche Schwachung dieser Aristokratie sollte der Beginn des Niedergangs Norwegens im Spatmittelalter gewesen sein Sprachreform Bearbeiten Seine Forschungen waren an ein sprachwissenschaftliches und sprachpolitisches Ziel geknupft Er wollte eine neue norwegische Schriftsprache anstelle der bisherigen danischen Er war gegen eine mechanische Vernorwegisierung durch schlichte Einfuhrung norwegischer Worter oder Orthographie in die herrschende Schriftsprache wie sie von Wergeland favorisiert wurde 4 Er meinte vielmehr man musse die Sprache aus der Kenntnis des inneren Zusammenhangs der Sprache und der norwegischen Dialekte und deren Zusammenhange mit der norronen Schriftsprache umgestalten und bevorzugte eine etymologisch begrundete Rechtschreibung Er war daher von den Arbeiten Ivar Aasens fur eine norwegische Volkssprache sehr angetan In seinen Bestrebungen finden sich Elemente des damals im Vordringen befindlichen Evolutionismus Die Sprache einer jeden Epoche musse der vorgegebenen Entwicklungsstufe angepasst sein Daher war er gegen eine rekonstruierte Schriftsprache Werk BearbeitenEr schrieb mehrere Sprachlehrbucher unter anderem in Altnordisch Norron und gotisch Seine Produktion umfasst tausende gedruckter Seiten uber viele Gebiete die aber auf sein Hauptwerk fokussiert waren Det Norske Folks Historie Geschichte des norwegischen Volkes das er 1851 1863 in acht Banden bis zum Jahr 1397 fuhren konnte Das erste Heft erschien 1851 1 Gleichzeitig sammelte und ordnete er Quellenmaterial in Abschriften und gab sie und Sagas Gesetzestexte und Diplome gedruckt heraus Es erschien Norges Gamle Love Norwegens alte Gesetze in drei Banden der erste Band vom Diplamatarium Norvegicum und eine lange Reihe von Sagas und anderer alter Handschriften Sein wichtigster Einsatz war die Abschrift alter Dokumente aus dem papstlichen Archiv in Rom Er diente der Weiterfuhrung seines Geschichtswerkes uber das Jahr 1319 hinaus ab dem es auch schriftliche Quellen gab Insgesamt gab er 14 Quellentexte heraus unter anderen die Altere Edda Speculum regale Konigsspiegel das Grundbuch des Klosters Munkeliv Historia Norvegiae und Chronica Regum Manniae et Insularum Seine in danischer Sprache erschienene kleine Studie Aufschlusse uber das papstliche Archiv wurde im Jahre 1880 von Samuel Lowenfeld ins Deutsche ubersetzt 6 Ehrungen BearbeitenMunch gehorte der Kongelige Norske Videnskabers Selskab und der Norwegischen Akademie der Wissenschaften sowie mehreren auslandischen Akademien an Er erhielt 1857 den Sankt Olav Orden und 1862 den Nordstern Orden Literatur BearbeitenDieser Artikel beruht im Wesentlichen auf dem Artikel P A Munch in Norsk biografisk leksikon Zusatze sind durch besondere Hinweise belegt Ottar Dahl P A Munch In Norsk biografisk leksikon snl no Redaktion Peter Andreas Munch historiker In Store norske leksikon snl no Ole Arnulf Overland Edvard Bull Munch moŋk Peter Andreas In Christian Blangstrup Hrsg Salmonsens Konversationsleksikon 2 Auflage Band 17 Mielck Nordland J H Schultz Forlag Kopenhagen 1924 S 406 407 danisch runeberg org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peter Andreas Munch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Peter Andreas Munch im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Overland Bull Salmonsens Konversationsleksikon S 406 Diese Fakultat mussten damals alle Studenten durchlaufen bevor sie sich einzelnen Fachern widmen durften Dieses Studium fuhrte zum Examen philologico philosophicum oder anneneksamen Zweites Examen Es hat die Funktion eines obligatorischen Studium Generale Es vermittelte Kenntnisse in Philosophie Griechisch Latein Geschichte Mathematik Naturkunde und fur Theologen Hebraisch Examen zur Zulassung zum Studium Entspricht dem heutigen Abitur wurde aber von der Universitat abgenommen a b c d Store norske leksikon a b Overland Bull Salmonsens Konversationsleksikon S 407 Peter Andreas Munch Aufschlusse uber das papstliche Archiv Aus dem Danischen ubersetzt von Samuel Lowenfeld Berlin 1880 Normdaten Person GND 100533817 lobid OGND AKS LCCN no93016048 VIAF 61898457 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Munch Peter AndreasALTERNATIVNAMEN Munch P AKURZBESCHREIBUNG norwegischer HistorikerGEBURTSDATUM 15 Dezember 1810GEBURTSORT Christiania NorwegenSTERBEDATUM 25 Mai 1863STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Andreas Munch amp oldid 233335752