Als Lista Civetta (Euelen-Liste bzw. Käuzchenliste) werden in Italien Scheinlisten zur Parlamentswahl bezeichnet, die dazu dienen, spezielle Eigenheiten des Wahlverfahrens auszunutzen.
1994, 1996 und 2001 wurden 75 % der Sitze in der Abgeordnetenkammer per Mehrheitswahl und nur noch 25 % per Verhältniswahl vergeben. Dabei wurden allerdings bei der Verhältniswahl Stimmen der erfolgreichen Liste aus der Mehrheitswahl abgezogen. Um dies zu umgehen, wurden für die Mehrheitswahl spezielle Listen, die Liste Civette aufgestellt, die andere Namen trugen als die für die Verhältniswahl. Dadurch wurde der Stimmenabzug vermieden.
Zur Parlamentswahl 2001 traten die Kandidaten des Mitte-links-Bündnisses Ulivo auf der Liste Paese Nuovo, die des Mitte-rechts-Bündnisses Casa delle Libertà auf der Liste Abolizione Scorporo an. 360 der 475 Wahlkreismandate wurden von solchen Kandidaten dieser Listen gewonnen, obwohl die beiden Listen bei der Verhältniswahl nur 0,2 Prozent der Stimmen kamen.
Durch die Wahlrechtsreform 2006 wurde die Mehrheitswahl wieder abgeschafft und die Liste Civetta wurden so obsolet.
Ähnliche Scheinlisten kamen zur Parlamentswahl in Südkorea 2020 mit der Zukunftspartei Koreas (Schwesterpartei der Vereinigten Zukunftspartei) und der Deobureo-shimin-Partei (Schwesterpartei der Deobureo-minju-Partei) zum Einsatz.
Literatur Bearbeiten
- Günther Pallaver: Wahlsystem und Parteiensystem in Italien in Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 34(1), 43–60
Einzelnachweise Bearbeiten
- Stefan Köppl: Das politische System Italiens: Eine Einführung, Seite 104
- The Governance of Britain: Review of Voting Systems: the experience of new voting systems in the United Kingdom since 1997 Seite 151