www.wikidata.de-de.nina.az
Auf dem Panarctic Oils Flug 416 verungluckte am 30 Oktober 1974 eine am Flughafen Edmonton gestartete Passagiermaschine des Typs Lockheed L 188 Electra kurz vor der Landung auf dem Rea Point Airfield auf Melville Island in der kanadischen Arktis Die Maschine schlug auf der vereisten Oberflache des Byam Channel auf und ging anschliessend unter Bei dem Unfall kamen alle 30 Passagiere und zwei der vier Besatzungsmitglieder ums Leben 1 Panarctic Oils Flug 416Eine in Kanada registrierte Lockheed L 188 Electra ahnlich der UnfallmaschineUnfall ZusammenfassungUnfallart Controlled flight into terrain vereiste Meeresoberflache Ort Byam Channel 3 Kilometer sudlich des Rea Point Airfield Melville Island Nordwest Territorien Kanada KanadaDatum 30 Oktober 1974Todesopfer 32Uberlebende 2Verletzte 2LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Vereinigte Staaten Lockheed L 188 ElectraBetreiber Kanada Panarctic OilsKennzeichen Kanada CF PABAbflughafen Flughafen Calgary Alberta Kanada KanadaZwischenlandung Flughafen Edmonton Alberta Kanada KanadaZielflughafen Rea Point Airfield Kanada KanadaPassagiere 30Besatzung 4Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Flugzeug und Betreiber 2 Flugverlauf 2 1 Erster Flugabschnitt 2 2 Zweiter Flugabschnitt 3 Unfallhergang 4 Opfer und Uberlebende 5 Reaktionen 6 Unfallursache 7 Quellen 8 EinzelnachweiseFlugzeug und Betreiber BearbeitenBei der verungluckten Maschine handelte es sich um eine Lockheed L 188 Electra mit der Werknummer 1141 die am 23 Mai 1961 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen N136US erstmals an die Northwest Airlines ausgeliefert worden war Ab dem 29 Dezember 1969 gehorte die Maschine mit ihrem neuen Kennzeichen CF PAB zur Flotte der International Jetair Inc und ab Marz 1970 zur Panarctic Oils Das viermotorige Flugzeug war mit vier Turboproptriebwerken des Typs Allison 501 D13 ausgestattet 1 Das Unternehmen Panarctic Oils war eine 1968 gegrundete Gesellschaft zur Erkundung von Olvorkommen im kanadischen Nordpolarkreis Es ging spater in Petro Canada auf Fur die Beforderung von Mitarbeitern und Geraten charterte Panarctic Oils anfangs Maschinen von anderen Unternehmen grundete jedoch bald eine eigene Flugzeugflotte 2 1 Flugverlauf BearbeitenErster Flugabschnitt Bearbeiten Der Panarctic Oils Flug 416 begann um 18 05 Uhr des 29 Oktober 1974 Die Lockheed L 188 Electra verliess den Flughafen Calgary zu einem Positionierungsflug zum Flughafen Edmonton Zu diesem Zeitpunkt befand sich lediglich eine dreikopfige Besatzung an Bord bestehend aus Flugkapitan Erstem Offizier und Flugingenieur Der halbstundige Flug verlief ohne besondere Zwischenfalle Die Maschine wurde in Edmonton fur den Weiterflug in den arktischen Norden Kanadas vorbereitet Es wurden Gepack und Fracht mit einem Gewicht von 20 000 Pfund ca 9 070 Kilogramm an Bord gebracht und die Maschine wurde mit 21 000 Pfund ca 9 525 Kilogramm Jet B Flugzeugtreibstoff betankt Der Flugkapitan und der Flugingenieur wurden jeweils ausgewechselt Der neue Flugkapitan wurde hinsichtlich der Wetterverhaltnisse unterrichtet und der Flugplan wurde eingereicht 2 1 Zweiter Flugabschnitt Bearbeiten Die Dauer des zweiten Flugabschnitts sollte 4 Stunden und 12 Minuten betragen Es stiegen 30 Passagiere zu ebenso wie ein viertes mannliches Besatzungsmitglied das auf dem kombinierten Fracht und Personenflug als Lademeister und Flugbegleiter zugleich fungierte 2 1 Die Maschine hob um 20 04 Uhr wieder in Edmonton ab Der Flug verlief ohne besondere Zwischenfalle Bis Fort Smith Nordwest Territorien wurde die Maschine in einer Hohe von 18 000 Fuss ca 5500 Meter geflogen anschliessend stieg sie auf 21 000 Fuss ca 6400 Meter Ubereinstimmend mit dem Zeitplan uberflog die Maschine um 23 04 Uhr Byron Bay in Nunavut Etwa 160 Kilometer weiter nordlich stieg die Maschine auf eine Flughohe von 25 000 Fuss ca 7620 Meter Als sich die Maschine in etwa 240 Kilometern Entfernung von Rea Point befand nahm die Besatzung Funkkontakt mit dem Landeplatz auf Es wurde ein VOR DME Geradeausanflug auf die Landebahn 33 durchgefuhrt Der eingeleitete Sinkflug verlief abgesehen von ein paar Turbulenzen in einer Hohe von 4000 Fuss ca 1220 Meter ruhig Als sie sich in einer Entfernung von rund 27 Kilometern vom Flugplatz Rea Point befanden behielten die Piloten fur 1 Minute und 45 Sekunden eine Flughohe von 2000 Fuss ca 610 Meter bei ehe sie die Maschine weiter sinken liessen bis sich diese in einer Entfernung von knapp 10 Kilometern vom Flugplatz in einer Hohe von 875 Fuss ca 267 Meter befand Die Besatzung kontaktierte den Flugplatz von Rea Point und informierte uber ihre DME Entfernung im Endanflug 2 1 Im Anflug wurde die Triebwerksleistung auf jeweils 1500 PS eingestellt Beide UKW Navigationsgerate wurden auf die Frequenz des Rea Point Drehfunkfeuers und beide Radiokompasse auf das ungerichtete Funkfeuer von Rea Point eingestellt Beide barometrischen Hohenmesser im Cockpit wurden auf den lokalen Luftdruck des Zielflugplatzes von 29 91 inch Hg 1012 9 hPa eingestellt Die angezeigte Fluggeschwindigkeit IAS betrug 150 Knoten 278 km h bei einer Gegenwindkomponente von 30 Knoten 56 km h was einer Geschwindigkeit von 120 Knoten 222 km h uber Grund entspricht Die Landecheckliste wurde abgearbeitet sowie die Landeklappen und das Fahrwerk vollstandig ausgefahren Die Landescheinwerfer waren ausgefahren aber nicht eingeschaltet die Scheinwerfer in den Flugelvorderkanten und die Rollscheinwerfer hingegen schon Der Kapitan fuhrte keine Landevorbesprechung durch 2 1 Unfallhergang BearbeitenBeim Blick aus dem Cockpitfenster glaubte der Flugingenieur die vereiste See erkennen zu konnen Der Kapitan glaubte hingegen dass sich die Maschine oberhalb einer Wolkenschicht befande nahm daraufhin den Schub zuruck und druckte das Steuerhorn nach vorne wodurch deutliche g Krafte auf die Maschine einwirkten Die Sinkgeschwindigkeit erhohte sich rapide auf 1700 bis 2000 Fuss 518 bis 610 Meter pro Minute Als sich die Maschine in 200 Fuss ca 61 Meter Hohe und 3 Kilometer von der Landebahn entfernt befand rief der Erste Offizier dem die Maschine steuernden Flugkapitan zu dass die Sinkrate zu hoch sei worauf dieser jedoch nicht reagierte Auf einer Flughohe von 50 Fuss ca 15 Meter riefen der Erste Offizier und der Flugingenieur beide dem Kapitan nochmal zu doch auch diesmal folgte keine Reaktion Der Erste Offizier streckte seine Hand nach den rechtsseitigen Schubhebeln aus wo sich jedoch bereits die Hand des Flugingenieurs befand Die Maschine schlug auf dem Eis auf Beim Aufprall riss die Cockpitsektion vom Rumpf ab ein Teil der Fracht wurde aus der Maschine herausgeschleudert und schlitterte bis zu 275 Meter uber das Eis Der Rumpf der Maschine versank in dem Loch das durch den Aufprall in der Eisflache entstanden war Nachdem die Cockpitsektion auf dem Eis zum Stehen gekommen war loste der Flugingenieur seinen Gurt Als er sich aufrichtete sah er dass der Kapitan und der Erste Offizier sich noch in ihren Sitzen befanden Obwohl er verletzt war gelang es dem Ersten Offizier seinen Sitzgurt zu losen Der Flugingenieur schaffte es ihn auf die Eisflache zu ziehen als kurz darauf das Eis um die Cockpitsektion einbrach die daraufhin ins Wasser sturzte und unterging 2 1 Opfer und Uberlebende BearbeitenDen Unfall uberlebten nur der Erste Offizier und der Flugingenieur Ein Passagier der zunachst uberlebt hatte starb auf dem Weg zum Krankenhaus ins mehrere Tausend Kilometer entfernte Edmonton aufgrund seines starken Blutverlustes an einem hamorrhagischen Schock Von den verbleibenden 31 Insassen des Flugzeugs hatten 16 Personen potenziell uberlebbare Verletzungen Von diesen Personen uberlebten schatzungsweise funf langer als 15 Minuten vier uberlebten 10 bis 15 Minuten und sieben weniger als 10 Minuten Von denen die weniger als 10 Minuten uberlebten wurden sechs auf dem Meeresboden gefunden wahrscheinlich ertrunken 2 Obwohl die Absturzstelle nur 2 Meilen etwa 4 km vom Ende der Landebahn entfernt war vergingen vom Zeitpunkt des Absturzes bis zur Ankunft der Rettungskrafte ungefahr zwei Stunden Die Verzogerung war auf ein unzureichend festgelegtes Reaktionsprozedere fur Notfalle zuruckzufuhren Es befand sich kein Off Airport Fahrzeug in Bereitschaft und die Notfallmassnahmen nach dem Abbruch des Funkkontakts mit dem Flugzeug wurden nur zogerlich eingeleitet Laut Unfallbericht war es jedoch unwahrscheinlich dass eine schnellere Reaktion das Ergebnis beeinflusst hatte 2 Die Lage der Absturzstelle mit der extremen Entfernung zu grosseren Stadten mit professionell eingerichteten Unfallkliniken lasst dieses Urteil plausibel erscheinen Reaktionen BearbeitenIn einem Artikel der Medicine Hat News vom 4 November 1974 wurde der Absturzort im Nordpolarmeer bei eisigen Bedingungen als der schlimmste Ort fur einen Flug Unfall bezeichnet 3 Die Insel liegt etwa 700 Kilometer vom kanadischen Festland entfernt im Umkreis von Hunderten von Kilometern befinden sich nur Eismeer und Polarsteppe die meisten Gebiete sind unbewohnt eine professionelle medizinische Infrastruktur war und ist in der Region nicht vorhanden die nachstgelegenen Grossstadte mit professionell eingerichteten Unfallkliniken liegen Tausende von Kilometern entfernt Die Entfernung nach Edmonton wohin der ursprunglich lebend geborgene Passagier uberfuhrt werden sollte betragt mehr als 2400 Kilometer Luftlinie Die geschwachten Unfallopfer mit ihren potenziell uberlebbaren Verletzungen waren extremer Kalte ausgesetzt und eine schnelle medizinische Erstversorgung konnte kaum geleistet werden Unfallursache BearbeitenZu dem Unfall wurde ein 60 seitiges Gutachten veroffentlicht Darin wurden folgende Unfallfaktoren angegeben 2 Der Anflug wurde unterhalb der von der Fluggesellschaft zugelassenen Mindestsinkflughohe fortgesetzt der verantwortliche Flugzeugfuhrer reagierte unangemessen auf einen visuellen Hinweis und leitete plotzlich den letzten schnellen Abstieg ein dieser Abstieg wurde als irrational 2 bezeichnet die zu hohe Sinkrate wurde aufgrund einer teilweisen Handlungsunfahigkeit des verantwortlichen Flugzeugfuhrers nicht korrigiert das Crew Resource Management in der Endphase des Fluges war unzureichend durch die Fluggesellschaft wurde kein Flugbetriebshandbuch oder ahnliches Dokument bereitgestellt in dem die Pflichten und Verantwortlichkeiten der Flugzeugbesatzung angemessen festgelegt waren der Flug wurde nach den Betriebsbestimmungen fur private und nicht denen fur kommerzielle Fluge durchgefuhrt die Notfallmassnahmen am Flugplatz Rea Point waren unzureichend Quellen Bearbeiten32 killed as plane crashes in Arctic New York Times vom 31 Oktober 1974 Betriebsgeschichte der MaschineEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Unfallbericht L 188 CF PAB Aviation Safety Network englisch abgerufen am 13 September 2020 a b c d e f g h i j Inquiry Into the Matter of a Crash of a Panarctic Electra Aircraft at Rea Point Northwest Territories October 30 1974 before His Honour Judge W A Stevenson report PDF englisch Plane crash reviewed Medicine Hat News vom 4 November 1974 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Panarctic Oils Flug 416 amp oldid 237107057